Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Fach) / 21) Störung des Sozialverhaltens (Lektion)

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Beschreibung, Ätiologie, Therapie

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  • Beschreibung und diagnostische Kriterien der Störung des Sozialverhaltens Diagnostische Merkmale: A.    Repetitives, anhaltendes (mind. 12 Mon.) Verhaltensmuster (mind. 3 der 15 verschiedenen), durch das grundlegende Rechte anderer und altersentsprechende gesellschaftliche Normen/Regeln verletzt werden (z.B. aggressives Verahalten ggb. Menschen und Tieren, zerstören von Eigentum, Diebstahl, Betrug, schwerer Regelverstöße. Dabei wurde mind. 1 der Verhaltensmuster auch in den letzten 6 Mon. gezeigt. B.    Die Verhaltensstörung verursacht eine Beeinträchtigung im sozialen, schulischen, beruflichen FunktionsbereichenC.    Bei Personen, die 18 Jahre oder älter sind, liegt keine Antisoziale Persönlichkeitsstörung vorSubtypen: mit Beginn in der Kindheit (vor dem 10. Lebensjahr) mit Beginn in der Adoleszenz (ab dem 10. Lebensjahr) Schweregrad: leicht, mittelschwer, schwer Häufige Komorbiditäten: oppositionelles Trotzverhalten ADHS Angststörungen
  • Ätiologie der Störung des sozialen Verhaltens und des oppositionellen Trotzverhaltens Multifaktorieller Ansatz = Die Kumulation von Risikofaktoren führt dazu, dass bei dem Kind/Jugendlichen Dispositionen entstehen, die zu einem dissozialen Syndrom und abweichenden Lebensstil führen, während sich »normale« Faktoren und Lebenschancen nach und nach reduzieren Biologische Faktoren: ca. 40% der interindividuellen Varianz des antisozialen Verhaltens sind erblich bedingt, die erblichen Einflüsse sind allerdings nicht molekulargenetisch lokalisiert Defizite in den Funktionen des präfrontalen Kortex Defizite des Neurotransmitters Serotonin  Nach  tomographischen Gehirnanalysen  scheint  die  für  die  Erkennung  und  adäquate Verarbeitung von emotionalen Stimuli aus der Umwelt wichtige Amygdala-Hypothalamus-Achse gestört zu sein pränatale Schädigungen des ZNS (Intoxikationen, Alkoholmissbrauch der Mutter) Gestörte Familienverhältnisse z.B. in Form von familiären Konflikten, feindseliger Atmosphäre, Ablehnung durch die Eltern, alkoholabhängige Eltern, psychische Störung der Eltern etc. ð  häufigste Ursache!   Weitere Faktoren: antisoziale Persönlichkeitszüge; Impulsivität; emotionale Labilität; Abenteuerlust; geringe Fähigkeit zum Belohnungsaufschub  Drogenmissbrauch; Zugehörigkeit zu den unteren Sozialschichten Bindungsdefizite Probleme in der Schule gleichaltrige delnquente Gruppen Aggressive Kinder und Jugendliche zeigen kognitive Sche-mata und Skripte der Verarbeitung sozialer Informationen, die  dissoziales  Verhalten  begünstigen: Sie sind selektiv aufmerksamer für feindselige bzw. aggressive Reize und weniger empathisch ggb. ihrem Interaktionspartner
  • Beschreibung und diagnostische Kriterien des oppositionellen Trotzverhaltens Mind. 6 Mon. anhaltendes negativistisches, feindselliges und trotziges Verhaltensmuster (z.B. wird schnell ärgerlich, ist empfindlich, nachtragend, verärgert andere absichtlich)  Das  Hauptmerkmal  von oppositionellem Trotzverhalten ist ein Muster von wiederkehrenden negativistischen, trotzigen, ungehorsamen und feindseligen  Verhaltensweisen  gegenüber  Autoritätspersonen. Die Kinder werden schnell wütend, streiten sich sehr häufig mit Erwachsenen, widersetzen sich aktiv ihren Anweisungen und weigern sich, Regeln zu befolgen. Sie verärgern andere vorsätzlich und schieben die Schuld für eigene Fehler oder eigenes Fehlverhalten auf andere. Sie sind reizbar oder lassen sich von anderen leicht aus dem Gleichge-wicht  bringen,  reagieren  schnell  zornig  und  ärgern  sich rasch. Oppositionelles Verhalten gegenüber Erwachsenen geht  gehäuft mit  aggressiven  Verhaltensweisen  Gleichaltrigen gegenüber einher. Oppositionell-aggressive  Verhaltensstörungen  können  sich auf eine oder wenige Personen oder nur einen Lebensbereich  (Familie,  Schule,  Gleichaltrige)  konzentrieren;  sie können aber auch generalisiert in mehreren Bereichen auftreten.  Diagnostische MerkmaleA.    Anhaltendes Muster von negativistischem, feindseligem, trotzigem VerhaltenB.    Verhaltensstörung beeinträchtigt im sozialem, schulischen, beruflichen BereichenC.    Verhaltensweisen treten nicht ausschließlich im Verlauf einer Psychotischen/ Affektiven Störung aufD.    Kriterien einer Störung des Sozialverhaltens sowie einer Antisozialen  Persönlichkeitsstörung sind nicht erfülltZugehörige Merkmale und StörungenGeringes Selbstwertgefühl, geringe Frustrationstoleranz, Stimmungsschwankungen, jugendlicher Alkohol-, Tabak-, und Drogenkonsum. Häufig Aufmerksamkeitsdefizit-/HyperaktivitätsstörungVerlaufEintritt meist vor 8. Lebensjahr, Beginn der Symptome meist zunächst im häuslichem Bereich, dann andere Bereiche.
  • Therapie der Störung des Sozialverhaltens undn des oppositionellen Trotzverhaltens Familienbezogene Interventionen Psychoedukation und Aufklärung der Eltern über die Mechanismen der Störung sowie indäquate Erziehungspraktiken sowie Vermitteln des effektiven Problemlösens in schwierigen Situationen und Verbesserung der Eltern-Kind-Interaktion, etc.; Die therapeutischen oder präventiven Interventionen müssen u. a. auf folgende Prozesse abzielen und individuell an Kind und seine Familie angepasst werden:     → verstärkte Reflektion über sich selbst,→  Förderung selbstkritischen Denkens,→ bessere Ärger- und Wutkontrolle, → verstärkte Selbstkontrolle (Impulskontrolle),→ Vermittlung sozialer Fertigkeiten,→ Verbesserung im zwischenmenschlichen Problem-lösen,→ mehr kreatives Denken in sozialen Situationen (z. B. nichtaggressive Alternativen),→ klarere Werteorientierung,→ Förderung von Empathie (Übernahme der Opfer-perspektive),→ Stärkung vorhandener prosozialer Aktivitäten in bestimmten Rollen.  Aggression Replacement Training (ART)  = ein international weit  verbreitetes  multimodales  Trainingsprogramm  für chronisch aggressive Kinder und Jugendliche. Ziel des Pro-gramms ist es, die sozialen Fertigkeiten der Teilnehmer zu fördern, ihre Kontrolle der Wut zu verbessern und ihr mo-ralisches  Denken  zu  fördern (10 Wo. je 30 Min.) Das Training mit aggressiven Kindern von Petermann und Petermann  (2008)  ist  ein  kognitiv-verhaltenstherapeu-tisches Behandlungsprogramm für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren. Ziel der Intervention ist es, sozial kompetentes Verhalten einzuüben und dadurch indirekt aggressive Ver-haltensweisen abzubauen. Das Training besteht aus einem Einzeltraining (Schritte: Auswertung des Detektivbo-gens, imaginative Entspannungsübung, Arbeitsphase und abschließende Spielphase), einem Gruppentraining (Rollenspiele mit anderen Kindern) und einer Elternberatung.  Entwicklungs-Förderung in Familien: Eltern- und Kinder-Training (EFFEKT) : sozial-kognitives Kinder-  und  verhaltenstherapeutisch  ausgerichtetes Elterntraining. Die Inhalte beziehen sich auf Grundregeln positiver Erziehung, Bitten und Aufforderungen, Grenzen setzen,  schwierige  Erziehungssituationen,  Überforderung  in der Erziehung (Stress, Verhaltensprobleme) und soziale Beziehungen der Familie. Die Vermittlung der Inhalte erfolgt durch  Kurzvorträge,  Gruppendiskussionen  mit  Erfahrungsaustausch, Rollenspiele, Arbeitsgruppen, strukturierte Arbeitsmaterialien und Übungen für Zuhause