psychiatrie (Fach) / Einführung in die Psychiatrie (Lektion)

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1.1 Was ist Psychiatrie? - Definition des Faches 1.2 Warum ist psychiatrisches Wissen für den Arzt wichtig? Epidemiologie und Häufigkeit psychischer Krankheiten 1.3 Gesundheitsökonomie psychischer Krankheiten - die volkswirtschaftliche Bedeutung der Psychiatrie 1.4 Besonderheiten der Psychiatrie 1.5 Vergangenheit und Gegenwart der Psychiatrie 1.6 Zukunft der Psychiatrie

Diese Lektion wurde von KatrinBaetz erstellt.

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  • 1.1 Was ist Psychiatrie? Definition des Faches Psychiatrie umfasst die Erforschung, Diagnostik und Therapie psychischer Krankheiten des Menschen. Im Zusammenwirkens biologischer und psychosozialer Faktoren und deren Auswirkungen auf das psychopathologische Erscheinungsbild liegt das Wesen der Psychiatrie. Das zugrunde liegende Krankheitsmodell ist ein bio-psycho-soziales Krankheitsmodell.
  • 1.1 Offiziell heißt das Fachgebiet laut Weiterbildungsordnung... Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie
  • 1.1 Es gibt enge Beziehungen zu den Fächern...  - Neurologie - Psychophysiologie - Neurobiochemie - Molekularbiologie - Genetik - Psychologie - Soziologie - Psychoanalyse - Verhaltensforschung - Anthropologie - Geisteswissenschaften
  • 1.1 Neben dem Fachgebiet "Psychiatrie und Psychotherapie" existiert in Deutschland das Fachgebiet... "Fachgebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie"
  • 1.1 Gemäß Weiterbildungsordnung umfasst das Fachgebiet "Psychosomatische Medizin und Psychotherapie"... Krankheiten und Leidenszustände die vorrangig durch psychosoziale und psychosomatische Faktoren mitbedingt bzw. geprägt werden. (in anderen Ländern meist unter dem Begriff Konsiliar- bzw. Liaison-Psychiatrie als Teil der Psychiatrie)
  • 1.1 Teilgebiete der Psychiatrie sind... - Psychopathologie - Biologische Psychiatrie - Psychopharmakologie - Psychopharmakotherapie - Sozialpsychiatrie - Soziotherapie oder neuer psychosoziale Therapien - Forensische Psychiatrie - Kinder- und Jugendpsychiatrie - Psychotherapie - Neurologie - Psychologie
  • 1.1 Teilgebiet Psychopathologie: Sie beschäftigt sich mit der Beschreibung abnormen Erlebens, Befindens und Verhaltens
  • 1.1 Teilgebiet Biologische Psychiatrie: Unter diesem Begriff werden Forschungsansätze zusammengefasst, die sich biologischer Methoden bedienen.
  • 1.1 Teilgebiet Psychopharmakologie: Lehre von der Beeinflussung seelischer Vorgänge durch Psychopharmaka.
  • 1.1 Teilgebiet Psychopharmakotherapie: (Pharmakopsychiatrie): medikamentöse Behandlung seelischer Krankheiten. Sie macht heute den weitaus größten Teil der somatischen Behandlungsmethoden in der Psychiatrie aus.
  • 1.1 Teilgebiet Sozialpsychiatrie: Epidemiologie und Soziologie seelischer Krankheiten.
  • 1.1 Teilgebiet Soziotherapie oder psychosoziale Therapien: soziale Interaktion als Therapeutikum (z.B. Milieutherapie, therapeutische Gemeinschaft), Beschäftigungs- und Arbeitstherapie (Ergotherapie).
  • 1.1 Teilgebiet Forensische Psychiatrie: Sie beschäftigt sich mit Rechtsfragen, die psychisch Kranke betreffen (u.a. Einschätzung der freien Willensbestimmung bei der strafrechtlichen Verantwortlichkeit).
  • 1.1 Teilgebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie: Erforschung und Behandlung seelischer Störungen vom Säuglingsalter bis zur Adoleszenz.
  • 1.1 Teilgebiet Psychotherapie: die Behandlung von Kranken durch Gespräche oder übende Verfahren.
  • 1.1 Teilgebiet Neurologie: Lehre von den Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems.
  • 1.1 Teilgebiet Psychologie: Lehre von den normalen seelischen Vorgängen. Die "klinische Psychologie" beschäftigt sich auch mit den psychogenetisch erklärbaren krankhaften seelischen Vorgängen.
  • 1.2 Warum ist psychiatrisches Wissen für den Arzt wichtig? Psychiatrisches Wissen ist für jeden in der Krankenversorgung tätigen Arzt wichtig da psychiatrische Erkrankungen sehr häufig sind und dadurch Ärzte der Primärversorgung bzw. Ärzte nicht psychiatrischer Fachgebiete sehr oft mit psychiatrischen Patienten in Kontakt kommen. Epidemiologische Feldstudien ermitteln die Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung
  • 1.2 Epidemiologische Feldstudien... ermitteln die Häufikeit psychiatrischer Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung.
  • 1.2 Prävalenz psychischer Störungen in der EU-Bevölkerung 2011 Gesamtprävalenz 38% Depressionen (ca. 7%) Angststörungen (ca. 7%) somatoforme Störungen (ca. 5%) Demenzen (ca. 5%) Alkoholismus (ca. 3%) Belastungsstörungen (ca. 2%) psychotische Störungen (ca. 1%) bipolare Störungen (ca. 1%)
  • 1.2 Bei Häufigkeitsangaben aus Feldstudienergebnissen unterscheidet man... Punktprävalenz und Lebenszeitprävalenz Die 1-Jahresprävalenz für psychische Störungen bei Erwachsenen in Deutschland liegt bei ca. 30%, die Punktprävalenz bei 10-20%
  • 1.2 Von Punktprävalenz wird gesprochen... wenn das Vorliegen einer bestimmten Erkrankung zu einem definierten Erhebungszeitpunkt, der Wochen oder wenige Monate betrifft, bei einer bestimmten Population erfasst wird.
  • 1.2 Mit Lebenszeitprävalenz bezeichnet man... die prozentuale Häufigkeit des Vorliegens einer Erkrankung während der Lebenszeit der untersuchten Stichprobe. Die Lebenszeitprävalenz einer Erkrankung ist meist höher als die Punktprävalenz.
  • 1.2 Aus Feldstudienkreisen ist bekannt... dass psychische Erkrankungen insgesamt sehr häufig auftreten. Interessant ist, dass "leichtere" psychische Erkrankungen (z.B. aus dem "neurotischen" und psychosomatischen Formenkreis) besonders häufig sind.
  • 1.2. Besonders häufige Erkrankungen: depressive Erkrankungen Angsterkrankungen Alkoholismus
  • 1.2 Unterversorgung im primärärztlichen Bereich Aus Untersuchungen an Patienten von Allgemeinkrankenhäusern ergibt sich eine Quote von Patienten mit einer psychiatrischen Diagnose bzw. Zusatzdiagnose von etwa 20-45% (Basis: strukturiert durchgeführte standardisierte Interviews). Zwischen dieser großen Prävalenzrate und er geringen Überweisungsquote an den psychiatrischen Konsiliardienst von Allgemeinkrankenhäusern (1-2%) besteht eine riesige Diskrepanz. Diese spiegelt u.a. die unzureichende personelle Besetzung im psychiatrischen Konsiliardienst, aber auch eine ungenügende Kenntnis vieler Ärzte hinsichtlich psychischer Erkrankungen wider.