germanistik (Fach) / NDL3 (Lektion)

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Klausurfragen

Diese Lektion wurde von Mattes91 erstellt.

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  • 1. Welche Aufgaben hat Literaturtheorie? Bestimmung der Terminologie (was meinen wir mit Autor, ...?) Bestimmung möglicher Aussagen Bestimmung des Gegenstandes (was definieren wir als Literatur? Zählen auch z.B. journalistische Texte dazu?) Konzeption von Fragen (soziologische Fragen z.B. Autorschaft) » auch psychoanalytische Fragen tragen zur Theorie bei (z.B. was steuert die Genese des Textes außer der Intention des Autors? Systematizität Abstraktheit (Theorie ist abstrakt und verallgemeindernd)
  • 2. Benennen Sie den Grundwiderspruch, der in der Frage nach den "Funktionen der Literatur" steckt! Der Grundwiderspruch besteht zwischen dem Glauben an die Autonomie der Kunst und der Funktionsbeschreibung. Die Frage nach Funktion und Kunst wird häufig abgetan, weil Kunst autonom ist, also ohne eine Funktion erfüllen zu wollen. Auf der anderen Seite braucht Kunst teilweise einen institutionellen Rahmen, um als solche erkannt zu werden (z.B. ein Museum) » Das Funktionsproblem als Grundfrage der Literaturwissenschaft
  • 3. Wie würden Sie zwischen modernen und vormodernen Funktionsbeschreibungen von Literaturtheorie unterscheiden? Welche modernen und welche vormodernen Funktionsbeschreibungen kennen Sie? Widerspruch in Frage nach der Funktion von Literatur. In der Vormoderne reflektierte man nicht immer über die Funktion, in der Moderne treten die Funktionen immer im Bewusstsein des Widerspruchs zur Autonomieästhetik auf. Vormoderne hat den Anspruch zur Autonomieästhetik nicht. Katharsis (Aristoteles, Lessing) Religiöse Kunst Autonomie der Kunst (Kant, Schiller) Kunst als Kritik (nach dem 2.WK) = modernste Funktionsbeschreibung
  • 4. In der Semiotik des 20. Jahrhunderts werden im Wesentlichen zwei Zeichenmodelle voneinander unterschieden. Nennen Sie diese und gehen Sie auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede ein! Ferdinand des Saussure: Das Zeichen besteht aus der Verbindung von Signifikant (Bezeichnendes/ Laut- oder Schriftbild) und Signifikat (Bezeichnetes/ Vorstellungsbild). Nur in Kombination beider ist es möglich, die Bedeutung zu verstehen. Bedeutung ist hier ein sprachinterner Effekt. Sprache ist ein System von Differenzen verschiedener Zeichen (Stuhl ist kein Hocker). Die Sprache selbst trägt die Bedeutung. Umberto Eco: Semiotisches Dreieck. Es besteht eine dreiteilige Verbindung zwischen Zeichen, Gegenstand und Interpretation. Die Bedeutung erschließt sich durch eine Kombination aller drei Teile. Um die Verbindung zwischen Zeichen und Gegenstand herzustellen ist die Interpretation nötig
  • 5. Wie wandelt sich historisch das Verhältnis der Literatur zur Arbitrarität der Zeichen? 18. Jhd.: Poesie als Kompensation der Arbitrarität der Zeichen (Lessing, Schiller) » willkürliche Zeichen sollen durch das Natürliche ersetzt werden (Nachahmung) 20. Jhd.: Die Selbstreflexivität der Zeichen , Jacobsons "poetische Funktion", vgl. experimentelle Poesie Literatur als sekundäres Zeichen einer kulturellen Semiotik (vgl. Popliteratur) »Sinn der Literatur ist es, die Differenz von Sprache und Wirklichkeit zu überwinden, wobei die Differenz niemals gänzlich aufgehoben werden kann
  • 6. Was ist ein Text? Gehen Sie bei der Erläuterung des Begriffs auch auf dessen Theoriegeschichte ein! Die entscheidenden Kriterien zur Definition eines geschlossenen Textes sind: Fixierung, Lesbarkeit, Geschlossenheit, Kohärenz und Stabilität. Strukturalismus (60er, 70er Jahre): Text als strukturelles Ganzes, Text als Gegenbegriff zum Werk und zur Gattung im Sinne seiner Wertungs- und Interpretationsneutralität. "Text" wird dem Begriff "Werk" übergeordnet. Jedes literarische Werk ist ein Text, aber nicht jeder Text ist ein literarisches Werk Entgrenzung des Textbegriffs im Poststrukturalismus: Text ist unabgeschlossen und dynamisch, es findet eine Überlagerung mit dem Intertext statt. Intertextualität (ein Text richtet sich an einen anderen) ist begrifflich eng mit der Entgrenzung des Textbegriffs verbunden
  • 7. Unterscheiden Sie einen offenen von einem geschlossenen Textbegriff- Welche editionsphilologischen Konsequenzen hat dieser Unterschied? Geschlossener Text: Der Text an sich ist einziger Bezugsrahmen der Interpretation Offener Text (Intertextualität): Andere Texte über den Text hinaus werden zum Bezugsrahmen der Interpretation gerechnet Konsequenzen des offenen Textbegriffs: Problematisierung der Trennung Text und Apparat Darstellung des Textes als Prozess "Varianten konstituieren demnach nicht verschiedene Texte, sondern verschiedene Fassungen eines Textes; der Prozess der Veränderungen - soweit in den Überlieferungen dokumentiert - ist somit in diesem Textbegriff eingeschlossen, die dynamische Charakteristik gehört zum Wesen des Textverständnisses."
  • 8. Welche Kriterien kennen Sie, mit denen man literarische von nicht-literarischen unterscheiden kann! Gehen Sie auf die jeweiligen Vorzüge und Schwächen ein Formale Bestimmung: Literatur als geformte Sprache. Verweis auf Gattungtstrias > allerdings sind nicht alle von der Gattung erfassten formalen Elemente exklusiv literarisch Literatur als spezifischer Sprachgebrauch > Poetizität als Qualität von Texten, allerdings nicht ausschließlich auf literarische Texte beschränkt Normative Bestimmung: Schönheit, gut geschrieben > Einwand der Subjektivität Pragmatische Auffassung von Literatur als Summe des Kanonisierten > Einwand des Zusammenhangs von Kanonisierung und Macht
  • 9. Poetizität ist ein Begriff, mit dem man das Spezifische literarischer Texte zu beschreiben versucht hat. Was ist darunter zu verstehen? Erläutern Sie Vorzüge und Grenzen dieses Bestimmungsversuchs! Eine Erwartung nach der formalistischen Bestimmung von Literatur ist ein spezifischer Umgang mit Sprache, der von der Alltagssprache abweicht (Abweichungspoesie). Es geht dabei nicht darum, wie sie abweicht, sondern dass sie abweicht. Eine Schwierigkeit dabei ist, eine allgemeingültige Definition für "Alltagssprache" zu finden. Einige Romane arbeiten bewusst mit Alltagssprache und Werbung dagegen kann sich blumiger Sprache bedienen. Vorzug des formalistischen Literaturbegriffs ist, dass er die Einwände gegen sich selbst mit einbezieht. Es geht weniger darum, ob ein Text Literatur ist, sondern ob er literarische Qualität hat. Auch ein Text, der nicht im engeren formalen Sinne Literatur ist, kann literarische und poetische Qualität aufweisen
  • 10. Was sind Fiktionssignale? Paratextuelle Elemente (Autorname, Gattungsbezeichnung, Verlag) Unwahrscheinliches (Fantastisches, Widersprüche in Erzähllogik) Gattungsspezifische Elemente ("Es war einmal..." deutet auf Märchen hin) Fiktionsreflexivität (Fiktionaler Charakter wird bewusst als Täuschung dargestellt) Fiktionsvertrag (Der Leser gibt willentlich seinen Unglauben auf und lässt sich für die Dauer der Lektüre auf einen Vertrag mit dem Autor ein. Er erkennt den Text als Fiktion, liest ihn aber nicht als solche)
  • 11. Was verstehen Sie unter einer ontologischen Unterscheidung zwischen Fiktion und Nicht-Fiktion? Durch welche anderen Unterscheidungsmöglichkeiten kann die ontologische Unterscheidung ersetzt werden? Fiktionen als Aussage über Nicht-Wirkliches/ Unterscheidung von Wirklichem. Kritik dieser ontologischen Definition: Wirkliches und Nicht-Wirkliches sind beide nur Darstellungen von Welt, die sich lediglich in ihrer Überprüfbarkeit und ihrem Wahrheitsanspruch unterscheiden. Auch die Wirklichkeit könnte hinterfragt werden. Die Differenz zwischen Wirklichkeit und Fiktion kann nicht gewusst, sondern nur geglaubt werden.  Fiktionalität≠Fiktivität. Fiktionalität = bestimmte Einstellung, mit der rezipiert wird. Fiktivität = etwas, das in der Wirklichkeit nicht existiert Transformation der ontologischen Definition: Pragmatisch: Fiktionalität/Faktualität Referentiell/Pseudoreferentiell vollständig/unvollständig multivial (durch mehrere Quellen zugänglich)/ univial (durch eine Quelle zugänglich) Fiktionsbewusstsein/ kein Fiktionsbewusstsein sozial anerkannte/ individuelle Überzeugung
  • 12. Unterscheiden Sie den Begriff der Poesie von dem der Poetizität! Poesie wird häufig synonym zu Lyrik verwendet. Das Adjektiv "poetisch" hat im Gebrauch wenig mit dem Subjekt Poesie zu tun, sondern wird als Qualitätsurteil verwendet. Poesie wird als Gegenentwurf zur "Prosa der Wirklichkeit" bezeichnet (Weltzustand). Poetizität hingegen ist nur auf Sprache bezogen, nicht gattungsspezifisch und nicht wertend. Die Poetizität sagt auch nichts über den Zustand der Welt, sondern meint lediglich einen spezifischen Gebrauch von Sprache, der von der Alltagssprache abweicht
  • 13. Was verstehen Sie unter Poetizität? Gehen Sie dabei auch auf Jacobsons Begriff der "poetischen Funktion" ein! Poetizität (Ursprung im russischen Formalismus): Abweichung/Verfremdung von Alltags- und konventioneller Literatursprache nicht normative offene Differenz zwischen Alltags- und literarischer Sprache nicht gattungsgebunden kanonkritisch Poetische Funktion (Jacobson): eine Funktion sprachlicher Äußerung unter anderen (emotive, phatische, konative, referentielle und metasprachliche Funktion) Selbstbezüglichkeit der Zeichen Bewusstsein der Differenz zwischen Signifikant und Signifikat Mehrdeutigkeit (der Referenz, der Autorschaft, der Adressierung) als Effekt der dominanten poetischen Funktion "Der Vorrang der poetischen Funktion von der referentiellen löscht den Gegenstandsbezug nicht aus, sondern macht ihn mehrdeutig."
  • 14. Erläutern Sie den Begriff der Autonomieästhetik! Gehen Sie dabei auf die Kritik am Autonomiekonzept ein und nennen Sie einen Versuch der Transformation des Konzeptes! Zweckfreier Charakter jedes künstlerischen Werkes, interesseloses Wohlgefallen, l'art pour l'art Kritik des Autonomiegedankens: Poetisch wirkungslos Heteronomie des Materials: pragmatische Bindung des Materials Sprache (Bindung an die Kommunikationsfunktion der Sprache muss von Literatur beachtet werden), eigene Intentionalität Ideologie der Autonomie (Eagleton) » Es sollte heute nicht mehr von Autonomie gesprochen werden, aber Literatur verfügt über einen weniger klaren Zweck, als andere schriftliche Artefakte (z.B. Fahrplan) Transformation des Autonomiegedankens:  Roman Jacobson: poetische Funktion, Selbstbezüglichkeit der Sprache Generalisierung des Selbstreflexivitätsgedankens: Übertragung auf andere Merkmale der Kunst/Literatur: Form, Fiktion, Medium
  • 15. Welche Aspekte schließt der Begriff des Autors außer dem bloßen Textproduzenten ein? Der Autor als Urheber: "Urheber ist der Schöpfer des Werkes" Veröffentlichung/Öffentlichkeit Der Autor als Eigentümer/Besitzer des Textes Autorschaft als Textverantwortung Autorschaft als Inszenierung (öfftl. Auftritte)
  • 16. Inwiefern kann und warum muss die empirische Person des Autors von einem Konzept des Autors unterschieden werden? "Es ist die Sprache die spricht, nicht der Autor", sagte Barthes über die eigene Intention des Textes, unabhängig von der Person des Autors. Der Leser trägt seinen Teil dazu bei, einen Autor als Entwurf aus dem Text zu extrahieren, der so auf keinen Fall identisch ist mit dem empirischen Autor. Man spricht auch von einem impliziten Autor. Die Rollenkonzeptualisierung des Nichtindividuellen der Autorschaft variieren in der Historie
  • 17. Seit wann spricht man von einer Institution des Autors? Welche historischen Entwicklungen führten zur Ausbildung einer solchen Institution? Institutionalisierung zwischen 1750 und 1840 ideengeschichtliche Begründung der Institution Autor in Genieästhetik/geistiges Eigentum Normalisierung der Onymität als Symptom der Institutionalisierung. Dichtung war lange Zeit keine hauptamtliche Aufgabe. Der Beruf des Schriftstellers kollidierte manchmal mit dem bürgerlichen Beruf, was die Anonymität bei der Veröffentlichung begründete. Erst durch die Entstehung des Buchmarktes und die Alphabetisierung konnten Schriftsteller von diesem Beruf auch leben freier Autor Urheberrecht: 1810 Begriff des geistigen Eigentums im deutschen Recht
  • 18. Welche literaturwissenschaftlichen Konzepte des Autors sind Ihnen bekannt? Nennen und erläutern Sie drei! Impliziter Autor: Autor als Entwurf eines Autors, der aus dem Text resultiert, mit dem der empirische Autor aber nicht identisch ist Autor als Rolle: Der Autor als Orakel (Platon), als Genie, als Seher (Dilthey) Tod des Autors: (Barthes) Eigene Intention des Materials:"Es ist die Sprache die spricht, nicht der Autor." "Die Geburt des Lesers ist zu bezahlen mit dem Tod des Autors."
  • 19. Welche Rolle spielt der "Autor" für die Interpretation von Texten? Hermeneutik als autorbezogene Literaturtheorie (im Gegensatz zum Strukturalismus/Poststrukturalismus Autor als historische Markierung/Umriss potenziellen Wissens; als kategoriale aber nicht als semantische Intention (es gibt eine, wir wissen aber nicht welche). > Differenz zwischen Intention und Bedeutung, daher nicht semantisch Unverfügbarkeit einer psychischen Intention des Autors/Interpretationsbedürftigkeit seiner Selbstaussagen. Keine Einsicht in den Autor möglich, aber dieser hat ein Bewusstsein für die Öffentlichkeit seiner Aussagen, folgt somit möglicherweise einer Inszenierungsstrategie Differenz Textbedeutung und Intention Textgenese verdankt sich nicht allein intentionalen Akten Der Interpret des Textes ist klüger als sein Autor. Man geht davon aus, dass dem Text in Interpretationen mehr Bedeutung zugemessen wird, als der Autor vorsah
  • 20. Warum muss Literaturwissenschaft den Leser von Texten mit berücksichtigen? Inwiefern kann man vom Leser als Adressaten eines Textes sprechen? Dass der Leser eine gewissen Mitarbeit an der Bedeutungskonstitution hat, ist eine alte Einsicht der Hermeneutik. Systematisch wird die Rolle des Lesers aber erst seit den späten 70er Jahren berücksichtigt. Bei Barthes wird es soweit radikalisiert: Leser statt Autor. In einigen Situationen ist der Leser tatsächlicher Adressat, vgl. Briefliteratur. Aber Texte haben nicht nur die adressierten Leser, da der Autor letzlich nicht weiß, wer der Leser sein wird,sodass die Kommunikation zwischen Autor und Leser in der modernen Literatur einer Flaschenpost gleicht (Mandelstam). Gelegentlich spricht man von einem fiktiven Adressat (Bsp. Wilhelm in Goethes "Werther"). Der fiktive Adressat ist aber vom Textadressaten zu unterscheiden. Der Adressat ist kein individueller Leser, sondern ein Prototyp eines Lesers, der eventuell auf eine bestimmte soziale Gruppe zutrifft. Aus jedem Text lässt sich das Profil eines Lesers anhand des vorausgesetzten Wissens ermitteln (Leser als Stimme des Wissens)
  • 21. Warum muss Literaturwissenschaft den Leser von Texten mit berücksichtigen? Inwiefern kann sie dabei auf reale Leser eingehen? Der Leser wird als Größe für die Literaturwissenschaft als weniger wichtig eingeschätzt als z.B. der Autor, aber die Frage nach dem Lesen hört auf trivial zu sein, wenn man beobachtet, dass das Lesen konstitutiv für das Verstehen ist. Der Leser ist also als bedeutungskonstituierende Instanz oder einfach als wirkungsgeschichtlicher Faktor zu beachten. Die Lektüre ist individuell, man spricht auch von paradigmatischer Einzellektüre (es macht einen  Unterschied, ob Friedrich Schlegel oder Walter Benjamin Goethes Werther lesen). In bestimmten Leküresituationen kommen Bildungsvoraussetzungen zum Tragen, sodass bestimmte soziale Gruppen angesprochen werden. Einige soziologische Fragen, die dabei aufkommen lauten: Wer kann lesen? Wer liest was? Wer liest was wie? (Bsp. Leserevolution im 18.Jhd.> Alphabetisierung und Entstehung eines Buchmarktes)
  • 22. Welche extratextuellen Kontextualisierungen von Literatur kennen Sie? Nennen Sie mindestens drei literaturwissenschaftlich einschlägige Theorien der Kontextbeschreibung! Erläutern Sie diese! Marxistische Literaturtheorie: Diese Theorie dient als wichtigster Ausgangspunkt der Literatursoziologie. Es ist ein Denken über Klassenverhältnisse, die sich mit den ökonomischen Bedingungen verbinden, die die Basis der Gesellschaft bilden. Andere Teile der Gesellschaft (so auch die Literatur) werden als "Überbau" bezeichnet. In Bezug zur Literatur des Marxismus ist die Wiederspiegelungsthese von großer Bedeutung, die meint, dass sich in literarischen Werken die ökonomischen Verhältnisse wiederspiegeln, sodass die Autonomie der Kunst keine Rolle spielt Diskursanalyse (Focault): Literatur steht im Zusammenhang unterschiedlicher Diskurse. Diskurs: Zusammenhang von Zeichen, Begriffen, Redeweisen, die determinieren was, wie und von wem über bestimmte Gegenstände/ Themen gesagt werden kann. Wirklichkeit ist nur diskursiv vermittelte Wirklichkeit. Marginalisierung des Subjekts/Autors. Unklarer Diskursstatus der Literatur: eigener Diskurs oder Gegendiskurs  Systemtheorie (Luhmann): Theorie gesellschaftlicher Teilsysteme: Recht, Politik, Kunst etc.. Systeme sind selbstrefentiell, geschlossen; dienen der Selbstreproduktion. Texte interessieren darin nicht hermeneutisch, sondern funktional als Element der Selbsterhaltung des Systems, als Teil eines Kommunikationsprozesses. Literatur benutzt andere Differenzierung der Selbstbeschreibung als andere Systeme, etwa die zwischen Autonomie und Heteronomie. Texte resultieren nicht aus individuellen Intentionen, sondern aus der Funktionslogik von Systemen 
  • 23. Was besagt der Begriff der Intertextualität? Unterscheiden Sie zwischen einem engen und einem weiten Begriff von Intertextualität! Intertextualität ist eine Ebene von Kontexten; Beziehung eines Textes zu anderen Texten. Enger Begriff: Beziehung zu anderen Texten, die vom Text selbst markiert wird Weiter Begriff: Potenzielle, weder vom Autor noch vom Leser zu kalkulierende Beziehung des Textes zu jedem anderen Text Kristeva: Ein Text richtet sich an einen anderen und nicht ein Mensch an einen anderen. In das Werk eines Autors gehen auch Texte ein, die gar nicht intentional einfließen sollten, da auch schon der Spracherwerb von Texten beeinflusst ist, was uns aber nicht bewusst ist
  • 24. Was besagt der Begriff des hermeneutischen Zirkels? Inwiefern bezeichnet er eine Methode und ein Problem der Hermeneutik? Modell zur Erfassung des Verstehensprozesses. Er beschreibt das Verhältnis des Ganzen und seiner Teile zueinander. Das Ganze als Entwurf und Hypothese. Ganzes nicht einfach gegeben, sondern Akt einer Definition. Ein Werk kann nur verstanden werden, wenn der Leser bei der Lektüre der einzelnen Textbestandteile schon eine Vorstellung von der Bedeutung des gesamten Textes hat. Reformulierung des Zirkels: Individuelles/ Allgemeines; Altes/ Neues
  • 25. Nennen Sie eine hermeneutikkritische Theorieströmung des 20. Jahrhunderts! Stellen Sie kurz die Grundannahmen dar und begründen Sie inwiefern daraus ein Einwand gegen die Hermeneutik resultiert! Der Strukuralismus ist eine der hermeneutikkritischen Theorieströmungen des 20. Jahrhunderts. Struktur als in sich geschlossener Zusammenhang, in dem alle Elemente durch den funktionalen Bezug zueinander und zum Ganzen bestimmt sind Beobachtung und Beschreibung statt Interpretation Funktion statt Sinn Text statt Werk Krititk der Unwissenschaftlichkeit der Hermeneutik: nicht wissenschaftsfähig/Mystifikation des Textes, metaphysisch, unmethodisch, keine definierte Begriffssprache
  • 26. Der Autor, der Text und der Leser gehören zum Prozess literarischer Kommunikation. Nicht alle Literaturtheorien sind mit allen drei Instanzen in der selben Weise befasst, sondern konzentrieren sich eher auf eine davon. Erläutern Sie, welche Literaturtheorien welchen Schwerpunkt setzen! Sytematisierung des Modells der literarischen Kommunikation: Verfasser Leser Medium » Wie wichtig sind die drei Instanzen in den verschiedenen Theorien? Klassische Hermeneutik stark am Autor orientiert Strukturalismus/Poststrukturalismus verschieben den Schwerpunkt zum Text Rezeptionsästhetik konzentriert sich auf den Leser
  • 27. Was ist ein Diskurs nach Focault? Diskurs als Zusammenhang von Regeln, der die Rede über und das Wissen von etwas determiniert Äußere Prozeduren, bzw. Ausschließungssysteme Verbot (Tabu wie Sex) Regel was in einer Situation gesagt werden darf und was nicht Ausgrenzung von Wahnsinn. Die Differenz von Wahnsinn und Vernunft existiert nicht einfach, sondern wird vom Diskurs konstruiert Wille zur Wahrheit. Alles was als falsch angesehen wird, wird aus dem Diskurs ausgeschlossen Innere, bzw. interne Prozeduren Kommentar. Er schafft Ordnung und hierarchisiert Texte. Vorraussetzung: Gegenstand muss kommentarbedürftig sein Autor hat auch eine Ordnungsfunktion. Man kann Werke zuordnen und gruppieren Disziplinen bezeichnen eine Reihe von Bedingungen, die für einen bestimmten bereich festgelegt sind. Sie stellt den Konsens innerhalb einer Gruppe von Diskursteilnehmern dar Kontrollmechanismen zur Verknappung der sprechenden Subjekte Ritual muss gekannt werden, um zu wissen, wie man sich in bestimmten Situationen oder gegenüber bestimmten Personen verhält Diskursgesellschaften produzieren Diskurse, bewahren sie und halten sie am Laufen Doktrin (z.B. DDR) muss akzeptiert werden, um am Diskurs teilnehmen zu können Gesellschaftliche Aneignung. Erziehung, die die Grundlage für die Teilnahme am Diskurs bildet
  • 28. Was heißt es, dass ein Leser den Text besser verstehen kann als der Autor? (Schleiermacher) Schleiermacher entwickelte die allgemeine Hermeneutik mit. Hermeneutik als Kunst, die Rede eines anderen richtig zu verstehen. Der Autor und dessen Intention führen zu einem besseren Verständnis des Textes. Hermeneutik besteht für ihn aus zwei Gebieten: grammatische Interpretation: deutet jede sprachliche Äußerung im Rahmen des vorgegebenen Sprachsystems. Poesie ist eine Erweiterung und neue Schöpfung der Sprache psychologische Interpretation soll erschließen, was der Autor aussagen möchte, denn sie faßt seinen Text als Lebensmoment des Redenden auf. Der Interpret muß dabei die Genese des Textes nachkonstruieren. Er muß die Bedingungen kennen, unter denen der Autor schrieb und die Gründe, die sein Schreiben veranlaßten, er muß sich in den Autor 'hineinversetzen' können und die Intention rekonstruieren Schleiermacher fordert schließlich, der Interpret müsse "die Rede zuerst ebensogut und dann besser verstehen als ihr Urheber"