Struktur der Persönlichkeit (Rudolf, Grande, Henningsen) (Fach) / 2 Strukturelle Aspekte im Einzelnen (Lektion)
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Kapitel 2
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- Aufteilung einzelner Bereiche struktueller Aspekte Die einzelnen Bereiche der strukturellen Asprekte können aufgeteilt werden in Aspekte des Selbsterleben und Aspekte des Objekterlebens
- Aspekte des Selbsterlebens - Selbst als reflexives Bewusstsein vom Ich Das Selbst bildet den verlässlichen Rahmen für alle psyhischen und körperlichen Vorgänge, die zu mir gehören und über deren Vorhandensein und Meinhaftigkeit ich mir bewusst werden kann Man ist Subjekt der Wahrnehmung und Objekt, das wahrgenommen wird zugleich
- 2.1.2 Der psychische Binnenraum Das Erleben des Selbst ist an die Entwicklung eines seelischen Binnenraumes (innere Bühne) gebunden. Dort agieren eigene Gedanken, Fantasien, Erinnerungen, Gefühle,... und können von introspektivem Ich differenziert wahrgenommen werden (Reflexive Sunktion nach Fonagy) Dazu gehören vor allem auch Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse (Konfliktlösungen, Bedürfnisse, widersprüchliche Impulse,...). Strukturell ist wichtig, dass diese Aushandlungen im eignene Binnenraum gehalten werden können (bedrohliche Impulse werden nicht nach außen verlegt oder anderen zugeschrieben) -> Regulative und Reflexive Funktion! Weiterer wichtiger Aspekt: Objektbeziehungen -> Internalisierung von Objektbeziehungen & Errichtung affektiver Besetzung von Objektrepräsentanzen (Voraussetzung für emotionale Bindungen)
- 2.1.3 Psychisches Selbst und Selbstrepräsentanzen psychosomatische Doppelnatur: Es kann psychisches Selbst oder Körper-Selbst hervorgehoben sein Meinhaftigkeit (meine Gedanken, meine Erfahrungen, mein Körper,...) wird durch Integrationsfähigkeit zu einem Ganzen verdichtet Entwicklung des Selbst basiert auf Erfahrungen mit Objektwelt die zu kohärentem Vorstellungsbild des Selbst (Selbstrepräsentation) werden (Bewertung des eigenen Selbst in Anlehnung an Bewertung durch wichtige Andere) unter kulturellen Bedingungen kann individuelles Selbst auf Teile seiner Autonomie verzichten und sich Gruppen-Selbst unterordnen (in manchen Kulturen ist Familien-Selbst vor individuellem Selbst) Bei struktureller Störung wird kohärentes Selbst als Quelle eigener Intention & Handlungen & Träger der eigenen Identität nicht erreicht
- 2.1.4 Das Körper-Selbst umfasst Alter, Geschlecht, Körper-Bild, Körper-Schema (Konturen), Körperlicher Selbstwert (narzistische Bewertung) bei gut integriertem Strukturniveau kann Körper als lustvoll, lebendig erfahren werden, bei struktureller Störung als unscharf, unlebendig (wie psy. Selbst) -> Folge kann sein: Manipulation, Instrumentalisierung des Körpers Einfluss gesellschaftlicher Idealbilder erfordern das Ertragen einer narzistisch kränkenden Differenz zwischen Real- und Idealbild (bei reduziertem Strukturniveau schwer)
- 2.1.5 Selbstreflexion und Selbsterkenntnis Strukturelle Störungen beinhalten in der Regel die Schwierigkeit, das eigene Selbst zu reflektieren und sich selbst umfassend zu begegnen
- 2.1.6 Introspektion und Affektdifferenzierung Selbstreflexion erlaubt Blick auf Einzelheiten innerpsychischer Abläufe -> dabei ist Wahrnehmung eigener Impuls und Bedürfnisse und affektiver Zustände (+ Unterscheidung) wichtig bei fehlender Affektdifferenzierungs-Fähigkeit sind oft nur positiv oder negativ benennbar oder Affektleere neben differenzierter Wahrnehmung ist aushalten und umgehen können wichtige strukturelle Aufgabe (Affekttoleranz) introspektive Wahrnehmung nimmt neben Affekten und Impulsen auch Inhalte, Überzeugungen, Angst- und Wunschfantasien etc. wahr (strukturelle Bedeutung hat vor allem Differenzierung!)
- 2.1.7 Ideal-Selbst und Selbstverwirklichung Selbstreflexives "Wer bin ich?" zieht "Wer möchte ich sein - vor mir, vor anderen, vor deren Erwartungen, meiner Träume..." nach sich -> Real-Selbst vs. Ideal-Selbst das Zusteuern auf ein Ziel = Selbstverwirklichung Wenn der adaptive Druck durch das, was sein soll und sein muss, zu groß ist und Überleben nur in der weitgehenden Verstellung möglich ist, entsteht "Falsches Selbst!"
- Falsches Selbst Wenn der adaptive Druck durch das, was sein soll und das, was sein muss zu groß ist und Überleben nur in der weitgehenden Verstellung möglich ist, entsteht Falsches Selbst
- 2.1.8 Unbewusste Selbstaspekte und Selbstentfaltung Bereitschaft zu Wachstum und Reifung als zentrale Ressource für therapeutische Entwicklung Schritte der Selbstentfaltung als unbewusste Reifungsschritte innere Bilder -> Kunst / Kreativität -> Nahtstelle zu unbewussten Selbstaspekten (in Träumen, Imaginationen -> psychischen Produktionen) Selbstverwirklichung ist aktiv, Selbstentfaltung eher Reifungsgeschehen Reifungsschritte der Selbstentfaltung sind bei strukturellen Störungen erschwert, da alters- und situationsangemessene Selbstwahrnehmung erschwert (kindliches Selbst- bzw. Objekterleben) (wichtiges Thema bei narz. PS!)
- 2.1.10 Abwehr Zentrale Funktion der Abwehr ist Selbstschutz -> wichtige Aspekte des Selbst und der Objekte werden aus der Wahrnehmung ausgeblendet, zugehörige Handlungsimpulse und Emotionen unterdrückt. Abwehr als gegen Impulse und Affekte gerichtet -> psychoanalytische Triebtheorie Ich-Psychologie: Abwehr als Funktion des Ich & dort als stabilisierendes Element des intrapsychischen Gleichgewichts strukturelles Integrationsniveau durch die Art der Abwehrorganisation (Qualität und Effizienz, d.h. Flexibilität und Stabilität + Reife / Unreife der Abwehrmechanismen) mäßiges Strukturniveau: Abwehr weitgehend intrapsychisch gering integriertes Str.niveau: Abwehr hat weitreichende interpersonelle Folgen
- 2.1.9 Selbst als Akteur Überzeugung, dass eigene Gedanken, Gefühle, Entscheidungen und Handlungen einem eigenen Zentrum entstammen (etwas in mir arbeitet -> Selbst als Akteur). Mit struktureller Störung verblasst diese Erfahrung!
- 2.1.11 Identität Integration von psychischen, körperlichen, sexuellen, sozialen, kulturellen Aspekten des Selbst, seine Kohärenz und Konstanz begründen individuelle und unverwechselbare Identität (mit Zeit- / gesellschaftstypischen Rollenmustern) bei strukturellen Störungen häufig Unsicherheit / Unschärfe der Identität (Teilaspekte fallen heraus, werden überbetont)
- 2.1.12 Denken und Erinnern D & R ebenso im psychischen Binnenraum können starken Affektdruck auslösen bei starken Konflikten oder traumatischer Intensität strukturell bedeutsam, erscheinen dann als Veränderung in der Qualität des Denkens weiterer Störmodus: bei hochgradig affektiv belasteten Erfahrungen wird nicht psychisiert bzw. mentalisiert -> nur in szenischen körpernahen prozeduralen Gedächtnis gespeichert -> äußern sich als körpernahe Erregungsspannung und heftige diffuse Affekte ohne klare kognitive Vorstellungen (besondere Rolle bei Trauma-Erfahrung)
- 2.1.13 Bewusstsein strukturelle Aspekte meist unbewusst / unreflektiert das Ich macht sich selbst zum Objekt der Wahrnehmung und wird sich selbst bewusst (Doppelung: Ich als Subjekt und Objekt)
- 2.2 Aspekte des Objekterlebens Selbst-Objekt-Differenzierung Basale Objektbezogenheit: Intentionalität Orientierung Empathie Ganzheitliche Objektwahrnehmung Internalisierung Losläsung Variabilität der Bindung Objektbezogene Affekte Kontaktaufnahme Fähigkeit zum Affektausdruck Fähigkeit, fremde Affekte zu verstehen Fähigkeit zur Reziprozität
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- Selbst-Objekt-Differenzierung Zur Fähigkeit introspektiver Differenzierung gehört die Zuordnung des Erlebten bzgl Innen- und Außenwelt ohne dieser Grenze gibt es keine deutliche Wahrnehmung des Selbst und des anderen Aufrechterhaltung der Grenze kostet Kraft, da basales Bedrüfnis nach Verschmelzung bzw. primärer Einheit (paradiesischer Urzustand, in dem alle meine Wünsche / Bedürfnisse im Anderen aufgehoben und alle Gegensätze und Widersprüche aufgelöst sind)
- Basale Objektbezogenheit: Intentionaltität Intentionalität ist die Vitalität des Ichs, sich neugierig / interessiert der Objektwelt zuzuwenden (Spannungsbogen zwischen Ich & Welt) Welt als faszinierendes Objekt, das herausfordert sich ihr zu zuwenden Intentionales Interesse als strukturelle Funktion, die aus der frühen Beziehungsaufnahme resultiert (durch adäquate Spiegelung) intentionale Störung: emotinaler Bezug zur Objektwelt bleibt vage (in Kommunikation mit Mitmenschen negative Auswirkung: Es gelingt dem Betreffenden nicht, sein Herz an jmd zu hängen (oder an etwas)
- Orientierung wichtigen Zielsetzungen eine Richtung zu geben, ist Fähigkeit des Selbst, auf der Seite des Selbsterlebens, gerichtet auf Objektwelt strukturelle Fähigkeit, die Lebensentwicklung alsEntwurf aufzubauen und dessen Realisierung mit Ausdauer & Flexibilität zu realisieren (berufliche, partnerschaftlich-sexuelle, Wert-Orientierung,...)
- Empathie Anerkennung der Getrenntheit von Selbst und Objekt Objekt ist "anders als ich" (Alterität = Identität stiftende Verschiedenheit zweier, aufeinander bezogener, bedingende Identäten) Fremdheit überwinden in dem man sich hineinversetzt, Perspektiven übernimmt -> Selbst identifiziert sich probehalber und kehrt zu sich zurück (angereichter mit Erfahrungen) unter Druck ist Empathie schwer, strukturell gestört aber dauerhaft eingeschränkt (Es werden aber auch keine Bemühungen diesbezüglich unternommen)
- Ganzheitliche Objektwahrnehmung gute & schlechte Seiten am anderen wahrnehmen Entscheidend für die Einschätzung als strukturierte Fähigkeit ist habituelle Nichtverfügbarkeit über die Fähigkeit, Andere ganzheitlich sowie differenziert wahrzunehmen und die Tendenz, sie schwarz oder weiß zu sehen
- Internalisierung setzt Aufnahme einer sicheren Bindung voraus Autonomie muss soweit gediehen sein, dass es Loslösung von Internalisierten Objekt vermag (z.B. Trennung, Tod,...) Bei strukturellen Störungen wird Abschied übersprungen, Trauer nicht erlebt, abgewehrt, verleugnet
- Variabilität der Bindung Unterschiedliche Qualitäten von Bindung (Vielfalt verschiedener Internalisierungen ) entwickeln Strukturelle Störung: Alles-oder-nichts-Prinzip der Gebundenheit / Nichtgebundenheit, egal an welches Objekt (keine individuelle Qualität)
- Objektbezogene Affekte Fähigkeit, spezielle Affekte auf wichtige Objekte zu richten (Affekte aus Beziehungserfahrungen heraus, wie Dankbarkeit, Verpflichtung, Sorge, Schuld, Scham, Trauer,...)
- Kontaktaufnahme Strukturelle Fähigkeit sich auf andere einzulassen / auszurichten, Beziehungen zuzulassen (intentionales Interesse, nicht triebspezifisch) aktiv gesucht oder passiv erfahren ist egal
- Fähigkeit zum Affektausdruck emotionale Verfassung so ausdrücken, dass der Andere versteht (mimisch, sprechweise, Körperhaltung,...)
- Fähigkeit, fremde Affekte zu verstehen Fähigkeit, Affektmitteilungen aus Mimik, körperlichen/sprachlichen Verhalten zu entschlüsseln, ist wichtige strukturelle Voraussetzung für Kommunikation Unterscheidung zwischen strukturellen und konflikthaften Störungen nicht immer leicht bei neurotischer Konflikthaftigkeit ist Kommunikationsfähigkeit auf unbewussten Wegen dennoch erhalten bei strukturellen Störungen treten Fremdheit des anderen und eigene Ratlosigkeit in den Vordergrund z.B. in der GGÜ als Desinteresse, Verwirrung oder Befremden
- Fähigkeit zur Reziprozität bei gelungener Kommunikation entsteht "Wir"-Gefühl -> Beziehung (Regeln können gebildet werden, wie die Beziehung geschützt werden kann) Strukturellen Störungen: keine Wechselseitigkeit spürbar, Gefühl des aneinander Vorbeiredens, sich-missverstehens, sich-verwirren -> kein Wir-Gefühl