Pädagogik (Fach) / Biesta (Lektion)

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Wider das Lernen

Diese Lektion wurde von bornbergi erstellt.

Lektion lernen

  • Worin liegt die Bedeutung der Sprache(n) für den Diskurs über Erziehung? Sprache ist nicht einfach ein Spiegel der Wirklichkeit, sondern eine Praxis, etwas das wir tun. Wir konstruieren was gesehen, gesagt, gewusst gedacht und letztlich sogar getan werden kann. So wie Sprache eine bestimmte weise des sagens und Tuns ermöglicht, so kann sie andere Weisen des Sagens oder Tuns erschweren oder sogar unmöglich machen. ... weil nämlich die Sprache oder die Sprachen, die uns für den Diskurs über Erziehung zur verfügung stehen, in großem Maße bestimmen, was gesagt und getan werden kann und somit auch, was nicht gesagt und getan werden kann.
  • Inwiefern wird Unterricht durch die Sprache des Lernens umdefiniert? Der in den letzten 20 Jahren zu verzeichnende Aufstieg des Konzepts "Lernen" und damit einhergehende Niedergang des Konzepts "Erziehung" ist eine der bemerkenswertesten Veränderungen der Sprache in der und über die Erziehung
  • Was sind die vier Tendenzen, die zum Aufstieg der Sprache des Lernens beigetragen haben? Neue Lerntheorien Die Idee, dass Lernen keine passive Aufnahme von Information darstellt, sondern dass Wissen und Verstehen durch den Lernenden, oftmals in Kooperation mit anderen Lernenden, aktiv konstruiert werden, hat die Aufmerhsamkeit von den Aktivitäten der Lehrenden auf die des Lernenden gelenkt. Dadurch erhielt das Lernen nicht nur eine bedeutende Rolle im Prozess der Erziehung, der Unterricht konnte leicht zur Lernhilfe umdefiniert werden Postmoderne In den letzten 20 Jahren vertraten viele Autoren dir These, Erziehung sei ein modernes Projekt und eng verknüpft mit dem Erbe der Aufklährung. Das führte zu postmodernen Zweifeln an der Möglichkeit und Zukunftsfähigkeit der Erziehung. Dies betraf vor allem die Idee, Pädagogen seine in der Lage, ihre Schüler zu befreien und zu emanzipieren. Wenn die Postmoderne das Ende der Erziehung bedeutet, was kann dann anderes übrig bleiben, als Lernen? Die "Stille Explosion" Es wird immer mehr Zeit und Geld für alle möglichen Formen des Lernens sowohl immerhalb als auch außerhalb des formalen Rahmens verwendet. Die Erwachsenenbildung nimmt an Umfang und Niveau zu. Darüber hinaus gibt es einen schnell wachsenden markt an non formalen Formen des Lernens (Fitnesscenter, therapeutische Selbsthilfegruppen, e-learning,...)Eines der bedeutendsten Merkmale dessen, was Field "stille Explosion des Lernens" nennt, besteht darin, dass das neue lernen individualistischer ist.Field zufolge haben sich auch Inhalt und Aufgaben des Lernens insofern gewandelt, als Lernende im Erwachsenenalter sich vorrangig mit sich selbst auseinandersetzten, z.B mit ihrem Körper, ihrer Identität und ihren Beziehungen. Der individualistische und individualisierte Charakter der Aktivitäten , mit denen sich Lernende im Erwachsnenalter auseinandersetzten, ist einer der Gründe, warum "Lernen" als ein so brauchbares Konzept erscheint. Die Erosion des Wohlfahrtsstaates Obwohl ein Großteil der wohlfahrtsstaatlichen Systeme in vielen Staaten noch intakt ist, hat sich das Verhältnis von Staat und Bürgern gewandelt. Der Staat ist nun Anbieter öffentlöicher Dienstleistungen und der Steuerzahler Nachfrager dieser Dienstleistungen. Das Prinzip "value for money" liegt auch der sich ausweitenden Kultur der Evaluation und Rechenschaftslegung im Bildungssystem zugrunde. Im Ergebnis hat sie zu einem immer enger werdenden Netz von Prüfungen und Kontrollen und immer strikteren pädagogischen Handlungsanweisungen geführt.
  • Worin liegen laut Biesta die zwei Hauptprobleme der Sprache des Lernens? Ein Hauptproblem der neuen Sprache des Lernens besteht darin, dass sie eine Neudefinition des Erziehungsprozesses nach dem Muster okonomischer Transaktionen nahe legt. Hierbei geht es um Transaktionen, in denen der Lernende der potentieller Nachfrager ist, der bestimmte Bedürfnisse hat; in denen der Lehrer zu einem Anbieter wird, d.h zu derjenigen Instanz, die dazu da ist die Bedürfnisse des Lernenden zu erfüllen. Im Fall ökonomischer Transaktionen können wir annehmen, dass der Konsument seine Bedürfnisse kennt, im Fall von Erziehung ist das aber fragwürdig. Das andere Problem der neuen Sprache des Lernens besteht darin, dass es durch sie schwierig wird, Fragen nach Inhalt und Aufgabe der Erziehung aufzuwerfen, es sein denn im Rahmen dessen was der Markt verlangt Diese beiden Probleme stellen laut Biesta eine Gefahr sowohl für die pädagogische Professionalität, als auch für die Demokratie dar.
  • Was ist der Unterschied zwischen dem Marktmodells und dem Professionsmodells? Welches Modell ist nach Biesta geeigneter, um Erziehungsprozesse zu beschreiben und warum? In Marktmodellen wird von Konsumenten erwartet, dass sie wissen, was sie benötigen, und die Produzenten machen ein Angebot zu einem bestimmten Preis und in einer bestimmten Qualität, um die Nachfrage der Konsumenten zu befriedigen. In Professionsmodellen befriedigen die Produzenten nicht nur eine Nachfrage, sondern sie deffinieren sie auch.
  • Welche drei Konzepte sind ausschlaggebend für Biestas Vorschlag der Sprache der Erziehung? Grundloses Vertrauen Warum hängen Risiko und Vertrauen zusammen? Im Grunde desswegen, weil Vertrauen Situationen betrifft,  in denen man nicht wissen kann, wass passieren wird. Es liegt in der Natur von Vertrauen grundlos zu sein, denn gäbe es einenGrund für das eigene Vertrauen, d.h wurde man wissen, was passieren wird, wäre kein Vertrauen mehr erforderlich. Transzenentale Gewalt Statt Lernen als Aneignung von Wissen aufzufassen, können wir Lernen auch als Reaktion auf eine Störung sehen, als versuch der Reorganisation oder Reintegration infolge einer desintegration. Wird das Lernen nicht als Aneignung gesehen geht es um das, was Biesta einen Prozess des Gegenwärtigwerdensnennt. Gegenwärtig werden bedeutet: in einer sozialen und intersubjektiven Welt gegenwärtig weren, einer Welt, die wir mit anderen teilen. Gegenwärtig werden ist das, was uns zu einem einzigartigen Individuum macht - einem Ich im unterschied zu einem Du- es zeigt sich in der Weise, wie wir auf den Anderen antworten, auf die Frage des Anderen, auf den Anderen als Frage.
  • Was ermöglicht die neue Sprache der Erziehung? Sie ermöglicht Erziehung als etwas anderes zu sehen als Lernmanagement, Lernmoderation und Technik.
  • Was bedeuten seine Vorschläge für die Aufgaben von Lehrpersonen? Eine der grundlegendsten Aufgaben von Lehrern und Erziehern besteht darin, Schüler und Lernende mit Andersheit und Fremdheit zu konfrontieren und sie zu einer Antwort herauszufordern.Dabei handelt es sich um eine extrem schwierige Aufgabe, die denen die sie wahrnehmen, eine große Verantwortung auferlegt. Es ist eine Verantwortung ohne Wissen.