Sozialpsychologie II (Fach) / Sozialpsychologie II_Sitzung 9 "Hilfeverhalten" (Lektion)

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Sozialpsychologie II

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  • Bystander-Effekt Mit steigender Zahl potenzieller Helfer sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich geholfen wird. Erklärungen   ·         Verantwortungsdiffusion ·         Ambiguität (pluralistische Ignoranz) ·         Bewertungsangst  
  • Verantwortungsdiffusion Verantwortungsdiffusionbezeichnet den Umstand, dass inAnwesenheit mehrerer Personenjede Person glaubt, ihr Anteil an derVerantwortung sei kleiner als wennsie allein sei.
  • Versuch zu Verantwortungsdiffusion Latané und Darley Experiment 1: Aufbau ·         Naive Vp, Teilnahme an Untersuchung: Diskussion über persönliche Probleme über Kopfhörer (Anonymität) in Einzelkabinen (Kabine 2) ·         Kabine 1: Strohmann: erwähnt, dass er zu epileptischen Anfällen neigt (standardisiert auf Tonband) ·         Zweiter Durchgang: nach 75s wird epileptischer Anfall, nach 120s Zusammenbruch des Strohmanns vorgetäuscht ·         Jeder konnte erkennen, dass Notfall passiert ist è         Hilfe = aus Kabine raus kommen ·         1. Bedingung: naive Vp mit Opfer allein (über Tonband suggeriert) ·         2. Bedingung: Vp mit einem weiteren Strohmann ·         3. Bedingugn: Vp mit vier weiteren Strohmännern ·         AV: Zeit bis naive Vp Kabine verließ, um Hilfe zu holen 1.            Ergebnis ·         Opfer erhält eher Hilfe in der ersten Minute, wenn ein oder zwei Beobachter im Raum waren, als wenn 5 da waren  
  • Pluralistische Ignoranz Wenn ich unsicher bin, ob ein Notfall vorliegt,orientiere ich mich an anderen Personen, die in dergleichen Situation sind. Wenn z.B. eine Personvor mir an jemandem vorbei geht, der am Bodenliegt, dann denke ich mir, dass die Person vor mirdiese Situation nicht als einen Notfall ansieht, wasdie Wahrscheinlichkeit erhöht, dass ich selbst dieSituation nicht als Notfall ansehe. Dies führt zurpluralistischen Ignoranz. --> Bildung einer Schleife --> Jeder ist Modell für den anderen
  • Versuch zu Pluralistischer Ignoranz Latané und Darley Untersuchung II:--> Studenten warteten auf die Teilnahme an einer Studie.Im Wartezimmer entwickelte sich Rauch. --> Bedingungen: Die Versuchsperson war alleine, siewar mit zwei anderen Versuchspersonen anwesend,oder mit zwei anderen Studenten, die “Komplizen” desVersuchsleiters waren und angewiesen wurden, sitzenzu bleiben und nicht zu reagieren.Wie reagierten die Versuchspersonen? Ergebnis: ·         alleine: die meisten meldeten es irgendwann ·         mit 2 VPN: dauert lange bis Reaktion, dann aber auch nicht so viele, die es melden ·         mit 2 Komplizen: es melden über die ganze Zeitspanne nur sehr wenige das Feuer (wird schon nicht so schlimm sein, da die anderen ruhig bleiben)
  • Pluralistische Ignoranz vs. Verantwortungsdiffusion Verantwortungsdiffusion hebt sich von der pluralistischen Ignoranz dadurch ab, dass jede Person die Notfallsituation sieht und als solche interpretiert. Sie fühlt aber in Anwesenheit anderer weniger Verantwortung, helfen zu müssen. Bei der Pl. Ig. ist die Situation mehrdeutig und jeder ist Modell für anderen.
  • Bewertungsangst --> Angst, sich zu blamieren --> Angst, sozial bewertet zu werden
  • Untersuchung zu Bewertungsangst Latané und Darley Untersuchung III:--> Marktforschungsinterview, zu dem man einen Freundmitbringen sollte. Empfang durch eine Dame, die dann in ihrBüro ging. 4 Minuten danach konnten Vpn sehen, wie dieDame versuchte, mittels eines Stuhles ein Buch aus demRegal zu nehmen. Sie hörten das Aufschlagen eines Körpersund ein leises Stöhnen. Der simulierte Unfall dauerte 130Sekunden.--> Bedingungen: Im Warteraum waren (1) sie allein; (2) zweiFremde; (3) ein sich passiv verhaltender „Strohmann“ oder(4) zwei Freunde;Wie reagierten die Versuchspersonen?   Ergebnis ·         allein: 70% helfen ·         mit Fremden: 40% ·         passiver Strohmann: 15% ·         zwei Freunde: 70% (Freund kennt mich, Bewertungsangst spielt keine Rolle)
  • Klassiker 5 From Jerusalem to Jericho Versuchsaufbau & Ergebnisse & Interpretation ·         Theologie Studenten, Studie über religiöse Erziehung ·         1. Termin: Persönlichkeitsfragebogen über religiöse Orientierung ·         2. Termin: (individuell) kurze Aufgabe/ Text lesen ·         In anderes Gebäude gehen, um Studie fortzusetzen ·         Auf Schwelle ist jemand „umgekippt“, Hilfe = darauf reagieren ·         UV: 1.       Parabel gelesen oder Karriereinformation 2.       Induzierter Zeitdruck („Schnell rüber gehen, schon spät, sonst Ergebnisse unbrauchbar“), pünktlich, oder noch paar Minuten Zeit Ergebnisse ·         Zu früh: 63% helfen ·         Pünktlich: 45% helfen               ·         Zu spät: 10% helfen "Je mehr Zeitdruck, desto weniger helfen" Interpretation ·         Personen, die nicht in Eile sind, helfen eher ·         Personen, die in Eile sind, helfen weniger, auch wenn sie kurz davor die Parabel gelesen haben = Werte sind zwar da, aber nicht in gegebener Situation ·         Einige Studenten, die Parabel gelesen haben, sind buchstäblich über Hilfebedürftigen gestiegen è Sind ethische Normen ein Luxus in der Hektik unseres Alltags? è Verengt sich bei Eile unser kognitives Feld? è Wahrscheinlich waren sich einige gar nicht bewusst, dass sie eine ethische Entscheidung treffen mussten? è Möglicherweise haben sich einige konkret gegen das Helfen entschieden? è Vielleicht war Vpn in Konflikt zwischen Hilfe für VL und hilfebedürftige Person?      Nur ein Fokus: Zwar Wahrnehmung, aber keine emotionale Anrührung/Empathie?      
  • Definition Prosoziales Verhalten freiwilliges Verhalten mit der Absicht, eineranderen Person oder Personen zu helfen -unabhängig von den Motiven zu helfen
  • Definition Altruismus Altruismus: Freiwilliges Verhalten mit der Absicht, anderen zu helfen, ohne eine Belohnung in irgendeiner Form zu bekommen (außer dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben)
  • Entscheidungsmodell von Latané und Darley 1. Perceiving a need: Does someone need help? No, theres no problem. YES. 2. Taking personal responsibility: Am I responsible? No, it´s not my responsibility. YES. 3. Weighing the costs and benefits: Is helpining worthwile?No, it´s too risky, time-consuming, unpleasant etc. YES 4. Deciding how to help: What should I do? No, i can´t figure out what to do. YES. --> Help is given
  • Theoretische Perspektiven, um Hilfeverhalten zu erklären ·         Entscheidungsprozess mit Entscheidungsmodell ·         Lernen ·         Soziale Normen (z.B. Gesetz: Hilfe leisten) ·         Soziobiologie (mit Biologie Verhalten erklären)
  • Shotland & Huston Was macht einen Notfall aus? ·         Ereignis geschieht plötzlich und unerwartet ·         Es besteht die Gefahr einer Schädigung für das Opfer ·         Der Schaden für das Opfer nimmt mit der Zeit zu, in der niemand interveniert ·         Das Opfer ist hilflos und braucht Hilfe von außen ·         Hilfe für das Opfer ist in der einen oder anderen Form möglich
  • Versuch Shotland & Straw Versuchsaufbau & Beschreibung ·         Studenten füllten allein in einem Raum einen Fragebogen aus ·         Sie hörten unfreiwillig eine dramatische Auseinandersetzung zwischen einem Mann und einer Frau auf dem Flur; ·         Bedingungen: (1) „marriage“: Frau schrie, bettelte und rief „Geh‘ weg von mir! Warum hab ́ ich dich bloß geheiratet“ (2) „stranger“: Frau schrie, bettelte und rief „Gehen Sie weg von mir! Ich kenne Sie nicht!“   Wie reagierten die VPN? Ergebnis: mehr reagierten bei (2) dem Fremden (65%) (1) --> "Da mischen wir uns nicht ein"
  • Versuch Maruyama etl. al "Bonbon-Versuch" --> Variation des Veranwortungsgefühls Beschreibung des Versuchsaufbaus & Ergebnisse ·         Feldstudie an Halloween ·         Kinder werden gefragt, ob sie für hospitalisierte Kinder Bonbons spenden wollen ·         Bedingungen der Verantwortlichkeit: 1.       Name des Kindes wurde auf Spendenbox geschrieben 2.       Ein Kind wurde für ganze Gruppe verantwortlich gemacht 3.       Kein Kind wurde verantwortlich gemacht Ergebnisse Spendebereitschaft nimmt je Bedingung ab --> Klarer Zusammenhang zwischen individueller Verantwortung und Hilfeverhalten ·         Bei 1.: durchschnittlich 5 Bonbons gespendet ·         Bei 2.: durchschnittlich 3 Bei 3.: durchschnittlich 2     
  • Übernahme von Veranwortung im Zusammenhang mit persönlicher Kompetenz ·         Wahrscheinlichkeit des Eingreifens hängt auch von persönlicher Kompetenz bzw. deren Einschätzung ab ·         Je mehr ich mir zutraue, desto größer wird die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen ·         Bsp: Ausbildung als Sanitäter, Gewicht, Körpergröße..
  • Erwartungswertmodelle / Hilfeverhalten ·         Frau hübsch/hässlich; gutes Wetter/ schlechtes Wetter; Helligkeit/ Dunkelheit ·         Wenn Kosten höher wahrgenommen werden: keine Hilfe Prosoziales Verhalten: Wenn der wahrgenommene Gewinn die Konsequenzen des Nicht-Handelns (zB, Schuldgefühle) übersteigt   Kosten - Helfen Nicht-Helfen   Zeitverlust Schuldgefühle   Verletzungsgefahr Soziale Missbilligung   Rechtliche Konsequenzen Rechtliche Verpflichtungen       Nutzen + Helfen Nicht-Helfen  
  • Versuch Rushton & Teachman Lerntheoretisches Modell zum Hilfeverhalten Versuchsaufbau & Ergebnisse ·         Jungen wurde erwachsenes Modell gezeigt, spendet beim Bowling altruistisch gewonnenes Geld für Waisenkind ·         Jungen spenden ·         Bedingungen: 1.       Belohnung: „Nett von dir“ 2.       Bestrafung: „Bist du dumm..“ 3.       Nichts, Kontrollgruppe ·         Wiederholung ohne Modell sdErgebnisse   ·         Bei 1.; Helfen wird Gewohnheitssache, Entwicklung einer Norm (Selbstbestätigung), Wert wird internalisiert; direkt: 14 Tokens, zwei Wochen später: 10 ·         Bei 2.: kaum Hilfeverhalten; direkt: knapp 3; zwei Wchen später: unter 2 ·         Bei 3.: mittleres Hilfeverhalten    
  • Soziale Normen im Bezug auf Hilfeverhalten 3 Typen
  • 1. Soziale Norm --> Soziale Norm der Gerechtigkeit ·         Bedürfnisprinzip: Derjenige, der mehr braucht, bekommt auch mehr ·         Beitragspinzip: Wer mehr leistet, kriegt auch mehr (funktioniert nicht in Familie) ·         Gleichheitsprinzip: Unabhängig von Bedürfnis und Leistung = alle gleich (zB. Freundschaftsbeziehungen)
  • Hilfeverhalten --> Situationale Faktoren ·         Zahl der anwesenden Personen (Wenn andere anwesend sind, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person bei einem Notfall hilft) ·         Zeitdruck (Wenn eine Person unter Zeitdruck steht, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie bei einem Notfall hilft)
  • Modell Prosoziales Verhalten Charakteristika des potentiellen Helfers     (1.) Vorgeschichte     (2.) Vergangene Frustrationen /Anstiftung     (3.) Persönlichkeitserfahrungen und persönliche Normen  (    4.) körperliche Verfassung und Stimmungslage darauf wirkt ein: ·         Anstiftung zum Altruismus (Wer braucht da wie Hilfe? meine Bewertung?) ·         Umweltbedingungen/Umgebungsfaktoren (Wetter, Dichte/Enge, Lärm) bestimmt/ beeinflusst von: ·         alternative Definition der Situation o   kann zu Gefühlsumschwung führen ·         Emotionen (Empathie, Schuld, Abscheu) o   kann von Gefühlsumschwung beeinflusst werden o   beeinflusst von Ausrufung der Normen, die durch soziale/ situationale Faktoren* entstanden sind --> Emotionen führen zur Reaktion (Hilfe vs. keine Hilfe)  
  • Prosoziales Verhalten --> Umweltfaktoren Größe der Stadt (In Kleinstadt wird einer fremden Person eher geholfen als in einer Großstadt) Wetter (Personen leisten eher Hilfe am Tag, wenn sonnig und angenehm; weniger Hilfe bei Nacht, bei Regen und Kälte) Lärm (Bei Lärm wird weniger geholfen) Zahl der anwesenden Personen (Wenn andere anwesend sind, dann sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person bei einem Notfall hilft)
  • Wer hilft? --> Persönlichkeitsfaktoren, Motive, Stimmung, etc. ·         Persönlichkeitsfaktoren: kein einzelner Faktor --> Zusammenspiel aus Werten, Motiven, Kompetenzen und situativen Anforderungen ·         Stimmung: Hilfe wahrscheinlicher bei guter Stimmung, wenn diese nicht beeinträchtigt wird Hilfe weniger wahrscheinlich bei schlechter Stimmung --> Selbstfokussierung Hilfe bei schlechter Stimmung, wenn sie sie verbessert ·         Interaktionseffekt Altruismus: bestes Mittel um Selbstwert und Stimmung zu steigern ·         Motive:        Distress = Reduktion unangenehmer Gefühle Empathie = Fokussierung auf die Bedürfnisse und Gefühle hilfebedürftiger Person  
  • Wem wird geholfen? "The empathy-altruism hypothesis" ·         Altruisten --> Können sich in die Lage des gegenüber versetzen --> Erzeugung von empathischer Besorgtheit --> Abbau durch Hilfe asEgoisten --> Können sich nicht in die Lage des Gegenüber versetzen --> Erzeugung von Distress --> Abbau durch persönliche Reduzierung des Distress E    
  • Wem wird geholfen? --> 3 Punkte ·         Liebenswürdigkeit (die sie mögen) ·         Ähnlichkeit ( die ihnen ähnlich sind) ·         Legitimität ( die Hilfe verdienen, die nicht verantwortlich für ihre Situation sind)
  • Wem wird geholfen? --> Versuch zur Legitimität Piliavin, Rodin & Piliavin ·         Feldexperiment ·         Route der U-Bahn, die über 7,5 Minuten nicht halt ·         70 Sekunden nach Abfahrt: Strohmann täuscht Zusammenbruch vor ·         Verhalten der Fahrgäste wird beobachtet ·         Bedingungen: 1.       Strohmann hat Alkoholfahne und Schnapsflasche in der Hand 2.       Strohmann hat Krücken Ergebnisse ·         Bei 1.: 23% helfen ·         Bei 2.: 95% helfen Hilfe als Funktion sozialer Akzeptanz  
  • Undank (Wenn Hilfe nicht angenommen wird) Attribution: ·         Wird die Hilfe eigener Inkompetenz, Abhängigkeit oder Erfolgslosigkeit zugeschrieben, kommt es zu einer Selbstwertbedrohung Reaktanz: ·         Annahme von Hilfe kann als Einschränkung persönlicher Freiheit erlebt werden Sozialer Austausch: ·         Annahme von Hilfe schafft inquitable Situation ·         Dankesschuld ist unbequem