Psychologie, Arbeitspsychologie (Fach) / Folgen von Arbeitstätigkeit (Lektion)
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Gelau mdl. Thema 2
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- Die zwei Gesichter der Arbeit - Lewin, 1920 „Beruf und Arbeit treten dem Einzelnen mit zwei verschiedenen Gesichtern entgegen. Arbeit ist einmal Mühe, Last, Kraftaufwand. Wer nicht durch Renten oder Herrschaft oder Liebe versorgt ist, muss notgedrungen arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen…Darum Arbeit so kurz und so bequem wie möglich (-). Arbeit ist unentbehrlich…, weil das Leben ohne Arbeit hohl und halb ist…(sie gibt) dem individuellen Leben Sinn und Gewicht…Darum…Steigerung des Lebenswertes der Arbeit, mache sie reicher und menschenwürdiger. (+)“
- Belastungs-Beanspruchungs-Konzept nach Rohmert Belastung: objektive, von außen auf den Menschen einwirkende Faktoren (z.B. Gewichte, Lärm, Zeitdruck) zwangsläufig negativ behaftet wird durch Eigenschaft (Dicke des Blechs) zur Beanspruchung Belastung: Raumtemperatur – T-Shirt oder Pullover à Beanspruchung: schwitzen vs. frieren weitere Belastungen und Eigenschaften: Beleuchtung – Sonnenbrille Belastung à Fähigkeit à Beanspruchung Beanspruchung: durch Eigenschaften vermittelte Folgen von Belastungen beim Menschen (Organismus – Durchbiegen des Blechs) )(z.B. Laurig, 1991)
- DIN 33405 - psychische Belastung und Beanspruchung DIN 33405: Belastungsgrößen (quantitativ) vs. Belastungsfaktoren (qualitativ) – nach Rohmert, 1984 physische (Muskeln, Herz-Kreislauf) und psychische (Aufmerksamkeit, Gedächtnis) Beanspruchung psychische Belastung: wird verstanden als die Gesamtheit der erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und auf ihn psychisch einwirken – z.B. Kundenkontakt Beanspruchung: wird verstanden als die individuelle, zeitlich unmittelbare und nicht langfristige Auswirkung der psychischen Belastung im Menschen in Abhängigkeit von seinen individuellen Voraussetzungen (Anschlussmotiv) und seinem Zustand - z.B. Beginn & Ende des Arbeitstages
- Belastungsarten Belastungen Quantitativ QualitativKörperliche Gewicht, Lärm, Strahlung KörperhaltungInformatorische Anzahl zu verarbeitender Infos Art der Info (Zahlen, Symbole)Psychische Anzahl der Kunden, Patienten Kundenverhalten
- Psychische Belastungen aus Arbeitsaufgaben, Bsp. für Quantitative Überforderung, Quantitative Unterforderung, Qualitative Überforderung, Qualitative Unterforderung Quantitative Überforderung: Zeitdruck Akkord Viel zu tun Quantitative Unterforderung: Zeitlich monoton Zu wenig zu tun Qualitative Überforderung: Schwierigkeit Unklarheit von Anweisungen Qualitative Unterforderung: Inhaltlich monoton Nichtnutzen von Fähigkeiten
- Soziale Belastungen: Mobbing nach Zapf, 2000 „Mobbing beinhaltet, dass jemand am Arbeitsplatz von Kolleg/Innen, Vorgesetzten oder Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert, beleidigt, ausgegrenzt oder beispielsweise mit kränkelnden Arbeitsaufgaben bedacht wird und der oder die Mobbingbetroffene unterlegen ist. Wenn man etwas als Mobbing bezeichnen möchte, dann muss dies häufig und wiederholt auftreten (z.B. mindestens einmal pro Woche) und sich über einen längeren Zeitraum erstrecken (mindestens ein halbes Jahr). Es handelt sich nicht um Mobbing bei einmaligen Vorfällen. Es handelt sich auch nicht um Mobbing, wenn zwei etwa gleich starke Parteien in Konflikt geraten.“
- Mobbing - Angriffe auf... die Möglichkeit, sich mitzuteilen (Kontaktverweigerung, anschreien, „mundtot“ machen) die sozialen Beziehungen („Organisationssibirien“, „wie Luft behandeln“) das soziale Ansehen (Gerüchte, verspotten, beleidigen) die Qualität des Berufs- und Lebenssituation (keine oder sinnlose Arbeitsaufträge) die Gesundheit (Androhung körperlicher Gewalt, „Denkzettel“, körperliche Misshandlung)
- Einige Ergebnisse der Mobbingforschung (Zapf, 2000) Prävalenzrate: 1,2 -3,5 % für Nord und Mitteleuropa durchschnittliche Mobbingdauer zwischen 15 und 18 Monaten Branchen: Mobbingopfer sind überrepräsentiert im Gesundheits- und Erziehungsbereich, in öffentlicher Verwaltung und im Kreditgewerbe Mobbingauswirkungen: Psychosomatische Beschwerden, depressive Verstimmungen, Angststörungen außerdem: Fluktuation, Krankschreibung, Kündigung, Versetzung Kollegen 42 %, Chefs 18 %, Chefs & Kollegen 12 % Täter-Opfer-Beziehung
- Mobbingursachen und Intervention (Zapf, 2000) aufgrund methodischer Probleme schwer identifizierbar: Umstand, dass Mobbing-Opfer häufiger auf schlechteren Arbeitsbedingungen tätig sind = Folge oder Ursache von Mobbing? soziale Identität der Mobbingopfer: z.B.: männliche Erzieher (Kindergärtner) werden überproportional häufig gemobbt Täter: überdurchschnittlich Männer in Führungspositionen – empirisch gesichert Intervention: Betriebsvereinbarungen
- Soziale Belastungen: Wirkungen auf Familie und Freizeit Work-Life-Balance: „Folgen der Erwerbsarbeit für die anderen Lebensbereiche der Beschäftigten und deren Familien sowie die Unterordnung der übrigen Lebensbereiche unter die Erwerbsarbeit“ Bamberg et al., 2012 Gleichgewicht Arbeit und Leben – unglücklich
- Soziale Belastungen: Wirkungen auf Familie und Freizeit - Hypothesen nach Ulich, 2005 Neutralitätshypothese Kein Zusammenhang zwischen Erlebens- und Verhaltensweisen in Arbeit und Freizeit – Segmentierung Kompensationshypothese Gegenseitige Beeinflussung von Erleben- und Verhalten, wobei ausgleichende Wirkung angenommen wird – Schreibtischjob à Sport in Freizeit Generalisationshypothese Gegenseitige Beeinflussung mit verstärkender Wirkung Interaktionshypothese Erleben und Verhalten in Arbeitstätigkeit beeinflussen Erleben und Verhalten in Freizeit und umgekehrt Kongruenzhypothese Gemeinsamkeiten von Erleben und Verhalten auf Arbeit und in Freizeit sind auf Drittvariablen zurückzuführen
- Soziale Belastungen: Wirkungen auf Familie und Freizeit - Konfliktformen, "Work-Family-Facilitation", Maßnahmen Konfliktformen: Beruf- Familie vs. Familie – Beruf mit zeit-, beanspruchungs- und verhaltensbezogenen Ursachen Lehrer hört nicht auf Lehrer zu sein – drückt andere in Schülerrolle – wollen das nicht „Work-Family-Facilitation“: affektiver und instrumenteller Transfer Maßnahmen: Kinderbetreuung Arbeitszeitmodelle Mobilitätsunterstützung Führungskompetenz Freistellungen Informationsbereitstellung
- Ressourcen - nach Udris et al., 1991 entlastende/puffernde Faktoren bei Arbeitsbelastung Hilfsmittel zum Verfolgen eigener Ziele & Reduzierung unangenehmer Einflüsse ermöglichen Entwicklung einer effizienten und flexiblen Tätigkeitsregulation (Bildung langfristiger Ziele, Planungsfähigkeit, soziale und emotionale Kompetenz)
- Ressourcen - nach Udris et al., 1991, Organisation, Sozial, Personal Organisation Aufgabenvielfalt Tätigkeitsspielraum Qualifikationspotential – Möglichkeiten/Kompetenzen Partizipationsmöglichkeiten Sozial Unterstützung z.B. durch Vorgesetzte, Arbeitskollegen, Lebenspartner und andere Personen Personal kognitive Überzeugungen Kohärenzerleben - Salutogenese Selbstkonzept der Leistungsfähigkeit Selbstkonzept der Kontaktfähigkeit Selbstwertgefühl seelische Gesundheit habitualisierte (überlernte) Handlungsmuster positive Selbstinstruktion - selbst motivieren Optimismus Situationskontrollerleben – subjektive Kontrollierbarkeit, self-efficacy Mobilisierung sozialer Unterstützung Planungsneigung Erholungsfähigkeit – Abschalten nach der Arbeit
- Kohärenzgefühl, Antonovsky, 1997, zitiert nach Reimann & Hammelstein, 2006 Komponenten des Kohärenzgefühls „Das Kohärenzgefühl wird definiert als eine globale Orientierung…, die das Maß ausdrückt, in dem man ein durchdringendes, andauerndes aber dynamisches Vertrauen hat, dass die eigene interne und externe Umwelt vorhersagbar ist und dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass sich die Dinge so entwickeln werden, wie man es vernünftigerweise erwarten würde.“ Komponenten des Kohärenzgefühls: Verstehbarkeit Bewältigbarkeit Bedeutsamkeit
- Exkurs: Salutogenese – nach Antonovsky, 1979, Medizinsoziologe Leitfrage: Wie ist es möglich, dass Menschen trotz widriger Lebensumstände gesund bleiben? HEDE-Kontinuum: „Health-ease-dis-ease“ (Gesundheit und Krankheit) Schutzfaktoren: Generelle Widerstandsressourcen und Kohärenzgefühl Beobachtung an Frauen mittleren Alters im 3. Reich im KZ Generelle Widerstandsressourcen: interne: Konstitution, Ich-Stärke, Introspektionsfähigkeit etc. externe: soziale Unterstützung, materielle Ressourcen etc.
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- "Fragebogen zur Lebensorientierung“ (Antonovsky, 1983) Grundlage: freie, nicht-strukturierte (qualitative) Interviews mit 51 traumatisierten Personen Extrahierung sich wiederholender Aussagen und Zuordnung zu drei Komponenten Ergebnisse faktorenanalytischer Untersuchungen uneindeutig (-)
- Negative Beanspruchungsfolgen – Ermüdung durch fortgesetzte Tätigkeit entstehende, reversible Minderung der Leistungsfähigkeit eines Organs (lokale Ermüdung) oder eines Gesamtorganismus (zentrale Ermüdung) vorrübergehender Aufschub: durch Tätigkeitswechsel, Umwelteinflüsse oder Anregungsmittel vollständiger Aufschub: nur durch Schlaf Generell: Auslöser: Überforderung („Time on task“) physiologische Kennzeichen: Pulsbeschleunigung, flacher werdende Atmung Abhängigkeit von Circadianrhythmik: Schwankung der menschlichen Leistungsfähigkeit als Folge der biologischen Tagesrhythmik psychische Ermüdung reversible Minderung persönlicher Leistungsvoraussetzungen als Folgeerscheinung von willentlicher Anspannung bei zunehmender Beanspruchung weitergeführter Tätigkeit während der Arbeit bzw. vor Abschluss der Leistung erlebte Ermüdung (und nicht die, die bis zur Wiederaufnahme der Arbeit durch Erholung ausgeglichen werden kann) gekennzeichnet durch kompensatorische Anspannungssteigerung, Erleben von Mühe, Anstrengung, Schläfrigkeit…(keine Langeweile!) Folge von zeitlich fortgesetzter hoher Anforderung, Zeitdruck, Komplexität Symptome psychischer Ermüdung (nach Schmidtke, 1981) Wahrnehmung und Aufmerksamkeit Motorik Denkleistung Sozialverhalten Sekundenschlaf subjektives Müdigkeitsgefühl: kein sicherer Indikator (auch bei Monotonie und Langeweile vorkommend)Folge: Effizienzminderung, Fehler
- DIN 33405 - Ermüdung „Psychische Ermüdung wird verstanden als eine vorübergehende Beeinträchtigung der psychischen und körperlichen Funktionstüchtigkeit, die je nach Höhe, Dauer und Verlauf von vorangegangenen psychischen Beanspruchungen auftreten kann.“
- Exkurs: Sekundenschlaf ungewolltes Einnicken für mehrere Sekunden nicht nur bei kurzfristigem Schlafmangel (z.B. durchzechte Nacht), sondern v.a. bei chronischem Schlafmangel auftretend andauerndes Schlafdefizit à Konzentrationsmangel, verminderte Leistungsfähigkeit, kurzzeitiges Einschlafen kritisch bei Fahrzeugführung und Überwachungsaufgaben – kurzzeitiges Einschlafen bleibt unbemerkt!
- Erholungszeiten, Pausensystem Arten von Pausen: spontan, versteckt, arbeitsbedingt, vorgeschrieben Lage und Dauer von Pausen – Standardempfehlungen: vor erwarteten Leistungsabfall Erholungswert zu Pausenbeginn am höchsten besser viele kurze statt wenige lange Pausen im Einzelfall von Intensität der Belastung und individuellen Leistungsmerkmalen abhängig geregelt im ArbZG und tariflichen Vereinbarungen
- Monotonie - DIN 33405 „Monotoniezustand wird verstanden als ein langsam entstehender Zustand herabgesetzter Aktivierung, der bei länger dauernden einförmigen Wiederholungstätigkeiten auftreten kann und der hauptsächlich mit Schläfrigkeit, Müdigkeit, Leistungsabnahme und –schwankungen, Verminderungen der Reaktionsfähigkeit sowie Zunahme der Herzschlagarrhythmie verbunden ist.“
- Monotonie Zustand herabgesetzter Aktivität, begleitet durch Erleben von Müdigkeit und Schläfrigkeit Auslöser: Reizmangel, gleichförmige Tätigkeitsmerkmale, geringe Handlungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, geringe intellektuelle Anforderungen, wenig Möglichkeiten zu Kommunikation und Kooperation, Bewegungsarmut, spezifische äußere Arbeitsbedingungen kurzfristige Folgen: Leistungsminderungen, -schwankungen, abnehmende Kreislaufaktivität, Deaktivierungsbild im EEG wellenförmiger Verlauf Unterschied zur Ermüdung: Verfliegt nach Anforderungswechsel
- Sättigung - DIN 33405 „Psychische Sättigung wird verstanden als ein Zustand der nervös-unruhevollen, affektbetonten Ablehnung sich wiederholender Tätigkeiten oder Situationen, bei denen das Erleben des „Auf-der-Stelle-Tretens“, des „Nicht-Weiter-Kommens“ besteht.“
- Sättigung - Symptome, Ursache, Folgen, Prophylaxe Symptome Ärgerlichkeit, Leistungsabfall und/oder Müdigkeitsempfinden, gesteigerte Aktivierung mit negativer emotionaler Erlebnisqualität Ursachen meist Folge gleichförmiger Tätigkeit und/oder fehlender Sinnhaftigkeit Folgen langfristig: psychosomatische Erkrankungen kurzfristig: sozial non-konformes Verhalten (z.B. Wutausbrüche) Prophylaxe Zielbildung Entstehung nur im Verlauf der Tätigkeitsausführung sondern auch antizipatives Erleben
- Stress nach Selye, 1950 „Stress ist die unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung.“
- Stress nach Hacker & Richter, 1980 „Stress bezeichnet einen Zustand angstbedingt erregter Gespanntheit, der durch erlebte Bedrohung durch Arbeitsbeanspruchung entsteht.“
- Stress nach Greif, Bamberg & Semmer, 1991 „…ein subjektiv intensiv unangenehmer Spannungszustand, der aus der Befürchtung entsteht, dass eine stark aversive, subjektiv zeitlich nahe (…) und subjektiv lang andauernde Situation sehr wahrscheinlich nicht vollständig kontrollierbar ist, deren Vermeidung aber subjektiv wichtig erscheint.“
- Stressmodelle Stressoren: Stimuli, die zu Stressreaktionen führen (z.B. Hitze, Sauerstoffmangel, körperliche Anstrengung, Wut, Angst, Freude) - Faktoren, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit Stress (Stressreaktionen) auslösen extern vs. intern potentielle Stressoren am Arbeitsplatz was macht krank? was hält von Arbeit fern? was behindert die Arbeitsleistung?
- transaktionales Stressmodell (nach Lazarus) Stress entsteht, falls innere oder äußere Anforderungen die Anpassungsmöglichkeiten (Ressourcen) der Person übersteigen wichtigste Komponenten: subjektive Bewertung auf zwei Ebenen (primary und secondary appraisal) Lazarus – subjektive Bewertung: Primärbewertung – primary appraisal – Einschätzung der Bedeutung eines Reizes oder einer Situation Sekundärbwertung – secondary appraisal – Einschätzung der eigenen Bewältigungsmöglichkeiten Neubewertung – Reappraisal – Information über eigene Reaktion, über Umwelt und Reflexion
- Stressmodelle: weitere arbeitspsychologische Ansätze P(erson)-E(ffort)-Fit-Modell Effort-Recovery-Modell Effort-Reward-Imbalance-Modell Job-Demand-Controll-Modell P(erson)-E(ffort)-Fit-Modell Diskrepanzen zwischen Situation und Person à Befindensbeeinträchtigung Diskrepanz zwischen a) Anforderungen & Fertigkeiten und b) Bedürfnisse & Möglichkeiten, die Arbeit bietet Effort-Recovery-Modell Verhältnis zwischen Arbeitsanforderungen und Handlungsbereitschaft bestimmt Beanspruchung und erforderliche Erholungsprozesse Diskrepanzauflösung während Tätigkeit möglich durch erhöhte Handlungsspielräume (z.B. spätere Fristigkeit) Erholung moderiert ob kurzfristige Stressreaktionen zu langfristigen Gesundheitsbeeinträchtigungen führen Effort-Reward-Imbalance-Modell Ungleichgewicht zwischen Einsatz und Ertrag à „Gratifikationskrisen“ à Gesundheitsbeeinträchtigungen Job-Demand-Controll-Modell Beeinflussung von Gesundheit und Wohlbefinden durch spezifische Kombination der Dimensionen „demand“ (z.B. Arbeitsstressoren) und „control“ (z.B. Handlungsspielraum)
- Stress aus handlungstheoretischer Sicht Regulationsbehinderungen Arbeitsbedingungen, die Menschen bei Erreichung des Handlungsziels behindern fordern überflüssigerweise zusätzlichen Handlungsaufwand ab z.B. bürokratische Hindernisse bei Projektvorbereitung Regulationshindernisse Arbeitsbedingungen, die geforderte Regulation direkt beeinflussen und kurzfristige Reaktionen des/der Beschäftigten verlangen z.B. Arbeitsunterbrechungen, Funktionsstörungen Regulationsüberforderungen Arbeitsbedingungen, die Regulationsfähigkeit des/der Beschäftigten direkt vermindern z.B. Lärm, Hitze
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- Stressoren am Arbeitsplatz - nach Udris & Frese, 1999 , kurzfristige Stressreaktionen u.a.: , Distress, Eustress nach Udris & Frese, 1999 Stressoren in Arbeitsaufgabe physikalische Stressoren Stressoren in zeitlicher Dimension Stressoren in sozialer Dimension organisatorisch bedingte Stressoren Stressoren in Berufskarriere Antizipation von Arbeitslosigkeit kurzfristige Stressreaktionen u.a.: hastiges Tempo überzogener Kraftaufwand Desorientierungstendenzen im Bereich der Informationsaufnahme erhöhter Genussmittelverbrauch langfristige negative Folgen („Distress“): Absentismus Kündigung, Unfälle Befindlichkeitsstörungen (Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen) Krankheit langfristig positive Folgen („Eustress“): Motivation Anregung
- Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse (ISTA) Gegenstand Merkmale der Arbeitstätigkeit, die zur Stressentstehung beitragen können Skalen Arbeitskomplexität, Variabilität, Kommunikation, Konzentration und Zeitdruck, Unsicherheit und Verantwortung, arbeitsorganisatorische Probleme, Unfallgefährdung, Umgebungsbelastungen, einseitige körperliche Belastungen, Kooperationserfordernisse, Handlungsspielraum, soziale Stressoren Format Beobachtungsinterview mit 63 Items Fragebogen mit 67 Items 5-stufige-Likert-Skala Anwendung Screening-Verfahren für Identifizierung von Belastungsschwerpunkten
- Exkurs: Burnout Syndrom von Erschöpfung und reduzierter Leistungsfähigkeit bei einstmals hochmotivierten Mitarbeitern Symptomgruppen: emotionale Erschöpfung, reduzierte Leistungsfähigkeit, Depersonalisation geschätzte Prävalenz: ca. 5 % der 25-40-jährigen Auftreten insbesondere im Dienstleistungsbereich und bei Angehörigen sozialer/pflegerischer Berufsgruppen
- Stadien der Entstehung von Burnout – nach Freudenberger & North, 1992 nach Stadler, 2006 Zwang sich zu beweisen verstärkter Einsatz Vernachlässigung eigener Bedürfnisse Verdrängung von Konflikten Umdeutung von Werten Leugnung der Probleme Rückzug beobachtbare Verhaltensänderung Depersonalisation innere Leere Depression völlige Erschöpfung
- Möglichkeiten der Stressvermeidung in der Arbeitswelt Reduzierung belastender Tätigkeitsanforderungen: mehr Freiheitsgrade in individueller Zielumsetzung und Handlungsplanung Systeme sozialen Rückhalts und Training von Sozialkompetenz Vermittlung beanspruchungsoptimaler Arbeitstechniken vollständige Aufgabenstrukturen durch flache, dezentrale Organisationsformen Veränderung der kognitiven und emotionalen Bewertung: Änderung der Zielvalenz Änderung unrealistischer Tätigkeitsmotive und Kausalattribuierung Zeitmanagement, Prioritäten setzen, Neinsagen lernen etc. Methoden der Angst- und Erregungskontrolle („Stressimmunisierung“) Entspannungsverfahren Problemlösetraining
- Stressbewältigung und Gesundheitsförderung Verhaltensprävention Befähigung des Einzelnen (als eigenverantwortliches Individuum) mit belastenden Arbeitssituationen erfolgreich umzugehen z.B. durch Stressimpfungstrainings, Rückenschule u.ä. Verhältnisprävention Maßnahmen, die an Verbesserung der Arbeitsaufgabe oder Arbeitsumgebung ansetzen z.B. Reduzierung von Lärm- und Schmutzbelastung oder Erhöhung der Autonomie des Einzelnen