Klinische Psychologie Abschlussprüfung (Fach) / 0) Definitionen und Grundbegriffe (Lektion)
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Grundbegriffe und Definitionen der Klinischen Psychologie
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- Was ist klinische Psychologie und was ist ihr Gegenstand Klinische Psychologie ist diejenige Teildisziplin der Psychologie, die sich mit psychischen Störungen und den psychischen Aspekten somatischer Störungen und Krankheiten in der Forschung, der Diagnostik und Therapie beschäftigt. Dazu gehören u. a. die Themen - Ätiologie und Bedingungsanalyse; - Klassifikation und Diagnostik; - Prävention, Psychotherapie und Rehabilitation; - Epidemiologie, Gesundheitsversorgung und Evaluation. Klinische Psychologie umfasst die Erforschung, Diagnostik und Therapie der Gesamtheit psychischer Störungen bei Menschen aller Altersstufen. Aufbauend auf den wissenschaftlichen Grundlagen der Psychologie mit ihren Teildisziplinen ist es ein Charakteristikum der Klinischen Psychologie, dass sie enge Beziehungen zu vielen anderen Wissenschaftsdisziplinen aufweist, insbesondere zur Psychiatrie, der Soziologie, den neuro-biologischen Fächern (einschließlich der Gebiete Genetik und Psychopharmakologie), der Neurologie und anderen medizinischen Fächern.
- Was ist Psychotherapie Psychotherapie, als ein Teilgebiet der Klinischen Psy-chologie, lässt sich definieren als: ein bewusster und geplanter interaktionaler Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens. In der Regel ist dazu eine tragfähige emotio-nale Bindung notwendig.
- Definition pychischer Störung In Anlehnung an das DSM-IV lassen sich psychische Störungen definieren als ein klinisch bedeutsames Verhaltens- oder psychisches Syndrom oder Muster, das mit momentanem Leiden (z. B. einem schmerzhaftem Symptom) oder einer Beeinträchtigung (z. B. Einschränkung in einem oder mehreren wichtigen Funktionsbereichen) oder einem erhöhtem Risiko zu sterben einhergeht. Unabhängig von dem ursprünglichen Auslöser sollte eine verhaltensmäßige psychische oder biologische Funktionsstörung bei der Person zu beobachten sein. Weder normabweichendes Verhalten (z. B. politischer, religiöser oder sexueller Art) noch Konflikte des Einzelnen mit der Gesellschaft sind psychische Störungen, solange die Abweichung oder der Konflikt kein Symptom einer oben beschriebenen Funktionsstörung bei der betroffenen Person darstellt.
- was ist ein multiaxialer Ansatz der Diagnostik Multiaxiale Klassifikationssysteme psychischer Störungen sind ein Versuch, den in der Psychologie etablierten multimodal-multimethodalen Ansatz approximativ zu berücksichtigen, um der Komplexität von Manifestations- und Betrachtungsebenen von gestörtem Verhalten besser gerecht zu werden. Es macht einen Unterschied, ob ein Patient mit Agoraphobie (Achse I, klinische Störungen) außerdem eine Persönlichkeitsstörung aufweist oder nicht (Achse II, Persönlichkeitsstörungen und geistige Behinderung) und ob er unter körperlichen Erkrankungen leidet oder nicht, unabhängig davon, ob die Krankheit im direkten Zusammenhang mit der Achse-I-Störung steht oder nicht (Achse III, medizinische Krankheitsfaktoren). Für die Einordnung und Beurteilung der Störung ist außerdem wichtig, die Probleme mit der Hauptbezugsgruppe, dem sozialen Umfeld, Beruf, Wohnung, Finanzen etc. zu berücksichtigen (Achse IV, psychosoziale und umgebungsbedingte Probleme) und das allgemeine Funktionsniveau (das mehr oder weniger eingeschränkt sein kann; Achse V, globales Funktionsniveau) zu erfassen.
- Was ist ein Symptom? Symptome werden auf der Grundlage der Psychopathologie als Zeichen einer Störung definiert. Sie können objektiv beobachtbar(Fremdbeurteilung) oder subjektiv erlebbar (Selbstbeurteilung) sein und zumeist über entsprechende psychometrische Skalen quantifizierbar gemacht werden (Beispiel: ein Patient berichtet, dass er Stimmen höre, ohne dass eine objektive entsprechende Sinnesreizung nachweisbar ist; dies wird als halluzinatorisches Symptom bezeichnet).
- Was ist ein Syndrom? Syndrome sind definiert als überzufällig häufige oder typische Muster von Symptomen. Sie können definiert sein als: kategorial (nebeneinander-Vorhandensein einer oder mehrerer voneinander unabhängiger Erkrankungen auf einer kategorial-syndromalen Betrachtungsebene) typologisch (in Form von Merkmalskatalogen wird eine Reihe von Symptomen als Kriterien aufgelistet, die insgesamt eine "idealtypische" Beschreibung der jeweiligen Störung darstellen) und sich sowohl aus obligaten wie auch fakultativen Symptomen zusammensetzen (Beispiel: das depressive Syndrom setzt sich aus den obligaten Symptomen niedergedrückte Stimmung oder Verlust von Interesse, sowie den fakultativen Symptomen Konzentrationsstörungen, Appetitverlust etc. zusammen).
- Was versteht man unter Diagnosen? Diagnosen setzen sich aus Symptomen und Syndromen sowie unterschiedlich komplexen Zusatzkriterien zusammen. Sie sind definiert als die eigentlichen Krankheitsbezeichnungen. Die Zusatzkriterien können sich auf die Zeitdauer, Verlaufskriterien, Schweregradkriterien wie auch ätiologische Merkmale beziehen. Diagnosekriterien regeln aber auch bestimmte Konventionen, wie bezüglich der Überlappung von Diagnosekriterien zu verfahren ist. Diese Kriterien werden oft auch als Differenzialdiagnosen bezeichnet bzw. als Ausschluss- oder Hierarchieregeln (Beispiel: Die Diagnose Major Depression darf nur vergeben werden, wenn u. a. die Symptom- und die Syndromkriterien über mindestens 2 Wochen erfüllt sind und zudem keine hypomanische oder manische Episode im bisherigen Lebensver-lauf aufgetreten ist).
- Wie definiert man Gesundheit? Definition von Gesundheit allgemein: - Abwesenheit von Krankheit - Zustand vollkommenen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens - Zustand optimaler Leistungsfähigkeit - Erfüllung normaler Rollenerwartungen - Erfolgreiche Bewältigung von Alltagsanforderungen
- Welche Arten von Normen wirken auf die Beurteilung des Zustandes einer Person als psychische Störung zusammen? Bei der Beurteilung des Zustands einer Person als psychische Störung wirken die verschiedenen Normen in der Regel zusammen. Beispiel: · Person hat nicht mehr als drei Panikattacken innerhalb von 4 Wochen bei der Panikstörung (statistische Norm) · Person leidet darunter (subjektive Norm) · Person hat Erektionsstörung, ist dysfunktional für die sexuelle Befriedigung oder Fortpflanzung (funktionale Norm) · Person weist sozial nicht akzeptable Verhaltensweisen wie z.B. Paraphilien auf (soziale Norm)
- Was ist Krankheit Die Definition von Krankheit setzt ein medizinisches Krankheitsmodell als hypothetisches Konstrukt voraus. Dieses kann durch breitere interaktionale Störungsmodelle ergänzt werden, die in der Regel dimensionale Konstrukte einschließen. Bei der Definition von Krankheit wirken in der Regel dimensionale und kategoriale Konzepte zusammen, bei denen jeweils unterschiedliche Normbegriffe gemeinsam eine Rolle spielen (z. B. statistische Norm: abnorm oder krankhaft ist das Ungewöhnliche; funktionale Norm: abnorm ist das Schädliche; soziale Norm: abnorm ist das gesellschaftlich Abweichende). Kategorial versus dimensional ist oft nur ein scheinbarer Widerspruch.
- Wozu dienen Theorien und Modelle? Theorien und Modelle dienen dazu, Wissen und Erklärungen über Phänomene zu ordnen, besser zu strukturieren und zu organisieren. Sie sollen helfen, Geltungsbereiche und Grenzen von Erklärungsansätzen besser zu verstehen. Damit geben sie Anleitung für weiterführende wissenschaftliche Untersuchungen.
- Welche allgemeinen wissenschaftlichen Ziele hat klinische Psychologie? Beschreibung des interessierenden Verhaltens: d. h., eine möglichst objektive, reliable und das gesamte Ver-halten (kognitive, affektive, biologische, soziale Ebene) umfassende Beschreibung. Erklärung: die Auffindung regelhafter Muster und Prozesse und der mit ihnen verknüpften Faktoren, einschließlich der Faktorenkombinationen und -interak-tionen. Vorhersage: Verstehen der Art und Weise, wie Verhal-tensereignisse zusammenhängen und über welche Me-chanismen diese mit Prädiktoren verknüpft sind. Beeinflussung und Kontrolle: Ableitung von Interven-tionen, die Verhalten »kontrollieren« bzw. verändern, z. B. Auftreten verhindern, wahrscheinlicher machen oder abschwächen. Reduktion von Leiden, Behinderung und Verbesse-rung der Lebensqualität: Reduktion von Störungs-faktoren, um der Person eine selbstständige kognitive, affektive, körperliche und soziale Weiterentwicklung zu ermöglichen.
- Def. neurobiologische Perspektive Ursachen psychischer Störungen liegen in der Funktionsweise der Gene, der Beschaffenheit und des Stoffwechsels des Gehirns, des Nerven- und endokrinen Systems. Störungen werden durch strukturelle und biochemische Prozesse erklärt. Varianten sind u. a. das traditionelle medizinischen Krankheitsmodell und das psychobiologische Modell. Methodische Aspekte beinhalten Experiment, objektive psychophysiologische, neurochemische und labortechnische Marker.
- Kennzeichen der psychodynamischen Perspektive Ursachen des Verhaltens und psychischer Störungen liegen in intrapsychischen zumeist unbewussten Kon flikten, Impulsen und Prozessen (Instinkte, biologische Triebe, Gedanken, Emotionen), die zumeist auf frühkindliche Konflikte rückführbar sind. Die Varianten sind vielfältig (psychoanalytische Schulen). Methodische Zugänge umfassen das Gespräch und indirekte subjektive Maße (Träume, Widerstände).
- Kennzeichen der kognitiv-behavioralen Perspektive Psychische Störungen sind auf der Grundlage von Vulnerabilitäten und Stress entstehende fehlangepasste erlernte (z. B. operante, klassische Konditionierung, Modelllernen) Verhaltens- und Einstellungsmuster, einschließlich kognitiver Prozesse (Aufmerksamkeit, Erinnern, Denkmuster, Attributionsmuster, Problemlösen). Der kognitive-behaviorale Ansatz geht somit über die Beschreibung und Erklärung von Verhalten im objektiven Kontext von objektiven Reizen, Verstärkern und offenen Verhalten hinaus: Psychische Störungen werden in der kognitiven Perspektive als das Ergebnis einer fehlerhaften Wahrnehmung der Situationswirklichkeit (inkl. Selbstwahrnehmung und Wahrnehmungn der Beziehungen mit der Umwelt) fehlerhafter Schlussfolgerungen oder inadäquater Problemlösungen konzeptualisiert. Der Ansatz greift dabei auf das Erkenntnis- und Methodeninventar der gesamten Psychologie zurück und schließt alle Prozesse des Wahrnehmens, Begreifens, Urteilens und Schlussfolgerns einschließlich der Handlungskontrolle ein. Varianten sind die Verhaltenstherapie und die kognitive Therapie. Die Methoden umfassen das Experiment, kontrollierte Studiendesigns, direkte objektive (labortechnische) und indirekte Maße.
- Was versteht man unter der integrativen Perspektive der klinischen Psychologie Psychische Störungen sind Ergebnis von komplexen Vulnerabilitäts-Stress-Interaktionen, bei denen gleicher maßen biologische, kognitive-affektive, soziale und umweltbezogene sowie Verhaltensaspekte in ihrer entwicklungs- und zeitbezogenen Dynamik in Wechselwirkung stehen. Dabei wird auf alle verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntniskomponenten unter Einschluss aller bekannten Perspek-tiven der klinischen Psychologie zurückgegriffen.
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- Erklären Sie die Verhaltensgleichung nach Kanfer bzw. das SORK-Modell Ziel der Verhaltensanalyse ist es, möglichst vollständig die funktionalen Beziehungen von situativen Reizen (S) jeglicher objektivierbarer Art und einem Zielverhalten, der Reaktion (R), an einem konkreten und spezifisch beschreibbaren Beobachtungssegment herauszuarbeiten. Der Schwerpunkt des behavioralen Ansatzes betont dabei die Bedeutung des offenen Verhaltens. Dabei ist die Organismusvariable (O) eine entscheidende vermittelnde Größe, unter der körperliche, wie auch kognitive und affektive Faktoren und Prozesse Berücksichtigung finden. Unter dem Verstärkungsplan (K) werden alle die Reaktion beeinflussenden Konsequenzen der Reaktion im Sinne von die Auftrittswahrscheinlichkeit von R erhöhenden und senkenden Konsequenzen, einschließlich ihres Kontingenzverhältnisses (Verstärkerpläne), berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist durch verschiedene Ergänzungen bis hin zu einer »Problem- und Plananalyse« schrittweise erweitert worden. Dabei finden externe und interne Reize, Einstellungen und Pläne, sowie affektive und soziale Modalitäten stärkere Berücksichtigung.
- Wie wird Verhaltenstherapie definiert? Die Verhaltenstherapie ist eine auf der empirischen Psychologie basierende psychotherapeutische Grundorientierung. Sie umfasst störungsspezifische und -unspezifische Therapieverfahren, die aufgrund von möglichst hinreichend überprüftem Störungswissen und psychologischem Änderungswissen eine systematische Besserung der zu behandelnden Problematik anstreben. Die Maßnahmen verfolgen konkrete und operationalisierte Ziele auf den verschiedenen Ebenen des Verhaltens und Erlebens, leiten sich aus einer Störungsdiagnostik und individuellen Problemanalyse ab und setzten an prädisponierenden, auslösenden und/oder aufrechterhaltenden Problembedingungen an. Die in ständiger Entwicklung befindliche Verhaltenstherapie hat den Anspruch, ihre Effektivität empirisch abzusichern.
- Was versteht man unter einem Vulerabilitäts-Stress-Modell? Seit den 70er Jahren konvergiert die Entwicklung nahezu aller Paradigmen klinischer Psychologie mehr oder minder explizit auf einen interaktionalen oder auch biopsychosozial genannten Ansatz, der unter verschiedenen Modellbezeichnungen mit ähnlicher Konnotation verbreitet ist: z. B. Diathese-Stress-Modell oder Vulnerabilitäts-Stress-Modell. Dieser Ansatz erklärt das menschliche Verhalten und das Auftreten von psychischen Störungen als Interaktion biologischer, psychologischer und sozialer Variablenbündel unter Einschluss von entwicklungsbezogen Aspekten, wie z. B. entwicklungspsychologischer, -biologischer Art. Im Zusammenhang mit psychischen Störungen kann die relative Bedeutung und Rolle jedes einzelnen dieser Faktoren, Prozesse und Perspektiven in der Auslösung oder Aufrechterhaltung bestimmter Problemkonstellationen unterschiedlich, bidirektional sowie kontextabhängig sein, also z. B. entwicklungs- und stadienspezifisch unterschiedlich relevant sein. Im Rahmen des Modells wird angenommen, dass eine Anfälligkeit (Vulnerabilität) aufgrund der Wirkung dieser Faktoren nur bei Auftreten weiterer Faktoren (wie z.B. Stress, kritische Lebensereignisse sowie weitere moderierende Einflüsse) zum Ausbruch der Erkrankung führt. Dabei weren auch weitere Faktoren im Verlauf der Störung berücksichtigt, die aufgrund von kurzfristigen oder langfristigen Konsequenzen wirksam werden.
- Auf welchen drei Ebenen werden psychische Reaktionen und Störungen im kognitiv-behavioralen Ansatz betrachtet? Körperliche Ebene (z.B. Herzrasen, Schwitzen) Kognitive Ebene (Denken, Fühlen; z.B. "Ich bin verzweifelt", "es wird etwas Schlimmes geschehen". Dazu gehören wahrgenommene Kontrolle über Verstärker, die Überzeugungen einer Person, kritische Situationen bewältigen zu können, und ihre Interpretation der Ereignisse Verhaltensebene (z.B. Flucht, Vermeidung) Die drei Ebenen sind miteinander verbunden, aber nicht immer in gleiche Richtung, zur gleichen Zeit und in gleicher Weise. Daraus ergibt sich eine Dysynchronesie der Reaktionen auf diesen drei (biologischen, kognitv-affektiven und verhaltensbezogenen) Ebenen, die auch bei der Intervention berücksichtigt wird
- Was ist Klassifikation und welches Ziel haben die Klassifikationssysteme in der klinischen Psychologie Kassifikation = Ergebnis und Umsetzung eines Abstraktionsvorganges definiert, bei dem eine Menge nach bestimmten Gesichts-punkten und unter Vernachlässigung irrelevanter Nuancen und Details in Teilmengen aufgegliedert wird. Ziel der Klassifikationssysteme psychischer Störungen = die große Zahl klinischer Bilder nach übergeordneten Gesichtspunkten der Ähnlichkeit zu gruppieren und dadurch auf eine überschaubare Menge typischer Symptomkonstellationen zu reduzieren. Diese Einteilung kann auf der Grundlage einzelner Symptome, anhand von Syndromen oder auch nosologisch erfolgen, wobei bei nosologischer Klassifikation Ansprechen auf Behandlungsmaßnahmen sowie Ätiologie und Pathogenese von Bedeutung sind.