Klinische Psychologie II (Fach) / Forschung (Lektion)

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Forschungsinhalte und -anwendung, Grundlagenforschung, Diagnostische Forschung, Epidemiologische Forschung, Ätiologische Forschung, Psychotherapie Forschung

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  • Forschungsbegriff in der Klinischen Psychologie Überprüfung wissenschaftlicher Hypothesen im Zusammenhang klinisch-psychologischer Fragestellungen  Grundlagenforschung + klinisch-psychologische Forschung                --> Beschreibung und Erklärung klinisch-psychologischer Phänomene --> Grundlagen               -->Anwendungsmethoden --> (Ausbildung) --> Anwendung --> Grundlagen Wechselwirkung von Anwendung und Forschung !! 
  • Grundlagenforschung Ziel und 2 Beispiele Forschungsergebnisse beziehen sich auf klinisch-psychologisches Handeln  --> bessere Beschreibung, Erklärung und Veränderungsmöglichkeiten von  a) menschlichem Erleben                                                                                                               (Tuschen et al. (1995): Essstörungen - Einfluss Stressoren (Leistung vs. interpersonell) auf Essbedürfniss: Leistungsstressor: Essbedürfnis↑ nach Aufgabe / interpersoneller Stressor: Hunger ↑ Essbedürfniss ↑ --> negative Gefühle werden durch Fokus auf Körper kompensiert --> psych. Belastung = aufrechterhaltender Faktor der Essstörung) b) Verhalten                                                                                                                                       (Egloff: Strategien der Emotionskontrolle und Veränderung (Unterdrückung ↓ --> Physiologie ↑ (!)  vs. Umbewertung ↑) 
  • Diagnostische Forschung Fokus und Fragestellungen (7) Fokus: Beschreiben und Zuordnen von Zeichen und Merkmalen psych. Störungen  Fragestellungen  Einordnung in theoretisches Modell  Auffälligkeitsbeschreibung  Ermittlung von Zusammenhängen Entwicklung reliabler valider Diagnostikverfahren Differenzierung relevanter vs. nicht-relevanter Informationen Differenzierung psychischer Störungsgruppen Reliabilität diagnostischer Entscheidungen (strukturiert vs. unstrukturiert) 
  • Epidemiologische Forschung Fokus Verteilung von psychischen Störungen und assoziierten Merkmalen in der Bevölkerung  zeitlich räumlich bei bestimmten Personengruppen
  • Epidemiologische Forschung Begriffe Inzidenz: Neuerkrankungsrate innerhalb eines bestimmten Zeitraums Prävalenz: Auftretenshäufigkeit einer KH zu einem bestimmten Zeitpunkt (life, 12-mon,..)  Mortalität: Kranke / Gesunde  Morbidität: Todesfälle / Gesunde  absolutes Krankheitsrisiko = Prävalenz  relatives Krankheitsrisiko: Risiko bestimmte Störung zu entwickeln, wenn man bestimmtes Merkmal aufweist (Einfluss Risikofaktoren)  Odds Ratio: Quotenverhältnis der Erkrankungshäufigkeit bei (Nicht-) Exposition  R(Gruppe A) / R (Gruppe B)  1= kein Unterschied >1 odds a sind größer <1 odds B sind kleiner z. B. Breslow & Day (1980): A Krebs bei > 80 Alkohol/Tag vs. B Krebs bei                     <80Alkohol/Tag --> A >80 / B <80 = 5,64 --> >1 --> Odds A sind größer - 5,64 x häufiger Krebs bei A im Vgl. zu B z.B. Jakobi et. al. (2004): Depressionen - Exposition: Männer vs. Frauen --> 2,38 x häufiger Depression bei Expositionsfaktor Frau  Odds: Anzahl Ereignisse / Zahl der Nichtereignisse --> Odds Ratio: Vergleich beider Odds Zähler des Odds Ratios:                                                                                                     WHK für eine Erkrankung (Krebs) bzw. ein Gesundbleiben (KG) bei Vorliegen der Exposition (>80 Alkohol) Nenner des Odds Ratios                                                                                                               WHK für eine Erkrankung (Krebs) vs. Nicht-Erkrankung (KG) bei Abwesenheit der Exposition (< 80 Alkohol) verglichen:
  • Epidemiologische Forschung Probleme (4) Festlegung repräsentativer Stichproben Dunkelziffer geeignete und messgenaue Untersuchungsmethoden Ausbildung der Untersucher
  • Epidemiologische Forschung Stand des Wissens - Fakten (6) 1/3 aller Personen in westlichen Kulturen 1 x im Leben psych. Störung Häufigste Störungen: Substanzen - Angststörungen - depressive/affektive in medizinischen Einrichtungen: 15 % aller Patienten zeigen Anzeichen psych. Störungen psych. Störungen häufiger bei jungen Menschen  insgesamt Vorkommen in den unterschiedlichen Kulturen gleich Geschlechtsunterschiede:  Frauen: Angst und Depression Männer: psychotrope Substanzen und antisoziale Störung  keine Unterschiede: Schizophrenie
  • Epidemiologische Forschung Chicago Study - Farris & Dunham (1922 - 34) Vpn: 34.000 in psychiatrischen Kliniken Ergebnis: Patienten mit einer Schizophreni aus einfachen sozialen Verhältnissen 
  • Epidemiologische Forschung New Heaven Study (1950) - Hollingshead & Redlich psychiatrische Fälle aus Normalbevölkerung untersucht  Ergebnisse: Neurosen häufiger obere Schicht - Psychosen häufiger untere Schicht
  • Epidemiologische Forschung Midtown Manhatten Study - Rennie & Srole (1954) 1600 Erwachsene in NY Ergebnisse: Personen mit niedrigem sozioökonomischen Status 6x so viele Symptome im Vgl. zu Personen mit hohem Status 
  • Epidemiologische Forschung NIMH Epdiemiologic Catchement Area Study (1978) 20.000 ersonen der US-Bevölkerung zur Ermittlung der Inzidenz- und Prävalenzraten psych. Störungen  Ergebnisse: 20% aller Personen erfüllten Kriterien einer Störung innerhalb eines Jahres und 2,8 % hatten eine "severe mental illness"
  • Epidemiologische Forschung National Comorbidity Survy NCS (1990 - 92) Kessler knapp 9000 Personen untersucht u.a. zur Ermittlung von Risikofaktoren für Komorbiditäten  Ergebnisse: 3,2% mit severe mental illness 48% Lifetime-Prävalenz irgendeiner psych. Störung (davon wurden nur 40% behandelt) 29% hatten Störungen in den letzten 12 Monaten 
  • Epidemiologische Forschung German National Health Interview and Examination Survey (GHS) Wittchen (1998 - 99) erste deutschlandweite Studie zum Vorkommen psych. Störungen bei Erwachsenen  4181 Personen mit Computerversion des M-CIDI untersucht  Ergebnisse:  Prävalenz mind. einer Störung:     life-time: 43 %     12-mon: 31 %      4 Wo.: 20% Häufigste Störungen: Angst -> Depressiv -> Somatoform  Beginn meist in früh im Leben  Komorbiditätsraten: 44 - 94 %  Risikofaktoren für erhöhte Prävalenzraten und Komorbiditäten  weibliches Geschlecht (ausser bei Substanzstörung)  unverheiratet niedrige soziale Klasse niedriger somatischer Gesundheitsstatus 
  • Epidemiologische Forschung German National Health Interview and Examination Survey (GHS) Jacobi (2004) Prävalenzraten Affektive Störungen   life-time: 18,6 %            12-mon: 11,9 %                4 Wo: 6,3 % - Unipolare Depression life-time: 17,1 %            12-mon: 10,7 %                4 Wo: 5,6 % - Bipolare Störung          life-time: 1 %                  12-mon: 0,8 %                  4 Wo: 0,6 % Angststörungen          life-time: -                       12-mon: 14,5 %                4 Wo: 9,0 % - Panikstörung                life-time: 3,9 %                12-mon: 3,2 %                 4 Wo: 1,1 % - Phobien                        life-time: -                         12-mon: 12,6 %               4 Wo: 7,4 % - GAS                              life-time: -                         12-mon: 1,5%                   4 Wo: 1,2 % Substanzstörungen   life-time: 9,9 %                 12-mon: 4,5 %                  4 Wo: 2,9% Somatoforme Stör.     life-time: 16,2 %               12-mon: 11,0 %                4 Wo: 7,5 %
  • Epidemiologische Forschung Daten zur psychotherapeutischen Versorgung (5) Wittchen (2000) 12 Mon: 32,1 % --> 15,6 Mio. Erwachsene zw. 18 - 65 Jahre  51 % der Personen mit psychischer Störung haben Versorgungsbedarf 20,4 % werden nicht behandelt (ungedeckter Bedarf) ca. 29 % der Behandlungsbedürftigen sind therapiemotiviert  63,6 % werden nicht behandelt  83 % der Jugendlichen werden nicht behandelt
  • Ätiologische Forschung Fokus Erforschung der Bedingungen für psychische Störungen, weil  Ursache (nicht immer eindeutig)  vs. Entstehungsbedingungen               a) eine Erfahrung (Verletzung, Missbrauch, etc.) --> mehreren Störungen              b) mehrere Erfahrungen (Risikofaktoren, etc.) --> eine Störung  Prädispositionierende (zeitl. VOR der Störung) und aufrechterhaltende (oft im Fokus der Therapie) Faktoren auch nicht immer eindeutig 
  • Ätiologische Forschung Methode 1: Experimentelle Ansätze und Probleme Paradigma der erlernten Hilflosigkeit Pradigma der erlernten Hilflosigkeit (Seligman 1979) --> Depression Verluste von Kontrolle über externe Bedinungen negative Konsequenzen unvermeidbarIneffizienz von Bewältigungsversuchen (Konsequenzen und Verhalten werden unabhängig voneinander wahrgenommen) 
  • Ätiologische Forschung Methode 1: Experimentelle Ansätze und Probleme Tierexperimente durch Manipulation sind kausale Annahmen noch am ehesten möglich  60 Jahre: Tierexperimente --> experimentelle Neurosen  schwierige Diskrimiantionsaufgaben (Pawlow) graviernde Konfliktsituationen (Massermann)  traumatische Erfahrungen (Wolpe)  Probleme: oft nur kurzzeitig andauernd; Kognition unklar bei Tieren; Vernachlässigung der sozialen Faktoren 
  • Ätiologische Forschung Methode 2: life-event Forschung life-event-schedule life-event-schedule (Brown) Lebensereignisse in der Vergangenheit und deren Zusammenwirkung  sortieren - gewichten - auflisten 
  • Ätiologische Forschung Methode 2: life-event Forschung Social Readjustment Rating Scale Grad der Wiederanpassungleistung bei  Rang --> Geschehnis --> Wert  Tod Ehegatten - 100 Scheidung - 73 Trennung ohne Scheidung - 65  ....
  • Ätiologische Forschung Methode 2: life-event Forschung Probleme (3) Probleme retrospektive Methodik (Erinnerungseffekte, nachträgliche Gewichtung)  Befunde wenig spezifisch für Störung  Kausalität oft unklar (erst event dann Störung vs. erst Störung dann event) 
  • Psychotherapieforschung Forschungsstrategien Spannbreite und verbundene Ziele Mikroanalysen: Analyse von Details des therapeutischen Verlaufs  Meta-Analysen: Zusammenfassung heterogener Befunde aus unterschiedl. Studien  Einzelfallstudien: Untersuchung von Individueenparametern  Groß-N-/Gruppenstudien: Prüfung von Aggregationshypothesen  Effektivitätsanalysen: Untersuchung von Wirkungsmechanismen  Kosten-Nutzen-Analysen: Gesundheits- und gesellschaftspolitische Argumentation / Evaluation
  • Psychotherapieforschung Einzelfallstudie - Hypochondrie Salkovski & Warwick (1986) idiopatische Hauterkrankung --> beunruhigt Patienten --> Verdacht der Leukämie  Gesundheitsbestägigung verringert kurzfrisitig gesundheitsbezogene Angst --> Aufrechterhaltung der Probleme  Therapiefokus deshalb auf Krankheitsangst gelenkt ABER Patient zeigt immer noch med. Rückversicherungsverhalten  --> Therapieprogramm: KVT ohne Rückversicherungsmöglichkeit als Basis für eine systematische Behandlung 
  • Psychotherapieforschung Variablen in der Psychotherapieforschung (12) Therapie -----------> Effekte Therapie Ablauf von Interventionen Welche Störungsform wird miteinbezogen? Therapie für welche Patientengruppe konzipiert? wichtige Therapeutenmerkmale bestimmen mögliche Varianten der Therapieform welche Therapieform wird evaluiert? Bestimmung der Prozessvariablen der Therapie Kosten-Nutzen-Analysen Breite und Enge der Therapieffekte Dauer der erreichten Veränderung Anzahl der Responder Kriterien der Veränderung Grad der klinischen Effektbedeutsamkeit Effekte: Erfassbare Veränderungen  
  • Klinisch-psychologische Forschungsmethoden (6) Einzelfallstudie (deskriptiv, Hypothesengeneralisierung, Falsifikation)  korrelative Studien (Zusammenhänge)  Experimente (Manipulation UV --> Kausalitäten)  Einzelfallexperimente (Vgl. einer Person mit sich selbst zu unterschiedl. Zeitpunkten)  Quer-/Längsschnittstudien: ein oder mehrere Zeitpunkte  Mischformen 
  • Klinisch-psychologische Forschung Methodische und konzeptionelle Probleme (6) Operationalisierung (z.B. Definition psych. Störungen)  Auswahl von KGs (andere klinische Gruppe vs. KG)  Festlegung von Selektionskriterien (z.B: Altersrange, Ausschluss organische Störung)  Kontrolle konfundierter Variablen (z.B. Placebo-Effekt)  statistische vs. klinische Signifikanz (z.B. Besserung einer Symptomatik in den nichtklinischen Bereich)  ethische Probleme (z.B. Grenzen experimenteller Forschung, Studien ohne Intervention)