Die Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts (Fach) / Von den „Goldenen Zwanzigern“ zur Weltwirtschaftskrise (Lektion)

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  • Strukturschwächen der Weimarer Ökonomie Die Weimarer Wirtschaft war labil: Lage der Reichsfinanzen, fragile außenwirtschaftliche Position, Instabilität im Bankensektor, Kapitalmangel und Investitionsschwäche, Lohnkrise, Krise in der Landwirtschaft
  • Der Reichshaushalt 1925-1933 Krisenhafte Entwicklung der Staatsfinanzen;  Reich befand sich im letzten Drittel der 1920er Jahre am Rande der Zahlungsunfähigkeit „Kreditnot“und Ausfall des inländischen Kapitalmarktes.  Überschuldung des Reichs; 1930 machten die Auslandsschulden 26,5 Mrd. RM aus (etwa 40% des Volkseinkommens); fragile außenwirtschaftliche Position angesichts passiver Handelsbilanz, protektionistischer Außenhandelspolitik der USA. 
  • Bankenwesen seit Mitte der 1920er Jahre Reichsbankgesetz (30.8.1924) legte Unabhängigkeit der Reichsbank fest;  Geldpolitik der Reichsbank ist stabilitätsorientiert;  Banken hatten im Zuge der Inflation tendenziell an finanzieller Kraft und an Bedeutung für Unternehmen verloren;  Großunternehmen verwalteten z.T. Betriebsreserven selbst  Konkurrenzkampf der deutschen Geschäftsbanken;  Fusionen (z.B. Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, 1929)  Veränderungen in den Bankbilanzen: Großteil der Einlagen, z.B. bei Berliner Großbanken, sind Depositen US-amerikanischer Herkunft, kurzfristig angelegt.  Kreditinstitute vergaben auf dieser Basis langfristige Kredite:  Fristentransformation  Eigenkapitalausstattung der Banken ging zurück Barliquidität geht zurück Risikofreudige Geschäftspolitik 
  • Der "Schwarze Donnerstag" von 1929 Kurssturz an New Yorker Börse ging mit Kursverlusten an Berliner Börse einher  Effekt zunächst moderat,  Wirkung kam zeitverzögert US-amerikanische Investoren rufen die Gelder zurück  Reichstagswahlen 1930 verschärfen Mißtrauen in die politische Stabilität des Reichs Wahlerfolg der Nationalsozialisten. Kapitalabzüge brachten Banken in Schieflage; Hintergrund: Fristentransformation Reichsbank: Zielkonflikt zwischen Währungsstabilisierung und Bankenstützung 
  • Die Bankenkrise von 1931 Mai 1931: Österreichische Creditanstalt zahlungsunfähig.  Investoren zogen Gelder ab.  Warenhauskonzern Karstadt und Nordstern-Versicherungen: Verlustmeldungen.  Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei (Nordwolle): Skandal um Bilanzfälschung;  Darmstädter- und Nationalbank (DANAT)  Hausbank des Bremer Nordwolle- Konzerns;  Leitung: Jakob Goldschmidt.  Riskante Geschäftspolitik der DANAT.  Rettungsversuche, aber gemeinsame Rettungsaktion der Großbanken zur Rettung der angeschlagenen Danat scheitert. Tributaufruf der Reichsregierung, Juni 1931  Panik, „Run“ auf die Banken; „Bankfeiertage“  Bankenkrise.  Währungskrise, Kapitalabzüge lassen Währungsreserven schrumpfen; Devisenbewirtschaftung  Reichskanzler Brüning: Priorität der Sparpolitik Reichsbank: Priorität der Währungsstabilität  Ende der Bankenkrise: Verstaatlichung der wichtigsten Banken durch staatliche Mehrheitsbeteiligungen, Zwangsfusionierung Dresdner und Danat Bank im August 1931 wieder normaler Kapitalverkehr aufgenommen. 
  • Der Dawes-Plan nahm Rücksicht auf die Zahlungsfähigkeit Deutschlands, (reparationspolitischer Perspektivenwechsel – Reparationen als finanztechnisches Problem)  Plan sieht vor: 1924: Rate von 1 Mrd. RM; bis 1928 sollen Raten auf 2,5 Mrd. RM steigen; Deutschland erhielt Anleihe von 800 Mio. RM  Ab 1929 konnte die Jahresrate („Annuität“) von 2,5 Mrd. auch steigen, falls der „Wohlstandsindex“ gestiegen war. Mit Annahme des Dawes-Planes verlor die Reichsregierung den Zugriff auf die Reichsbank. Aufgabe: Kontrolle, Reparationskonto; Bericht an Reparationskommission über wirtschaftliche Lage transferiertdie Reparationen Klausel:„Transferschutz“ D.h. er hätte Zahlungen stoppen können, falls Stabilität der Währung gefährdet („Transferstopp“)  Deutschland hatte ein Handelsbilanzdefizit, Transfer wurde durch Auslandskredite (Zustrom von Devisen) finanziert. Reichsbank: stabilitätsorientierte Politik. Kredite teuer, Zinsniveau hoch, attraktiv für ausländische Anleger. 
  • Der Young-Plan Juni1929: Young-Plan wird vorgelegt.  Neuer Zahlungsplan für Reparationen.  Reparationssumme : ca. 36 Mrd. RM Gegenwartswert.  Annuitäten ca. 2 Mrd. RM.  Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Basel.  Initiative für Volksentscheid gegen Young-Plan scheitert.  Young-Plan trat rückwirkend zum 1.9.1929 in Kraft.
  • War die Reparationslast wirtschaftlich tragbar ? offene Frage, keine eindeutige Antwort). Neuere wirtschaftshistorische Forschung: Londoner Ultimatum sah drei Tranchen vor. Tranche 1 und 2= 50 Mrd. Goldmark für Kriegsschäden und Kriegsschulden Tranche 3: 82 Mrd. Goldmark standen unter Vorbehalt 50 Mrd. Goldmark hätten einer Gesamtverschuldung von 143% des BSP des Jahres 1913 entsprochen, das entsprach etwa der Verschuldung Frankreichs (135%) und Großbritanniens (144%) Aber Ritschl sagt auch: Summe von 132 Mrd. Goldmark insgesamt war „erschreckende Belastungsquote nahe am Dreifachen des Sozialprodukts von 1913“.Negative Anreizwirkung. Wenn Schuldner selbst nicht mehr an die Aufbringungsmöglichkeit glaubt: Probleme.Zudem: „verheerende Wirkung“ auf öffentliche Meinung. 
  • Zwischenbilanz Zwischen 1924-29 erwirtschaftete das Reich die Devisen für den Reparationstransfer nicht durch Export, sondern durch Kapitalimporte.  Die Konjunktur der 1920er Jahre: „geborgte Konjunktur“. (Risiko: Abhängigkeit).  1928/29: erstmals volle Annuität fällig. Reichsregierung drängt auf Revision der Reparationsregelung
  • Etappen der Reparationsregelungen – („Reparationsregimes“) 1. Reparationen in der Inflationszeit Inflation erschwert Feststellen der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. (Forschungsdiskussion: Strategie zum Unterlaufen der Zahlung? 2. Dawes-Plan 1924-1929 Orientierung an Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft; alliierte Kontrollen; Transferklausel; Anreiz zur privaten Auslandsverschuldung. 3. Young-Plan 1929/30 Eigenverantwortlichkeit für Währungsstabilität, Reduktionen, lange Laufzeit 4. Vom Hoover-Moratorium zur Konferenz von Lausanne (1931/32)  Zahlungsaufschub, Kürzung, Streichung 
  • Währungskrise Reichsmark war an Gold (u. –devisen) gekoppelt (Gold(devisen)standard), d.h. Banknotenumlauf muss zu einem Teil durch Gold/Devisen gedeckt sein. "Fesseln“ des Goldstandards: können bewirken, dass Zentralbank die Geschäftsbanken nicht mit zusätzlicher Liquidität versorgen kann, wenn freie Reserven aufgebraucht sind. 1931: Währungsreserven der Reichsbank schmolzen ab, Näherung an Deckungsgrenze
  • Folgen der Währungskrise Folge: Einführung der Devisenbewirtschaftung, d.h. faktisch Reichsmark nicht mehr frei in Auslandswährung konvertibel. 
  • Zwischenfazit zur Bankenkrise Expansive Geschäftspolitik der Banken seit 1924 wurde angesichts bestimmter Strukturschwächen und besonderer politökonomischer Rahmenbedingungen problematisch. Kapitalbedarf der Wirtschaft durch hohe Auslandsverschuldung gedeckt  Staatsschulden- und Währungskrise  niedrige Eigenkapitalquoten, Inkongruenz der Fristen  Konkurse ↑ zwischen 1928-1931  im Sommer 1931 massiver Rückzug der Einlagen  Reichsbank und Großbanken gerieten gleichzeitig unter Druck. Zögerliche Krisenwahrnehmung und Versagen des Krisenmanagements.  Kein Frühwarnsystem vorhanden, Informations- und Kontrolldefizite (keine zentrale Bankenaufsicht). 
  • Reaktionen auf Bankenkrise Reaktion 1: Verstaatlichung, Zwangsfusionierung von Danat und Dresdner Bank, Verstaatlichung Reaktion 2: Unternehmensfusionen, Beispiel: FAVAG, Auto Union 
  • Folgen der Bankenkrise Für Bankenwesen:  eingeschränkte Funktionsfähigkeit  Verunsicherung und Vertrauensverluste der Nichtbanken, Sparer  „Geldhortungen“  Schätzungen sagen, dass Bargeld von über 1 Mrd. RM im Sparstrumpf verschwunden sei (in etwa 1/5 der umlaufenden Geldmenge)  Für Realwirtschaft: Katalysator der Krise  Steigende Anzahl von Konkursen  Fallende Industrieproduktion  Arbeitslosigkeit  Die Bankenkrise von 1931 versetzte dem Vertrauen in das kapitalistische Wirtschaftssystem einen schwereren Schlag als die jahrzehntelange Agitation von Marxisten unterschiedlichster Couleur.“ (H.A. Winkler)