Pflegeberuf (Fach) / Pflegeprozess/ Pflegeplanung (Lektion)
In dieser Lektion befinden sich 34 Karteikarten
Alles zum Thema Pflegeprozess und Pflegeplanung
Diese Lektion wurde von HeiHaa erstellt.
- Was versteht man unter dem Begriff Pflegeprozess? Eine Methode mit der eine Pflegekraft zusammen mit dem Patienten seinen Pflegebedarf mittels Informationssammlung einschätz, entsprechende Ziele festlegt und die notwendigen Maßnahmen ergreift. Der Prozess sollte zielgerichtet und strukturiert sein. Man spricht auch von prozessorientiertem Arbeiten.
- Worauf zielt das prozessorientierte Arbeiten beim Pflegeprozess ab? Darauf dem Pflegebedürftigen weitgehend seine eigenen Fähigkeiten zur Problemlösung bewusst zu machen und diese zur Förderung seiner Gesundheit zu nutzen. Bei Selbstpflegedefiziten als Pflegekraft die Versorgung des Patienten zu übernehmen aber auch Angehörige in die Versorgung des Patienten mit einzubeziehen. Merke: Alles was der Patient selbst noch kann soll er auch selbst tun. Nur Tätigkeiten zu denen er nicht mehr in der Lage ist werden von der Pflegekraft oder von Angehörigen übernommen. Das führt zu mehr Motivation und Selbstwertgefühl seitens des Patienten.
- Was versteht man unter dem Begriff Pflegeplanung? Sie entsteht durch prozessorientiertes Handeln. Sie lässt dem Patienten diejenige Pflege zukommen, die er in der individuellen Situation benötigt. Sie ist ein wesentliches Unterscheidungskriterium der professionellen Pflege von der Laienpflege. Sie dient der sinnvollen Verteilung von Personalressourcen. (z.B. Einschätzung des Pflegebedarfs am Wochenende -- hilft Personalengpässe zu vermeiden) Sie ist Instrument der Qualitätssicherung.
- Weshalb ist die historische Entwicklung des Pflegeprozesses so wichtig? Solang die Pflege als reine Assistenztätigkeit für den Arzt angesehen wurde, lag die Verantwortung einer Pflegeplanung außerhalb der Pflege. Seit den 50er Jahren wurde das Verständnis von Pflege intensiv diskutiert und es setzte sich immer mehr die Auffassung durch das Pflege -- neben der Medizin -- eine eigenständige Proffession ist. Dadurch haben Pflegende eine höhere Verantwortung für die Betreuung der Patienten. Dies erfordert gezieltes und geplantes Handeln. Die Pflegenden benötigen ein Instrument welches selbstständiges. systematisches und zielgerichtetes Handeln fördert. Der Pflegeprozess unterstützt die Pflegenden dabei.
- Es gibt verschiedene Modelle des Pflegeprozesses. Erläutere deren historische Entwicklung! Ein erstes Modell des Pflegeprozesses wurde von Helen Yura und Mary Walsh in 4 Schritten beschrieben (wurde von der WHO in den 70er Jahren aufgegriffen und weltweit verbreitet). In der amerikanischen Literatur ist ein 5-Schritte Modell weit verbreitet -- es legt besonderes Augenmerk auf das Stellen der Pflegediagnose. In den 60er Jahren wurde ein 6-Schritte Modell von Verena Fiechter und Martha Meier entworfen und weiterentwickelt -- Hauptaugenmerk liegt hier auf der Zielsetzung. Dieses Modell findet im deutschsprachigen Raum große Beachtung und ist in vielen Einrichtungen Richtlinie für die Gestaltung des Pflegeprozesses.
- Warum ist es notwendig alle Schritte des Pflegeprozesses zu dokumentieren? Um die Entscheidungsfindung und den Verlauf für alle an der Pflege und Betreuung des Patienten nachvollziehbar zu machen.
- Welche Begriffe werden für die Einschätzungsphase (Informationssammlung) auch verwendet? Pflegeanamnese -- Vorgeschichte (Wortbedeutung), Erhebung des Zustandes des Patienten vor Beginn der Pflegebeziehung = Aufnahmegespräch (aktueller Zustand) Assessment -- Einschätzung (Wortbedeutung), systematisches Beschreiben der Einschätzungsphase -- ursprünglich mal erster Schritt des Pflegeprozesses, mittlerweile eigenständiger Fachbegriff.
- Nenne die 6 Schritte die der Pflegeprozess beinhaltet! Informationen Probleme, Ressourcen, Diagnosen Ziele Planung Durchführung Ergebnisse/ Auswertung
- Warum ist es so wichtig, das ausreichend Informationen über den Patienten vorliegen? Nur wenn ausreichend Informationen über den Zustand, Vorerkrankungen usw. vorliegen ist es möglich eine möglichst genaue Beschreibung der Pflegebedürftigkeit des Patienten vorzunehmen. Die Qualität der Informationssammlung ist entscheidend für alle weiteren Schritte des Pflegeprozesses.
- Nenne Quellen aus denen man Informationen über einen Patienten gewinnen kann! der Patient selbst -- Aufnahmegespräch Angehörige schriftliche Unterlagen vom Hausarzt, aus früheren Klinikaufenthalten (Einweisungsdiagnose/ Krankengeschichte/ Untersuchungsergebnisse) Pflegeüberleitungsbogen aus Wohnheimen, vom ambulanten Pflegedienst oder von verlegenden Stationen körperliche Untersuchung des Patienten (Vitalwerte/ Größe/ Gewicht usw.) aus Gesprächen zwischen Patient und Pflegenden während des Krankenhausaufenthaltes durch Reaktionen des Patienten auf die ihm angebotene Pflege durch Erzählungen aus dem früheren Leben durch Beobachtung des Patienten durch die Pflegekraft durch spontane Äußerungen des Patienten Aussagen von Teammitgliedern und Angehörigen aus berufsübergreifenden Berufsgruppen.
- Welche Arten von Informationen sind dir bei der Informationssammlung bekannt? direkte Informationen indirekte Informantionen objektive Informationen subjektive Informationen
- Erläutere den Unterschied zwischen direkter und indirekter Information! direkte Information -- unmittelbar am Patienten gewonnene Information z.B. durch Beobachtung indirekte Information -- Aussagen anderer über den Patienten z.B. von Angehörigen oder schrifltiche Aufzeichnungen z.B. Krankenakten aus früheren Krankenhausaufenthalten
- Erläutere den Unterschied zwischen objektiver und subjektiver Information! subjektive Information -- persönliche Ansicht einer Person (eigene Einschätzung/ Urteile und Empfindungen/ Gefühle) objektive Information -- sind messbar und überprüfbar (Größe, Gewicht, Blutdruck), sind neutral und unabhängig von subjektiven Sichtweisen Merke: Subjektive Eindrücke sollten nie außer Acht gelassen werden, denn der Patient kennt sich selbst am besten (was sein Empfinden angeht).
- Warum ist es für eine Informationssammlung wichtig, welches Selbstverständnis von Pflege innerhalb einer Einrichtung zugrunde liegt? Selbstverständnis von Pflege = Pflegeverständnis Das Pflegeverständnis ist häufig in Pflegetheorien beschrieben die alle einen anderen Schwerpunkt haben. liegt z.B. das Pflegeverständnis nach Roper oder Juchli in einer Einrichtung vor, so kann man sich bei der Informationssammlung die ATL heranziehen. Für jede Aktivität des täglichen Lebens wird überprüft wo genau der Patient Einschränkungen aufweist und Unterstützung benötigt. liegt z.B. das Pflegeverständnis nach Leininger in einer Einrichtung vor, so wird hauptsächlich der soziokulturelle Hintergrund berücksichtigt.
- Warum ist die Informationssammlung mit Formularen nicht immer von Vorteil? Es entsteht der Eindruck des Abarbeitens. Patienten die sich selbst waschen können müssen nicht nach ihren Waschgewohnheiten gefragt werden. Es ist wichtig sich Gedanken darüber zu machen welche Fragen wichtig und relevant sind. Der Patient sollte während des Gesprächs beobachtet werden. (Mimik, Gestik) Merke: Formulare sind lediglich Gedankenstützen!!!
- Welche Arten von Assessmentinstrumenten/ Skalen kennst du? Braden- o. Nortonskala --- Beschreibung des Dekubitusrisikos Visuelle Analogskala (VAS) --- Einschätzung der Schmerzstärke Functional Independence Measure (FIM) oder Barthel-Indes --- Einstufen von Grad der Selbstständigkeit bzw. Abhängigkeit eines Pflegebedürftigen Mini-Menthal-Status-Test (MMST) --- Einstufung des kognitiven Status Ressident-Assessment-Instrument (RAI) --- spiegelt den genauen Pflegebedarf der Bewohner (findet hauptsächlich in Altenheimen und in der Langzeitpflege Anwendung) verschieden Expertenstandards
-
- Was ist beim Einsatz von Assessmentinstrumenten zu beachten? Sie können nur nach fundierter Einweisung der Anwender sinnvoll genutzt werden. Die Anwendung eines Assessmentinstruments muss in Beziehung zum weiteren praktischen Handeln stehen (z.B. eine der Schmerzstärke angepasste Schmerzbehandlung) Assessmentinstrumente müssen gezielt eingesetzt werden, da sonst der Aufwand nicht im Verhältnis zum Nutzen steht. Assessmentinstrumente ersetzen nicht die Kompetenz der Pflegekraft, Informationen bei jedem Einzelfall richtig zu verstehen und zu interpretieren.
- Was versteht man unter dem Begriff Pflegeproblem? Von einem Pflegeproblem spricht man, wenn ein Patient eine Beeinträchtigung der Selbstständigkeit in einem oder mehreren Lebensbereichen aufweist. Damit der Patient diese Probleme bewältigen kann, sind pflegerische Maßnahmen zur Kompensation notwendig. Es handelt sich somit um pflegerische Probleme -- nicht um medizinische Diagnosen!!! Man unterscheidet hierbei generelle und individuelle Pflegeprobleme.
- Erläutere den Unterschied zwischen generellem und individuellem Pflegeproblem! Generelle Pflegeprobleme --- betreffen alle Patienten unter den gleichen Bedingungen (z.B. BDK = Infektionsgefahr/ Pneumoniegefahr bei allen älteren Patienten) Individuelle Pflegeprobleme --- spezifische Probleme einzelner Patienten (z.B. Abendessen im Krankenhaus 16:30 Uhr/ zu Hause 20:00 Uhr). Manchmal ergeben sich aus den generellen Pflegeproblemen individuelle Pflegeprobleme.
- Was versteht man unter dem Begriff Pflegeressource? Der Begriff Pflegeressource beschreibt Fähigkeiten und Fertigkeiten des Patienten zu seiner Genesung beizutragen. Merke: Die Förderung von Ressourcen bzw. die Stärkung des Beitrages des Patienten zu seiner Genesung kann die Motivation des Patienten verbessern und sein Selbstwertgefühl steigern.
- Wie verfährt man mit dem Auftreten eines Pflegeproblems? Man sollte sofern es möglich ist zu jedem Pflegeproblem, Ursache und Ressource formulieren. Bsp.: Ein Patient ist exsikiert. Ursache: trinkt ohne Aufforderung nicht/Ressource: Patient hat keine Schluckbeschwerden.
- Was versteht man unter dem Begriff Pflegediagnose? Bei einer Pflegediagnose handelt es sich um die klinische Beurteilung der Reaktion eines Individuums einer Familie oder eines Gemeinwesens bzw. einer sozialen Gemeinschaft auf aktuelle oder potentielle Gesundheitsprobleme/Lebensprozesse. Pflegediagnosen bilden die Grundlage um Pflegeinterventionen auszuwählen um Ergebnisse zu erreichtne für die Pflegende verantwortlich sind.
- Was kann man zu Hilfe nehmen um Pflegeprobleme leichter und strukturiert zu formulieren? (Kommt aus der Altenpflege!!!) Um es bei der Formulierung von Pflegeproblemen einfacher zu haben kann man sich am PESR - Schema orientieren. Problem -- Was hat der Pflegebedürftige? Was ist das Problem? Einflussfaktoren/ Ursachen -- Warum hat er es? Was sind die Einflussfaktoren bzw. Ursachen für dieses Problem? Symptome -- Wie zeigt es sich? Wie äußert sich das Problem konkret? Eigene Beobachtungen und Aussagen des Pflegebedürftigen. Ressourcen -- Welche Fähigkeiten/ Potentiale hat der Pflegebedürftig? Welche Ressourcen sind beim Pflegebedürftigen und seiner sozialen Umgebung vorhanden?
- Das Erkennen von Ressourcen ist nicht immer ganz einfach und oft werden vorhandene Ressourcen übersehen. Da es eine Vielzahl von Ressourcen gibt, werden diese in verschiedene Kategorien unterteil. Welche Kategorien sind das? körperliche Ressourcen innere, intellektuelle, persönliche oder geistige Ressourcen räumliche Ressourcen soziale Ressourcen ökonomische Ressourcen spirituelle Ressourcen Die Punkte 1,2 und 6 zählen zu den persönlichen/ inneren Ressourcen. Die Punkte 3,4 und 5 zählen zu den sozialen/ äußeren Ressourcen.
- Nenne Beispiele für körperliche Ressourcen! Sehfähigkeit Hörvermögen Bewegungsmöglichkeiten unterteilt in Fein- und Grobmotorik, in passive und aktive Bewegungsvorgänge Aufnahme von Flüssigkeiten und Nahrungsmitteln Atmen
- Nenne Beispiele für 1. innere, 2.intellektuelle, 3. persönliche 4.geistige Ressourcen! Fähigkeit Problemlösungsstrategien zu entwickeln, Vertrauen in die eigene Person Verstand, Vernunft, Verstehen, Denkvermögen, Sprachgefühl, Wahrnehmungsfähigkeit, Lernfähigkeit, Möglichkeiten zur Gestaltung das eigene Tun reflektieren und Entscheidungen treffen Lebensmut, Lebenslust, Kreativität, Fantasie, Flexibilität, Humor usw. Die einzelnen Bereiche überschneiden sich zum Teil!
- Nenne Beispiele für räumliche Ressourcen! Darunter versteht man die Umgebung des Menschen. Wo lebt er? In einer Großstad mit guter Infrastruktur aber schlechtem Umweltklima oder eher auf dem Land mit gutem Klima und schlechter ausgebauter Infrastruktur. Wie sind die räumlichen Gegebenheiten zu Hause? Ist die Wohnung Behindertengerecht oder gibt es steile Treppen die zu Stürzen führen können usw. Wie gut sind lebenswichtige Dinge sowohl drinnen als auch draußen erreichbar.
- Nenne Beispiele für soziale Ressourcen! Hier geht es um das soziale Umfeld des Einzelnen, sein soziales Netz. Hat er Freunde und Verwandte? Welche davon können in die Pflege einbezogen werden? An welchen sozialen Aktivitäten nimmt er teil (z.B. Kegelklub oder Chor)? Womit kann man ihn motivieren?
- Nenne Beispiele für ökonomische Ressourcen! Über welche materiellen Güter und finanziellen Mittel verfügt der Betroffene? Hat er damit die Möglichkeit seinen Lebensraum gemäß seinen Wünschen zu gestalten bzw. an Freizeitaktivitäten teilzunehmen?
- Nenne Beispiele für spirituelle Ressourcen! Welche Werte hat die betreffende Person verinnerlicht? Ist es ihr wichtig das die pflegende Person einer bestimmten Glaubensrichtung angehört bzw. überhaupt gläubig ist? Welche Vorbilder hat dieser Mensch? Sieht die Person Sinn in ihrem Leben, ist sie voller Hoffnung? Oder ist sie eher mutlos und hat die Hoffnung in das Leben aufgegeben?
- Welche Bedeutung hat die Pflegeanamnese? Beginn des Beziehungsprozesses zwischen Patient und Pflegenden -- Herstellen einer Vertrauensbasis. Sie bildet die Basis für die Zusammenarbeit mit dem Patienten. Sie ist der erste Schritt im Prozess einer geplanten, zielgerichteten Pflege Sie ist Information und Transparenzfür den pflegebedürftigen Menschen, vermittelt Sicherheit und Erhöht die Complince.
- Wonach werden Selbstpflegedefizite (Pflegeprobleme) eingeteilt? Die Einteilung erfolgt in: tatsächliche, aktuelle Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme mögliche, potentielle Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme vermutete bzw. verdeckte Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme generelle Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme und individuelle Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme
-
- Nenne Eigenschaften für aktuelle, tatsächliche Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme! Sie sind beobachtbar, messbar und werden auch vom Patienten selbst bestätigt. Sie können durch pflegerische Maßnahmen beseitigt, kompensiert oder gelindert werden. z.B. Atemnot, Schmerz
- Nenne Eigenschaften für mögliche, potentielle Selbstpflegedefizite/ Pflegeprobleme! Sie sind im Augenblick nicht aktuell, aber vom Wissen und von der Erfahrung her ist die Möglichkeit gegeben, dass sie zusammen mit gewissen Risikofaktoren auftreten können. Sie können durch vorbeugende Maßnahmen seitens der Pflegenden verhindert (Druckgeschwür) oder zumindest rechtzeitig erkannt und ihre Folgen vermindert werden (Nachbluten nach einer OP)