Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Fach) / 4) Spezifische Phobien (Lektion)
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Phönomenologie, ätiologische Modelle und Therapieverfahren
Diese Lektion wurde von zenajozika erstellt.
- DSM IV Kriterien für spezifische Phobie A. Durch die Anwesenheit oder die Erwartung einesspezifischen Objektes oder einer spezifischen Situ-ation ausgelöste Angst (z. B. Fliegen, Höhen, Tiere,Spritzen, Blut). B. Die Konfrontation mit dem spezifischen Stimuluslöst fast immer eine unmittelbare Angstreaktionaus, die die Form eines Angstanfalls annehmenkann. C. Die phobischen Stimuli werden vermieden odermit starker Angst ertragen. D. Die Person erkennt, dass die Angst übertriebenoder unvernünftig ist. E. Die Vermeidung oder die ängstlichen Erwartungenverursachen ausgeprägtes Leiden oder beeinträch-tigen die berufliche oder soziale Funktionsfähig-keit. F. Die Angst oder die phobische Vermeidung stehtnicht in Zusammenhang mit einer anderen psy-chischen Störung, z. B. nicht Angst vor Verunreinigung (Zwangssyndrom), Vermeidung von Hinweisreizen auf einen vergangenen schweren Stressor (posttraumatische Belastungsreaktion), Vermeidung von sozialen Situationen aufgrund der Angst vor Peinlichkeit (Sozialphobie), Angst vor einem unerwarteten Angstanfall (Paniksyndrom) oder agoraphobische Vermeidung. Spezifische Untergruppen: natürliche Umgebung (z. B. Tiere, Insekten, Sturm,Wasser), Blut, Spritzen, Verletzungen, situativ (z. B. Autos, Flugzeuge, Höhen, Aufzüge,Tunnels, Brücken), sonstige (z. B. phobische Vermeidung von Situati-onen, die zum Ersticken, zum Erbrechen oder zuKrampfanfällen führen könnten).
- Definition und Beschreibung spezfischer Phobie Definition: Die spezifische Phobie ist eine dauerhafte, unangemessene und intensive Furcht vor bzw. Vermeidung von spezifischen Objekten oder Situationen. Diese ist so stark, dass die Be-troffenen in ihrem Leben durch die Ängste deutlich beein-trächtigt werden. Wichtige Merkmale: Furch vor VEREINZELTEN Situationen oder Objekten allein das Denken oder das gesprochene Wort können die Angst auslösen Angstreaktion ist immer sehr stark und kann die Form von Panickanfällen annehmen es kommt zum Vermeidungsverhalten (je nach Objekt und Situation hängt es davon ab, ob man damit oft konfrontiert wird und ob folglich der Leidensdruck im alltäglichen Leben hoch ist bzw. die Behandlung aufgesucht wird) die Irrationalität des Angstausmaßes ist den Betroffenen bewusst Obergruppen der spezifischen Phobien: Tierphobien (z. B. Hunde, Spinnen) Situationale Phobien (z. B. Höhen, enge Räume) Phobien vor Naturereignissen (z. B. Wasser, Gewitter) Verletzungsphobien (z. B. Spritzen und Arztbehandlungen) Die Unterscheidung zwischen Angst, starker Angst und Phobie ist nicht immer einfach, da es sich um ein Kontinuum handelt. Die Diagnose kann nur im Einzelfall mit einem sehr genauen Blick auf die Beeinträchtigung gestellt werden. Spezifische Phobien beginnen i. Allg. schon in der Kindheit und stellen einen Risikofaktor für weitere Störungen dar. Können aber in jedem Alter auftreten. Wenn sie bis zum Erwachsenenalter anhalten, oder erst im Erwachsenenalter auftreten, sind sie oft therapieresistenter und schwieriger. Frauen sind 2x mehr betroffen als Männer. Orientierungsfrage: Lösen bestimmte Dinge oder Aktivitäten (wie z.B. Tiere, Höhen, Flugreisen oder der Anblick von Blut und Verletzungen) bei Ihnen heftige Angst aus, so dass Sie diese möglichst vermeiden wollen?
- Ätiologie spezifischer Phobien Es kommen i. Allg. eine phylogenetische Disposition und eine individuelle Lerngenese zusammen, und begründen eine stabile phobische Reaktion. Rolle der Lernerfahrungen: erlernte Ängste zeichnen sich durch eine stärkere Generalisierung auf ähnliche Auslöser sowie eine stärkere Löschresistenz: klassische Konditionierung (Verbindung zwischen den Reizen wird durch ein gemeinsames oder zeitlich nahes Auftreten hergestellt) operante Konditionierung (Verbindung zwiscshen den Reizen und Reaktionen wird durch positive Konsequenzen der Reaktionen hergestellt) Modelllernen (Lernen am Vorbild) Instruktionslernen (Vermitteln von Informationen, z.B. durch Warnung von Eltern) 2-Faktoren-Modell von Mowrer: ursprüng-lich neutrale Reize aufgrund traumatischer Ereignisse mit einem zentralen motivationalen Angstzustand assoziiert (klassische Konditionierung) und die darauf folgende Ver-meidung dieser Reize durch den Abbau dieses unangeneh-men Zustandes verstärkt werden (operante Konditionie-rung). Kann jedoch die Entstehung der spezifischen Phobien nicht ausreichend erklären. Nicht bei allen Betroffenen sind einer Phobie vorangehende traumatische Erlebnisse nachweisbar Preparedness-Annahme: bestimmte Reiz-Reaktions-Verbindungen werden leichter gelernt, weil sie biologisch »vorbereitet« – im Englischen »prepared« – sind (z.B. Angst vor Schlangen entsteht eher als Angst vor Steckdosen). Prädisposition für Phobien vor diesen Reizen werden evolutionsbedingt genetisch weiter gegeben. Die ursprüngliche Annahme der Lerntheori bzgl. der Äquipotenzialität von Angstauslösenden Reizen kann nicht aufrechterhalten werden. Die Befundlage dazu ist nicht eindeutig. "Three-Pathway-Modell" von Rachman: geht davon aus, dass die spezifsche Phobie durch klassische Konditionierung, Modelllernen und Instruktionslernen entsteht. Problem: nicht für alle Phobien ist einer dieser Entsehungswege zutreffend. Kognitive Ansätze: Anst - und vor allem Phobien werden in stärkerem Maße in Zusammenhang mit solchen Kognitionen (Diathese) wie die Interpretation mehrdeutiger Informationen als bedrohlich sowie Befürchtung, dass negative Ereignisse sich in der Zukunft wiederholen können, in Zusammenhang gebracht. Biologische Ansätze: Biologische Fehlfunktion (Diathese) wird als Ursache vermutet, die dafür prädesponiert, dass manche Menschen unter belastenden Bedingungen im Vergleich zu anderen eher eine Phobie entwickeln. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Erregbarkeit des autonomen Nervensystems (autonome Labilität) und die genetischen Faktoren. Aufbauend auf diesen Modellen gilt aktuell ein Vulnerabilitäts-Stress-Modell der Entstehung der spezifischen Phobie: Es besteht eine genetische Basis (Vulnerabilität) für die Phobie. Diese drückt sich z.B. in verschiedenen Vh-Dispositionen, darunter eine stärkere Verhaltensinhibition oder Sensitivität für Eckel und Abneigungen. Darüber hinaus spielen Umweltfaktoren, Lerngeschichte, Erziehungsstil, negative Lebensereignisse für die Entstehung der spezifischen Phobie eine Rolle. Aufrechterhalten werden die Phobien zum einen durch die negative Verstärkung des Vermeidungsverhaltens. Aber auch durch Änderungen der Aufmerksamkeit oder der Interpretation.
- Therapieverfahren bei spezifischer Phobie 1. Systematische Desensibilisierung Es wird eine Angsthierarchie erstellt, mit der am stärksten Angst auslösenden Situation ganz oben. Graduiertes Vorgehen: jede Stufe der Angsthierarchie, angefangen von der niedrigsten (der phobische Stimulus) wird aktiv visualisiert. die Visualisierung des phobischen Reizes wird mit einem vorher erlernten Entspannungsverfahren (z.B. Muskelrelaxation nach Jacobson) kombiniert. durch wiederholte Konfrontation tritt ein Habituationseffekt ein, der die Phobische Reaktion vermidnern oder löschen kann Grundlage der systematischen Desensibilisierung = Prinzip der reziproken Hemmung (bzw. die Gegenkonditionierung): zwei sich nicht entsprechend Reizsituationen (Angst und Entspannung) werden gleichzeitig dargeboten, was zur Hemmung eines Reizes (Angst) führt. D.h. die Angst wird abgeschwächt, wenn ein zu ihr antagonistischer Zustand (z.B. Entspannung) in Gegenwart von angstauslösenden reizen induziert werden kann. Die Untersuchtungen zeigen, dass die subjektiven Angstsymptome durch diese Methode reduziert werden, das reaktive Vermeidungsverhalten konnten dagegen wenig beeinflusst werden. 2. Konfrontation (Reizüberflutung) in vivo und in sensu Nach kognitiver Vorbereitung wird das gefürchtete Objekt bzw. die beängstigende Situation vom Patienten mit therapeutischer Hilfe aktiv aufgesucht (Konfrontation in vivo, kein graduiertes Vorgehen), bis ein Rückgang der phobischen Reaktionen durch Habituation, Veränderung der Wahrnehmung bzw. Bewertung des phobischen Stimulus, aber auch durch den Aufbau neuer Verhaltensmuster zu verzeichnen ist. Bei angemessener kognitiver Vorbereitung und Dauer der Reizkonfrontation konnten sowohl subjektive Angst als auch Vermeidungsverhalten im Vergleich zu Kontrollbedingungen signifikant und dauerhaft gesenkt werden. Die Reizüberflutung kann auch in sensu (ohne Entspannung und ohne graduiertes Vorgehen) durchgeführt werden (Therpaeut übertreibt, ausschmückt). 3. Modelllernen Therapeut setzt sich gefürchtetem Objekt/Situation aus, während Patient zusieht und angehalten wird schnellmöglichst die gefürchtete Situation mit therapeutischer Hilfe selbst aufzusuchen. Auch ein symbolisches Modelllernen ist möglich (Anschauen der Filme), ist jedoch lt. Studien nicht so effektiv 4. Virtuelle Realitätstherapie Mittels computergestützter Animationen, die die Bewegungen des Patienten in die Darstellung mit einbeziehen (z. B. über einen Lagesensor am Kopf ), wird dem Patienten die phobische Situation möglichst wirklichkeitsnah dargeboten. Die Konfrontation findet somit virtuell statt. Virtuelle Realität hat sich besonders bei Höhen- und Flugphobie bewährt, für die qualitativ hochwertige Software entwickeltwurde. Die Effektivität virtueller Realitätstherapie ist z. T.vergleichbar mit Konfrontation in vivo und wirksamer als systematische Desensibilisierung 5. Angewandte Anspannung Bei Patienten mit Blut-, Verletzungs- und Spritzenphobie, kann die biphasische physiologische Reaktion (Herzfrequenz und Blutdruck steigen zunächst an und fallen dann ab) mit angewandter Anspannung erfolgreich behandelt werden. Die Patienten lernen, die frühen Anzeichen einesBlutdruckabfalls wahrzunehmen und mittels Muskelanspannung einer Ohnmacht vorzubeugen. Die Effektivität der angewandten Anspannung bei Patienten mit Blut-, Verletzungs- und Spritzenphobie war auch in Langzeitstudien noch nachweisbar.
