Die Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts (Fach) / Die Wirtschaft in den frühen 1930er Jahren (Lektion)
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- Die Lage des Arbeitsmarktes Stundenlöhne stiegen zwar bis 1930 stärker als Lebenshaltungskosten, aber Beschäftigungsmöglichkeiten sanken seit 1929. Seit 1931/32: Rückgang des Reallohns bei sinkenden Beschäftigungsmöglichkeiten. Durchschnittseinkommen der Bevölkerung sank zwischen 1929- 1933 um schätzungsweise 30%. Arbeitslosenversicherung von 1927. Ausgelegt auf 800.000 Bedarfsfälle (Beitragsberechnung) → Überforderung durch Krise.
- Die Wirtschaftspolitik in der Weltwirtschaftskrise Kontroverse um Haushaltspolitik Auflösung des Reichstags Juli 1930 Reichstagswahlen im September 1930: Wahlerfolg der NSDAP Krisenpolitik Brünings (Reichskanzler 1930 - 1932): Kürzung Staatsausgaben Konsolidierung Reichsfinanzen Sparpolitik: krisenverschärfend.
- Notverordnungen zur „Sicherung von Wirtschaft und Finanzen“ Notverordnung vom 16.7.1930: Steuerzuschlag für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes, Ledigensteuer, Bürgersteuer, Biersteuer Notverordnung vom 1.12.1930: Beamtengehälter ↓ Tabaksteuer↑ Wohnungsbau ↓ ABM ↓ Notverordnung vom 5.6.1931: Gehälter von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes ↓, Arbeitslosenhilfe ↓, Verbrauchssteuern ↑; Einführung Krisensteuer Notverordnung vom 8.12.1931: Preissenkungen, Tariflöhne - 10 bis 15%; Bezüge der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes -9%
- Definition Deflation ständiger, über mehrere Perioden anhaltender Rückgang des Preisniveaus bzw. Anstieg des Geldwertes. Gegensatz: Inflation Abwärtsbewegung der wirtschaftlichen Aktivität, die mit einem Verfall der Güter- und Faktorpreise, somit des Preisniveaus verbunden ist „Inflation is bad, but deflation might be worse.“
- Merkmale einer Deflation Abweichung vom Gleichgewicht zwischen Gütermenge und Geldmenge Abweichung vom Zustand des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts (Überhang des Güterangebotes im Verhältnis zur Gesamtnachfrage) Abnahme der Beschäftigung
- Indikatoren der Deflation Geldmenge↓ (Geldbasis, Giralgeld↓) Geldschöpfungsmultiplikator ↓, (Hintergrund: Verhalten von Geschäftsbanken und ihren Kunden, z.B. Halten von Bargeldreserven, Geldhortung) Realzins ↑ bis zu 22% (1931)
- Die Krise und die zeitgenössischen Wirtschaftswissenschaften Nationalökonomie hatte lange den Fokus auf langfristige Erklärungen für Wirtschaftsentwicklung gerichtet. Annahmen u.a.: Stabilität des Wirtschaftssystems, Reinigungsfunktion von Krisen, Selbstheilungskräfte des Marktes In den 1920er Jahren entwickelte sich die empirische Konjunkturforschung weiter, neue Ideen zur staatlichen Konjunkturförderung (Woytinsky, Wagemann, Baade) kamen auf. Aber in weiten Kreisen wurde staatliche Intervention kritisch gesehen. Im Zuge der Krise: allmählicher Umbruch im wirtschaftstheoretischen Denken. J. M. Keynes
- Alternativen zur Krisenpolitik von 1931 z.B. à la John Maynard Keynes deficit spending? (General theory 1936) Keynes-Rezeption (wann setzte sie ein?) Brüning: Gespräch mit Keynes (1932) Nach 1945 Keynesianismus ↑, Im Zuge dessen rückblickend viel Kritik an Brüning.
- Borchardt-Kontroverse Kontext: Diskussion um Wechsel des wirtschaftspolitischen Kurses in der Bundesrepublik in den frühen 1980er Jahren (Kontroverse um nachfrage- oder angebotsorientierte Politik) Aufsatz von Borchardt: Neubewertung von Brünings Politik. Thesen: . Brüning habe keine realistischen Handlungsalternativen gehabt II. Die „kranke Wirtschaft Weimars“
- Erklärungsversuche der Weltwirtschaftskrise Zusammenspiel verschiedener, interdependenter Wirkungsfaktoren; in der Forschung verschiedene Schwerpunkte der Krisenerklärung auffindbar. Für deutsches Fallbeispiel u.a. Reparationsproblem, „Krise vor der Krise“, weltwirtschaftlicher Verflechtungszusammenhang, Instabilität des Währungssystems bzw. „goldene Fesseln“ durch Golddevisenstandard sowie Wirtschaftspolitik, Defizite der Theorie, mangelnde internationale Kooperationsbereitschaft. Konsens, dass monokausale Erklärung problematisch