Phonologie (Fach) / 6. Die Konsonanten des Dt. (Lektion)
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Diese Lektion wurde von Timo87 erstellt.
- Konsonanten des Dt. (Siehe Folie 4) ...
- Welche Konsonanten bilden lediglich allophonische Varianten? 1.[r], [ʀ], [ʁ]2.[ç], [x], [χ]
- [r], [ʀ], [ʁ] • Fakultative Varianten eines Phonems /ʀ/• Als kombinatorische Variante tritt /ɐ/ hinzu Bsp. wirr /vɪʀ/ [vɪɐ] • Es könnte ebenso ein anderer Phonem-Name gewählt werden, z.B. /r/. Entscheidend ist der Gehalt des Phonems (dazu später). • [r] und [ʀ] variieren in der Regel nur zwischen Sprechern, [ʀ] und [ʁ] variieren auch innerhalb eines Sprechers/einer Sprecherin.
- [ç], [x], [χ] •Kombinatorische Varianten des Phonems /ç/. (Siehe Folie 7)
- [ŋ] • Tritt anders als [m] und [n] nur nach ungespanntem Vokal auf.• Verhält sich wie ein komplexer hinterer Silbenrand (dazu mehr im Silbenkapitel)• Innerhalb der gleichen Silbe kann nur /k/ folgen. /k/ weist den gleichen Artikulationsort auf (velar). Beispiel: [daŋk]
- Frage: Soll ein eigenes Phonem /ŋ/ angesetzt werden? Zwei Vorkommen von [ŋ] 1.[ŋ] als Realisierungsvariante von /n/ Bsp. Bank, Manko. Hier wird /n/ unter dem Einfluss von /k/ velar realisiert. 2.[ŋ] als Realisierungsvariante von /ng/ Bsp. /bang/ -> [baŋ] Realisierung als [ŋ] nur, wenn /n/ und /g/ innerhalb der gleichen Silbe auftreten, oder wenn nach /ng/ ein Reduktionsvokal folgt. Vgl. lang, lange vs. Mango --> Kein eigenes Phonem /ŋ/
- /h/ • Auftreten:–im Wortanlaut Bsp. [h]indern –inlautend zu Beginn einer betonten Silbe im Morphemanlaut Bsp. ver[h]indern –Selten im Wortanlaut bei unbetonter Silbe Bsp. [h]iˈnein, [h]eˈraus –Selten inlautend morphemintern zu Beginn einer Silbe Bsp. a[h]oi, A[h]orn, U[h]u, Ma[h]agoni Hier muss jeweils ein Vollvokal folgen. • [h] tritt nicht intervokalisch vor Reduktionsvokalen auf! Bsp. sehen, Ehe ohne [h] auch nicht bei: ruhig, Drohung • Auch kein [h] bei: sehr – Seher, hör – höher
- /ʔ/ •Auftreten:–Im Morphemanlaut vor Vokal am Beginn betonter Silben Bsp. [ʔ]ast, be[ʔ]achten –Morphemintern nur fakultativ Bsp. na[ʔ]iv, The[ʔ]ater –Die betonte Silbe muss nicht die hauptbetonte sein.Bsp. Staub[ʔ]ecken; morphemintern: Micha[ʔ]el
- Ist der glottale Verschlusslaut ein Phonem? Nein: –[ʔ] ist vorhersagbar: tritt bei Explizitlautung am Beginn betonter Silben auf, wenn dem Vokal kein anderer Konsonant vorangeht [m]ast - [h]ast - [ʔ]ast ver[v]alten - ver[h]alten - ver[ʔ]alten –[ʔ] ist weglassbar, umso eher, je schwächer die vorausgehende prosodische Grenze ist. Die morpheminterne Position bildet den Extremfall, bei dem keine prosodische Grenze vorangeht. Der Beginn einer Äußerung, sofern er mit dem Beginn einer hauptbetonten Silbe zusammenfällt, bildet das andere Extrem, bei dem [ʔ] fast immer auftritt. Ein Wort-Äußerungen wie Ast bilden einen solchen Extremfall.
- Bestimmung des phonologischen Gehalts Relevante Merkmalsdimensionen nach IPA: • Artikulationsort• Artikulationsart• Stimmhaftigkeit Beispiele: Folie 12
- Alternative Klassifikation (für phonologischen Gehalt) • Eisenberg u.a.: Klassifikation nach Artikulator statt Artikulationsort • Für Artikulator statt Artikulationsort spricht: Einfachere Beschreibung der palatalen, velaren und uvularen Allophone von /ç/. Sie weisen drei Artikulationsorte auf, aber nur einen Artikulator -> Sie sind alle dorsale Frikative. •Nachteil: /s z/ und /ʃ ʒ/ gelten alle als koronale Frikative (mit der Vorderzunge gebildet). Zu ihrer Differenzierung ist ein weiteres Merkmal nötig. Man kann sie z.B. in apikale und laminale Koronale unterteilen. Apikal: /s z/ (mit Zungenspitze gebildet) Laminal: /ʃ ʒ/ (mit Zungenblatt gebildet)
- Konsonantische Phoneme des Deutschen (Siehe Folie 15) ...
- Affrikate = Folge aus Plosiv + homorganer Frikativ Homorgan = mit demselben Artikulator am gleichen oder fast gleichen Artikulationsort gebildet. Anlaut: [pf] Pferd, [ts] Zahn, Im Lehnwortschatz auch: [tʃ] Tschador, Charlie, [dʒ] Dschungel, Jazz Auslaut: [pf] Napf; [ts] Klotz; [tʃ] Matsch
- Frage: Bilden die Affrikaten des Deutschen einzelne Phoneme (= monophomatische Wertung) oder Folgen zweier Phoneme (= biphonematische Wertung)? Pro monophonematische Wertung: Affrikaten im Auslaut verletzen das Sonoritätsprinzip (s. Silbenkapitel): Normalerweise folgen im Auslaut nur weniger sonore Laute auf sonorere, nicht umgekehrt. Generell Ausnahme bei s-Lauten! Es bleibt dann noch [pf] im Auslaut. Pro biphonematische Wertung: Affrikaten verhalten sich intervokalisch nach ungespanntem Vokal wie Folgen zweier Phoneme. Bsp.: [ts] Pla[ts] pla[t.s]e [ps] Kla[ps] Kla[p.s]e [ks] Wa[ks] wa[k.s]e -> biphonematische Wertung: Das erleichtert auch die Beschreibung des phonologischen Gehalts
- Phonologische Prozesse Phonologische Prozesse = Prozesse, die sich auf einzelne Laute beziehen 1.Assimilation2.Dissimilation3.Elision4.Epenthese5.Neutralisierung
- Assimilation = Angleichung eines Segments an ein anderes Segment in Bezug auf ein oder mehrere artikulatorische Merkmale
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- Typen der Assimilation 1. Assimilation bzgl. Artikulationsort [bank] [baŋk] alveolar > velar [sεnf] [sεɱf] alveolar > labiodental 2. Assimilation bzgl. Artikulationart mhd. [lamp] > nhd. [lam] (Plosiv --> Nasal) mhd. [tsɪmbɐ] > nhd. [tsɪmɐ] (Plosiv --> Nasal) 3. Assimilation bzgl. Stimmhaftigkeit [das zalts] > [das salts] [hast du] > [hast d̥u] oder [has d̥u]
- Progressive Assimilation (= Angleichung eines nachfolgenden Lautes an einen vorangehenden) mhd. /tsɪmber/ > nhd. /tsɪmer/ [leːbən] > [leːbn] > [leːbm]
- Regressive Assimilation (= Angleichung eines vorangehenden Lautes an einen nachfolgenden) [baŋk] *[bank] [aŋ.kɐ] *[an.kɐ] [ˈaŋgɑːbə], aber auch [ˈangɑːbə] Die regressive Assimilation des Nasals ist an der Grenze zwischen zwei Morphemen fakultativ.
- Kontaktassimilation Die Assimilation findet zwischen benachbarten Segmenten statt. [baŋk]
- Fernassimilation Die Assimilation findet zwischen Segmenten statt, die nicht benachbart sind. ahd. /gasti/ > mhd. /gesti/ (ahd. i-Umlaut)
- Partielle Assimilation Angleichung zweier Segmente bezüglich einiger, nicht aller Merkmale. Beispiel: Angleichung von /n/ an /k/ nur bezüglich des Artikulationsortes: [baŋk]
- Totale Assimilation Angleichung zweier Segmente bezüglich aller Merkmale. Beispiel: mhd. /tsɪmber/ > nhd. /tsɪmer/
- Dissimilation (Def.) = Prozess, der dazu führt, dass die Ähnlichkeit zweier Segmente abnimmt. mhd. sehs > nhd. sechs [xs] > [ks] mhd. vuhs > nhd. Fuchs [xs] > [ks] Frikativ + Frikativ > Plosiv + Frikativ
- Elision (Tilgung) = Ausfall eines Segments Apokope = Tilgung eine Lautes am Wortende: /mache das/ [max das] Synkope = Tilgung eines Lautes im Wortinnern: /geben/ [ge:bm̩] (hier zusätzlich progr. Assimilation)
- Epenthese = Hinzufügung eines Segments kommst [kɔmst] oder [kɔmpst] rennst [ʁεnst] oder [ʁεntst] singst [zɪŋst] oder [zɪŋkst] Schwa-Epenthese: nl. Milch /mεlk/ [mεlək] süd-westf. sieben /ziːbən/ [zibənə]
- Neutralisierung = Aufhebung einer Opposition zwischen zwei Phonemen in einem bestimmten Kontext. Beispiel: ‚Auslautverhärtung‘ Aufhebung des Gegensatzes zwischen den stimmlosen Obstruenten und ihren stimmlosen Entsprechungen im Auslaut.
- Auslautverhärtung (Beispiele) /d/ vs. /t/, im Auslaut nur [t]: baten [t] baden [d], bat [t] bad [t] /b/ vs. /p/, im Auslaut nur [p]: moppen [p] mobben, [b] Mopp [p] Mob [p] /g/ vs. /k/, im Auslaut nur [k]: blocken [k] bloggen, [g], Block [k] Blog [k] /v/ vs. /f/, im Auslaut nur [f]: schlafe [f] brave [v], schlaf [f] brav [f] /z/ vs. /s/, im Auslaut nur [s]: reiße [s] reise [z], reiß [s] Reis [s]
- Phonologische Interpretation der Auslautverhärtung Stellungsabhängige Neutralisierung von Obstruenten hinsichtlich des Merkmals [±stimmhaft] Die entsprechenden Laute lassen sich als ‚Archiphoneme‘ charakterisieren.
- Archiphonem = Laut, dessen Gehalt die distinktiven Merkmale umfasst, die zwei Phoneme, die zueinander in Opposition stehen, miteinander gemeinsam haben Beispiel: /d/, /t/ [+alveolar] [+plosiv] / [±stimmhaft] [+alveolar] und [+plosiv] sind die distinktiven Merkmale, die /d/ und /t/ im Auslaut behalten, und durch die sich /d/ und /t/ im Auslaut von anderen Phonemen des Deutschen unterscheiden.
- Kombination phonologischer Prozesse bei umgangssprachlichen Reduktionsformen (Beispiele Folie 34 + Übung Folie 35) ...