Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Fach) / 16 a ) Persönlichkeitsstörungen allgemein (Lektion)
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allgemeine Aspekte und Ätiologie
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- Ätiologie der Persönlichkeitsstörungen allg. Vulnerabilität-Stress-Modell Innerhalb dieses Konzeptes werden die Persönlichkeitsstörungen von einer sog. Vulnerabilität abhängig gesehen, mit der eine besondere dispositionelle Empfindlichkeit, Labilität oder Verletzlichkeit der Person gegenüber sozialen Anforderungen und Stress gemeint ist (ein hypothetisches Konstrukt). Die Vulnerabilität fasst : die diathetische Prädisposition: ungünstige Zusammenwirken von Erbeinflüssen und/oder von prä-, peri- post-natalen Traumata verstanden, die dann als diathetische Vulnerabilität die weitere Persönlichkeitsentwicklung präformieren. Bei den meisten Persönlichkeitsstörungen ist die Risikowirkung solcher diathetischer Einflüsse inzwischen nachgewiesen psychosoziale Überformung der Diathese. Als Bedingungen einer solchen psychosozialen Prädisposition werden ungünstige familiäre, erzieherische und soziale Einflüsse auf die frühkindliche Persönlichkeitsentwicklung beschrieben und untersucht. Mar-kante Ereignisse, die regelmäßig im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen gefunden wurden, sind Kindesmisshandlungen, frühe Inzesterfahrungen oder miterlebte kriminelle Gewalttätigkeit eines Elternteils Entwicklung: Das Vulnerabilitätsmodell legt es ebenfalls nahe, die Persönlichkeitsstörungen vorrangig als Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens aufzufassen und sie mit sozialen Konflikten, Krisen und deren Entwicklungen sowie dem extremen Stress in einen Zusammenhang zu stellen. Persönlichkeitsstörungen werden in diesem Zusammenhang als ein Versucht verstanden, gegenüber diesen Krisen zu bestehen (selbstschützende Funktion) Aufrechterhaltung viele der von den Betroffenen als Selbstschutz gewählten zwischen-menschlichenVerhaltensweisen (wie Rückzug aus sozialenBeziehungen, fehlendes Einfühlungsvermögen, spontaneRollenfluktuation oder aggressive Abwehr sozialer Anforderungen) für die ezugspersonen gar nicht als Vulnerabilitätsschutz verstehbar sind, vielmehr als Verletzung interpersoneller Umgangsformen interpretiert werden, und deshalb geradezu vermehrt jene Ablehnung, Kritik undFeindseligkeit herausfordern, vor denen sich die Betroffenen gerade zu schützen versuchten.
- Definition Persönlichkeitsstörungen Unter Persönlichkeitsstörungen werden vor allem sozial unflexible, wenig angepasste und im Extrem normabweichende Verhaltensauffälligkeiten verstanden. Persönlichkeitsstörungen dürfen nach den aktuellen diagnostischen Konventionen nur dann diagnostiziert werden: wenn bei den betreffenden Menschen ein überdauerndesMuster des Denkens, des Verhaltens, des Wahrnehmens und des Fühlens vorliegt, das sich als durchgängigunflexibelund wenigangepasst darstellt; wenn Persönlichkeitsmerkmale wesentliche Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit verursachen, sei es im privaten oder berufliche nBereich, und/oder wenn die Betreffenden unter ihren Persönlichkeitseigenarten leiden, und das heißt: wenn die eigene Persönlichkeit zu gravierenden subjektiven Beschwerden führt. Heute geht man weitgehend übereinstimmend davon aus, dass sich Persönlichkeitsentwicklung fortsetzt und dass die Persönlichkeitsreifung ein kontinuierlicher Prozess ist, der das ganze Leben weitergeht
- Unterschied zwischen der Persönlichkeitsstörung und einem Persönlichkeitsstil Die Unterscheidung zwischen Persönlichkeitsstil und Persönlichkeitsstörung ist meist eine Frage des Ausprägungsgrades. Bestimmte Persönlichkeitsstile können gewisse Merkmale mit Persönlichkeitsstörungen gemein haben. Persönliche Stile erscheinen jedoch gewöhnlich weniger extrem ausgeprägt.
- Was gehört zu den Störungsübergreifenden Merkmalen der Persönlichkeitsstörung komplexe Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens Störungen des emotionalen Erlebens Störungen der Realitätswahrnehmung Störungen der Selbstwahrnehmung und der Selbstdarstellung Störungen der Impuls- und Selbstkontrolle
- Therapie von Persönlichkeitsstörungen allgemein Nicht die Persönlichkeitsstörungen selbst sollten behandelt werden, sondern die sich daraus ergebenden komplexen Interaktionsstörungen, die Störungen des emotionalen Erlebens, die Störungen der Realitätswahrnehmung, der Selbstwahrnehmung oder Selbstdarstellung sowie die Störungen der Impulskontrolle. Verhaltenstherapie Da sie meist als Kurzttherapie (20 - 25 Std.) konzipiert ist, ist sie in erster Linie realitäts- und gegenwartsbezogen und orientiert sich auf konkrete Änderungen in der unmittlebaren Zukunft. Insbesondere werden solche Aspekte wie Suizidalität, Gewaltneigung, Impulskontrolle als Priorität behandelt und betrachtet Training sozialer Fertigkeiten (spezifische soziale Kompetenzenund Handlungsmöglichkeiten vermitteln, die auf derGrundlage individueller Verhaltensanalysen als defizitäreingeschätztwerden; auch als Gruppentherapie möglich und sinnvoll) Kognitive Therapie (beziehen sich auf die prototypische kognitive Schemata i.S.der Therapie nach Beck. Es handelt sich dabei zumeist um dysfunktionale kognitive Bewertungen, die die eigene Person, die Bezugspersonen und die daraus resultierenden zwi-schenmenschlichenKonfliktebetreffen. Wenn dysfunktionale kognitive Stile im Vordergrund stehen, werden diese auch vorrangig behandelt ) VORSICHT: Eine therapeutische Flexibilität ist dringedn notwendig, da es in der Threapie mit Verschlechterungen zu rechnen ist. D.h. der Therapeut orientiert sich je nachdem auf eine der folgnenen Stadien der Genesung und des Thrapieverlaufs: Stadium 1: schwere Probleme mit Risiko der Selbst- und / oder Fremdgefährdung Stadium 2: Schweres traumatisierendes Leid auf der emotionalen Ebene und/oder extrem verunsichernde zwischenmenschliche Konflikte Stadium 3: Gravierende Probleme der allgemeinen Lebensführung und hochkomplexe Störungen des zwischenmenschlichen Beziehungsverhaltens Stadium 4: Gefühle der Unzufriedenheit und Unerfülltheit oder auch ein allgemeines Insuffizienzerleben der Betroffenen Therapeutische Strategien: Strukturierte Therapieangebote mit klaren und eindeutigen Zielvorgaben (v.a. schizotypische, Borderline, dissoziale PS, d.h. bei Stimmungsorieintierung und Stimmungslabilität) → Unterbrechung und Unterbindung selbst- u. fremddestruktiver Handlungsweisen, Aufbau der Gefühle der Selbstsicherheit und des Selbstvertrauens Hochgradig personzentrierte und beziehungsorientierte Therapieangebote zur Förderung von Offenheit gegenüberErfahrungen (v.a. für dependent, zwanghaft, schizoid) → Reflexionbisheriger Lebensleitorientierungen, Ermöglichung eines Beziehungslernens zur Selbstaktualisierung und in der Verbesserung persönlicher Möglichkeiten, sich offen auf neue Erfahrungen einzulassen) Strukturierte Therapieangebote zum Aufbau zwischenmenschlicher Autonomie (für dependent, selbstunsicher, schizotypisch) → Training sozialer Fertigkeiten mit der Betonung prosozialer Autonomieentwicklung Eine interpersonell orientierte Verhaltenstherapie zur Förderung von Bindungskompetenzen und von Vertrauen in soziale Beziehungen (für schizoid, paranoid, dissozial) → konkrete Vorgehensweise ist nicht immer klar, Orientierung an konkrete Verhaltensanalyse ist notwendig! Therapieangebote mit Fokusbildung im Bereich konkreter zwischenmenschlicher Krisen und Konflikte (paranoide, narzistische, histrionisch) → Empathieprobeleme bzw. Probleme des Feedbacks → prosoziales Feedback geben lernen; mit negativem Feedback umgehen lernen ZU BEACHTEN: Keine Konfrontation bei der Behandlung der Persönlichkeitsstörungen, vor allem zu Beginn. Empathsiche Wertschätzung + es werden zunächst Verhaltensweisen aufgebaut, die noch nicht oder nicht mehr vorhanden sind (z.b. die Beziehungs- und Bedürfnismuster, die fremd geworden sind)! Kritische Diskussionen im Bereich der ureigenen Gwohnheiten sollten zunächst vermieden werden und kommen erst später langsam nach Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung
- Welche Persönlichkeitsstörungen und -cluster werden in DSM IV unterschieden Das DSM IV unterscheidet 10 Persönlichkeitsstörungen und teilt sie nach deskriptiven Ähnlichkeiten in drei Gruppen ein: Gruppe A: Von sonderbaren oder exzentrischen Verhalten geprägte Persönlichkeitsstörungen (paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung) Gruppe B: Von dramatischem, emotionalem oder unberechenbarem Verhalten geprägte Persönlichkeitsstörungen (antisoziale, Borderline-, histrionische und narzisstische Persönlichkeitsstörung) Gruppe C: angst- oder furchtgeprägte Persönlichkeitsstörungen (selbstunsichere, dependente, zwanghafte Persönlichkeitsstörung)
