EC Anthropologie (Fach) / Einführung in die forensische Anthropologie (Lektion)
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- Was bedeutet forensisch? lat. forensis = zum Forum, zum Gericht gehörend; Im alten Rom wurde auf den Marktplatz also am Forum Recht gesprochen.
- Interdisziplinarität (3) versteht man die Eigenschft einer Wisseschaft, Ansätze Denkweisen oder Zumindest die Methode einer anderen Fachrichtung zu nutzen. eine Arbeitsweise umfasst mehrer voneinander unabhängige Fachgebiete, die einer gemeinsamen Fragestellung mit den jeweiligen Methoden nachgehen die verschiedenen Teilgebiete müssen miteinander arbeiten und nicht neben einander
- Gerichtliche Medizin... ...ist eine Disziplin, welche sich mit der Erörterung und Beantwortung von Fragen beschäftigt, die sich in der zivil-und strafrechtlichen Praxis ergeben und nur mittels ärztlicher Vorkenntnisse beantwortet werden können.
- Arbeitsbereiche der Gerichtsmedizin (11) plötzlicher und gewaltsamer Todesfälle rechtlicher Körperverletzungen und Gesundheitsschäden sowie Verletzungsfolgen bei Lebenden Vergiftungen, der Wirkung von Alkohol und Rauschgift Identitätsfestellung, DVI bei Leichen und Leichenteilen Rekonstruktion von Körperverletzungen Untersuchung von strittigen Abstammungsverhältnissen Analyse medizinischer Behandlungsfehler bei Lebenden und Toten medizinisch-juristische Fragestellungen Auswertung biologischer Spuren DNA-Analysen Anthropologie
- Die 7 kriminalistischen "W"...(7) Wer? hat die die Tat begangen, ist das Opfer? Wann? welcher Tag und welche Uhrzeit? Wo? welcher Ort wurde Tat ausgeführt? Was? hat der Täter getan? Womit? hat der Täter das gemacht? Wie? hat der Täter das gemacht? Warum? wurde tat begangen?
- Wer ist das Opfer? (6) Identifikation Medizinishe Befunde Odontologie Anthropologie Molekularbiologie (DNA) Kriminaltechnik (Daktyloskopie)
- Wer ist der Täter? (5) Spuren Biologische Spuren wie Haare, Speichel, Blut, Sperma, Fingernagelschmutz) Verletzungen Kriminaltechnik (Daktyloskopie) Schusshandbestimmungvetc.
- Wann ist die Tat passiert? (4) Zeitliche Eingreunzung des Todes - Ausprägung der Todeszeichen - Zeitlich einhergehende Leichenveränderungen - Polizeiliche Ermittlungen (Zeugenaussagen...)
- Womit ist die Tat passiert? (3) Werkzeug im weitesten Sinn Körperkraft, Waffe, Gegenstand, KFZ,.. Befunde an Kleidung, Körper (Verletzungsmorphologie), Werkzeug
- Wie ist die Tat passiert? (4) Rekonstruktion des Tatherganges Verletzungsmuster Spurenverteilung am Tatort Handlungsfähigkeit nach Verletzungen
- Warum wurde die Tat begangen? (7) Tatmotiv Kriminalistische/psychiatrische Fragestellungen Rückschluss aus Befunden Sexualdelikt (typische Verletzungen) Ritualmord Suizid (Vorerkrankungen) Attentat (Art der Ausführung)
- Bestandteile des Körpers von einem 75 kg schweren Menschen (8) 40 kg Sauerstoff 20 kg Kohlenstoff 7 kg Wasserstoff 3 kg Stickstoff 2 kg Kalzium 1 kg Phosphor ca. 65 % des Gewichtes is Wasser+ Körperoberfläche ca 19.000 cm2
- Die 4 Phasen des Sterbens (4) Leben Agonie (Der Mensch stirbt) Klinischer Tod Vita reducta (Der Mensch ist noch nicht tot) Gehirntod (Der Mensch ist definitionsgemäß tot) Sichere Todeszeichen
- Agonie Sterbephase, fehlt bei sehr plötzlichem Todeseintritt
- Vita minima/Vita reducta nur noch minimale Lebenszeichen vorhanden (im Rahmen der Agonie), Gefahr der fälschlichen Todesfestellung (Scheintod)
- Scheintod Folge schlechter Leichenschau, Fehlen der sicheren Todeszeichen
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- Klinischer Tod (HK-Stillstand) Prinzipiell surch Reanimation reversibel
- Hirntod durch direkte Hirnschädigung bzw. Mangelblutung/O2 Mangel des Gehirns ab ca. 5 Minuten
- Individualtod nach heutiger Sicht identisch mit dem Hirntod, in der Klinik ist die HIrntodesfeststellung vor Organentnahme zwingend vorgeschrieben
- Supravitalphase intermediäres Leben, Periphere Gewebe leben nach Eintritt des Hirntodes noch einige Stunden (z.B. Haut, Knorpel, Spermien)
- Biologischer Tod Absterben der letzten Körperzelle
- Sichere Todeszeichen (4) Totenflecken (Livores) Totenstarre (Rigor mortis) mit dem Leben nicht vereinbare Verletzungen (z.B. Dekapitation) Späte Leichenveränderungen (Autolyse, Fäulnis, Verwesung ect.)
- Totenflecken (Livores) (7) Austreten des Blutes aus Gefäßen Erstes Auftreten anch 10-30 MInuten Farbe "blauviolett" ("livide) vollständige Umlagerung bis 6 Stunden p.m. möglich Fixierung nah 48 Stunden p.m. Rückschlüsse auf Lage der Leiche je nach Lokalisation CAVE: hellrote Totenflecke bei CO- und Zyanis-Vergiftung sowie Kälte
- Totenstarre (Rigor mortis) (5) Biochemischer Prozess (ATP-ADT) Beginn nach ca. 30-60 Min. p.m. Vollständige Ausbildung nach ca. 6-8 Stunden p.m. Lösung nach 36-48 Stunden p.m. Nysten'sche Regel: vom Kiefer absteigend
- Natürlicher Tot innerer krankhafter Ursache ist der völlig unabhängig von rechtlich bedeutsamen äußeren Faktoren eingetretene Tod
- Nichtnatürlicher Tod (4) wenn der Tod auf ein von außen verursachtes, ausgelöstes oder beinflussten Geschehen zurückfüren lässt Tötung durch fremde Hand Suizid Unfall (Selbstverschulden, Fremdverschulden, höhere Gewalt)
- Taphonomie (4) griech.: Grab Lehre der Prozesse nach dem Tod Reihenfolge von Leichenerscheinungen Starten sofort nach Indivudualtod
- Frühe Leichenveränderungen (3) Abkühlung Totenflecken Leichenstarre
- Totenflecken (Livores) (5) erstes sicheres Todenzeich (nach ca. 20 Minuten) versacken des Blutes in die Kapillaren frühpostmortal kleine, hellrote, nach ca. 1-2 Stunden Konfluktion zu größeren bläulich-lividen Arealen aussparung an Aufliegestellen und unter eng anliegender Kleidung spärliche Ausbildung bei Anämie oder Tod durch Verbluten
- Zeitliches Verhalten der Totenflecken (7) Beginn - 15-30 min p.m. Konfluktion (Zusammenfließen) - ca. 1-2 h p.m. volle Ausbildung - ca. 6-8 h p.m. vollständige Wegdrückbarkeit auf Daumendruck - bis ca. 20 h p.m. unvollständige Wegdrückbarkeit aus scharfkantigen Druck - bis ca. 36h p.m. Umlagerbarkeit vollständig - bis 6h p.m. Umlagerbarkeit teilweise - etwa 6-12 h p.m.
- Totenstarre (Rigor Mortis) (4) entsteht durch Abfall der ATP-Konzetration, dadurch irreversible Bindung zwischen Aktinfilamenten un Myosinköpfchen Beginn nach ca. 2-4 Stunden, nach ca. 6-8 h komplett ausgeprägt; Lösung nach ca. 36-48 Stunden Beginn am Kiefer, setzt sich nach unten fort (Nysten-Regel), kann aber variieren kann bei diversen Krankheiten z.B. Muskelatrophie schwach bis gar nicht ausgeprägt sein
- Zeitliches Verhalten der Totenstarre (4) Beginn (Kiefergelenk) - 2-4 h p.m. vollständige Ausprägung - ca. 6-8 h p.m. Wiedereintritt nach Brechen - bis etwa 6-9 h p.m. Lösung - stark abhängig von Umgebungstemperatur (Lösungsbeginn nach 2-4 Tagen und später)
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- Postmortale Vertrocknung (4) rötlich-bräunliche Vertrocknungen entsteht durch postmortal ausbleibende Anfeuchtung/Schweißsekretion Unterscheidung vital/postmortal schwierig häufig ZUnge, Lippe, Kornea, Skrotum, Nasenspitze, Fingerbeeren
- Autolyse 1 (6) Selbstauflösung der Gewebe beginnt unmittelbar nach Individualtod Freisetzung körpereigener Enzyme zuerst enzymreiche organe (nebennierenmark, Bauchspeicheldrüse, Magen,..) Strukturauflösung der Organe, lichtmikroskopische Feinstruktur geht verloren ("kadaveröse Trübung) Hämolyse
- Autolye 2 und Biochemische Prozesse (7) Sauerstoffmangel -> anaerobe Glykolyse pH Wert sinkt in Zelle (sauer) Erlahmen der aktiven Memnrantransportmechanismen Freisetzung hydrolytischer Enzyme aus Lysosomen Beginn des Eindringens von Bakterien in das Gewebe Übergang von Autolyse zu Fäulnis und Verwesung direkter Übergang zu konservierenden Leichenerscheinungen (z.B. Mumifiezierung) möglich.
- Fäulnis 1 (6) „Biotopwandel“ in autolytisch geschädigtem Gewebe Nährboden für Bakterien --> Fäulnisflora Krankheitskeime an lebenden Organismus angepasst (nach Tagen kaum Gefahr von meisten bakteriellen Infektionserregern;Ausnahme:TBC-Kavernen) Anflugflora! Humanpathogene Keime wie Aspergillus und Pseudomonas Arten („Fluch des Pharao“) Beginnende Grünverfärbung im rechten Unterbauch (Sulfhämoglobin) „Durchschlagen des Venennetzes“
- Fäulnis 2 (7) Gasentwicklung --> Aufblähung des Leibes Gesichtsblähung, Augenlider und Lippen kissenartig aufgetrieben, Hals erscheint kurz Haare leicht ausziehbar Gewebegasdruck führt zu abgewinkelten Knie und Ellbogen Brüste, Skrotum, Penis ballonartig aufgetrieben gesamte Haut schmutzig grün verfärbt innerer Gasdruck --> Auspressen von Fäulnisflüssigkeit -- > Fäulnisblasen
- Fäulnis 3 (6) Auspressen von rötlicher Fäulnisflüssigkeit der Lungen über Gesichtsöffnungen Entleerung von Harnblase und Rektum Eversion der Gebärmutter --> Sarggeburt! Haut wird rissig --> Beginn oxidativer Verwesungsvorgänge durch aerobe Keime innere Fäulnis --> Verflüssigung des Gehirns, schlaffe zerfließliche Organe, Ausbildung von Schaumorganen Ausbildung von Leucin- und Tyrosinkristallen
- Fäulnis 4 (5) Fettgewebe fäulnisresistenter als Muskulatur Knorpel, Bänder, Knochen sehr Fäulnisresistent Wasserleichen: Waschhautbildung, Auftrieb durch Gasentwicklung DNA-Präparation im Stadium der Fäulnis aus Knochenkompakta, Zahnpulpa u. Haaren „Leichengift“: Eine Vergiftung durch Anfassen einer faulen Leiche oder Einatmen von Fäulnisgasen ist nicht möglich!
- Fäulnis 5 (6) Proteolyse --> Aminosäuren --> analoge Amine Aminobuttersäure, Kresol, Phenol, Skatol, Indol, Schwefelwasserstoff, Methylmercaptan, Ethylsulfid, Dimethylsulfid, Putrescin, Cadaverin ..... --> für Geruchskomponente bedeutsam Fäulnisgase: Methan, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff, Ammoniak,... Glykolyse Alkoholische Gärung (Fäulnisalkohole)
- Verwesung (9) Vorherrschen von oxidativen, aeroben mikrobiologischen Prozessen Einwirkung von Insekten --> beschleunigt Entstehung eines aeroben Milieus erheblich, „Durchlüftung“ stinkender Fäulnisgeruch geht in muffigen Verwesungsgeruch über Ausbildung flächenhafter Pilzrasen (Anflugflora) In Gruft Verwesung oft vorherrschend In Erdgrab kaum Verwesungsvorgänge da begrenztes Luftvolumen Je schneller in der Gewebetiefe und in den Körperhöhlen aerobe Stoffwechselbedingungen entstehen und je besser die Fäulnisflüssigkeit abfließen oder verdunsten kann, desto eher werden Fäulnisvorgänge durch Verwesungsprozesse ersetzt. Madenbefall beschleunigt die Entwicklung erheblich. Unter geeigneten Bedingungen fortgeschrittene Verwesung innerhalb 1 Woche möglich
- Mumifizierung (Natürliche Konservierung) (8) Entzug des Wassers: Härtung organischer Gewebe; Schutz vor mikrobieller Zerstörung Bedingungen: geringe relative Luftfeuchte, hohe (niedere) Temperatur, starke Luftbewegungen Künstliche Mumifizierung bereits vor 5000 Jahren in Ägypten, China, Südamerika, ... (Totenkult) Entfernung der Wasserreichen Organe, Natron, Salzlösungen, gerbende pflanzliche Zubereitungen, ätherische Öle... Schrumpfung und lederartige derbe Veränderung der Haut --> typisches „Mumiengesicht“ Beginnend nach 3-4 Tagen; ausgedehnte Mumifizierung nach 3-4 Wochen (vollst. nach 6 Wo.) Äussere Verletzungen wie Strangmarken, Schusswunden, Schnitt- und Stichverletzungen, auch Narben und Tätowierungen bleiben erhalten! Pilzrasen häufig Fäulnis-,Verwesungs- und Mumifizierungsvorgänge lange Zeit gleichzeitig
- Primäre Mummifikation Mummifikation der Finger zum Beispiel durch die trockene Luft durch Klimaanlage
- Sekundäre Mummifikation Zuerst Fäulnis, ev. Madenfrass, dann Austrocknung mit Fixierung des zuletzt erreichten Zersetzungszustandes
- Fettwachsbildung 1 (Leichenlipid) (7) adeps = Fett, cera od. cire = Wachs Ersmals bei Leichen von Pariser Friedhof beschrieben (ca. 1790) weder Wachs noch Fett --> höhere Fettsäuren Feuchtes Milieu, Luftabschluss regelm. bei Wasserleichen, in feuchten Gräbern, Zentrum von Massengräbern Umwandlung des Fettgewebes in weißlich-graue schmierige Masse; pastöse wachsähnliche Konsistenz gipsähnlicheAushärtung
- Fettwachsbildung 2 (Leichenlipid) (6) Ausbildung je nach Stärke des Fettgewebes Sauerstoffmangel und Feuchtigkeit wesentl. Vorraussetzung Dauer 3 Wochen und 1 Jahr (vollst. Gipsleiche) ranzig, käsiger Geruch (Buttersäure, Ketone, Aldehyde) Erhaltung von Verletzungen Strangmarken, Narben, Tätowierungen DNA-Präparation aus Bereichen des Fettwachses, Zähne und Knochen
- Moorleichen (9) Übliche Fäulnisprozesse werden durch Huminsäuren verhindert (Torfmoos, Sphagnum), Gerbungsprozess Nach frühestens 5-10 Jahren Strangmarken, Schusswunden, Schnitt- und Stichverletzungen, auch Narben und Tätowierungen bleiben erhalten! häufig Schädelfrakturen, Dekapitation, Stich, Schnitt... Haut schmutzig dunkelbraun bis schwarz Haare rötlich verfärbt Knochen entkalkt, biegsam, Gestalt unverändert Gehirn in geschrumpfter Form oft vorhanden DNA Präparation in der Regel nicht möglich.
- Salzleichen (4) mikrobieller Stoffwechsel durch hypertone Salzlösung gehemmt --> kaum Fäulnisprozesse verunglückte Bergleute straffe grau-weißlich anliegende Haut Bildung von Salzkristallen am Körper
- Permafrostleichen (8) Regelmäßige Bergung von verunglückten Touristen auf alpinen Gletschern (oft erst nach Jahren) bei tiefen Temperaturen keine Fäulnis u. Verwesungs- prozesse möglich --> Jahrtausende haltbar! nach Auftauen schnelles Einsetzen von Autolyse und Fäulnis fortschreitender Mumifizierungsprozess - Gefriertrocknung „Gletschermumie“ - Organe besser erhalten Haut lederartig derb; bräunlich bis grau-schwarz Muskulatur vertrocknet Haare, Knorpel u. Knochen gut erhalten
- Skelettierung (8) Teilskelettierung früh durch Aasfresser möglich Def.: Ende aller Fäulnis- u. Verwesungsprozesse Im Freien frühestens nach einem Jahr Im Erdgrab möglich nach ca. 4 Jahren Fettwachsreste bis 30 Jahre (oder mehr) postmortale Kollagenolyse u. Demineralisation durch Bakterien, Pilze, niederer pH-Wert, etc... Knochen schließlich Eiweiß- u. Fettfrei --> trocken, bröckelig Liegezeitschätzung nur mit äußerster Zurückhaltung!
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