I. Einleitung (Fach) / I.III Eigenschaftsparadigma (Lektion)

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Eigenschaftsparadigma

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  • Begründer Gordon Allport  (1897 – 1967)  William Stern  (1871-1938)
  • • Anknüpfungspunkt: Naive Persönlichkeitstheorie der Alltagspsychologie    Art, wie wir alle im Alltag das Verhalten von   Personen durch Verhaltsdispositionen beschreiben   erklären und vorhersagen 
  • Gemeinsamkeiten verschiedener Persönlichkeitsparadigmen Suche nach funktionellen Abhängigkeiten   zwischen Reiz (Situation) und Reaktion   (Verhalten) 
  • Unterschied zwischen Eigenschaftsparadigma und Behaviorismus: Person reagiert nicht auf isolierte Reize, sondern auf komplexe Reizkonstellationen (= Situationen) Reaktionsbegriff weiter definiert:Neben direkt beobachtbarem Reaktionen auch nicht-beobachtbares Verhalten
  • Unterschiede zwischen den Paradigmen, auf welche Weise funktionelle Abhängigkeiten zwischen Reiz (bzw. Situation) und Reaktion (bzw. Situation) erklärt werden Psychoanalyse:unbewusste Prozesse ,Psychodynamische Konzepte (z.B. Instanzen, Bewusstseinsebenen, Abwehrmechanismen)   Behaviorismus: Lernprozesse, verhaltenstheoretische Konzepte (z.B.Lerngesetze, Habits), Mensch als „Black Box“  Eigenschaftsparadigma :das Innere der „Black Box“ wird durch theoretische Konstrukte gefüllt, die den Zusammenhang zwischen Situation und Verhalten erklären
  • Persönlichkeitskonzept (Eigenschaftsparadigma) das Eigenschaftsparadigma beschreibt individuelle Besonderheiten  einzelner Menschen (bzw. Gruppen von Menschen) durch  Eigenschaften 
  • Modelle für Eigenschaftstheorien (innerhalb der Eigenschaftsparadigmas) 1. Personismus  2. Situationismus  3. Interaktionismus  4. Dispositionismus 
  • Personismus a) Personistisches Modell der absoluten Konsistenz  das Verhalten (Vij) einer Person i in einer Situation j ist die  Funktion einer Eigenschaft (Pi) der Person    also:  • Verhalten ist ausschließlich durch die Ausprägung einer  Eigenschaft (d.h. durch die Person) bestimmt, nicht aber  durch die Situation, in der diese sich befindet b) Personistisches Modell der relativen Konsistenz   Miteinbeziehen situativer Einflussfaktoren auf das Verhalten   also:  • Verhalten sowohl durch Situation (Sj), als auch durch  Eigenschaften der Person (Pi) bestimmt  • aber: jeweils additive Wirkung auf Verhalten (keine Interaktion) 
  • Situationismus das Verhalten einer Person ist ausschließlich durch die Situation (Sj) bestimmt individuelle Besonderheiten der Person (Traits) spielen keine Rolle 
  • Interaktionismus das Verhalten einer Person wird durch 3 Faktoren bestimmt: 1. Person (Pi)  2. Situation (Sj)  3. Interaktion Person x Situation (PxS)    • das Modell bezieht also die Tatsache mit ein, dass Person und  Situation nicht unabhängig voneinander sind! 
  • Interaktionismus (Buss, 1987): eine Person kann Situationen in verschiedenerlei Weise beeinflussen:  Auswahl: Situationen können gezielt aufgesucht oder   vermieden werden.   Herstellung: Situationen können gezielt hergestellt bzw.   herbeigeführt werden.   Veränderung: Situationen können längerfristig verändert   werden.    • umgekehrt können Situationen in ihrer Wirkung auf Erleben und  Verhalten nicht unabhängig von der Person beschrieben werden,  die sie wahrnimmt und verarbeitet
  • Dispositionismus das Verhalten (Vij ) einer Person in einer bestimmten Situation (Sj) kann durch Situations-Verhaltens-Verknüpfungen (S→V)vorhergesagt werden  • dabei werden nur solche Verknüpfungen herangezogen, die zu der entsprechenden Situation passen 
  • Interaktionismus vs. Dispositionismus Interaktionismus  • interindividuelle Sichtweise  statistische Beschreibung interindividuell unterschiedlicher Situations-Verhaltens-Verknüpfungen  • Methode: Varianzanalyse (→ Varianzanteile P, S, PxS) Nachteil: kaum geeignet, um Verhalten vorherzusagen !  Dispositionismus  • intraindividuelle Perspektive  • trägt intraindividueller Variabilität von Verhalten (bzw.  Situations-Verhaltens-Verknüpfungen) Rechnung  • Vorteil: Vorhersage von Verhalten anhand konkreter   Person-Situations-Paarungen 
  • Konsistenzdebatte eine Vorhersage von Erleben und Verhalten im Personismus-Modell setzt eine transsituative Konsistenz von Verhalten voraus
  • Transsituative Konsistenz Eigenschaften (traits) beeinflussen das Verhalten in vielen unterschiedlichen Situationen (transsituativ) in vergleichbarer Weise also: Vorhersage von Verhalten in Situation B aus Kenntnis des Verhaltens in Situation A 
  • Studie: Hartshorne & May (1928) zur Konsistenzdebatte: unehrliches Verhalten von 850 Schulkindern in 23 verschiedenen Situationen untersucht  • z.B.: Klassenzimmer, sportliche Wettkämpfe, Familie  Ergebnis: mittlere Interkorrelationen innerhalb ähnlicher Situationen, niedrige Korrelationen zwischen unterschiedlichen Situationen  also: niedrige transsituative Konsistenz unehrlichen Verhaltens (im Mittel r = .13) 
  • Mischel (1968) Feststellung:niedrige transsituative Konvergenz von Eigenschaftsmessungen,umso niedriger, je unähnlicher die Situationen sind ,„magische“ Grenze: r = .30  Fazit: • Unvereinbarkeit mit personistischem Eigenschaftskonzept (Eigenschaften sind hoch situationsspezifisch)  • Traitkonzept (= Eigenschaftsparadigma!) insgesamt in Frage gestellt 
  • Mischel (2004) CAPS-Modell:scheinbarer Widerspruch zwischen niedriger transsituativer Konsistenz und dem Eigenschaftskonzept aufgelöst  • Unterscheidung von zwei Konsistenzmaßen:  1. Transsituative Konsistenz (inter-individuell)  2. Kohärenz (intra-individuell) 
  • Gewinnung empirischer Daten zur Beschreibung interindividueller Unterschiede 3 Datenarten nach Cattell 1. L – Daten (life record)  2. Q - Daten (questionnaire)  3. T – Daten (test) 
  • Ansätze zur Datenerhebung (Amelang) 1. Trait - theoretischer Ansatz  2. Psychodynamischer Ansatz  3. Verhaltenstheoretischer Ansatz 
  • Trait-theoretischer Ansatz a) Tests im Leistungsbereich  • z.B. Intelligenztests; Konzentrationstests   b) Tests im Persönlichkeitsbereich  • Fragebögen, Selbst-/ Fremdeinschätzungen    Fehlerfaktoren: Absichtliche Verstellung, Soziale   Erwünschtheit, Akquieszenz 
  • Psychodynamischer Ansatz projektive Tests. mehrdeutiges Material→ Probanden reagieren auf die situativen Reize entsprechend der Bedeutung, die diese für sie besitzen.
  • Verhaltenstheoretischer Ansatz Fremd-/ Selbstbeobachtetes Verhalten, physiologische Messungen