Sozialpsychologie I (Fach) / 5 Interpersonale Beziehungen (Lektion)
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- 5 Interpersonale Beziehungen 5.1. Begriffsbestimmung 5 Interpersonale Bezeihungen In den folgenden Abschnitten geht es um den Aufbau, Erhalt und Verlauf sozialer Beziehungen Befragungen von Menschen ganz unterschiedlicher Altersgruppen ergeben, haben insbesondere enge soziale Beziehungen und Freundschaften für das subjektive Wohlbefinden eine herausragende Bedeutung. Wann aber führt sozialer Kontakt u einer Freundschaft? Was kennzeichnet eine Freundschaft im Vergleich zu anderen sozialen Beziehungen? 5.1. Begriffsbestimmung In der Beziehungsforschung bezieht sich der Beziehungsbegriff typischerweise auf Dyaden (d.h. zwei Personen) Von einer sozialen Beziehung spricht man dann, wenn zwei Menschen miteinander interagieren und dich durch diese Interaktion in eihrem Erleben und Verhalen gegenseitig beeinflussen. Ob es sich um eine oberflächliche oder eine enge Beziehung handelt, hängt von den spezifischen Merkmalen der Interaktion ab. Enge Beziehungen sind u. a. dadurch gekennzeichnet, dass a) ein hohes Maß an wechselseitiger Abhängigkeit besteht b) die Partner auf unterschiedlichen Ebenen (kogitiv, affektiv und verhaltensbezogen) Einfluss aufeinander ausüben c) dieser Einfluss intensiv ist, i.d.R. als positiv erlebt wird. + und in unterschiedlichen (und nicht nur wenigen) sozialen Situationen besteht, und d) alle diese Eigenschaften die Beziehung über eine gewisse Dauer kennzeichnen. Wie Befragungen von Menschen ganz unterschiedlicher Altersgruppen ergeben, haben insbesondere enge soziale Beziehungen für das subjektive Wohlbefinden eine herausragende Bedeutung Wann aber führt sozialer Kontakt zu einer engen Beziehung?
- 5.2. Von der flüchtigen Bekanntschaft zur festen Beziehung 5.2.1 Interpersonale Attraktion Ein entscheidender Faktor dafür, dass sich aus einem sozialen Kontakt eine enge Beziehung entwickelt (z.B. Freundschaft), ist die Gegenseitigkeit der interpersonalen Attraktion. Positive Gefühle gegenüber einer anderen Person, die mit dem Bedürfnis einhergehen, die Gegenwart des anderen zu suchen. Interpersonale Attraktion ist eine wichtige sozial psychologische grundlage für die Aufnahme enger Beziehungen. → Mit Sympathie wird eine wenig differenziert Form der interpersonalen Attraktion bezeichnet, die bereits aufgrund einer flüchtigen Begegnung und weniger personaler Informationen entstehen kann. Die Faktoren, die das Auftreten von interpersonaler Attraktion fördern, lassen sich folgenden Kategorien zuordnen: a) Merkmale des Kontexts: einer der basalsten kontextuellen Faktoren, der Attraktion fördert, ist die Häufigkeit, mit der eine Person mit einer anderen Person Kontakt hat. → Menschen tendieren dazu, andere Menschen umso mehr zu mögen, je vertrauter sie ihnen sind. In einer experimentellen Demonstration dieses Zusammenhangs - Saegert et al. : Vp werden unterschiedlich häufig mit anderen Vp in Kontatk gebracht, indem sie eine unterschiedliche anzahl von Versuchsduchgängen in dem gleichen Raum absolvierten. Während des Kontakts verbrachten die Vp paarweise etwa 40 Sekunden in einem Raum, ohne miteinander zu sprechen oder zu interagieren. Dier Ergebnisse zeigten, dass die Versuchspersonen sich umso mehr mochten, je mehr Kontakt sie miteinander gehabt hatten (Mere-Exposure-Effekt) b) Merkmale der Zielperson: Eine wichtige Quelle der Attraktion ist die positive Bewertung der individuellen Charakteristika der Zielperson (ihres Aussehens, ihrer Eigenschaften, Präferenzen etc.) Bei der ersten Begegnung werden spontane positive Gefühle und Sympathie typischerweise durch die wahrgenommene physische Attraktivität der Zielperson ausgelöst. Menschen neigen im Allgemeinen dazu physisch attraktive Menschen sympathisch zu finden. Studien zeigen, dass die wahrgenommene Attraktivität einer Person offenbar mit der Durchschnittlichkeit ihrer Gesichtszüge zusammenhängt das Außmaß wahrgenommener Attraktivität steigt linear mit der Durchschnittlichkeit des Gesichts Personen schreiben physisch attraktiven Personen häufig automatisch auch viele andere positive Eigenschaften zu. physische Attraktivität wirkt bei der Personenwahrnehmung damit im Sinne einer Heuristik. c) Merkmale der Beziehung zwischen Beobachter und Zielperson: Einer der wirkungsvollsten interpersonalen Faktoren für die Entstehung von Attraktion ist die Wahrnehmung von Ähnlichkeiten im Hinblick auf persönlich relevante Einstellungen. Drei Gründe tragen zu diesem Zussamnhang bei: ähnlich Einstellungen bereiten die Grundlage für gemeinsame Aktivitäten, die widerum zu einer Intensivierung der Bezieung führen Menschen gehen häufig davon aus, dass Personen, die ihnen ähnlich sind, sich selbst auch mögen Menschen fühlen sich durch die wahrgenommenen Ähnlichkeiten in ihrer Einstellungen bestätigt, was positive Affekte erzeugt. -> Dieser Zusammenhang ist sogar in Bezug auf Einstellungen zum Selbst nachweisbar. Es konnte gezeigt werden: Personen mit negativem Selbstbildgaben eine stärkere innere Festlegung auf ihrer romantische Beziehung an, wenn ihr Partner ein ähnlich neg Bild von ihnen hatte, wie sie selbst. d) Merkmale des Beobachters: Ein personenseitiger Faktor, der die Beurteilung der Attraktivität einer Zielperson beeinflusst, ist seine Stimmung Stimuli werden häufiger kongruent zur eigenen Stimmung beurteilt Typischerweise finden Menschen andere Personen daher sympathischer oder attraktiver, wenn sie selbst in positiver Stimmung sind, als wenn ihre Stimmung beeinträchtigt ist. Viele Menschen sind überzeugt davon, dass sie das Interesse an der eigenen Person steigern können, indem sie sich als besonders "schwer zu kriegen" darstellen. Kanndie sozpsy Forschung die Annahme dieses sogenannten hard to get Effekts emp bestätigen? Wright und Contrada konnten diese Vermutung in ihrer Untersuchung nicht bestätigen. Teilnehmer erhielten Info über fiktive Person des anderen Geschlechts → auf dieser Grundlage: Bildung eines Ersteindrucks. Teil der Info war auch eine kurze Beschreibung des Datingverhaltens der Zielperson. Im Anschluss geben die Versuchsteilnehmer an, wie interessant die beschriebene Pers für sie war. Die Vp bewerteten zudem einige Persönlichkeitseigenschaften der Zielperson (z.B. ob sie sie für sehr intelligent, sehr freundlich, sehr arrogant hielten). Es zeigte sich, dass Zielpersonen, die als extrem selektiv bei irer Partnerwahl beschrieben wurden (schwer zu kriegen) von den Untersuchungsteilnehmern als weniger interessante potentielle Datinpartner eingeschätzt wurden als solche Zeilpersonen die asl durchschnittlich selektiv beschrieben wurden. Gleiches galt für solche Pers, die als überhaupt nicht selektiv in ihrem Partnerwahlverhalten beschriben wurden ("leicht zu kriegen") Auch sie wurden als weniger interessante potentielle Datingpartner eingeschätzt. Extrem wählerische Personen wurden ferner durch die Teilnehmer auch deutlich negativer eingeschätzt (also weniger intelligent, weniger gesellig als durchschnittlich selektive PErosnen, dafpür aber deutlich arroganter usw. ) Zusammenfassend: die Strategie, das Interesse an der eigenen Person dadurch zu wecken, dass man sich als besonders schwer zu erobern darstellt, kann sich als ineffektiv herausstellen, weil man dadurch eher als überkritisch wahrgenommen werden kann. Gleiches gilt aus etwas anderen Gründen für die Personen, die sich als besonders leicht zu erobern darstellen. Unterschiede im Attributionsprozess werden verantwortlich gemacht für Unterschiede in den Erfolgsaussichten der Strategie "schwer zu kriegen sein" Wird das Verhalten eher auf stabile interne Dispositionen oder Attribute zurückgeführt → B: mangelndes Interesse der Zielperson, extreme Selektivität usw.) → persönliches Interesse an der Person sinkt. Anders sieht es aus wenn externe Ursachen als Grund für die "Hürden" beim Kennenlernen ausgemacht werden. Ein solcher Fall wird z.B. im Shakespear'schen Drama "Romeo und Julia" beschrieben, in der die beiden Familien der Titelhelden gegen eine Verbindung waren. → das Interesse an der Zielperson sollte in diesem Fall nicht sinken, sondern unter Umständen noch ansteigen. Immer wenn sich Menschen in ihrer Freiheit bedroht fühlen, eine eigene Wahl zu haben oder darin, so handeln zu dürfen, wie sie sich selbst wollen, neigen sie dazu, sich dieser Freiheit durch entsprechendes Verhalten zu versichern. Gemäß der Reaktanztheorie halten Menschen in einer Situation wie bei Shakespeare beschrieben als Reaktion auf ein Verbot oder Hindernis an ihrem Verhalten mit besonderem Nachdruck fest. Der Effekt ist dabei nicht allein auf die behaviorale Ebene beschränkt sondern beeinflusst auch die kognitive und emotionale Ebene. Die sprichwörtliche verbotene Frucht wird noch begehrenswerter als zuvor.
- 5.2.2 Beziehungstypen Theoretische Ansätze zur Analyse von interpersonalen Beziehungen inklusive enger Beziehungen ist der Austausch- oder Interdependenzansatz Austausch- und Interdependanztheorien gehen davon aus, dass Menschen soziale Beziehungen aufbauen, weil sie im Hinblick auf ihre Bedürnisbefriedigung wechselseitig von einander abhängig sind. Interpersonale Beziehungen dienen aus dieser Perspektive dem Austausch individuell benötigter materieller, sozialer oder psychologischer Ressourcen. Ob Personen eine Beziehung aufnehmen, aufrechterhalten oder abbrechen, hängt vom Verhältnis der wahrgenommenen Nutzen und Kosten ab, die aus der Beziehung (bzw. dem Austauschprozess) für die Beteiligten resultieren. Eine Beziehung wird dann aufgenommen oder fortgesetzt, wenn der wahrgenommene Nutzen (die Bedrüfnisbefriedigung) die wahrgenommenen Kosten (eigene Investitionen) übersteigt und das Resultat über dem erwarteten Ergebnis der besten Beziehungsalternative liegt (z.B. der möglichen Beziehung zu einer anderen Pers) Austauschbeziehungen vs Gemeinschaftsbeziehungen: Margaret und Kollegen im Forschungsprogramm: interpersonale Beziehungen unterscheiden sich bzgl. der Normen oder Prinzipien, nach denen das wechselseitige Geben und Nehmen von Ressourcen erfolgt. sie differenzieren zw zwei Beziehungstypen: Austauschbeziehungen ("exchange relationships") Gemeinschafts-/ Sozial motivierte Beziehungen ("communal relationships). zu1. Austauschbeziehungen: die Beziehungspartner erwarten, dass die Ressourcen, die sie dem Partner bereitstellen, vom Rezipienten durch die Bereitstellung vergleichbarer Ressourcen "bezahlt" werden → das Geben und Nehmen orientiert sich am Gleichheitsprinzip Wenn eine Pers einer anderen Pers einen Gefallen tut, fühlt sich der Rezipient daher verpflichtet, diesen gefallen in gleicher Weise zu erwidern. Jeder Partner achtet genau darauf, wie viel er vom Partner zurückbekommt, wenn er ihm etwas gegeben hat bzw. wie viel er seinerseits dem Partner für etwas schuldet, was er von ihm erhalten hat. Mit einer zunehmenden Intensivierung der emotionalen Bindung zw. den Partnern verändern sich allerdings häufig die Regeln für den sozialen Austausch - die Beziehung nimmt den Charakter einer Gemeinschaftsbeziehung an. Beispiele: Beziehungen zw. Fremden, Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten. zu 2. Gemeinschaftsbeziehungen: In Beziehungen dieses Typs gehen die Partner davon aus, jeder habe ein Interesse am Wohlergehen des anderen. Die Partner achten daher weniger darauf, was sie vom Beziehungspartner erhalten (oder was sie ihm schulden) sondern darauf, welche Bedürfnisse der andere hat → das Geben und Nehmen von Ressourcen orientiert sich am Bedrüfnisprinzip. Die Beziehungspartner sind daher auch dann bereit, dem anderen etwas zu geben, wenn für sie absehbar ist, dass der andere dies nicht entsprechend erwidern kann. Beispiele: enge Familienbeziehungen, Liebesbeziehungen, enge Freundschaften. Die meisten Beziehungstypend lassen sich als Mischform der beiden Beziehungstypen charakterisieren, wobei eher der eine oder der andere Typ überwiegt. Der Wechsel von einer Austauschbeziehung zu einer Gemeinschaftsbeziehung ma = Wendepunkt in der Entwicklung interpersonaler Beziehungen. Mit zunehmender emotionaler Intensität der Beziehun wird im Hinblick auf den sozialen Austausch von Gleichheitsprinzip zum Bedürfnisprinzip übergegangen; aus einer Bekanntschaft entwickelt sich eine Freundschaft. Ein wichtiger kommunikativer Faktor, der die emotionale Intensivierung interpersonaler Beziehungen fördert, ist der Grad an Selbstenthüllungen. Unter einer Selbstenthüllung versteht man die bewusste Bereitstellung von Informationen über die eigene PErson, die dem Kommunikationspartner ansonsten nicht zugänglich sind. Selbstenthüllungen beinhalten Fakten über das eigene Leben, Denken und Fühlen. Die Wirkung von Selbstenthüllung hängt mit dem Gefühl der Verpflichtung gegenüber dem Gleichheitsprinzip zusammen. Der Empfänger der Botschaft fühlt sich verpflichtet, die Selbstenthüllung eines Kommunikationspartners mit einer ungefähr gleichwertigen persönlichen Information zu erwidern. Dadurch tauschen die Partner Schritt für Schritt persönlichere Informationen aus, was das gegenseitige Kennenlernen und den Aufbau wechselseitgen Vertrauens fördert. Die genaue "Dosierung" von Selbstenthüllung ist allerdings ein sensibler Vorgang - ein überhöhtes Maß an Selbstenthüllung in einer frühen Phase einer Beziehung kann, insbesondere wenn die offenbarten Inhalte gegen normative Erwartungen oder Konventionen verstoßen, zu Verunsicherung des Adressaten führen und die Entwicklung der Beziehung beeinträchtigen (z.B. wenn ein flüchtiger Bekannter unerwartet intime Probleme offen legt).
- 5.3 Der Einfluss sozialer Beziehungen auf kognitive, emotionale und somatische Prozesse 5.3.1 Beziehungen und Gesundheit Vielzahl von studien belegen den Zusammenhang zw. sozialen Beziehungen und indiviedueller Lebensfreude: Menschen, die stärker sozial eingebunden sind, sind auch glücklicher. Viele dieser Untersuchungen befassten sich insbesondere mit ehelichen Beziehungen. So fand eine Metaanalyse von Wood und Kollegen, dass verheiratete Personen durchschnittlich zufriedener als unverheiratete Menschen sind. Da viele Studien ein korrelatives Design verwenden, ist jedoch der kausale zusammenhand zw. Glück und Beziehung keineswegs eindeutig zu benennen. Nicht auszuschließen ist die Wirkung von dritten Variablen, die sowohl Einfluss auf das psychische Wohlergehen nehmen, als auch auf Merkmale von Beziehungen. So beeinflussen z.B. auch genetische Prädispositionen das subjektive Wohlbefinden. Die Neigung zu eher guter oder schlechter Stimmung ist dann wider mitverantwortlich für Verhalten, das für die Aufnahme oder den Erhalt von Beziehungen eher förderlich oder eher hinderlich ist. Die Existenz von dispositionellen Unterschieden bedeutet umgekehrt aber nicht, dass soziale Beziehungen selbst keinen Einfluss auf unser Wohlbefinden haben. So berichten Menschen in Gesellschaft unabhängig von ihrer genetischen Disposition eine positivere Stimmung als Menschen, die allein sind. Eine Veränderung der Stimmung ist für die Zeit nach Verlassen oder Aufsuchen anderer Personen feststellbar. Mit Hilfe der sogenannten "experience sampling" Methode: Probanden werden gebeten, ihre Alltagsempfinden in Echtzeit festzuhalten. So sollen z.B Gefühle im Moment des Erlebens erfasst werden, nicht erst später aud der Erinnerung. Probanden tragen dazu immer ein Notizbuch bei sich, die das Erleben in der gegebenen Situation festhalten sollen. In unregelmäßigen Abständen erhalten sie dann über den Tag oder einen längeren Zeitraum hinweg Signale (über eine programmierte Uhr o. ä.) , sie die zum Verwenden des Notizbuches auffordern. Den positiven Effekt, die Beziehungen für unser Wohlergehen haben können, stehen auf der anderen Seite ausgeprägt negative Effekte entgegen. Diese können durch konflikthafte Beziehungen bedingt sein, durch die Auflösung einer Beziehung (Trennung, Tod des Partners usw.) oder durch das Erleben von Einsamkeit. Einsamkeit: lässt sich als eine sowohl emotionale als auch kognitive Reaktion auf eine Diskrepanz zw. der tatsächlichen Anzahl sozialer Beziehungen und ihrer Qualität auf der einen Seite und der gewünschten Anzahl und Qualität auf der anderen Seite definieren. Menschen die es vorziehen allein zu sein und die Zurückgezogenheit suchen fühlen sich nicht einsam. Ursachen für Einsamkeit können u.a. mangelnde soziale Fähigkeiten sein, oder aber der individuelle Bindungsstil. Trainings und andere Interventionsformen können helfen, Kompetenzen in relevanten Bereichen interpersonaler Kommunikation aufzubauen. Neben Zusammenhängen zu Faktoren psychischer Gesundheit konnten große epidemiologische Sutdien auch Korrelationen zw. sozialen Beziehungen und körperlicher Gesundheit nachweisen. Diese Studien kamen übereinstimmend zum Ergebnis, dass eine stärkere Einbindung in soziale Netzwerke mit besserer Gesundheit und einer geringeren Sterblichkeitsrate assoziiert ist. Diese Ergebnisse aus der Epidemiologie regten eine Reihe von Psychologen dazu an, durch eigene Forschung zum Verständnis der für den beschriebenen Zusammenhang verantwortlichen Prozesse beizutragen. Dabei rückten strukturelle und funktionelle Merkmale sozialer Unterstützung in den Vordergrund. Untersuchung struktureller Merkmale: befasst sich zB mit dem Einfluss der Größe des sozialen Netzwerkes auf die Gesundheit.// Häufigkeit sozialer Kontakte Untersuchung funtkionaler Merkmale: befasst sich mit den Bedürfnissen und Zielen, die mit sozialen Beziehungen verknüpft sind. In diesem Zusammenhang konnten drei grundlegende Funktionen sozialer Unterstützung ausgemacht werden: emotionale Unterstützung (zuneingung, Intimität, Bindung, Wertschätzung usw.) Unterstützung bei Bewertung nd Entscheidungsfindung (Anleitung und Beratung, Informationen, Feedback usw.) Instrumentelle Unterstützung (materieller oder finanzieller Beistand). Die negativen Folgen unzureichender Bedürfnisbefriedigung auf diesen Dimensionen für z.B. das Immunsystem wurden bereits dokumentiert. Es werden aber noch weitere Untersuchungen nötig sein, bios die offene Frage beantwortet werden kann, wie stark der Einfluss einzelner sozialer Faktoren auf die Gesundheit wirklich ist.
- 5.3.2 Die mentale Repräsentation von Beziehungen Bereits in Kapitel 3 haben wir darauf hingewiesen, dass die individuelle Wahrnehmung der sozialen Wirklichkeit von den Wissenstrukturen beeinflusst wird, die wir erworben haben, sowie von grundlegenden Bedürfnissen wie dem nach Konsistenz oder positiver Selbstbewertung. Auch Beziehungen sind Gegenstand der kognitiven Reflexion und Bewertung. Die erste Begegnung mit einer anderen Person generiert Erwartungen über den Interaktionspartner und über zukünftige Begegnungen mit dieser Person. Prozesse wie die sich selbst erfüllende Prophezeiung bestätigen in der Folge die Erwartungen. Solche Erwartungen müssen nicht einmal auf eigenen Erfahrungen beruhen: Überlegen sie einmal, wie viele Informationen Sie über eine andere PErson im Vorfeld ihres ersten Treffens mit ihr/ihm durch gemeinsame Freunde oder Bekannte erhalten. Ihr so erworbenedsWissen (unabhängig davon ob es einen hohen Wahrheitsgehalt hat) wird in der Folge ihrer Aufmerksamkeit auf solche Hinweisreize und Verhaltensweisen Ihrer neuen Bekanntschaft lenken, die Ihre Erwartungen bestätigen. In der Erinnerung sind solche konsistenten Informationen später auch leichter zugänglich. Eindrücke über und Erfahrungen mit der anderen Person bilden den Kern für sogenannte Beziehungsschemata, die nach Baldwin drei Komponenten beinhalten: Ein Selbst-Schema, das das Selbst in der betreffenden Interaktion oder Beziehung betrifft (wie man sich selbst wahrnimmt oder in der Situation erlebt) ein Partner-Schema, das die Eigenschaften des Beziehungspartners beschreibt ein Skript, das die erwartete Abfolge von Interaktionssequenzen enthält, die auf Grundlage von Interaktionen mit dieser Person in der Vergangenheit angelegt wurde (enthalten sind nicht nur beobachtbare äußerliche Verhaltensweisen, sondern auch Annahmen über den inneren Zustand von Selbst und Partner). Beziehungsschemata helfen dabei, das eigene Verhalten auf den Interaktionspartner abzustimmen und Vorhersagen über den wahrscheinlichen Ausgang einer Interaktion zu machen. Das Konzept des Beziehungsschemas spielt auch in der neueren Bindungsforschung eine wichtige Rolle. Ein Ausgangspunkt neuerer Forschungsansätze ist die Unterscheidung unterschiedlicher Bindungsstile. Ainsworth beschrieb Bindingsstile von Kleinkindern an ihre primären Bezugspersonen. Ainsworth unterschied zw drei Typen von Beziehungen: sicherer Bindungsstil: Kinder mit diesem Stil zeigen großes Vertrauen zu ihrer Bezugsperson, haben keine Angst vor dem Verlassen werden und glauben, von Anderen gemocht und geschätzt zu werden. vermeidender Bindungsstil: Die Bezugsperson dieser Kinder sind häufig abweisend und distanziert und reagieren entsprechend ablehnend auf Versuche der Kinder, ihnen nahe zu kommen. Infolgedessen vermeiden die Kinder weitere Versuche, intimen Kontakt herzustellen. Sie lernen, ihr Bedürfnis nach Nähe zu unterdrücken. ängstlich/ambivalenter Bindungsstil: Kinder mit diesem Stil sind überdurchschnittlich um die Qualität ihrer Bindung besorgt. Die Bezugspersonen dieser Kinder sind im Ausdruck ihrer Zuneigung inkonsistent, so dass die Kinder nur schwer vorhersagen lernen, welche Reaktion auf den Versuch einer Annäherung folgen wird. Die ursprünglichen von Ainsworth vorgeschlagenen Bindungsstile wurden zunächst nur im Kontext der Beziehung zwischen Kleinkindern und einer primären Bezugsperson untersucht. Hazan uns Shaver vertraten die Auffassung, dass romantische Beziehungen viele derselben Funtkionen erfüllen, die in der Kindheit von der Beziehung des Kindes zur Bezugsperson erfüllt wurden, so dass die drei Bindungsstile nach Ainsworth auch für die Beschreibung von Beziehungen zw Erwachsenen herangezogen werden könnte. Hazan und Shaver baten in einem Fragebogen über Einstellung zur Liebe, sich für eine Aussage zu entscheiden, die am besten die eigene Liebesbeziehung beschreibt. Für jeden der drei Bindungsstile war eine entsprechende Aussage formuliert worden. Befragte Personen mit einem sicheren Bindungsstil berichteten, befreidigende Beziehungen zu haben, die sie selbst als glücklich, freundlich und von gegenseitigem Vertrauen geprägt beschrieben. Demgegenüber fürchteten Menschen mit vermeidendem Stil Intimität und brachten die Überzeugung zum Ausdruck, dass romantische Liebe zum Scheitern verurteilt sei. Partner mit einem ängstlichen Stil berichteten ein Liebesleben voller emotionaler Höhrn und Tiefen. Sie beschäftigten sich gedanklich ausgiebig mit der Beziehung, entwickelten eine vergleichsweise sehr hohe Bereitschaft, sich langfristig zu binden und erlebten immer wieder Episoden extremer Hingabe und Eifersucht. Bindungsstile sind über die Zeit veränderbar. sie unterliegen dem Einfluss von Erfahrungen und Erlebnissen, die Menschen in ihrern aktuellen oder vergangenen Beziehungen gemacht haben. so konnte z.B. eine Untersuchung von Kirkpatrick und Hazan zeigen, dass 30% der Teilnehmer einer früheren Studie nach vier Jahren einen anderen Beziehungsstil pflegten.
- 5.4. Liebesbeziehungen 5.4.1 Partnerwahl Gegenseitige Attraktion führt nicht automatisch zu einer Liebesbeziehung (oder intimen Beziehung; in der englischsprachigen Literatur ist häufig auch die Rede von romantischen Beziehungen, romantic relationships). die unter 5.2.1 beschriebenen Faktoren zur Förderung interpersonaler Attraktion können Sie einzeln oder auch alle zusammen bei einem guten Freund oder einer guten Freundin beobachten... Gibt es also zustäzliche Hinweisreize oder Merkmale, die wir bei der Wahl eines potentiellen Sexualpartners beachten? Forscher stellten fest, dass Frauen und Männer gleichermaßen solche Partner in Liebesbeziehungen bevorzugen, die ihnen selbst sehr ähnlich sind (der aus der Biologie entlehnte Begriff der "positiven assortativen Paarung" wird mitunter in der Literatur verwendet, um diesen Umstand zu beschreiben) Den Aspekt der Ähnlichkeit finden wir hier also genauso wie bei allen anderen Beziehungsformen. Buss bereichtet eine Reihe von Merkmalsdimensionen für die der Zusammenhang zw romantischen Partnern besonders hoch war: Alter, Bildung, Religion und ethischer Hintergrund. Man muss hier aber einschränkend anmerken, dass das soziale Umfeld einer Person von dieser aktiv mitgestaltet wird und damit die Gruppe potentieller, verfügbarer Sexualpartner beinahe ausschließlich aus Personen besteht, die einander im Hinblick auf eine oder mehrere Dimensonen ähneln. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es einige bemerkenswerte Unterschiede zw den Geschlechtern wenn es um die Frage geht, was einen potentiellen Partner besonders interessant macht. Buss und Mitarbeiter baten insgesamt 10047 Frauen und Männer aus 37 Ländern darum, eine Reihe von Eigenschaften nach ihrer Wichtigkeit bei der Wahl eines Sexualpartners zu bewerten und zu ordnen. Während vielen Eigenschaften von beiden Geschlechtern eine ähnliche Bedeutsamkeit beigemessen wurde, waren Männern Attribute wie "gutes Aussehen" und "sexuell unerfahren" wichtiger als den befragten Frauen. Umgekehrt waren den weiblichen Teilnehmern z.B, "gute finanzielle Aussichten" und "Ehrgeiz und Fleiß" wichtiger als den Männern. Wie lassen sich solche Unterschiede erklären? Buss und auch andere beantworten diese Frage mit dem Wirken evolutionärer Prozesse. Dieser evolutionspsychologische oder auch soziobiologische Ansatz geht davon aus, dass Männer und Frauen sich naturbedingt hinsichtlich ihrer optimalen Partnerselektionsstrategie unterscheiden müssen. Frauen müssten demnach hoch selektiv vorgehen, da sie gewissen biologischen Begrenzungen unterliegen, wenn es darum geht, wie viele Kinder sie in ihrem Leben gebären und aufziehen können. Ein geeigneter Sexualpartner sollte daher die nötigen Ressourcen besitzen und die Bereitschaft zeigen, diese Ressourcen für gemeinsame Nachkommen einzusetzen. In der folge sollten Frauen von finanziell abgesicherten, älteren Männern angezogen werden oder aber von solcen potentiellen Partnern, die Intelligenz, Ehrgeiz und andere Eigenschaften besitzen, welche prädiktiv für zukünftigen beruflichen Erfolg sind. Männer sind dagegen in der Zahl ihrer potentiellen Nachkommen kaum begrenzt und können ihren Reproduktionserfolg durch Geschlechtsverkehr mit vielen Frauen sichern. Voraussetzung sind dabei fruchtbare Sexualpartner und die relative Sicherheit, dass die Neugeborenen tatsächlich die eigenen Erinformationen in sich tragen . Demnach sollten Männer insbesondere an jungen, attraktiven Frauen interessiert sein - also an Eigenschaften, die Gesundheit und Fruchtbarkeit signalisieren. Zudem sollten diese Frauen mit hoher Wahrscheinlichkeit sexuell treu sein. Wie Sie sehen, sind die Ergebnisse der Studie , die wir weiter oben beschrieben haben, konsistent mit diesen Annahmen. Auch die vorhergesagten Unterschiede in der Alterspräferenz konnte Buss mit deinen Daten belegen. Männer beschrieben ihrer Wunschfrau als durchschnittlich 2,7 Jahre als sie selbst, Frauen bevorzugten Männer, due durchschnittlich 3,4 Jahre älter waren. Die Diskussion um diese neue Schicht auf das Phänomen der Partnerwahl wurde kontrovers und heftig geführt. Gegner dieser Perspektive versuchten mittels alternativer Erklärungen die Befunde von Buss und anderen Anhängern soziobiologischer Ideen zu entkräften. So verwies Alice Eagly auf die Bedeutung sozialer Strukturen für Geschlechtsunterschiede im Verhalten. Sie legte dar, dass die sozialen Positionen, die Frauen und Männer in einer Gesellschaft einnehmen können, zu unterschiedlichen Rollenerwartungen geführt haben, die an Frauen und Männern herangetragen werden. Frauen verfügen in der Regel über weniger Status und Macht als Männer. Weiterhin stehen ihnen weniger Ressourcen zur Verfügung. Noch immer ist eine regelrechte Arbeitsteilung üblich, nach der die Frau häusliche Aufgaben verrichtet und der Mann als "Bröthenverdiener" agiert. Selbst in westlichen Ländern, wie Deutschland oder den USA, wo Frauen häufig auch selbst einer bezahlten Arbeit nachgehen, gibt es Unterschiede in den Gehältern, die Frauen und Männern ausgezahlt werden. Zudem scheinen gewisse Berufsbilder fast ausschließlich männlich geprägt, während andere widerum eher weiblich dominiert sind. Eaglys Analysen zufolge entwickelten Frauen und Männer unterschiedliche Kompetenze, um die ihnen zugewiesenen gesellschaftlichen Aufgaben optimal bewältigen zu können. Dazu passt auch ein entsprechend angepasstes Verhaltens-repertoire. Das Verhalten wird dabei von Geschlechtsrollenbildern beeinflusst, sozialen geteilten Vorstellungen darüber, über welche erwünschten Eigenschaften und Fähigkeiten Frauen oder Männern verfügen sollten. Diese Bilder wirken im Sinne von Geschlechtsstereotypen und damit verbundenen Verhaltenserwartungen auf uns ein. Sie werden aber ebenso auch internalisiert und zu einem festen Teil des individuellen Selbstkonzeptes Eagly schlussfolgerte, dass Geschlechtsunterschiede im Verhalten vor dem Hintergrund dieser Theorie eher die jeweiligen gesellschaftlichen Zustände widerspiegeln, als dass sie Schlüsse auf biologische Prädispositionen zuließen. Bei der Partnerwahl seien Frauen und Männer daran interessiert, einen Partner zu finden, dessen Kompetenzen ihre eigenen ergänzen, insbesondere in Bereichen, die aufgrund der gesellschaftelichen Rollenerwartungen für das eigene Geschlecht nur eingeschränkt zugänglich sind. Wenn also gesellschaftliche Erwartungen und soziale Macht- und Statusstrukturen für Geschlechtsunterschiede bei der Partnerwahl verantwortlich sind, so sollte gesellschaftlicher Wandel auch Veränderungen bei den Partnerpräferenzen mit sich bringen. Dieser Überlegung gingen Eagly und Wood nach, indem sie Daten von Buss noch einmal analysierten. Sie verwendeten dabei zusätzliche Maße, die Aussagen über die Gleichstellung von Männern und Frauen in den jeweiligen Ländern erlaubten und korrelierten diese Maße mit den Partnerpräferenzen, die Frauen und Männer angegeben hatten. Wie sich zeigte verringerten sich die Unterschiede zwischen den Präferenzen von Männern und Frauen mit zunehmender Gleichstellung der Geschlechter. Die Diskussion über die Stärke des Einflusses biologischer und gesellschaftlicher Determinanten bei der Partnerwahl hält an. Die Schwierigkeit besteht letzlich darin kulturelle Einflüsse und evolutionäre Einflüsse zu trennen, um so ein klareres Bild von der tatsächlichen Bedeutung evolutionärer Faktoren zu erhalten.
- 5.4.2 Liebe Einer der ersten Ansätze zur Erklärung, demzufolge Liebe letzlich nur eine stärkere Form gegenseitiger Attraktion sei, konnte nicht beibehalten werden, nachdem gezeigt werden konnte, dass Liebe und Zuneigung als zwei unabhängige Dimensionen messbar waren Jemanden sehr zu mögen bedeutet nicht gleichsam, sie oder ihn zu lieben. Dies bedeutet aber auch, dass Liebe und gegenseitige Zuneigung nicht dieselben Ursachen haben müssen. Wie relativ jung der Forschungsbereich "Liebe" wirklich ist, wird vielleicht am besten dadurch verdeutlicht, dass es bisher noch keine einheitliche, von allen Forschern akzeptierte Konzeption darüber gibt, was Liebe ausmacht. Folglich bietet die Literatur eine ganze Reihe von Taxonomien, die sich dem Forschungsgegenstand annähern. Fehr und Russel baten die Teilnehmer an ihrer Sudie darum, alle Varianten der Liebe zu notieren, die ihnen einfielen. Beachtliche 93 Arten der Liebe wurden so zusammengetragen, von denen die "mütterliche Liebe" von den Teilnehmern als die für den Begriff "Liebe" typischste bewertet wurde, dicht gefolgt von der Liebe von Eltern zu ihrem Kind, romantischer Liebe usw. Autoren stellten fest, dass die Definition von Liebe in unserer Alltagssprache komplex sei und obendrein unscharf in der Abgrenzung zu anderen, ähnlichen Erfahrungen. Diese Studie illustriert somit noch einmal, wie schwierig es sein kann, Kategorien oder Klassen der Liebe zu definieren. Klassifikationssystem der Liebe von John Alan Lee Ergebnis umfassender Analysen von romantischer Prosa sowei eines komplexen Interviewverfahrens Nach Lee lassen sich drei primäre Liebes-Stile unterscheiden: Eros: leidenschaftlicher, erotischer Stil Ludus: ein Stil bei dem die Liebe als Spiel verstanden wird, das mit mehreren Partnern, auch zur selben Zeit gespielt wird. Zeichnet sich durch eine gewisse Unaufrichtigkeit gegenüber der Partnerin/ dem Partner aus und durch niedrige Selbstverpflichtung gegenüber der Beziehung. Storge, ein kameradschaftlicher, ruhiger Stil der Liebe als Freudschaft darstellt. durch vermischen dieser Primär-Stile ergeben sich noch drei weitere sekundäre Stile: Pragma: ein pragmatischer, kühl kalkulierender Stil Agape: ein aufopfernder Stil, der das Wohl der Partnerin/des Partners über das eigene Wohl stellt Mania; intensiver, schmerzhafter, geradezu obsessiver Stil Lees Taxonomie hat eine Reihe von Untersuchungen angestoßen, die Zusammenhänge zwischen den Liebes-Stilen und Persönlichkeitseigenschaften, sowie Einstellungen zur Sexualität und demografischen Variablen wie Geschlecht und Kultur betrachteten Männer erreichen z.B höhere Werte in Ludus, während Frauen höhere Werte in Storge, Mania und Pragma erzielen. Sternberg unternahm den Versuch, die Dimensionen zu identifizieren, die den mit Liebe assoziierten Gefühlen und Kognitionen zugrunde liegen. Seiner Taxonomie zufolge können unterschiedliche Varianten (oder "Spielarten") von Liebe durch die jeweils unterschiedliche Kombination dreier basaler Komponenten erklärt werden: Intimität, Leidenschaft und Bindung. Intimität steht in diesem Modell für Zuneigung und Wohlwollen und Verbundenheit gegenüber der Partnerin/ dem Partner. Indikatoren für eine intime Beziehung sind z.B. gegenseitige emotionale Unterstützung oder der Wunsch, das Wohlergehen der Partnerin/ des Partners zu fördern. Demgegenüber steht Leidenschaft als eine Art Motor für Romantik, physische Anziehung und sexuelle Handlungen. Die Bindungskomponente entspricht der kognitiven Entscheidung, eine andere Person zu lieben und der langfristigen Festlegung auf eine Beziehung. Sternberg spricht daher auch von Intimität als der warmen Komponente, von Leidenschaft als der heißen Komponente und von Bindung als der kalten Komponente. Zu Beginn haben wir darauf hingewiesen, dass Liebe und Zuneigung offenbar verschiedene Reaktionen auf eine soziale Beziehung darstellen. Elaine Hatfield macht daher eine ganz grundlegende Unterscheidung zwischen zwei Formen der Liebe: Leidenschaftliche Liebe: intensiver emotionaler oft auch erotischer Zustand, geprägt durch erhöhte physiologische Erregung und die Überzeugung, dass diese Erregung durch die Person verusacht wurde, der die Liebe gilt Kameradschaftliche Liebe Missattribution: Hier ein Erregungstransfer, bei dem die durch einen ersten Stimulus hervorgerufene Erregung auf einen zweiten Stimulus transferiert wird (z.B: eine attraktive PErson), so dass dieser zweite Stimulus fälschlischerweise als Ursache wahrgenommen wird. Experimente zur Missattribution Dutton & Aron : In einer Feldstudie wurden männliche Spaziergänger gebeten, einen kurzen Fragebogen zu beantworten, nachdem sie kurz zuvor eine von zwei Brücken überquert hatten. . Eine war breit, stabil gebaut, dicht über dem Wasser errichtet. eine wackelige Hängebrücke, ca 70m über den Stromstellen aufgespannt. nach der Befragung erhielten die Versuchspersonen von der Person, die die Befragung durchführte, noch eine Telefonnummer, unter der sie sie für weitere Nachfragen erreichen konnten. Männer, die die Hängebrücke überquert hatten, wählten diese Nummer im Laufe der nächsten Tage häufiger als Männer, die die sichere Brücke genommen hatten, allerdings nur dann, wenn sie die Nummer von einer attraktiven Frau erhalten hatten. Auch andere Studien konnten zeigen, dass körperliche Erregung oder Anstrengung emotionale Reaktionen intensivierte. Diese Ergebnisse scheinen auch die Alltagsbeobachtungen zu bestätigen, dass sich Menschen scheinbar mit Vorliebe in schwierigen, turbulenten Zeiten verlieben. Nicht immer ist die Beziehung zwischen Stimulus und Erregung mehrdeutig, insbesondere bei Gefühlen sexueller Anziehung und Leidenschaft. Viele Menschen würden wohl zustimmen, dass Sexualität dieser Liebesform doch überhaupt erst das Leidenschaftliche verleiht. Berscheid und Meyer: baten Studenten, Listen über die Menschen anzufertigen, die sie liebten, in die sie verliebt waren und von denen sie sich sexuell angezogen fühlten. es ergab sich eine Übereinstimmung von 85% zw der zweiten und dritten Liste, aber nur von 2% zw der ersten Liste und der dritten. Leidenschaftliche Liebe ohne Sex also undenkbar? Was ist mit Heirat? : "Stellen sie sich vor, ein Mann/eine Frau hätte alle anderen Eigenschaften, die Sie sich wünschen, würden Sie diese Person heiraten, obwohl Sie nicht verliebt sind?" 1967 beantworteten 35% der befragten Mäner und 76% der befragten Frauen mit ja 20 Jahre später bejahten dies noch 14% der Männer und 20% der Frauen. Was ist andererseits kameradschaftliche Liebe? Hatfield: partnerschaftliche Beziehung die durch Sicherheit, Vertrauen, Stabilität geprägt ist. Damit ist diese Form der Liebe dem Konstrukt der Zuneigung sehr ähnlich, das sowohl zw. engen Freunden als auch bei Liebespaaren vorkommt. Im Vergleich zur leidenschaftlichen Liebe ist kameradschaftliche Liebe weniger Intensiv, dafür aber anhaltender. Prägend für kameradschaftliche Liebe ist ein hohes Maß an Selbstenthüllung. Im Verlauf einer Beziehung werden zunächst eher oberflächliche Informationen ausgetauscht. Vertieft sich die Beziehung werden auch immer die Selbstenthüllungen intimer. Das gegenseitige Vertrauen, das sich die Beziehungspartner entgegenbringen, lässt sich unter anderem auch daran ablesen, dass Menschen mit zunehmender Nähe in der Beziehung weniger häufig auf (Not-)Lügen zurückgreifen. Nicht alle Menschen neigen gleichermaßen dazu, ihre intimsten Gedanken mit anderen zu teilen. Zumindest in westlichen Kulturen ist die Tendenz zur Selbstenthüllung bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern Folglich bewerteten Frauen aus diesem Kulturkreis Freundschaften zu anderen Frauen auch höher als Männer ihre gleichgeschlechtlichen Freundschaften. Dieser Geschlechtsunterschied konnte in einer chinesischen Stichprobe nicht gefunden werden.
- 5.5 Erhalt und Auflösung von Beziehungen 5.5.1 Stabilität von Beziehungen Investitionsmodell -Carly Rusbult. Im Mittelpkt der Forschung zur Stabilität von Beziehungen standen seht häufig Liebesbeziehungen oder Ehen. Anders als bei z.B. freundschaftlichen Beziehungen lässt sich bei diesen Beziehungsformen ein Auflösungszeitpunkt relativ klar definieren, ab dem die Beziehung nicht länger aufrechterhalten wird. Ein prominentes Modell, das erklärt, was Menschen zur Aufrechterhaltung ihrer Beziehung motiviert, ist das InvestiImtionsmodell von Carly Rusbult Das Modell beruht auf einer Erweiterung klassischer austauschtheoretischer Überlegungen. Im Mittelpunkt des Modells steht das Konzept des "Commitment" gegenüber einer bestehenden Beziehung. Commitment: Die innere Festlegung auf eine Beziehung beinhaltet die Absicht, die Beziehung aufrechtzuerhalten (Verhaltenskomponente) ein Gefühl der affekticen Bindung an die Beziehung (emotionale Komponente) Orientierung, sich und den Beziehungspartner auch zukünftig als Paar zu sehen (kognitive Komponente) Rusbult zufolge hängt die Stärke des Commitment von drei unabhängigen Faktoren ab: 1. Zufriedenheit Das Commitment gegenüber einer Beziehung ist umso stärker, je zufriedener die Person mit der Beziehung ist. Die Beziehungszufiredenheit resultiert widerum aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Prozessen und die zugrunde liegenden Variablen sind nicht stabil in ihrer Wirksamkeit. Prädiktoren, die die gegenwärtige Zufriedenheit mit einer Beziehung und vorhersagen konnten, stellten sich teilweise als eher schwache Prädiktoren für zukünftige Zufriedenheit heraus. 2. Alternativen Das Commitment gegenüber einer Beziehung sinkt, wenn die Person attraktive Alternativen zur bestehenden Beziehung wahrnimmt. Diese können beispielsweise darin bestehen alleine oder in einer anderen Partnerschaft zu leben. 3. Investitionen: Unter Investitionen werden Faktoren verstanden, die unmittelbar mit der Beziehung verknüpft sind und dadurch die Beendigung einer Beziehung kostspielig machen. Wenn Menschen eine Beziehung oder Partnerschaft aufbauen, investieren sie einerseits Ressourcen (Zeit, Energie, Geld, Emotionen), andererseits produzieren sie gemeinsam genutzte Ressourcen (Erinnerungen, Besitztümer, soziale Beziehungen). Hohe Investitionen und eine Vielzahl an geschätzten gemeinsamen Ressourchen erhöhen das Commitment gegenüber der Beziehung unabhängig von der Höhe der Zufriedenheit oder der Qualität der Ressourcen, da sie die Kosten des Beendes der Beziehung steigern.
- 5.5.2 Beziehungskonflikte Kommunikationsproble sind nicht nur häufige Ursachen für Konflikte, sondern können auch der Lösung des Problems im Wege stehen. Schwierigkeiten in der Kommunikation = eines der häufigsten Gründe für Trennungen. Was genau ist schlechte Kommunikation? - Zwei Kommunikationsmuster scheinen besonders häufig in gestörten Beziehungen aufzutreten: 1. Reziprozität negativer Affektivität (negative affect reciprocity): tit-for-tat Prinzip (Gleiches mit Gleichem) Jeder Ausdruck negativen Affekts wird durch eine ähnlich emotionale Verhaltensreaktion beantwortet. Diese Form emotionaler Reziprozität ist nicht auf Paare in Konfliktsituationen beschränkt., allerdings ist sie bei solchen Paaren besonders starkt ausgeprägt. Das geht soweit das positives Verhalten wie ein Lächeln geradezu übersehen wird, während auf jedes Stirnrunzeln und jeden verzogenen Mundwinkel eine scharfe Reaktion folgt. 2. Mitteilungsbedürfnis/Rückzugs-Interaktionsmuster (demand/ withdraw interaction pattern): Diesem Muster liegen geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Reaktion auf Konflikte zugrunde, Frauen sind dabei gewöhnlich expressiver als Männer und berichten auch intensivere Emotionen. Bei Beziehungsproblemen äußern Frauen daher verstärkt den Wunsch, die Situation mit ihrem Partner zu diskutieren und ihre Gefühle zu verbalisieren. Da Männer eher dazu neigen, sich zurückzuziehen und Probleme zu rationalisieren, wird der Wunsch der Partnerin oft nich erfüllt, was zu Frustrationen und dem Gefühl, nicht verstanden zu werden, führen kann. Per se sind beide Strategien weder besser noch schlechter geeignet, um mit einer Konfliktsituation umzugehen, das Problem entsteht hier aus der Diskrepanz zw. den Strategien. Neben der Kommunikation werden auch andere psychologische Prozesse von der Qualität der Beziehung mit beeinflusst. Abhängig davon, ob sie eher zufrieden, oder unzufrieden mit ihrer Beziehung sind, neigen Menschen zu verschiedenen Attributionsmustern Partner in einer glücklichen Beziehung tendieren zu beziehungsdienlichen Attributionen. Unerwünschtes Verhalten des Partners wird dabei eher durch situationale Faktoren erklärt, es wird als vorübergehende Laune beschrieben oder auf einen überschaubaren Bereich eingegrenzt. Umgekehrt wird wünschenswertes Verhalten der Persönlichkeit des Partners zugeschrieben Es wird zeitlich relativ stabil eingeschätzt und erscheint auf andere Bereiche der Beziehung generalisierbar. Durch beziehungsdienliche Attributionen kann somit das Schlechte minimiert und das Gute maximiert werden. Für unglückliche Paare stellt sich das Muster genau andersherum dar: distress-maintaining attributions Attributionen, die die Spannung zw den Partnern erhalten, statt sie abzubauen. Positives Verhalten wird dabei eher external und instabil attribuiert, negatives Verhalten eher internal und stabil.
- 5.5.3 Trennung Warum lösen sich Beziehungen wieder auf? Beziehungen können die menschliche Gesundheit positiv als auch äußerst negativ beeinflussen. bei den Forschungen zur Auflösung von Beziehungen standen erneut eheliche Beziehungen im Vordergrund. Die Aufmerksamkeit galt dabei sowohl den Auswirkungen einer Scheidung auf das Wohlergehen von Kindern, die aus der Ehe hevorgegangen sind, andererseits den Eheleuten selbst. Es lässt soch fsthalten, dass sich Scheidungen stark negativ auf das Wohlergehen der Kinder auswirkt und auch für die Geschiedenen selbst eine verminderte Gesundheit (körperlich wie psychisch) festgestellt werden konnte. Unklar bleibt jedoch, ob die Scheidung selbst als Stressor für die negativen Effekte ursächlich ist, oder ob diese eher auf die Abwesenheit von ehelichen Nutzenfaktoren zurückzuführen sind. Interessant ist der Befund, dass Geschiedene auch nachdem sie erneut geheiratet haben eine höhere Sterblichkeitsrate haben als Personen, die sich in einer stabilen Ehe befinden. Allerdings geht es ihnen besser als den Menschen, die nach der Scheidung Single bleiben. diesen Effekt auf die Gesundheit kann man sicherlich zum Teil durch das Ausbleiben der positiven Auswirkungen sozialer Unterstützung und das gleichzeitige Auftreten zusätzlicher Stressoren erklären. (einer Scheidung folgen häufig hoch belastende Auseinandersetzungen, z.B. über das Sorgerecht). Neuere Untersuchungen differenzieren und relativieren den Befund von Hemstrom, indem sie weitere Faktoren bei der Trennung mit berücksichtigen. Linda Waite und ihre Kolleginngen gingen z.B. der Frage nach, ob sich das Wohlbefinden unglücklich Verheirateter nach der Trennung nicht eher verbessert. + Wie lange hält der negative Effekt für das wohlbefinden nach einer Trennung an? + gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede? Die soziale Kognitionsforschung hat sich auch mit der mentalen Repräsentation der Scheidung bei den Betroffenen auseinandergesetzt. Personen die retrospektiv zu ihrer Trennung befragt wurden, sahen sich selbst mehrheitlich in der aktiven Rolle. Sie gaben also an, die Trennung im Vergleich zu ihrem Partner gewollt zu haben. Dieses Erinnerungsmuster ist relativ stabil über die Zeit. Gray und Silver berichten, dass die Befragten auch noch nach drei Jahren an dieser Version festhielten. Zudem nahmen sich jeweils beide Ex-Partnereher in der Rolle des Opfers wahr. die individuelle Wahrnehmung, selbst aktiv die Scheidung herbeigeführt zu haben, wird mit dem Bedürfnis nach Kontrolle assoziiert. In der genannten Untersuchung war diese Kontrollüberzeugung mit weniger Bedauern, weniger psychologischem Distress und einer besseren Bewältigung der Situation korreliert. Tod eines Partners - unfreiwilliges Beziehungsende: Stroebe und Stroebe schlagen in einem Überblicksartikel zu diesem Thema die folgende Verlaufsbeschreibung emotionaler und physischer Reaktionen im Anschluss an einen Todesfall vor: Die Zeit unmittelbar nach dem Todesfall ist in der Regel durch große Trauer, Depression, Verlustgefühle und eine umfassende Störung der kognitiven und behavioralen Aktivitäten geprägt. Auch nach sechs Monaten ist die psychologische Belastung noch beträchtlich, der Zustand verbessert sich im Verlaug der folgenden 12 bis 18 Monate jedoch merklich und ist nach 2-3 Jahren überwunden- gleiches gilt für körperliche Beschwerden. die Sterblichkeitsrate bei den hinterbliebenen Partnern erreicht einen Höhepunkt un den Monaten im Anschluss an den Todesfall und langt nach etwa 2-3 Jahren wieder auf Normalniveau an die Allgemeingültigkeit dieser Beobachtungen kann in Frage gestellt werden. Camille Wortman und ihre Kollegen haben teils widersprüchliche Daten gefunden, die nahelegen: dass die Folgen des Verlustes auch stark von den individuellen Überzeugungen und Einstellungen der Betroffenen abhängig sind und keinesfalls bei allesn Menschen die gleichen Reaktionen zu beobachten sind. Diese Beobachtungen decken sich mit Befunden aus der Forschung zur Stressbewältigung und dem Einfluss von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Wahl der Copingstrategien bei Stress erzeugenden Ereignissen Kapitelzusammenfassung: Wechselseitige Attraktion ist eine wichtege Vorraussetzung dafür, dass Menschen enge Beziehungen zueinander aufbauen. soziale Beziehungen haben Einfluss auf das pühysische Wohlbefinden. Allgemein lassen sich interpersonale Beziehungen anhand der Normen oder Prinzipien, nach denen das wechselseitige Geben und Nehmen von Ressourche erfolgt unterscheiden. Austauschbeziehungen: Ressourcenaustausch orientiert sich am Prinzip Gemeinschaftsaustausch: Ressourcenaustausch orientiert sich an den Bedürfnissen ihrer Interaktionspartner. (enge Freundschaften) Beziehungsschemata sind kognitive Repräsentationen spezifischer Beziehungen, deren Nutzen in der Antizipation von Verhalten des Beziehungspartners und der Regulation des eigenen Handelns liegt. Diese Schemata können teils bereits in der Kindhait angelegt werden, sind aber durch Lebenserfahrungen formbar. Die Stabilität einer Beziehung hängt von der Stärke der inneren Festlegung der Partner auf die Beziehung ab. Liebe ist eine besonders komplexes Phänomen interpersonaler Beziehungen, das sich in Bezug auf die große Variation an beobachtbaren Liebesstilen und -formen näherungsweise durch eine Reihe von Taxonomien beschreiben lässt. Eine grundlegende unterscheidung trennt kameradschaftliche und leidenschaftliche Liebe. Beziehungskonflikte sind oft durch dysfuntkionale Kommunikationsmuster geprägt. Trennungen haben sowohl negative emotionale als auch physische Konsequenzen, denen Menschen zum Teil mit kognitiven Bewältigungsstrategien begegnen können.
