Trainer für Sportrehabilitation (Fach) / Trainingsplanung (Lektion)

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BSA Kapitel 7 - 10

Diese Lektion wurde von Gwen erstellt.

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  • Was versteht man unter einem Training im offenen und im geschlossenen System? Das sog. offene System bezeichnet das Training isolierter Muskeln bzw. Muskelgruppen, wie man es z. B. bei vielen eingelenkigen Übungen kennt. Ein klassisches Bsp ist das Beinstrecken an der Maschine. Dabei wird der M. quadrizeps femoris vollkommen isoliert trainiert ohne Beteiligung anderer Muskelgruppen wie z. B. der M. ischiocrurales. Eine Bewegung im offenen System liegt dann vor, wenn das Endglied eines Körpersegments bei der Bewegungsausführung frei beweglich ist. Das sog. geschlossene System bezeichnet das Training einer Vielzahl von Muskeln innerhalb einer kinematischen Kette, wie es z. B. bei mehrgelenkigen Übungen der Fall ist. Ein klassisches Bsp. stellt das Beinpressen dar. Bei dieser Übung muss sowohl die Beinstreckmuskulatur wie die -beugemuskulatur aktiviert werden. Im geschlossenen System werden sowohl die Agonisten bzw. die Synergisten als auch die Antagonisten in unterschiedlicher Weise gefordert. Eine Bewegung im geschlossenen System liegt dann vor, wenn das Endglied eines Körpersegments bei der Bewegungsausführung fixiert ist.
  • Nenne die einzelnen Muskeln der Rotatorenmanschette und ihre Funktion! M. supraspinatus (Obergrätenmuskel) - Außenrotator und Abduktor M. infraspinatus (Untergrätenmuskel) - Außenrotator M. teres minor (kl. Rundmuskel) - Außenrotator M. subscapularis (Unterschulterblattmuskel) - Innenrotator
  • Beschreibe den methodischen und inhaltlichen Aufbau des Phasenmodells für das muskuläre Aufbautraining in der Rehabilitation! Sensorikverbesserung/Propriozeption (ca. 2 bis 3 Wochen)- Koordinationstraining- Propriozeptionsübungen  Allgemeinse und lokales Muskelausdauertraining/"Bradytrophes Training" (ca. 2 bis 4 Wochen)- dynamische Übungen- 30 bis 50 Wiederholungen (mehr als 2 Minuten)- geringe Intensität- (Muskel-)ausdauertraining Kraftausdauertraining (ca. 4 bis 6 Wochen)- dynamische Übungen- 15 bis 30 Wiederholungen (50 bis 90 Sek.)- moderate Intensität (vgl. Leistungsstufe nach ILB) Hypertrophietraining (ca. 4 bis 6 Wochen)- dynamische Übungen- 8 bis 15 Wiederholungen (20 bis 50 Sek.)- mittlere Intensität (vgl. Leistungsstufe nach ILB) Neuromuskuläres Training (ca. 4 bis 6 Wochen)- dynamische Übungen - 5 bis 8 Wiederholungen (oder weniger; unter 20 Sek.)- hohe Intensität (vgl. Leistungsstufe nach ILB) Arbeits- und sportartspezifisches Training (Dauer: offen)- alltags-, berufs- und sportartspezifische Kraftübungen mit Transfer zu realen Bewegungssituationen
  • Was versteht man unter Propriozeption? Propriozeption, auch Tiefensensibilität oder Eigenwahrnehmung genannt, ist die bewusste, teilbewusste und unbewusste Verarbeitung afferenter (von der Peripherie zum Zentralnervensystem laufende Nervenfasern) Informationen über die Gelenkstellung, -bewegung und -kraft durch das ZNS. Die Propriozeption bildet die allgemeine Grundlage der motorischen Kontrolle des menschlichen Bewegungssystems.
  • Welche unterschiedlichen Rezeptortypen gibt es, wo sind sie lokalisiert und welche Aufgaben kommen ihnen zu? Nozizeptoren sind spezifische Schmerzrezeptoren in Gelenkkapseln, -bändern, Sehnen und in fast allen Geweben des Körpers (überschwellig, gewebsbelastende oder -schädigende Reize)- Information über Gewebsschädigungen- Entwicklung physiologischer Adaptionen durch muskuläre Hemmmechanismen Muskelspindeln innerhalb der Skelettmuskulatur (Längenänderung)- Kontrolle bzw. Messung der Muskellänge (Längen bzw. Dehnungssensoren) Golgi-Apparat im Übergang von der Sehne zum Muskel, Gelenkkapseln, -bändern (mechanische Spannungsentwicklung) - Kontrolle der Muskelspannung bzw. Kontraktionskraft (Spannungssensoren), Gelenkwinkelstellung und Bewegungsrichtung Freie Nervenendigungen in Gelenkkapseln, -bändern, Sehnen und in fast allen Geweben des Körpers (variable Reize; mechanisch, chemisch, thermisch) - Information über Bewegungsgeschwindigkeit, -beschleunigung und abbremsende Kräfte, Bewegungsrichtung, Gelenkposition Pacini-Körperchen in Gelenkkapseln, -bändern (Druckänderung, schneller Druckwechsel, Deformierung, Entlastung) - dynamische Kontrolle der Gelenkbewegung bzw. -geschwindigkeit Ruffini-Körperchen in Gelenkkapseln, -bändern (Druck, Zug) - statische und dynamische Kontrolle der Gelenkwinkelstellung, Winkelgeschwindigkeit
  • Erkläre welche Auswirkungen eine Verletzung auf die Propriozeption hat! Auswirkungen Nach Verletzungen sind die Rezeptoren häufig geschädigt, so dass keine ausreichende Information über die Gelenkstellung und Muskelspannung etc zur Verfügung steht. Verletzungen führen zu einer schlechteren sensorischen Verarbeitung. Ein reduziertes bzw. verändertes sensorisches Feedback von den Gelenkrezeptoren resultiert in Funktionsdefiziten, die sich in Timing, Reihenfolge und Dauer von Bewegungsparametern und Muskelinnervationen äußern und letztendlich zu einer schlechteren motorischen Kontrolle des betroffenen Gelenks führen. Die physiologische Gelenkmechanik und -stabilität ist nur durch eine gut funktionierende propriozeptive Fähigkeit gewährleistet. Daher ist die qualitative Verbesserung der motorischen Kontrolle durch das propriozeptive Training bei allen Verletzungen oder Störungen indiziert. Grundvoraussetzung ist ein intakter Gleichgewichtssinn ein normales Grundkraftniveau und eine absolute Schmerzfreiheit. 
  • Nenne die Vorteile (5) eines propriozeptiven Trainings für das muskuläre Aufbautraining nach einer Verletzung! Verfeinerung in der Erfassung und Verarbeitung von Reizen Verbesserung des Positionssinns und des Geschwindigkeitsempfindens Verbesserung der dynamischen Stabilität Verbesserung der reaktiven neuromuskulären Kontrolle Verbesserung der Wiederherstellung und Stabilisierung der Gelenkstellungen
  • Welche Voraussetzungen müssen für die Aufnahme von propriozeptiven Training gegeben sein? Grundvoraussetzung für die Durchführung eines propriozeptiven Trainings ist ein intakter Gleichgewichtssinn, ein normales Grundkraftniveau (Alltagsbelastbarkeit) und eine absolute Schmerzfreiheit.
  • Erläutere, warum auch gesunde Menschen von einem propriozeptiven Training profitieren können. Eine allgemeine Schulung zur Verbesserung der Tiefensensibilität ist auch für gesunde Personen ein wichtiger Trainingsinhalt, um dem Auftreten von künftigen Beschwerden präventiv wirkungsvoll zu begegnen.
  • Beschreibe die wesentlichen methodischen Grundsätze (12) des propriozeptiven Trainings. Das propriozeptiven Training sollte immer im ausgeruhten Zustand am Anfang einer Trainingseinheit durchgeführt werden (nach dem Aufwärmen und vor dem Krafttraining) Die Dauer des Trainingsabschnitts richtet sich nach dem individuellen Leistungszustand der Person, sollte aber in der Regel 10 bis 20 Minuten nicht überschreiten. Die entsprechende Zielübung sollte zunächst vom Trainer in seiner Idealform demonstriert werden. Die Progression des Schwierigkeitsgrades erfolgt nach und nach durch den methodischen Aufbau der Körperausgangsstellung (z. B. Sitz, Zweibeinstand, Einbeinstand). Es sollte immer auf eine korrekte achsengerechte Körperhaltung geachtet werden. Es wird zunächst mit statischen Stabilisationsübungen begonnen und anschließend zu dynamischen Übungen übergegangen. Die Belastungsvorgabe und die Belastungskontrolle sollten zu Beginn über das subjektive Empfinden des Kunden und des Trainers erfolgen. Später ist bei statischen Übungen eine Haltedauer von 5 bis 15 Sekunden und bei dynamischen Übungen eine Wiederholungszahl zwischen 5 und 25 sinnvoll. Der Trainingsaufbau sollte unter Beachtung der allgemeinen Trainingsprinzipien der Trainingslehre (trainingswirksamer Reiz, etc.) erfolgen. Die Qualität der Bewegungsausführung muss zu jeder Zeit gewährleistet werden. Sobald die Konzentration und/oder die Bewegungsqualität nachlassen oder Schmerzen auftreten, sollte die Übung abgebrochen werden. Das Training mit geschlossenen Augen darf nicht vernachlässigt werden. Außerdem sind die allgemeinen methodischen Grundprinzipien vom Leichten zum Schweren vom Einfachen zum Komplexen vom Bekannten zum Unbekannten zu beachten.
  • Erläutere die Bedeutung des Fußes für die Propriozeption! Der Fuß nimmt im Rahmen des propriozeptiven Trainings eine Schlüsselrolle ein. Deshalb sollte das Training am besten barfuß durchgeführt werden. Zusätzlich ist die Modellierung der physiologischen Fußhaltung (kurzer Fuß nach JANDA) unabdingbar. Der Fuß verfügt über zahlreiche Mechanorezeptoren. Über eine Stimulation dieser Rezeptoren kommt es zu einer reflektorischen Informationsweiterleitung an das ZNS und damit zu einer Haltungssstabilisierung.
  • Welche Trainingshilfen sind zur Unterstützung des propriozeptiven Trainings der oberen und unteren Extremität und des Rumpfes besonders geeignet? Fitball Airostep Airex-Kissen Gymnastikmatte Wackelbrett Sportkreisel Flexibar
  • Welche Vorteile (6) bietet die ILB-Methode im rehabilitativen Training? Das Training erfolgt auf der Basis eines individuellen Krafttestes als Voraussetzung für die Festlegung einer reizwirksamen Trainingsintensität (vgl. Prinzip des überschwelligen Trainingsreizes). Die Höhe der Belastungsintensität wird aufgrund des Trainingsalters mithilfe des Grobrasters an das jeweilige Leistungsniveau des Rehabilitanden angepasst (vgl. Prinzip der Individualität und Altersgemäßheit). Es erfolgt eine systematische Progression der Belastung von Woche zu Woche (vgl. Prinzip der progressiven Belastungssteigerung). Es erfolgt ein systematischer Wechsel der verschiedenen Trainingsmethoden in den aufeinander folgenden Trainingszyklen (vgl. Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung). Durch die Zyklisierung ist ein optimaler Wechsel von intensitäts- und umfangorientierten Trainingsphasen gewährleistet. Dadurch wird den unterschiedlöichen Anpassungszeiträumen der aktiven und passiven Strukturen des Bewegungssystems Rechnung getragen (vgl. Prinzip der optimalen Verhältnisse von Belastung und Erholung). Auf Grund der optimalen Belastungsgestaltung können mehrere Trainingseinheiten pro Woche absolviert werden. Dadurch kann eine optimale Reizsetzung im Sinne der Superkompensation erfolgen, ohne dass eine Überlastung eintritt (vgl. Prinzip der Dauerhaftigkeit und Kontinuität).
  • Warum sollte bei der Übungsauswahl eine Differenzierung zwischen gesundem und verletztem Bereich erfolgen? Es sollten alle Übungen und Belastungsparameter wie Intensität, Dauer, Dichte, Umfang, Muskelarbeitsweisen, Bewegungstempo, etc. für den verletzten und gesunden Bereich separat dargestellt werden. Die Bewegungsausführung erfolgt, sofern es bei den einzelnen Übungen möglich ist, immer unilateral (einseitig), um mögliche Kompensationsmechanismen über den gesunden Bereich und einen weiteren Anstieg der Kraftdifferenz auszuschließen. 
  • Nenne die allgemeinen Trainingsprinzipien (7). Prinzip der optimalen Relation von Belastung und Erholung Prinzip der progressiven Belastungssteigerung Prinzip des wirksamen Belastungsreizes (Reizschwellengesetz) Prinzip der Belastungsvariation Prinzip der Wiederholung und Kontinuität  Prinzip der Periodisierung und Zyklisierung Prinzip der Individualisierung und Altersgemäßheit
  • Warum ist es wichtig, nach einem Bandscheibenvorfall alle Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule zu trainieren? Der Wechsel von Be- und Entlastung sowie die Einwirkung von dosierten Zug-, Scher- und Rotationskräften eines natürlichen Bewegungsverhaltens der Wirbelsäule liefern die nötigen physiologischen Belastungsreize für die Regeneration der Bandscheibe.
  • Erläutern Sie stichwortartig den methodischen Aufbau eines Rückenstabilisierungstrainings nach einem Bandscheibenvorfall. Schritt 1: Aktivierung der Schlüsselmuskulatur zur Stabilisation der Lendenwirbelsäule (Oft schon in der Krankengymnastik).  Schritt 2: Statische Stabilisation der Lendenwirbelsäule in Neutralstellung (Autostabilisation) bei Übungen in allen Bewegungsebenen (1. und 2. Mesozyklus). Schritt 3: Dynamische Stabilisation der Lendenwirbelsäule bei Übungen in alle Bewegungsrichtungen der Wirbelsäule (Extension/Flexion, Rotation und Lateralflexion). Dieser Schritt stellt den Schwerpunkt des muskulären Aufbautrainings des Mesozyklus III und IV dar. 
  • Nenne Sie die wichtigsten Muskeln für das Training der rumpfstabilisierenden Muskulatur und erläutere in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Thorakolumbalfaszie. M. latissimus dorsi  M. trapezius M. glutaeus maximus  M. transversus abdominis (querverlaufender Bauchmuskel; tiefe Bauchmuskulatur) M. obliquus internus abdominis (innerer schräger Bauchmuskel; tiefe Bauchmuskulatur) Mm. multifidi (mediale System des Erector spinae) Bedeutung der Thorakolumbalfaszie Der Latissimus, der Trapezmuskel und der Glutaeusmuskel strahlen in die Faszia thorakolumbalis und verspannen muskulär die Lendenwirbelsäule.
  • Welche Rolle spielt das Walking bzw. Nordic Walking im Rahmen der Bandscheibenrehabilitation? Durch Walking bzw. Nordic Walking wird die gesamte Rumpfmuskulatur aktiviert, ohne dass starke Kompressionskräfte auf die Wirbelsäule bzw. Zwischenwirbelscheiben treffen. Außerdem kommt es zu einer besseren Durchblutung der gesamten Rückenmuskulatur und zu einer günstigen Beeinflussung der Bandscheibenernährung. 
  • Was ist unter Autostabilisationstraining zu verstehen? Bei Autostabilisationsübungen wird die Wirbelsäule bei Übungen in alle Bewegungsrichtungen in Neutralstellung statisch stabilisiert (z. B. Seilzugübungen).