Pädagogik (Fach) / Allg. Pädagogik/ Sozialisation (Lektion)
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Gegenstandsbereich der krit. Pädagogik und Sozialsation
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- Kritische Pädagogik: 4 Prinzipien 1) Grundbedingungen der Gesellschaft (wie soziale und ökonomische Strukturen, polit. System) sind der Schlüssel zum Verständnis (zur Analyse) von Erziehung und Bildung 2) Pädagogische u. bildungspolit. Vorstellungen sind interessengeleitet, nicht rational; Krit. Pädagogik muss diese Interessen ermitteln, um zu einer realitätsgerechten Einschätzung päd. Planungen zu kommen-> geleitet durch das Machtsystem 3) Ziele: Empanzipation, Mündigkeit (=Selbstverantwortung), Autonomie (Selbstständigkeit); Entsprechen auf politischer Ebene dem Engagement für eine demokratische Gesellschaftsentwicklung 4) Kritik = Kunst der Beurteilung/ Beanstandung Beanstandung der gesellschaftl. Verhältnisse: Stehen Bedingungen für Emanzipation zur Verfügung? -> Emanzipation des lernenden Subjekts aus Abhängigkeitsverhältnissen Möglichkeiten Mängel zu beheben
- Erziehungswissenschaftliche Theoriepositionen: Entstehung der Kritischen Erziehungswissenschaft Wilhelm Dilthey: Pädagogik als Geisteswissenschaft ->Geisteswissenschaftliche Pädagogik (Nohl, Flitner, Spranger, Litt, Weniger; 1900-1960) a) kritische Theorie (Horkheimer, Adorno, Marcuse, Habermas), Mitte der 1960er; Kritische Erziehungswissenschaft (Pädagogik als kritische Gesellschaftswissenschaft) b) Empirische Sozialforschung, Anfang der 1960er; Empirische Pädagogik (Pädagogik als Erfahrungswissenschaft) bei beiden Zweigem gilt die Erziehungswissenschaft nicht mehr als "praktische Kinderführungskunst", sondern als theoretische Wissenschaft
- Beschreiben Sie das Verhältnis von Erziehung zu Sozialisation Sozialisation ist die Gesamtheit d. gesellschaftlich vermittelten Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung (erzieherisch und nicht erzieherisch) Erziehung ist dabei ein Teilausschnitt d. Sozialisationsprozesse und gehört zum intentionalen, geplanten Teil (Wertevermittlung) Weitere Formen der geplanten Sozialisation können Jugendfreizeiten sein. Ungeplante Sozialisation entsteht z.B. durch das Milieu, in dem das Kind aufwächst
- Enkulturation (als zweite Phase der Ontogenese), Definition und Inhalte Einführung in eine bestimmte Kultur/ Lebensweise (durch Kinderfarten, Schule, peer-group); primäre soziale Fixierung - Erwerb einer bestimmten kulturellen Rolle - Erlernen einer spezifischen Sprache - Erwerb kulturspezifischer Verhaltensregulative - Aneignung kulturspezifischer Emotionen, Gestik und Mimik - Verwandlung von sozialen Außenkontrollen in Innenkontrollen (soziales Gewissen durch Internalisierung Konflikte: Es gibt nicht nur eine Kultur (s. Akkulturation), Identitätsfindung!?
- Die Phasen der Ontogenese 1) Soziabilisierung -> Befähigung zur Vergesellschaftung; (hauptsächlich durch die Eltern) 2) Enkulturation -> Einführung in eine bestimmte Kultur und Lebensweise; =primäre soziale Fixierung 3) Sekundäre soziale Fixierung -> Restriktionsmodell: Erwerb einer sozialen Rolle/ Position; Abschluss durch die Berufsreife ( durch Betrieb, Freizeit, Uni, Erwachsenen-Sozialisation
- Was ist Sozialisation nach der alltagsweltlichen und der wissenschaftlichen Verwendung (nach Geulen)? alltagsweltlich: Die Gesamtheit der gesellschaftlichen Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung wissenschaftlich: Der Prozess der Entstehung und Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der gesellschaftlich vermittelten sozialen und materiellen Umwelt (makro- und mikrostrukturelle Bedingungen nehmen Einfluss). Ziel : Mensch als gesellschaftlich handlungsfähiges Subjekt ->d.h. die widersprüchliche Einheit zwischen Vergesellschaftung und Individuierung
- Was bedeutet Internalisierung? tiefes Eindringen der Gesellschaft in die menschliche Natur; Verinnerlichung von Werten und Verhaltensmustern, nicht nur bloßes Aneignen; Dadurch überhaupt ein Weiterbestehen einer Gesellschaft
- Wie werden Individualität vs. Sozialcharakter erreicht und was zeichnet diese aus? Die Individualität wird durch die Individuierung (Personalisation) gebildet. Sie umfasst die eigensinnige Subjektivität, die den besonderen Menschen mit seinen spezifischen Eigenschaften/ Erfahrungen/ Motivationen ausmacht. Der Sozialcharakter = Sozialisationstyp = Kollektivmensch = Basischarakter bestimmt die gesellschaftlichen Momente in der Persönlichkeitsentwicklung. Sie umfasst gemeinsame Verhaltensmuster, Werte und Erfahrungen und entsteht durch die Vergesellschaftung (Sozialwerdung). Beides sind Teile der Sozialisation, die eine Persönlichkeit und ein handlungsfähiges Subjekt entstehen lassen (als eine Aufgabe der Erziehung)
- Definition Ontogesene Prozess der menschlichen Individualentwicklung im Unterschied zur Phylogenese
- Biologische, idealistische und pädagogisch reduzierte Auffassung von Sozialisation Biologisch: Bestimmung der Persönlichkeit durch genetische Anlagen, Potential, das zur Reifung gebracht wird durch Wechselwirkung mit den Umweltbedingungen Idealistisch: Der Mensch ist "von Natur aus" vernünftig, Mündigkeit jenseits von Umweltbedingungen Pädagogisch reduziert: Entwicklung im Rahmen eines persönlichen Interaktionsverhältnisses (als bewusster Prozess erzieherischer Interaktion), ohne Anbindung an gesellschaftliche Insitutionen/ Medien
- 4 Ebenen der Sozialisation 1) Individualebene: Persönlichkeitsentwicklung 2) Interaktionsebene: unmittelbare soziale und räumliche Umgebung (Eltern, Familie, peer-group, Freunde) 3) Organisations- und Institutionsebene: Organisierte Sozialisationsinstanzen (Kindergarten, Schule) sowie soziale Organisationen (öffentliche Einrichtungen, Betriebe, Massenmedien, Instanzen sozialer Kontrolle) 4) Gesellschaftsebene: ökonomische, technische, politische, soziale und kulturelle Struktur der Gesellschaft
- Was ist Akkulturation? Die wechselseitige Angleichung von Kulturen verschiedener Herkunft
- Was ist Desozialisierung? Ausgliederung aus gesellschaftlichen Bezügen (Entgesellschaftung)
- Auf was kann sich die Verknüpfung von Anlage und Umwelt auswirken und wie genau? Intelligenz: Veränderung des IQs durch produktive verknüpfung von Anlage und Umwelt (z.B. bei adoptierten Kindern) Begabung: Freilegung und Schaffung von Begabungen: nativistischer Begabungbegriff (Einseitig -> Begabung angeboren); milieutheoretischer Begabungsbegriff (Einseitig-> Begabung als Produkt der Umweltbedingungen); dynamischer Begabungsbegriff (beidseitig beeinflusst-> Der Mensch "wird begabt" (Möllenhauer) Lernmotivation: Steigerung der Lernmotivation durch Arrangement der materiellen und sozialen Umwelt (beidseitige Beeinflussung) Sozialcharakter: Veränderungen der Eigenschaften des Sozialcharakters durch gesellschaftliche Lernprozesse (einseitige Beeinflussung), durch Wettbewerb/ Individualismus Widerstandsfähigkeit: Förderung und Steigerung durch geeignetes Umweltmilieu (Wechselwirkung) Es gibt verschiedene Modelle, die sich mit der Verknüpfung von Anlage und Umwelt auseinandersetzen (Tabula-Rasa, Präformationsmodelle usw.)
- Was ist der Mensch, bezogen auf Anlage und Umwelt? "Der Mensch ist das Werk von Natur, Gesellschaft und sich selbst" (Pestalozzi) Aus der Synthese aus Anlage (Natur, Biologie, Genetischer Ausstattung) und Gesellschaft (Umwelt, Soziales Lebensmilieu) entsteht der Mensch (Wille, Urteilsvermögen, Verantwortung)
- Pädagogisch gundlegend relevante Kategorien (bezüglich der Einflussnahme auf die Individualentwicklung) Lebenswelt: identitätsstiftende Sozialisationsräume, unmittelbare Alltagswelt, in der sich die Entwicklung und Erziehung eines Subjekts abspielt und so in die eigene unverwechselbare Biographie eingebunden ist Kulturindustrie: (Korheimer/ Adorno) auf bloßen Konsum zugeschnittene, industrielle Aufbereitung und Präperierung von Information, Vergnügung und Zerstreuung in elektronischen Medien Heimlicher Lehrplan: Erfahrungen, die in der Schule erworben wurden, aber nicht dem eigentlichen Lernplan und den vorgegebenen Lernzielen entspringen, sondern aus ihrer Sozialsationswirkung und aus dem Umgang mit den institutionellen Bildungsstrukturen
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- Sozialisationswirkungen der Kulturindustrie - Verformung der Wahrnehmung (ikonische Aneignungsweise) - Systematische Herabsetzung der Eigentätigkeit (passiver Konsum) - Verschüttung der Vielfalt von Aneignungsformen - Beeinflussung der Selbst- und Weltbilder (Manipulation)
- Erziehungwissenschaftliche/ Pädagogische Relevanz des Sozialisationskonzepts Pädagogischer Ertrag: Erweiterung des pädagogischen Blickfeldes über die unmittelbaren Erziehungsprozesse hinaus 1) Transparentwerdung des gesellschaftlichen Charakters der Subjektwerdung 2) Sozialisationsprozesse können dem bewussten, pädagogischen Handeln verfügbar gemacht werden 3) pädagogische Eingriffe können auf die jeweiligen Sozialisationsmilieus und deren Bedingungen bezogen werden 4) realistische Vermittlung von pädagogischen Zielen mit realen gesellschaftlichen Erfahrungen