Pädagogik (Fach) / Erziehung nach Auschwitz (Lektion)
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Erziehung vor und nach Auschwitz, Faschisierung
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- Adorno: Zu untersuchende Hintergründe und Ansichten zum Thema Erziehung Erziehung um nicht noch einmal ein Auschwitz zu erleben; gesellschaftl. Phenomän und subjektive Bereitschaft mitzumachen (Sozialisation), durch Faschisierung; Entstehung jenes "anfälligen" Sozialcharakters Sozialisation und Erziehung in ihrer entstellten Form bewusste Bewältigung der Vergangenheit fehlt, Nationalssozialismus kann in der Demokratie weiterleben; Hintergründe: - Tabuisierung des Antisemitismus (dadurch keine Aufarbeitung), Krypto-Antisemitismus; - Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963 - 1965); - Entlastungsversuche in der Kriegsschuldfrage; - Untersuchung zu antisemitischen Vorurteilsstrukturen
- Faschisierung: Begriffsklärung aus verschiedenen Perspektiven und Theorien zur Erforschung - politische Organisation der faschistischen Gesellschaftsverhältnisse - geistige, mentale, psychische Ausrichtung des Menschen (Herstellung des faschistischen Sozialcharakters) Prozess der inneneren Vorbereitung der Subjekte auf ihre Integration in das NS-Gesellschaftssystem; Vorgang in dessen Rahmen die narzistische Hegemonie (Vormachtstellung, Überlegenheit) in den Menschen selbst hergestellt wird erziehungswissenschaftliche Analyse, inwieweit Erziehung und Sozialisation diese möglich gemacht haben, auf zwei Ebenen: 1) erziehungspraktische Ebene 2) Ebene der päd. Theorie 1) Welche Prozesse und Prinzipien s´der Erziehung arbeiten der Faschisierung vor 2) Welche Momente des päd. Denkens griff das NS-System auf (zur Machtsicherung)
- Elemente der Faschisierung im Sozialisationsprozess - quasi militärische Sozialisation im deutschen Kaiserreich ("Untertanen-Typus", autoritärer Sozialcharakter (Konfrontation mit militärischen Gegenständen und Strukturen wie Spielzeug, Denkmälern, Literatur, Paraden) - autoritäre Formen der familiaren Sozialisation (Herstellung von Gehorsam, Konformität und Angst; Verleugnung der eigenen Bedürfnisse; Autonomie blockiert; kritiklose Internalisierung durch Identifizierung mit den Eltern) - repressive Erziehung in der Mentalität einer Schwarzen Pädagogik: Brechung des kindlichen Willens als Erziehungsmaxime - Zurichtung des schulischen Bildungsideals auf deutsch-nationale Interessen und nationalistische Verhetzung der jugendlichen an deutschen Schulen (Ideologieangebote zur Befriedigung der Ängste und Bedürfnisse der mittleren Sozialschicht, die sich in permanenter Bedrohung befindet (zu befinden scheint), siehe Adorno "Massenkultur des Scheins" Brückner: Gehormsamsforderungen und frühe Atmosphäre von Angst führen später zur Konformität und Risikovermeidung
- Schwarze Pädagogik: Strukturmerkmale Autoritäre Grundhaltung des Erwachsenen gegenüber dem Kind und seinem Entwicklungsprozess (im Dunkeln liegende, weil tabuisierende repressive Seite der Erziehung) - Brechung des kindlichen Willens als Erziehungsmaxime ("Wildheit" nach Kant, durch den Zwang der Erziehung) - Repression der kindlichen Entwicklungsbedürfnisse (Sexualität als Tabu) - Kind als formbarer Rohstoff - allseitige Kontrolle d. kindlichen Psyche - Anwendung von Angst und Prügelstrafe als Erziehungsmittel -> Unterdrückung der kindlichen Natur
- Vertreter der geisteswissenschaftlichen Pädagogik Hermann Nohl, Theodor Litt, Eduard Spranger (Blut und Boden Theorie), Wilhelm Flitner, Fritz Blättner, Erich Weniger; Otto Fr. Bollnow
- Antidemokratische Ideologien geisteswissenschaftlicher Pädagogik - Vorliebe für Volk, Gemeinschaft und Nation, Autorität und Führerglaube - Antiparlamentarismus und republikfeindliche Neigungen - antiintellektualistische Einstellung und Abwehr von Kritik - Nähe zu ständisch-feudalen Gesellschaftsbildern (stellt einen Rückschritt dar) - Festhalten an traditionellen Geschlechterrollen - Ablehnung von westlicher Zivilisation und Demokratie - Verwerfung von Psychoanalyse und Gesellschaftstheorie
- Reformpädagogik 5 Pkte. Ansätze Anfang d. 20. Jahrhunderts, konnte sich nicht durchsetzen - Pädagogik vom Kinde aus, angepasst an die individuellen Entwicklungsbedürfnisse - Gegenteil zur Schwarzen Pädagogik - Ganzheitliche Bildung: kognitiv, körperlich, sinnlich, menschlich/ sozial - Lebenswelt-orientierte/ relevante Unterrichtsinhalte - kooperatives/ demokratisches Verhältnis zwischen Lehrenden und Lernenden
- Vertreterinnen und Vertreter der Reformpädagogik Ellen Key, Hermann Lietz (rassistisch), Friedrich Foerster (Wehrstärkung); Peter Petersen (Jena-Plan-Schule); Maria Montessori (hat mir fasischtischen Regierung zusammengearbeitet)
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten Pädagogik vor 1933 und faschistischer Erziehungsideologie Unterschiede: 1) Prinzip der pädagogischen Autonomie (unabhängig von dem Einfluss anderer geistigen Mächte) - Eingriff der NS-Dikatur in Schulen 2) Priorität pädagogischer Begründungen im Erziehungsprozess - Verfolgung von Ideologien 3) Freiheitliches Erziehungsdenken - repressive Erziehung Gemeinsamkeiten: 1) Existenz antiaufklärerischer und antimodernistischer Positionen (z.B Blut und Boden Theorie, Wissenschaft "verpönt", siehe dazu auch den nächsten Punkt) 2) Antiintellektualismus: Vorrang der "vitalen" Kräfte vor der Rationalität, Handeln vor dem Denken 3) Biologistische Begründung: Verherrlichung der kindlichen Natur (Hitler: Kind als reines, edles Material der Natur, heilende Potenzen zur Erneuerung der Gesellschaft)
- Faschismus: Definition und Aufgaben (nach innen und außen) diktatorische Form d. Herrschaft in einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, dessen demokratische und zivilgesellschaftlichen Errungenschaften sie außer Kraft setzt Aufgabe nach innen: Aufrechterhaltung der alten Gesellschaftsordnung durch Vernichtung der Organisation von Arbeitern, der parlamentarischen Demokratie und des bürgerlichen Rechtsstaats Aufgabe nach außen: Schaffung militärischen und politischen Voraussetzungen für Expansion (Imperalismus)
- Merkmale eines faschistischen Herrschaftssystems 1) Parteimonopol 2) Organisationsmonopol 3) Informationsmonopol 4) Terroristische Praxis von oben 5) Faschistische Ideologie 6) Autoritäre Organisation der gesellschaftlichen Beziehungen
- Vertreter der faschistischen Pädagogik Ernst Krieck, Alfred Bäumler, Philipp Hördt, Baldur von Schirach, Hans Schemm, Wolfgang Schultz
- Maßnahmen des Faschismus 1933 30.01.33 Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 28.02.33 Verordnung zum Schutz von Volk und Staat, Auflösen der Rechtsstaatlichkeit ab 05.03.33 Beginn der Reglementierung von Kultur und Bildung, kulturelle Gleichschaltung 24.03.33 Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich (Ermächtigungsgesetz), 07.04.33 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums 08./ 09.04.33 Überführung der deutschen Lehrerverbände in den NSLB 02.05.33 Zerschlagen der Gewerkschaften 10.05.33 Öffentliche Bücherverbrennung ("Kampf gegenn Schmutz und Schund")
- Prinzipien faschistischer Erziehung 6 Pkte. 1) körperliche Tätigkeit wichtiger als intellektuelle Kräfte (um für Krieg geeignet zu sein, die Kritikfähigkeit am System zu unterdrücken, ein Überlegenheitsgefühl zu schaffen) 2) Erziehung als Identifizierung, Auslese und Förderung wertvoller biologischer Substanz (gemäß der Vererbeungslehre, Mensch wird durch Staat und genetische Anlagen determiniert, zur Verbesserung des "deutschen Volkstums") 3) Antifreitheitliche Erziehung, Erziehung zur Volksgemeinschaft (keine Individuumsentfaltung, alles Handeln soll dienend und opfernd dem Volk und Staat sein, Schule im Dienste des Volksganzen) 4) Erziehung als Uniformierung der Gesellschaft; Formationserziehung ("kämpfender Gesamtkörper",Erziehung in Formation zur Entdeckung des Wir-Gefühls und des Stolzes auf gemeinsame Leistungen) 5) Erziehung zur Erweckung von Rassesinn und -gefühl (zur Schaffung des Fundaments für Ideologien, Ziel: Einbrennen von Rassensinn) 6) Erziehung als nationalistisch-patriotische Aufrüstung der Herzen und Hirne (Nationalstolz soll entflammen, Identifizierung als "ganzer Deutscher", innere Hegemonie schaffen)
- Formationserziehung Erziehung in gemeinschaftlicher Anordnung, militärähnlich, Klare Befehls-Gefolge-Verhältnisse Erziehung durch die und in den Formationen der Partei/ des nationalssozialistischen Staats (Hermann) Alfred Bäumler: Zur Einführung in die politische Gemeinschaft; mit Gleichaltrigen, geführt durch ältere Jugendliche; außerhalb des Elternhauses; große Gemeinschaft genießen und Stolz auf gemeinsame Leistungen entwickeln
- Völkische Bildungsideal, 4 Pkte 1) Volksgemeinschaft als Hauptziel jeglicher Bildungsarbeit 2) Schule ausgerichtet auf den politischen Kampf der nationalsozialistischen Bewegung 3) Aufgabe der Schule: völkische Eingliederung des Individuums in die Volksgemeintschaft 4) Erziehungsziel der Schule: Erziehung zu poltisches Soldaten
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- Prinzipien der außerschulischen Jugenserziehung/ -sozialisation 1) totale Organisation der Sozialsationsprozesse 2) systematischen Anknüpfen an Formbarkeit (aufnahmewillig, wartend auf den Sämann, der Gedankengut einpflanzt) 3) "Selbstführung der Jugend" (Prinzip der Freiwilligkeit, ältere Jugendliche führen jüngere, klare Führer-Gefolgschaftsverhältnisse) 4) Gestaltung der Sozialsationsräume nach den Leitmotiven: Vorbild, Kameradschaft, Ehre, Dienst 5) Erlebnispädagogische Orientierung (Emotionale und soziale Bezüge entstehen) 6) Stiftung gemeinschaftlicher Erlebnisse (Gefühl der Zugehörigkeit)
- Aufgaben der Hitler-Jugend 1) Verpflichtung der Jugend auf die Person Hitlers 2) Aufbau einer volksgemeinschaftlichen Einheitsorganisation der Jugend 3) Durchsetzung des Prinzips der Selbstführung der Jugend 4) Verbesserung der sozialen Lage der Jugend 5) Musische und kulturelle Fördernung und Differenzierung
- Maßnahmen zur Kontrolle von Massenmedien/ Kulturindustrie 1) Indienstnahme von Rundfunk und Film (Einbindung in die Ideolodieproduktion und -vermittlung 2) allmähliche Konzentration der Presse in nationalsozialistischer Hand 3) Zerstörung der jüdische, pazifistischen, sozialkritischen und sozialrevolutionären Literatur 4) Unterdrückung der modernen Kunst und ihre Ersetzung durch eine spezifisch nationalsozialistische "Kunst" 5) Selbstdarstellung des Regimes in Plakaten, Filmen und Massenaufmärschen
- Ziele kulturindustrieller Beeinflussung 1) Ideologieverbreitung: möglichst breit und wirksam, insbesondere zur Stärkung des Gemeinschaftsgeistes 2) soziale Befriedigung: Eröffnen von Erlebniswelten zur Abschwächung der Härten und Konflikten des gesellschaftlichen Alltags 3) Integration: Schaffung von Motivierung zur Eingliederung unzufriedener Menschengruppen ins System durch Konsum und Freizeitaktivitäten 4) Gemeinschaftsbindung: Umstellung der Sinnlichkeit und Mentalität der Mennschen auf die fanszinative Anziehungskraft des Kollektiven um einen Gemeinschaftssinn aufzubauen 5) Manipulation der Gefühlswelt: Manipulation der Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen der Menschen (Scheinwelten)
- Erziehungs- und Bildungsaufgaben einer Erziehung nach Auschwitz 1) Aufbau von Autonomie als Grundlage selbstbestimmten Handelns, entgegen der Manipulation 2) Bewusstseinsbildung: Entwicklung einer kritischen Selbstreflexion 3) Förderung einer wiederständigen Identität gegenüber den gesellschaftlichen Verführungsstrategien 4) Entwicklung eines anderen Verhältnisses zu Gefühlen, einer neuen emotionalen Struktur (Über Gefühle reden und sich eingestehen, "Härte" nicht mehr als Ideal, die Aggression auslöst) 5) Sensitivierung gegenüber gesellschaftlichen Ideologien und Feindbildern 6) Gesellschaftspolitische Bildung zu den Funktionsweisender Gesellschaft und ihren Macht- und Herrschaftsverhältnissen Adorno: Erziehung zur Mündigkeit, zur Entbarbarisierung