Sozialwissenschaftliche Forschung (Fach) / 2. Konstruktivismus und interpretatives Paradigma (Lektion)
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- a) 1. Konstruktivismus - Gemeinsamkeiten konstruktivistischer Ansätze Konstruktion von Wirklichkeit- Interaktion führt zu (gemeinsamer) sozialer Konstruktion von Wirklichkeit (Indirekte) Erfahrung der Welt über menschliche Sinne- Menschen erschaffen eigene Wirklichkeit Wahrheit resultiert aus menschlichem Wissen- keine Leugnung der Realität, aber Entdeckung dieser (Realismus) Nur scheinbare Objektivität; kein absolutes Wissen- Mensch hat keinen unmittelbaren Zugriff auf die objektive Realität Sprache als Kommunikationsmittel- Sprache, Kommunikation zentral für soziale Konstruktion von Wirklichkeit- Konstruktion als Abstimmungsprozess, keine 1:1 Übertragung Brauchbarkeit menschlichen Wissens- Wert des Wissens ist nicht dessen Wahrheit, sondern Brauchbarkeit (Viabilität)- Wissen ist brauchbar, wenn es weiteren Erfahrungen standhält, und Vorhersagen/Handlungen ermöglicht- Funktion des Wissens: Finden EINES gangbaren Weges zum jeweiligen Ziel
- b) 2. Spielarten des Konstruktivismus - Radikaler Konstruktivismus Erkennen, Wahrnehmung, Wissen über die Welt sind Konstruktionen Wissen als Art und Weise, wie Erfahrungswelt organsiert wird Keine Leugnung der Realität Übereinstimmung mit Realität ist aber nicht möglich, deshalb Verzicht auf Wahrheitsbegriff stattdessen Begriff der Viabilität: nicht Suche nach Wahrheit, sondern nach Nützlichkeit:- Handlungen, Begriffe sind viabel, wenn sie dem Subjekt ermöglichen sich in der Welt zurechtzufinden und in ihr zu handeln Bsp. Rose: - Denotation (auf Gegenstand hinweisende Bedeutung) -> Blume, rot, duftend- Konnotation (assoziative, emotionale, stilistische, wertende Bedeutung) -> Liebe, Zuneigung (von Mensch konstruiert)
- c) 4. Spielarten des Konstruktivismus - Sozialkonstruktivismus [Schütz, Berger, Luckmann] Frage nach sozialen (z.B. kulturellen/historischen) Koventionalisierungen, die Wahrnehmung und Wissen im Alltag beeinflussen Begriffe werden nicht von Gegenständen selbst definiert, sondern sind soziale Artefakte, Produkte historischer und kultureller Austauschprozesse zwischen Menschen Alltagswelt: Wirklichkeit, die von Menschen begriffen und gedeutet wird und ihnen subjektiv sinnhaft erscheint Konstruktionen ersten und zweiten Grades: Konstruktionen der Sozialwissenschaften sind Konstruktionen zweiten Grades, also Konstruktionen von Konstruktionen jener Handelnden im Sozialfeld subjektive Wirklichkeit -> Externalisierung -> Objektivation -> Gesellschaftliche Ordnung / Institutionen (wieder Internalisierung)
- d) 5. Spielarten des Konstruktivismus - Laborkonstruktivismus [Fleck, Knorr-Cetina, Latour] wisssoziale, historische, lokale und pragmatische Faktoren beeinflussen das praktische Funktionieren wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse (Produktions-)Techniken von Sinn und Bedeutung, d.h. Wissen; wie beeinflusst die Konfigurationdieser Techniken ihre Produkte wissenschaftliche Fakten sind soziale Konstruktion Untersuchungsobjekte werden sofern sie aus natürlicher/alltäglicher Umwelt stammen, im Labor mit neuer Lebenswelt konfrontiert, innerhalb derer sie als Objekt neu konstruiert werden Untersuchungsobjekt wird passend gemacht, zugerichtet
- 6. Normatives Paradigma soziales Handeln wird dadurch erklärt, dass normative Dispositionen (Einstellungen, Motive, etc.) der Handelnden und die normativen Erwartungen (Normen, Werte) der Interaktionspartner durch einen gemeinsamen, kulturell und gesellschaftlich abgesicherten, kognitiven Konsens abgestimmt sind Akteure teilen gemeinsames System an Symbolen, das als allgemein zugängliches kommunikatives Medium der Interaktion dient Normen lenken soziales Handeln in bestimmten Bahnen bezeichnung für soziologische Ansätze, die Handeln durch Orientierung an Rollen und Normvorgaben erklären
- e) 7. Interpretatives Paradigma Abgrenzung zu normativem Paradigma des kritischen Rationalismus: Bedeutung/Verstehen wird über Interpretationsprozess hergestellt Forschung muss in der Analyse der Bedeutung ansetzen Bedeutungsanalyse sowohl bei Untersuchungsgegenstand, als auch bei Forscher/in Thomas-Theorem: wenn die Menschen Situtationen als real definieren, sind sie in ihren Konsequenzen real Drei Prämissen: Menschen handeln gegenüber Dingen auf der Grundlage der Bedeutungen, die diese Dinge für sie besitzen Die Bedeutung der Dinge entsteht durch soziale Interaktion Handhabung und Veränderung der Bedeutungen durch interpretativen Prozess