Einführung (Fach) / VL 3 Gesundheitspsychologie (Lektion)
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VL 3
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- Stressor: Definition und Arten Ereignis, das vom Körper eine Anpassungsreaktion erfordert, da es dessen Gleichgewicht stört oder dessen Fähigkeit, die Einflüsse zu bewältigen, stark beansprucht oder übersteigt Arten von Stressoren: • Typen: physisch (z. B. Lärm, Hitze) psychisch (z. B. Prüfungsangst), sozial (z. B. Trennung vom Partner), umweltbedingt (z. B. Hausarbeit muss abgegeben werden) • Dimensionen: Intensität, Dauer, Häufigkeit, Vorhersagbarkeit
- Stress: Bezeichnung für: Durch Stressoren hervorgerufene Reaktionen psychisch und physiologisch bei Tieren und Menschen befähigen zur Bewältigung besonderer Anforderungen sowie Bezeichnung für die dadurch entstehende körperliche und geistige Belastung ist ein Spannungszustand wird als aversiv (unangenehm) empfunden (in der ersten Reaktion, kann z. T. jedoch auch positive Folgen haben) subjektiv (was von einer Person als akuter Stress wahrgenommen wird, kann für eine andere Person eine willkommene Herausforderung darstellen; z. B. Rede vor Publikum halten) Bedeutsamkeit der Situation (Stresserleben ist besonders intensiv, wenn es für uns subjektiv bedeutsam ist, die jeweilige Anforderung erfolgreich zu bewältigen bzw. Misserfolg zu vermeiden) Kontrollierbarkeit der Situation (Stress tritt vor allem dann auf, wenn Situation nicht kontrollierbar ist bzw. nicht zu bewältigen erscheint)
- Vier Ebenen der Stressreaktion In einer Stresssituation reagiert der Organismus auf verschiedenen Ebenen physiologisch (z. B. „fight or flight“-Reaktion, Schwitzen, Schlafstörungen) behavioral (z. B. Überstunden machen) emotional (z. B. Ärger, Verzweiflung) kognitiv (z. B. Gedanken wie „Wenn ich nur früher angefangen hätte zu lernen…“)
- Physiologische Stressreaktionen Menschen und Tiere reagieren auf Stress mit einer Kampf-oder-Flucht Reaktion (engl.: fight or flight) (Walter Cannon) Anregung körperlicher Funktionen, die für eine Bewältigungsreaktion notwendig sind (z. B. verbesserte Durchblutung und Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff) Hemmung körperlicher Funktionen, die für eine kurzfristige Auseinandersetzung mit einer akuten Gefahr weniger wichtig sind (z. B. Verdauung, Fortpflanzung)
- Physiologische Stressreaktionen Sympathische Nervensystem: Wodurch wird es angeregt? Was bewirkt es? Hypothalamus regt das sympathische Nervensystem und die Hirnanhangdrüse an Sympathisches Nervensystem: Schnellere, tiefere Atmung Erhöhter Blutdruck Skelettmuskulatur besser durchblutet, motorische Reflexe verbessert Verringerte Verdauungsfunktionen Anregung der Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin durch Nebennierenmark (→ Produktion von mehr roten und weißen Blutkörperchen) Schmerzempfindlichkeit reduziert
- Das allgemeine Adaptationssyndrom (Hans Selye, 1976a, 1976b) Wie lauten die drei Stufen? Wie verläuft Kurve? Durchlaufen von drei Stufen der Stressreaktion Je nachdem wie lange die Stressoren auf den Organismus wirken: • 1. Stufe: Alarmreaktion • 2. Stufe: Widerstand • 3. Stufe: Erschöpfung Kurve stellt Widerstandskraft dar Sinkt nach Eintritt des Stressors kurzfristig unter das normale Niveau ab Steigt anschließend durch Anpassungsreaktionen stark an Bei lang anhaltender Belastung tritt Erschöpfung ein
- Das allgemeine Adaptationssyndrom 1. Stufe: Alarmreaktion (unmittelbar nach Einwirkung des Stressors) kurzzeitig körperliche Erregung fight-or-flight Reaktion Einleitung neuroendokriner Bewältigungsaktivitäten: Erhöhung des Glucocorticoidspiegels (Stresshormone) (Glukose und freie Fettsäuren werden aus den Energiespeichern der Leber, der Muskulatur und des Fettgewebes freigesetzt → Stimulation der Herztätigkeit und der Atmung)
- Das allgemeine Adaptationssyndrom 2. Stufe: Widerstand 2. Stufe: Widerstand (Anpassungsreaktion; Widerstandskraft wird erhöht; Körper bleibt in Alarmbereitschaft) mittelfristig moderate Erregung weiterhin erhöhter Glucocorticoidspiegel (organisiert Energienachschub, z. B. durch die Bereitstellung von Blutzucker) →Parasympathisches NS wird wieder mehr aktiviert →Widerstand gegen Stressor, jedoch Resistenz gegenüber anderen Stressoren verringert (die ausgeschütteten Stresshormone werden z. T. nicht abgebaut) →Organismus ist gegenüber neuen Aufgaben nicht so belastbar
- Das allgemeine Adaptationssyndrom 3. Stufe: Erschöpfung 3. Stufe: Erschöpfung Der Anpassungsfähigkeit des Körpers sind Grenzen gesetzt; bei längerem Anhalten der Stressoren: Anstieg von Glucocorticoidspiegel Depression Erkrankungen (bis hin zum Tod) (da auf lange Sicht die natürlichen Killerzellen geschädigt werden)
- Auswirkungen chronischer Belastung. Nenne 2 Je länger wir durch Stressoren in erhöhter Aktivierung gehalten werden, desto stärker wird unsere Fähigkeit zur Selbstregulation eingeschränkt Erholung nimmt längere Zeit in Anspruch, ein normales Ruheniveau kann nicht mehr erreicht werden
- Psychische Stressreaktionen: 5 Auslöser Belastende Lebensereignisse: Sowohl positive, als auch negative Veränderungen im Leben können Stress auslösen Traumatische Ereignisse Hohes Stresslevel, v. a. wenn das negative Ereignis unkontrollierbar und unvorhersehbar ist bzw. war Alltagsprobleme Auch häufige kleine Probleme im Alltag führen oft zu Stress Beispiele für Auswirkungen: • Schlechtere körperliche und mentale Gesundheit (Lazarus, 1981) • Zunehmendes Wohlbefinden bei abnehmenden Alltagsproblemen (Chamberlain & Zika, 1990) Akute Stressoren haben einen klaren Anfangs- und Endpunkt (z. B. eine Klausur in der Schule) Chronische Stressoren dauern über einen langen Zeitraum an und es ist nicht absehbar, wann sie enden (z. B. eine schwere Erkrankung, z. T. Partnerschaftsprobleme)
- 5 Einflussfaktoren auf die Stressreaktion Die körperliche Stressreaktion ist abhängig vom momentanen Zustand des Organismus Beeinflussung durch situative Einflüsse: z. B. Schlafmangel, Medikamenteneinnahme, vorausgegangene Beanspruchungen Momentaner Zustand des Organismus wird beeinflusst von: →dem allgemeinen Gesundheits- und Ernährungszustand →der physischen Fitness →bestehenden Erkrankungen genetische Faktoren individuelle (Lern-)Erfahrungen Individuell unterschiedliche Reaktionsschwerpunkte
- Allgemeines Stressmodell („transaktionales Stressmodell“ nach Lazarus) Im Zentrum steht die kognitive Bewertung (subjektive Interpretation eines Sachverhaltes) Stress = dynamische Beziehung zwischen Anforderungen einer Situation und der Person in dieser Situation Person bewertet die an sie gestellten Anforderungen: → Primäre Bewertung → Sekundäre Bewertung (gegenseitige Beeinflussung möglich!) Stress entsteht dann, wenn die Person bei ihrer Bewertung zu dem Schluss kommt, dass die Anforderungen … → ihre Anpassungsfähigkeit übersteigen (oder auslasten) und → ihr Wohlbefinden gefährden
- Allgemeines Stressmodell Primäre kognitive Bewertung Einschätzung des Ereignisses bzw. aktuellen Geschehens hinsichtlich des eigenen Wohlbefindens Bewertung des Stressors: • Was passiert gerade? • Ist dies für mich relevant? • Falls ja: Ist es gut für mich? (Falls ja: kein Stress; falls nein: sekundäre kognitive Bewertung) Bewertung als irrelevant, positiv/günstig oder stressreich Bewertung als stressend bei Einschätzung der Situation als: → Schädigung / Verlust → Bedrohung → Herausforderung ⇒ Nur im Falle einer Bewertung als stressreich ist eine Anpassungsreaktion notwendig
- Allgemeines Stressmodell: Sekundäre kognitive Bewertung Bewertung der Bewältigungsfähigkeiten und -möglichkeiten in Bezug auf den Umgang mit Stressoren Beurteilung der eigenen Ressourcen, falls ein Stressor als relevant und negativ eingeschätzt wurde: → Was kann ich dagegen tun? (persönliche Ressourcen) → Wer kann mir helfen? (soziale Ressourcen) Bei Bewertung „Ausreichende Bewältigungsmöglichkeiten“ → kein Stress Bei Bewertung „keine ausreichenden Bewältigungsmöglichkeiten“→ Stress Die Beurteilung der Effektivität früherer Strategien moderiert wie stark die Stressreaktion ausfällt
- Allgemeines Stressmodell: Primäre und sekundäre kognitive Bewertung Die Ergebnisse beider Bewertungsprozesse beeinflussen, welche Strategie zur Bewältigung der Situation gewählt wird (Bewältigungsstrategie = Coping) Bewältigungsstrategien dienen dazu, die negativen Konsequenzen von Stressoren zu vermeiden, zu reduzieren oder zu lindern (Ziel: Problem lösen, negative Emotionen regulieren, Selbstwert schützen, Beziehungen zu anderen Personen in gewünschter Weise beeinflussen) Auf Reaktionen und Bewältigungsversuche folgt Neubewertung der Situation (fortlaufende Dynamik) Wichtig: Stressreaktionen sind auch ohne bewusste Bewertung möglich
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- Was ist Coping? Coping (engl.) = mit etwas zurecht kommen Prozess, mit inneren oder äußeren Anforderungen (Stressoren) umzugehen, - welche als einschränkend erlebt werden oder - die Ressourcen eines Menschen beanspruchen Kann behaviorale, emotionale, oder motivationale Reaktionen und Gedanken umfassen
- Problemorientiertes Coping Die Person versucht, das stressauslösende Problem zu lösen (d. h. Veränderung des Stressors selbst) Wird vor allem bei kontrollierbaren Stressoren eingesetzt, die man selbst aktiv verändern kann Beispiel: ungerechte Behandlung durch den Chef Reden mit dem Chef und versuchen, ihn zu einem anderen Verhalten zu bringen Wechsel des Arbeitsplatzes
- Emotions- oder kognitionsorientiertes Coping : Versuch, die entstandenen Stressemotionen zu regulieren (d. h. Veränderung der eigenen Reaktion auf den Stressor) Wird eingesetzt, um die negativen Auswirkungen unkontrollierbarer (o. als unkontrollierbar wahrgenommener) Stressoren zu verringern Beispiel: Familienmitglied wird Pflegefall • Besuchen von Selbsthilfegruppen • Erlernen von Entspannungstechniken Beispiel für Coping: „Kognitive Neubewertung“ Aufbau wahrgenommener Kontrolle über den Stressor: Überzeugung, dass man selbst durch sein eigenes Verhalten etwas ändern kann (z. B. bei schweren Erkrankungen)
- Coping und soziale Unterstützung Sozioemotionale Unterstützung: Ressourcen, die andere Menschen bereitstellen, indem sie die Botschaft vermitteln, dass man geliebt, umsorgt, und wertgeschätzt ist und mit anderen Menschen in einem Netz von Kommunikation und gegenseitiger Verpflichtung verbunden ist (Cohen & Syme, 1985) Materielle Unterstützung: Geld, Fortbewegungsmittel, Wohnung Informationale Unterstützung: Rat, persönliches Feedback, Informationen Menschen mit einem stabilen sozialen Netz: → können besser mit Stressoren umgehen → erleben weniger negative Folgeerscheinungen Wichtig ist, dass die Menschen die Form der Unterstützung bekommen, die sie brauchen Negative Effekte bei aufgezwungener Unterstützung
- Burn- Out Burn-Out ist ein Syndrom aus: emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und reduziertem Engagement (Christina Maslach) Überschneidung von Burnout mit anderen Beschwerdebildern (v. a. Depression, Angst) Menschen in der Burnout-Spirale neigen dazu, ihre Schwierigkeiten zu verharmlosen und zu verdrängen
- Burnout Beispiele für Faktoren, die Burnout begünstigen: Erfolgs-, Termin- und Leistungsdruck am Arbeitsplatz Unsicherer Arbeitsplatz Kranke bzw. pflegebedürftige Angehörige Eigene Krankheit Beziehungsstress Trennung
- Die Leistungskurve Permanente Höchstleistung birgt die Gefahr des Ausbrennens und des Absturzes in sich (= Burnout) Zu viel „Leerlauf“ im beruflichen Alltag kann schnell Unterforderung, Langeweile und Boreout nach sich ziehen
- Burnout 6 Folgen von Burn-Out Höhere Fehlzeiten am Arbeitsplatz Häufigere Ressortwechsel Schlechtere Leistungen im Beruf Eingeschränkte soziale Beziehungen zu Mitarbeitern Familiäre Probleme Schlechte persönliche Gesundheit
- Burnout 6 Folgen von Burn-Out Höhere Fehlzeiten am Arbeitsplatz Häufigere Ressortwechsel Schlechtere Leistungen im Beruf Eingeschränkte soziale Beziehungen zu Mitarbeitern Familiäre Probleme Schlechte persönliche Gesundheit
- Aktives vs. Passives Burnout Innere und äußere Faktoren der Burnout-Entstehung Aktives Burnout („Selbstverbrenner“): hohe Selbstachtung; Weigerung aufzugeben; Verdopplung der Anstrengungen Passives Burnout („Opfer der Umstände“) begünstigt durch z. B. im fortgeschrittenen Alter, Haus noch nicht abbezahlt, alternativarmer Arbeitsmarkt, ortsgebunden durch Partner(in) und Kinder, etc.
- Burnout-Frühsignale Vier Ebenen: Bemerkbar auf vier Ebenen: Sinken der Arbeits- und Leistungsfähigkeit Nachlassen der mentalen und emotionalen Stabilität Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit Nachlassen der sozialen Kompetenz
- Burnout – Präventionsmaßnahmen Prioritäten setzen (Wichtiges statt nur Dringliches, das weniger wichtig ist, erledigen) Mehr Zeit für Wichtiges → Dringende, weniger wichtige Aufgaben möglichst ablehnen oder delegieren Auch einmal „Nein“ zu Anfragen und neuen Aufgaben sagen Eigene Rollen und Aufgaben reduzieren Eine Aufgabe nach der anderen erledigen (kein Multitasking) ohne Hetze (da sonst Fehler passieren) Pausen machen; nicht ständig erreichbar sein Auf eine Balance der verschiedenen Lebensbereiche achten Neben dem Beruf sind auch andere Lebensbereiche wichtig: → Privates (v. a. Zeit für Familie und Freunde), Körper (z. B. Sport, Arztbesuche), Sinn (z. B. Religion) Aufbau von Ressourcen (z. B. Hobby)