Soziale Interaktion (Fach) / VL08 (Lektion)

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Aggression

Diese Lektion wurde von Lilli71 erstellt.

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  • Was ist Aggression? Definition Aggression ist jegliche Form von Verhalten, mit dem das Ziel verfolgt wird, einem anderen Lebewesen, das motiviert ist, eine derartige Behandlung zu vermeiden, zu schadenoder es zu verletzen (Baron, 1977) Maßgeblich: die Intention (juristisch: das „Motiv“)
  • Feindselige Aggression Aggressive Handlung aufgrund von Gefühlen wie Wut oder Ärger Ziel: Zufügen von Schmerzen
  • Instrumentelle Aggression Absicht anderen zu verletzen Aber: Ziel nicht Zufügen von SchmerzenBsp.: Boxen / American Football
  • Dimensionen der Aggression aktiv vs. passiv physisch vs. verbal direkt vs. indirekt
  • Aggression: indirekt-verbal passiv Unterlassen, falsche                            Gerüchte über dieZielperson zudementieren;Zurückhaltung vonInformationen, diedie Zielpersonbenötigt aktiv Falsche Gerüchteüber die Zielpersonverbreiten;Die Meinung derZielperson vorAnderenherabsetzen.
  • Aggression: indirekt- physisch- passiv Dritte bei derBearbeitung vonAufgaben, die derZielperson wichtigsind, aufhalten;Unterlassen, Schrittezum Schutz desWohlergehens oderder Sicherheit derZielperson zuunternehmen aktiv Diebstahl oderBeschädigung desEigentums derZielperson;Überflüssiger Konsumvon Ressourcen, diedie Zielpersonbenötigt
  • Aggression: direkt-verbal passiv Nicht- Beantwortender Anrufe derZielperson; Verweigerung vonKommunikation aktiv Anschreien, Brüllen,beleidigendeBemerkungenmachen; Die eigene Autorität/ den eigenen Statuszur Schau stellen;herablassende,überlegene Art
  • physische Aggression: direkt-verbal passiv: Absichtlich den Raum verlassen,wenn die Zielperson ihn betritt Reduzierung der Möglichkeiten für dieZielperson, sich zu äußern. aktiv: Physische Attacken(stoßen, schieben,schlagen etc.) Negative oderobszöne Gestengegen die Zielperson
  • Annahme Lerntheorie zu Aggressionen Bandura (1973) Aggressionen sind im wesentlichen erlernt und nicht angeboren
  • Experiment Bobo Kinder 3 Gruppen (UV) Gruppe 1: Video mit Erwachsenen (Modell), der eine Puppe (Bobo) schlägt(Experimentalgruppe) Gruppe 2: Video mit Erwachsenen (Modell),gleicher Raum etc., aber kein aggressivesVerhalten Gruppe 3: Kontrollgruppe ohne Video Danach durften die Kinder in den gleichen Raumund spielenErgebnis: Kinder in Experimentalgruppe prügeltenauf Bobo ein
  • Typische Studie für Gewalt in den Medien Jugendliche = Welche Sendungen haben Sie als Kind gesehen und wie oft? Jury beurteilt Sendungen nach Gewalttätigkeit Bewertung allgemeine Aggressivität von Lehrern und Klassenkameraden Ergebnisse: Zusammenhang zwischen Menge gewalttätiger Sendungen und Aggressivität
  • Problem korrelativer Studien - Gewalt in den Medien gewalttätige Sendung                                                 Angeborene (?) Aggression                    ⇓                                                                                            ⇓ gesteigerte Aggression                                              gewalttätige Sendungen Was ist Ursache, was ist Wirkung?
  • Gewalt in den Medien - Experimentelle Studie - Krimi / Sportsendung Liebert & Baron (1972) Kinder 2 Gruppen extrem gewalttätige Folge einer Krimiserie spannende, nicht gewalttätige Sportsendung Anschließend: Spielen mit anderen Kindern Ergebnis:  Kinder, die den Krimi sahen, zeigtendeutlich aggressiveres Verhalten als diejenigenKinder, die die Sportsendung sahen
  • Gewalt in den Medien - Johnsson (1978) Kinder 2 Gruppen Polizisten beim Ausüben schwerer Gewalt spannendes nicht gewalttätiges Radrennen Anschließend Floor-Hockey Ergebnis: besonders Kinder, die von Lehrern vorher schon als aggressiv eingeschätzt wurden, neigten beim Polizeifilm zu aggressivem Verhalten.
  • Metaanalysen Andersen et al - (Gewalt in den Medien) Meta-Analyse von über 300 einzelnen Studien mit unterschiedlichen Methoden Effektstärken zwischen .17 bis .23 für den Zusammenhang zwischen wiederholter Konfrontation mit Gewalt in den Medien und Aggression
  • Gewalt in den Medien - Fazit Kinder mit aggressiven Tendenzen = bei aggressiven Hinweisreizen aggressiv Kinder ohne aggressive Tendenzen= weniger aggressiv Allerdings: Laborexperimente kurzfristig Weitere Experimente über längeren Zeitraum zeigten, dass Kinder ohne aggressive Tendenzen nach längerem „Medienbombardement“ aggressiver werden
  • Erklärung für aggressives Verhalten von Kindern durch Medienkonsum Soziales Lernen aggressiven Verhaltens durch Beobachtung der positiven Konsequenzen für Gewalttäter in den Medien Habituation: reduzierte Sensibilität für Leid des Opfers Erhöhung der Verfügbarkeit/ Salienz aggressiver Gedanken & Gefühle Verstärkung des „Hostile Attribution Bias“ (Sonderform fundamentaler Attributionsfehler : Erklärung mehrdeutigen Verhaltens anderer Menschen auf „böse Absicht
  • Erklärung für aggressives Verhalten durch Medienkonsum Soziales Lernen aggressiven Verhaltens durch Beobachtung der positiven Konsequenzen für Gewalttäter in den Medien Habituation: reduzierte Sensibilität für Leid des Opfers Erhöhung der Verfügbarkeit/ Salienz aggressiver Gedanken & Gefühle Verstärkung des „ Hostile Attribution Bias“ (Sonderform fundamentaler Attributionsfehler ): Erklärung mehrdeutigen Verhaltens anderer Menschen auf „böse Absicht“
  • Instinkttheorien Freud: Eros - Lebenstrieb, Thanatos - Todestrieb, erst gegen sich selbst, dann gegen andere gerichtet Lorenz: Aggression als biologisch sinnvoll Mensch: Entkoppelung von „Todeshemmung“von Tieren
  • Instinkttheorien allgemein Aggression liegt in der Natur des Menschen Katharsis-Hypothese (lädt sich auf und es muss Dampf abgelassen werden, bevor der Kessel explodiert) Aggression „entlädt“ sich auf gesellschaftlich akzeptierte Form (z.B. Sport)
  • Studien Katharsis-Hypostese Patterson (1974): Messung Aggressivität High School-Football - Spielern 1 Woche vor vs. 1 Woche nach der Saison Dampfkesseltheorie“: nach der Saison abgebaut Aber: Aggressivität ist sogar eher gestiegen -------------------------------------------------- Russell (1983): Aggression bei Zuschauern von Hockeyspielern. Im Verlauf des Spiels wurden Zuschauer immer aggressiver (ging erst Stunden nach dem Spiel zurück) Fazit: Insgesamt zeigen zahlreiche Studien, dass die Katharsis-Hypothese (Dampf ablassen) widerlegt werden muss!
  • Triebtheorie - Frustrations-Aggressions-Hypothese Dollard et al. 1939 Frustration, wenn man am Erreichen der eigenen Ziele gehindert wird Frustration führt immer zu Aggression Aggression setzt vorherige Frustration voraus gegen die Quelle der Frustration gerichtet Katharsis-Annahme Bewertung des Ansatzes: Frustration führt nicht immer zu Aggression
  • Kognitiv-neoassoziationistisch Erweiterung Frustrations-Aggressions-Hypothese Frustration führt nicht automatisch zu Aggression; vermittelt durch „Ärger“ Es gibt neben Frustration weitere aversive Stimuli, die Aggressionen auslösen
  • Waffeneffekt - Kognitiv-neoassoziationistisch Berkowitz & LePage 1967 Anwesenheit einer Waffe führt in einer Situation zur Zunahme von Aggression, wenn Vpn vorher frustriert wurden. Aggressive Hinweisreize nötig – weitere aversive Reize möglich (nicht nurFrustration)
  • Erregungstransfer Zillmann (1971, 1978, 1983) Im Grunde eine Fehlattribution von Erregung Erregungstransfer nimmt nun zusätzlich an, dass 1.) Erregung langsam abklingt (obwohl subjektiv schnell 2.) Erregungen können sich additiv erhöhen
  • Temperatur & Aggression Früher Ansatz: Baron (1972), Baron & Lawton (1982) UV 1 Raumtemperatur angenehm UV 2 Raumtemperatur unangenehm Dann konnten sie gegenüber andere PersonAggression zeigen Ergebnis: hohe Temperatur reduzierte AggressionErklärung: es war so warm, das Personen einfach nur weg wollten ................................................ Alternativer Ansatz: Analyse von Außentemperaturen und Kriminalstatistik Anderson, Bushman & Groom (1997) sammelten50 US -Städten über 45 Jahre (1950 – 1995) jährliche Durchschnittstemperatur Anzahl Gewaltverbrechen (Körperverletzung,Mord) Anzahl Eigentumsdelikte (Diebstahl Vergewaltigungen Ergebnis: je heißer, desto mehr Gewaltverbrechen (kein Zusammenhang mit Eigentumsdelikten oder Vergewaltigungen) Allerdings: vermutlich nicht linear (je heißer, desto mehr Aggression), sondern kurvilinear) Rotton & Cohn (2000): Analyse von Körperverletzungen und Temperatur in 2 großenUS - Städten (Minneapolis und Dallas) Weitere Erklärung– Warm = Menschen halten sich mehr draußen auf–Zu warm = Menschen eher in klimatisierten Räumen
  • Aggression - biologische Ansätze Serotonin Hemmender Einfluss auf aggressives Verhalten niedriger Serotoninspiegel - aggressives Verhalten Gewaltverbrecher besonders niedrigen Serotoninspiegel Testosteron Männliches Geschlechtshormon Jugendliche Kriminelle = höheres T alsStudierende
  • Neurochemische Ansätze - Problem korrelativer Studien niedriges Serotonin / hohes Testosteron                                   ⇓ gesteigerte Aggression oder Gesteigerte Aggression                        ⇓ niedriges Serotonin / hohes Testosteron Was ist Ursache und  was Wirkung?              
  • Studie Transsexuelle Transsexuelle berichtetetn nach Testosteronbehandlung höhere Aggressionswerte. Probleme an der Studie von Van Gozen, Frijda & de Poll (1994): •Keine Randomisierung der Vpn•Probanden wussten von ihrer Hormonbehandlung•Erwartung: ich werde männlich•Aggression = passt zur männlichen Rolle•Ideales Experiment: Zuweisung der Hormonbehandlung ohne Wissen der Probanden•Ethisch nicht umsetzbar!
  • Geschlechtsunterschiede Aggression Wenn Testosteron zu mehr Aggression führt sind Männer dann aggressiver als Frauen? Ja und Nein: Männer: eher physisch-aktiv-direkt: reagieren eher auf Provokation Frauen: eher verbal-passiv-indirekt Ingsesamt: Männer = zeigen offensichtlicheres, auffälliges aggressives Verhalten; allerdings im Großen und Ganzen kein Geschlechtsunterschied
  • alkohol myopia hypothesis Alkoolinduzierte Kurzsichtigkeiet Bsp. Jemand tritt einem alkoholisierten in einer Bar auf den Fuß, Reaktion wird verkürzt als internal-stabil: Der Idiot! attribuiert,  situativer Faktor: Die Bar ist voll, wird ausgeblendet
  • Reduzierung von Aggression Kurz innehalten, tief Luft holen und versuchen klaren Kopf zu behalten War das die Absich vom Anderen, gibt es auch andere Gründe für das Verhalten Gefahr: hostile attribution bias
  • Reduzierung von Aggression - Kommunikationstraining Kommunikationstraining um Wut und Kritik konstruktiv äußern zu können
  • Reduzierung von Aggression - Studie Davitz, 1952 Kinder spielten in Vierergruppen Gruppen: gegenüber anderen konstruktiv verhalten Belohnung für aggressives Verhalten Belohnung für konkurrierendes Verhalten Gezielte Frustration: Film, zu Beginn Schokoriegel. Film wurde an spannendster Stelle unterbrochen, Schokoriegel eingesammelt Anschließend durften Kinder frei spielen Ergebnis: Die Kinder, die in konstruktivemVerhalten trainiert wurden, waren wenigeraggressiv
  • Erzeugen von Empathie Vermeiden von Dehumanisierung Studierende, die trainiert wurden sich in anderehineinzuversetzen, zeigten weniger Aggressionenals Studenten, die dieses Training nicht machten
  • Konkrete Übungen für Grundschulkinder - Erzeugen von Empathie Wie würde die Welt aussehen, wenn du so klein wärst wie eine Katze? Über welches Geburtstagsgeschenk würde sich jedes Deine Familienmitglieder am meistenfreuen?“ ⇒ Wenn Kinder ausführlich über solche Fragen nachdenken, erweitern sie ihre Fähigkeiten, sich selbst in andere hineinzuversetzen
  • Reduziert Bestrafung aggressives Verhalten? Achtung: Wenn Bestrafung = aggressiveHandlung, dann wirkt der Strafende als Modell •Folge: Kinder, die bei strafenden, aggressivenEltern aufwachsen, neigen als Heranwachsendezu Gewalt •Besser: milde Strafe (erzeugt Dissonanz; vgl.forbidden toy Paradigma)
  • Forbidden Toy Paradigma Aronson & Carlsmith, 1963 Ergebnisse: Verbotenes Spielzeug bei hoher Strafandrohung =attraktiver als bei niedriger StrafandrohungVerbotenes Spielzeug bei niedriger Strafandrohung= wird abgewertet Geringere Strafandrohungen sind also unter bestimmten Umständen effektiver, wiso? Dissonanztheoretische Erklärung: Ich mag dieses (verbotene Spielzeug) <> Ich spielenicht mit diesem Spielzeug = Dissonanz Hohe Strafandrohung = genügend Rechtfertigungfür Verhalten = Reduktion Dissonanz Geringe Strafandrohung = keine ausreichendeRechtfertigung für Nichtspielen; die entstehendeDissonanz wird daher durch Abwertung desverbotenen Spielzeuges reduziert
  • Präventionsprogramm Schule Norwegen 1 Bestandaufnahme - Befragung von Schülern, Eltern, Lehrern 2 Aufklärung - Vorträge, Broschüren 3 Einbindung in den Schulalltag -Klassendiskussionen, schnelle Intervention durch Lehrer, Beaufsichtigung der Tolietten, Kantinen, Pausenhöfe 4. Weitere Maßnahmen bei Bedarf (Tutoren, Beratung der Eltern der Täter, milde Therapie der Täter)