Herausfordernde Situationen und Verhaltensweisen (Fach) / Lernvoraussetzungen und heilpäd. Handeln aus interakt. Perspektive (Lektion)

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Vorlesung D.Barth/A.Neuhauser vom 3.12.2012

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Lektion lernen

  • Dimensionen von Lernvoraussetzungen Aufm./Konz'fähigkeit Selbststeuerung, emot. Selbstwahrnehmung, Impulskontrolle, Steuerung der Affekte Handlungsplanung, Handlungskontrolle Flexibilität des Verhaltens, Situationsunabhängigkeit von Handlungen Metakognitionen eigentlich: EF
  • Modellannahmen Basis und Motor der Entw. sind die regelmässigen und dauerhaften Formen der reziproken Interaktion zwischen einem aktiven biopsych. Organismus* und den Personen, Objekten und Symbolen seiner Umwelt. Bronfenbrenner & Morris, 2006 * = Anlage da, muss sich an den anderen Menschen entwickeln
  • Lernvoraussetzungen sind Produkte bestimmter pädagogischer Arrangements = unmittelbare soziale und räumliche Umwelt Illustration an zwei Dimensionen von Lernvorauss.: Neugier, Interesse, Aufmerksamkeit Selbstregulation, Selbststeuerung
  • Pädagogischer Optimismus an Stelle von frühem Determinismus ... ... Wenn wir SHP etwas über die Genese von Lernvoraussetzungen wissen, wissen wir auch, wie wir sie pädagogisch verändern können
  • Erste Lebensjahre f. Entwicklung bedeutsam. Weshalb? Zeit höchster Aufnahme- und Lernbereitschaft Hirnwachstum von 400g (Geburt) bis 1000g (12 Monate) Prägung durch soziale Interaktionsprozesse innerhalb des genetisch vorgegebenen Gestaltungsraumes
  • Entwicklung von Neugier, Interesse & Aufmerksamkeit (auch Definition v. Neugier) der Mensch ist von Geburt an mit Neugiermotiv ausgestattet Definition Neugier: Aktuelle Aktivierung und Zuwendung zu einem Gegenstand (einer Situation) mit starkem Anreizcharakter (Holodynski & Oerter, 2002) > gestaltbar durch Bezugspersonen Entwicklung der Neugier ist beeinflussbar durch die Gestaltung einer anregungsreichen Umwelt - in der Zone der proximalen Entwicklung des Kindes  (Wygotsky, 1974) (= zwischen Langeweile und Angst)
  • Entwicklung der Handlungssteuerung Das Lernen der Affektregulation erfolgt in Interaktion mit der Bezugsperson: Sie ermöglicht einen Übergang von der externen zur internen Regulation. Das Lernen der Affektregulation im Säuglingsalter ist eine zentrale Voraussetzung, um Aufmerksamkeit, Emotionen und Verhalten selbst regulieren zu können. Kontrollüberzeugungen zählen zu den besten Prädiktoren für schulische Leistungen (Oerter, 2007) ("Ich kann Impulse kontrollieren." = Affektregulation)
  • Feinfühligkeit optimale Bedingung für Entw. von Lernvoraussetzungen (> Verstehen der kindlichen Signale; prompte und angemessene Reaktion)
  • Risiken f. d. Entw. von Lernvoraussetzungen wenig feinfühlige Interaktion & Anregung, z.B.  wenig Unterstützung bei der Aufmerksamkeits- und Affektregulation wenig Anregung und Eingehen auf die Bedürfnisse des Kindes wenig Erfahrung von Selbswirksamkeit wenig gemeinsam erlebte Freude und Spass beim Spiel
  • Auswirkungen früher Interaktionserfahrungen Kinder entwickeln auf der Grundlage ihrer Interaktionserfahrungen Vorstellungen (handlungswirksame Arbeitsmodelle und Repräsentationen) über das Verhalten ihrer Bezugsperson die Rolle des Selbst in dieser Beziehung Arbeitsmodelle werden in Form von Erwartungen und Selbsteinschätzungen handlungswirksam gegenüber Bezugspersonen auf andere Beziehungen (z.B. Freunde oder LP) übertragen bzw. generalisiert
  • Implikationen für heilpäd. Handeln internale Arbeitsmodelle sind das Ergebnis von Interaktionserfahrungen. Sie sind veränderbar durch: neue Interaktionserfahrungen (z.B. in der Schule) Reflexion (eher in therapeutischen Settings) Sicherheit - insbesondere in Beziehungen - ist Voraussetzung für Lernen Kinder mit belasteten Interaktionserfahrungen und ungünstigen Lernvoraussetzungen sind in besonderem Mass auf eine sichere Lernumgebung angewiesen.
  • LP - S Beziehung Feinfühligkeit Verlässlichkeit und Verfügbarkeit: so viel Regelmässigkeit und Konstanz wie möglich (z.B. fixe Zeiten, Rituale, klare Regeln & Grenzen, Abmachungen mit dem Kind einhalten, etc.) Wertschätzung: z.B. Ermutigung, Voraussetzungen für Momente des Erfolgs und positiver Zuwendung schaffen, Respekt, etc.
  • Herausforderungen ... SuS übertragen ihre individuellen Arbeitsmodelle auf neue Bezugspersonen, deshalb sind Diskontinuitätserfahrungen wichtig: Kontinuitäten werden gefestigt indem bei neuen Bezugspers. durch den Einsatz bewährter Strategien die komplementären Verhaltensmuster hervorgerufen werden. Gefahr, weniger auffälliges Verhalten zu übersehen (Zurückgezogenheit, Scheinfröhlichkeit, nachtragende Aggressionen, Neigung zur Konfliktvermeidung ohne Lösungsabsicht, mentale Abwesenheit, etc.)! Trennungssituationen (z.B. Klassenwechsel) sind für die Selbstbewertung sehr wichtig und daher sorgfältig zu begleiten. Neue sichere Beziehungen entwickeln sich über die Zeit und sie müssen sich bei kindlichen Gefühlskonflikten und Belastungen im Zusammenhang mit Anforderungen bewähren.
  • Die Fähigkeit zum Alleinsein Konzeption von D.W. Winnicott (1958), britischer Kinderarzt und Kinderanalytiker (1896 - 1971) "Die Fähigkeit zum Alleinsein ist fast vollständig synonym mit emotionaler Reife." (Winnicott, 1958) Die Erfahrung besteht darin, als Säugling und kleines Kind in Gegenwart eines anderen Menschen allein zu sein (Paradoxon). Die Erfahrung ist relativ frei von "Zurückgezogenheit". Voraussetzung: "ausreichend gute Bemutterung" > gute "innere Beziehungen" > Glaube an eine wohlwollende Umwelt Menschen, die nicht auf solch gute innere Beziehungen zurückgreifen können, ... sind in einer existenziellen Art und Weise einsam - auch in Gesellschaft.
  • Fähigkeit zum Alleinsein: Rolle der Mutter (pathogen) Können Mütter die explorative Tätigkeit ihres Kindes nicht zulassen, weil sie beispielsweise sehr ängstlich sind oder weil sie das Kind zur Stabilisierung ihres depressiven oder narzisstischen Selbst (miss-) brauchen, gerät das Kind innerlich in Panik, dass es nicht in der Lage ist, für sich zu spielen. Stattdessen guckt es permanent zur Mutter: Was hält jetzt die Mutter davon, was ich mache? ... Wird ein Kind permanent in dieser "Kontinuität seines Seins" (Winnicott) unterbrochen, dann erlernt es eben nicht, allein zu sein. Es lernt nicht, sich zu sagen: Was die anderen denken ist mir egal, ich entscheide jetzt mal selbst für mich. Vergleiche: Fähigkeit zum Alleinsein vs. Einsamkeit (2 Folien im Skript)!
  • Keymessage Pädagogischer Optimismus an Stelle von frühem Determinsmus Lernvoraussetzungen entwickeln sich über Interaktionen Lernbiographisch geht die Sozialisation von Lernvoraussetzungen bis ins früheste Kindesalter zurück Wenn wir SHP Kenntnisse über die Genese von Lernvoraussetzungen haben, wissen wir auch, wie wir sie heilpädagogisch verändern können.
  • Vorgehensweisen für Lösungen z.B. in der Kleingruppe: gemeinsam Regeln für eine Lektion aufstellen (Gruppe Fabio, Alexia und Owen) Bsp. von Katharina: Alle zwei Wochen Elterngespräche > alle bringen ein Highlight und einen Tiefpunkt mit > man nimmt gemeinsam ein neues Ziel ins Auge > Eltern teilen das dem Kind mit, wenn sie vom Gespräch nach Hause kommen Verhaltensprogramme mit KLP zusammen aufstellen > mit betroffenem S besprechen > konkrete Ziele vereinbaren für z.B. eine Woche > evtl. Smiley-Liste Interesse an schwierigem Kind muss echt sein! > Interesse wecken durch Einholen von Informationen über das schwierige Kind, z.B. beim SPD