SSA (Fach) / soziale Differenzierung (Lektion)
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soziale Differenzierung
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- soziale Kasten totale Institution (regelt alle Lebensumstände, bestimmt Privilegien, Pflichten, Ansehen; Namen, Berufe, Sprache, Heirat etc.) starr hierarchisch & stark differenziert angeboren / unveränderbar / keine soziale Mobilität / geschlossene Gesellschaft religiöse Legitimation (Hinduismus) 4 Hauptkasten: Priesterkaste, Krieger-& Herrscherkaste, Händlerkaste, Dienerkaste (+ 3000 - 6000 Unterkasten)
- soziale Stände totale Institution institutionalisiert: rechtlich festgelegte Privilegien (Besteuerung, Wahlrecht, Kleidervorschriften etc.) Geburtsprinzip (->Abstammungsgesellschaft) streng hierarchisch (inkl. Herrschaftsverhältnisse) eingeschränkte soziale Mobilität: Abstieg durch unstandesgemäßes Verhalten / Aufstieg durch Berufung, Kauf von Adelstiteln, Ernennung von Freimeistern, Vergabe von Manufakturrechten >>> weitgehend geschlossene Gesellschaft
- ländliche Feudalgesellschaft (Stände) führende Stände: Adel, Klerus Agrargesellschaft (Landbevölkerung: 80-90%) gesellschaftliches Kommunikationsmedium: Bodenbesitz (verliehen -> Lehen; vergeben -> Feudum >> Feudalordnung)
- städtische Ständegesellschaft (Stände) neuer Stand: Patriziat (zuerst: Bedienstete des Landesherren (Ministeriale; später: Bürgertum, Kaufleute, Handwerker) gesellschaftliches Kommunikationsmedium: Vermögen (zuvor: Ansehen, Macht, Einfluss)
- soziale Klasse analytischer, aggregativer, emergenter Kontext, gekennzeichnet durch: vergleichbare Positionen im Wirtschaftsprozess (Berufsausbildung, Beruf, Arb.-Qualifikation, Arbeitstätigkeit, -beziehung) vergleichbare Marktpositionen (außer- & innerbetrieblicher Arbeitsmarkt, Gütermärkte) vergleichbare gesellschaftliche Machtpositionen vergleichbare sozioökonomische Lebensbedingungen Einfluss auf die nicht-ökomomischen, sozialen Strukturen der Gesellschaft ("class structuration" A. Giddens) auf 5 Dimensionen. Klassenzugehörigkeiten beeinflussen: inter- & intragenerative Mobilitätsmuster Interaktionsmuster und Entstehung sozialer Gruppen kulturelle Orientierung & Entstehung von Lebensstilen, Milieus (Bourdieu) class sentiments: subjektive Definitionen von Klassen, klassenbezogene Identitäten politisches Handeln (z.B. Wahlverhalten); Entstehung von "class cleavages"
- Dienstklassen & nicht-manuelle Routinetätigkeiten (EGP-Klassen (dt. modifiziert)) I - Obere Dienstklasse (höhere Beamte, Angestellte in Führungspositionen) | 14,4% II - Untere Dienstklassen (mit akademischer Ausbildung (Lehrer, Ingenieure, etc.); unteres Management | 25,1% IIIa - nicht-manuelle Routinetätigkeiten mit bürokratischer Einbindung (m.b.E.) (geringe Autonomie- & Entscheidungsbefugnis: Bürofachkraft, Buchhalter) | 7,5% IIIb - nicht manuelle Routinetätigkeiten o.b.E (geringqualifiziert: Verkäufer(innen), Reinigung, Handel, KFZ-Führer(innen) | 2,8%
- Selbsttändige (EGP-Klassen (dt. modifiziert)) IVa - Selbständige (mehr als 4 Mitarbeiter) | 3,6% ω IVb - kleine Selbstständige (bis 4 Mitarbeiter, Semiprofessionen) | 6% ω IVc - Freie Berufe ("typische" Professionen: Ärzte, Rechtsanwälte, Apotheker, Architekten, Ingenieure, Wirtschaftsprüfer) IVd - Landwirte (und mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft) | 1% ω >> neue Differenzierung zwischen Freien Berufe und Landwirten
- Manuelle Berufe (EGP-Klassenschema (dt. modifiziert)) V - Techniker, Meister (z.B. Aufsichtskräfte / Vorarbeiter, Techniker in niedriegeren Positionen) | 7,8% VI - Facharbeiter (Beschäftigte im manuellen Bereich mit Berufsausbildung) | 19,4% VIIa - Un-/Angelernte Arbeiter | 11,2% VIIb - Landarbeiter (un-/angelernte Agrarberufe) | 1,2%
- EGP-Klassen (Goldthorpe-Modell) Kollektive bzw. Aggregate von Individuen / Familien mit gleichen Klassenpositionen, die sich ergeben, aus: 1. vergleichbaren arbeitsmarktrelevanten Ressourcen (Bildung, Ausbildung) 2. vergleichbaren Beschäftigungsverhältnissen (versch. Arbeitgeber-, -nehmer-, Selbstständigen-Positionen) >> berufsrelevante Marktlagen 3. vergleichbaren Arbeitsleistungen (Produktions-, Dienstleistungen) 4. vergleichbaren Arbeitsbeziehungen (Arbeitsfunktionen, z.B. Kontrollfunktion, Anweisungsfunktion) >> Arbeitssituation nicht: Einkommensklassen, vertikal hierarchisiert, social classes (Prestige-/Statusgruppen) Erikson - Goldthorpe - Portocarero
- EGP-Klassenverteilung - 2004 - Gesamt-D I - Obere Dienstklasse: 14,4% II - Untere Dienstklasse: 25,1% IIIa - nicht-manuelle Routinetätigkeiten m.b.E.: 7,5% IIIb - nicht-manuelle Routinetätigkeiten o.b.E.: 2,8% (nachträgliche Abspaltung von III mit Berücksichtigung der Frauen) IVa - Selbstständige: 3,6% IVb - Kleine Selbstständige: 6,0% IVc - Landwirte: 1,0% V - Techniker, Meister: 7,8% VI - Facharbeiter: 19,4% VIIa - Un-/Angelernte Arbeiter: 11,2% VIIb - Landarbeiter: 1,2%
- Lebenslage Gesamtheit aller Lebensbedinungen eines Menschen, die durch Vor- und Nachteile in den einzelnen Dimensionen sozialer Ungleichheit entstehen.
- Entschichtungsthese / Individualisierungsthese (U. Beck, seit '86) "Ungleichheit ohne Schichtung" / "Ungleichheit jenseits von Klasse und Schicht" Individualisierung Pluralisierung Entstrukturierung Entvertikalisierung Entkopplung (von Mentalität & Lebensbedingungen)
- Soziale Milieus - Argumentation - I Vereinheitlichung der Lebensbedingungen: Wohlstand für alle / universelle (selektive) Logik des WFS für alle Entstehung neuer horizontaler Ungleichheiten: Stadt / Land / Region / Wohnen / Umwelt - Geschlecht / Alter / Generation Bedeutungsverlust berufsbezogener Determinanter sozialer Ungleichheiten: 50% der Bev. (Hausfrauen, Studierende, Kinder) erleben soziale Ungleichheit nicht berufsbezogen Auflösung schichttypischer Subkulturen (Werte, Einstellung, Verhaltensformen) >> Entschichtung der Lebenswelt (Individualisierung, Pluralisierung)
- Soziale Milieus - Argumentation - II Bedeutungsgewinn kultureller Ursachen sozialer Ungleichheit (z.B. ethnische Konfliktlinien) Scheitern des strukturellen Determinismus / Probabilismus: Schicht, Klasse --> Kognition, Verhalten; intervenierende kulturelle Faktoren (z.B. Habitus) Übergang von außenorientierter zu innenorientierter Handlungsorientierung: Erlebnisorientierung (Schaffung innerer Erlebnisse); Orientierungsprobleme / Überforderung Optionalität von Milieuzugehörigkeiten: Ergebnis personaler Entscheidungen; bestimmt von Ressourcen, Präferenzen, Opportunitäten
- Soziale Milieus - Theorie der Erlebnisgesellschaft typisches alltagsästhetisches Schema (Wahrnehmung, Bewertung, "Geschmack", "Lebensphilosophie") + typische symbolische Repräsentation (Stilisierung, Moden, kulturelles Kapital, expressive Erscheinungsform) + typische sozioökonomische (demographische) Lage (ökon. + soz. Kapital, vertikale & horinzontale Ungleichheit, Beruf + Alter, Geschlecht) + typische Formen der Binnenkommunikation (koll. Handeln, koll. Erfahrungen, kulturelle Praxis, Sozialisation, Selektion) >>> Hauptfunktionen: Routinisieren: schaffen Handlungsorientierungen in div. Situationen der Überforderung & habitualisierte Muster von Alltagsroutinen individuelle Sinngebung: schaffen "Logiken der Lebensführung" (Lebensphilosophie) & kollektive Schematiserungen des Erlebens Distinktion: erzeugen Differenzen zwischen "Wir" (Eigengruppe) und "Ihr" (Fremdgruppe); generalisierte Symbolisierung der Differenzen soziale Identitätsdefinition: generalisierte Symbolisierung sozialer Zugehörigkeiten
- soziale Schichten Gruppen/Aggregate von Individuen/Familien mit gleichem/ähnlichem sozioökonomischen Status (SES) bestehen aus: Einkommensstatus Qualifikationsstatus Prestigestatus --> konsistent/inkonsistent? vertikal + horizontal gegliedert mit objektiven & subjektiven Schichtgrenzen, überlappend (Statusbereiche) real vs. analytisch englisch: social class (!), social stratification
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- Prekariat ökonomische Systematik (Eink., Arbeitsmarktlagen) | soziale Systematik (bspw. Aufstiegsorientierung) | kulturelle Systematik (bspw. Medienpräferenzen) soziale Lage: arbeitslos geringe formale Bildung teilw. alleinerziehend hoher Männeranteil Einkommen leicht oberhalb des Sozialhilfesatzes soziale Orientierung: große Hoffnungslosigkeit große Unzufriedenheit geringes Institutionenvertrauen hoher Nichtwähleranteil hoher Protestwähleranteil generelle Passivität