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Aphasiefragen

Diese Lektion wurde von Greeneyed89 erstellt.

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  • 1)Welche Definition von ‚Aphasie’ ist derzeit im deutschsprachigen Raum Standard? Und welches sind die 4 Aphasiesyndrome, die die medizinische Aphasiologie unterscheidet?   Unter „Aphasie“ versteht man eine erworbene (nach Abschluss der Sprachentwicklung auftretende) neurogene Sprachstörung, die sich auf alle sprachlichen Modalitäten auswirken kann.   Die vier Aphasiesyndrome lauten: Broca Aphasie Wernicke Aphasie Amnestische Aphasie Globale Aphasie
  • 2)Welches sind die kennzeichnenden Symptome der Aphasie vom Wernicke-Typ?   Auditives Sprachverständnis merklich eingeschränkt - Paragrammatismus - Sprachproduktion flüssig - semantische Paraphasien / phonematische Paraphasien bis Jargon
  • 3)Welches Untersuchungsinstrument ist nach den HMR bzw. den Leitlinien Standard, wenn es um die Klassifikation von Aphasien geht?   Aachener Aphasie Test (AAT, 1983, von Huber & Poeck)
  • Folgefragen: a)Und für welche Ätiologie einer Aphasie ist dieser AAT normiert?   Die Normierung gilt ausschließlich für Aphasien, die aufgrund des ersten ischämischen Infarktes (= Schlaganfall) auftreten.  
  • b) Was bedeutet das für die Brauchbarkeit des AAT bei anderen Ätiologien, wie SHT oder Tumor-OP?   Für die Aphasietypen dieser Ätiologien besteht keine Normierung des AATs . Dieser kann folglich lediglich als orientierendes Diagnostikinstrument benutzt werden.  
  • 4)Auf welchen linguistischen Beschreibungsebenen werden die Symptome der Aphasie in einem neurolinguistischen Ansatz erfasst?   Die linguistischen Beschreibungsebenen sind: Phonetik Phonologie Morphologie Semantik/Lexikon Syntax
  • 5)Welche (2) Sprachverarbeitungsmodelle dienen neurolinguistischen Ansätzen als Erklärungsmodell für lexikalische Probleme beim Sprechen, Verstehen bzw. auch beim Lesen und Schreiben?   Als Erklärungsmodelle für lexikalische Auffälligkeiten sind das Logogenmodell (1987), sowie das Levelt-Modell (1989) geeignet.  
  • Folgefragen: a)Welches der beiden Modelle macht keine Aussagen über Lesen und Schreiben?   Das Levelt-Modell dient als Erklärungsmodell für die Sprachverarbeitung auf produktiver und rezeptiver Ebene. Es beschäftigt sich nicht mit der Schriftsprache.
  • b) Welches der beiden Modelle bildet die theoretische Grundlage eines standardisierten Testverfahrens und wie heißt dieser Test?   Das Logogenmodell dient als Basis für den standardisierten Test LEMO (Lexikon modellorientiert- Einzelfalldiagnostik bei Aphasien, Dyslexien u. Dysgraphien).
  • 6) Die Äußerungen eines Patienten sind v.a. durch Wortfindungslücken und semantische Paraphasien gekennzeichnet. Diese zeigen sich auch beim Lesen und beim Schreiben. Die semantischen Paraphasien scheint dieser Patient nicht wahrzunehmen. Wo würde da   m Rahmen des Logogenmodells wären die Ursache für die sprachlichen Defizite im Bereich des Semantischen Systems zu verorten.
  • Folgefragen: a)Welche therapeutischen Maßnahmen würde das Logogenmodell nahe legen? b)Geben Sie ein Beispiel für eine solche Übung.   a) Arbeitsbereich: Mentales Lexikon ( = Semantik/Syntax/Phonologie/Morphologie)   Übungsformen: Semantik: Übungen bzgl. der Wortfindung und des Wortabrufs Syntax: Phonologie: Übungen zur lexikalischen Wortflüssigkeit Morphologie: Kompositabildung b) P. soll innerhalb von 2 Minuten alle Wörter abrufen die ihm zu einem bestimmten semantischen Feld einfallen. (= Semantische Wortflüssigkeit)  
  • 7) Beschreiben Sie die Kennzeichen der schweren (Globalen) Aphasie (medizinische Klassifikation) mit Hilfe der vier Komponenten des bio-psycho-sozialen Gesundheitsmodells der WHO (ICF) Körperstruktur: Schwergradige Hirnschädigung Körperfunktion: Gravierende Einschränkungen aller Funktionen des Sprachsystems (alle Modalitäten betroffen) 3. Aktivität & Partizipation: Starke Einschränkung aller sprachlichen Aktivitäteebenfalls drastisch eingeschränkte Teilhabe des P. am alltäglichen Leben        4.. Personelle Faktoren/ Umweltfaktoren: Sprachliche Einschränkung führt zu Faceverlust, Depression Umwelt muss sich ebenfalls an Beeinträchtigung des P. adaptieren                      ( Copingstrategien entwickeln)
  • 8) Derzeit lassen sich im Bereich der Aphasietherapie zwei recht unterschiedliche Herangehensweisen unterscheiden. Welches sind diese Herangehensweisen?   Neurolinguistische Teilleistungstherapie Alltags- und Partizipationsorientierte Therapie  
  • a)Welches sind die Kennzeichen eines neurolinguistischen Ansatzes?   Beteiligte: Patient und Therapeut Ziel: Bestmögliche Restitution der Körperfunktion Sprache Arbeitsbereich: Neurolinguistische Ebenen Material/Übung/Hilfestellung: orientiert an theoretischem Grundkonzept Lerntyp: repetitives, statisches Lernen über Versuch und Irrtum  
  • b) Welches sind die Kennzeichen der partizipations- und alltagsorientierten Herangehensweise?   Beteiligte: Patient, Therapeut und Angehörige   Ziel: Adaptation des P.s an neuen kommunikativen Alltag und Teilhabe (→ Kompensation), bzw. Adaptation der Umwelt (Angehörige, Hilfsmittel etc.)   Arbeitsbereich: Alltägliche Kommunikation( K. = im weiteren Sinne -> Kompensatorische Strategien können multimodal und mit Zuhilfenahme von Gestik und Zeichnen sein) Material/Übung/Hilfestellung: individuell und alltagsbezogen, intern & extern mit A.   Lerntyp: praktisches situiertes Lernen, Problemlösungslernen/ Verhaltensmodifikation
  • 9)Welche Untersuchungsmethoden stehen dem partizipations- und alltagsorientierten Ansatz zur Verfügung?   Zur Einschätzung der :   Körperfunktion (Sprachverarbeitung): - Beobachtungsdiagnostik - Spontansprachanalyse - Zielorientierte Diagnostik: Baseline-Erstellung mit Zielstruktur ( z.B. bei Wunsch des P. Briefe zu schreiben, Untersuchung welche Ressourcen dem P. für diese Aktivität erhalten geblieben sind und welche Kompetenzen er im Rahmen der Therapie erlernen soll,um in seinem Alltag eigenaktiv/mit Hilfe anderer Briefe schreiben zu können.) Sprachlichen Aktivität und Partizipation: Angehörigengespräche oder Fragebögen Beobachtungsdiagnostik über Aphasiemanagement im Gespräch   → Keine standardisierten Untersuchungsmethoden, da der Alltag eines jeden P. individuell ist.
  • Folgefrage: a)Wie (können) die primären Gesprächspartner in die Untersuchung einbezogen werden und warum sollte man dies tun?   Die primären Gesprächspartner können in der Therapiesitzung aktiv am Gespräch beteiligt werden. So kann der Therapeut beobachten, ob und wie die beiden Gesprächspartner (P. und A.) miteinander kooperieren, um eine Verständigung zu erzielen.   Des Weiteren wäre es wünschenswert, die primären GP zu bitten, von den aphasischen Symptomen des P. und die Folgen für den kommunikativen Alltag zu berichten, um dem Therapeuten einen Einblick in die Alltagskommunikation zu gewähren.
  • 10) Nennen Sie 3 Beispiele für Therapieziele im Rahmen eines partizipations- und alltagsorientierten Ansatzes.   1) P. soll lernen mithilfe von Texbausteinen Briefe zu formulieren. 2) P. soll mithilfe des in der Therapie angelegten Kommunikationsbuches in der Lage sein,durch Zeigen auf die Abbildungen ein Thema einzubringen, welches dann gemeinsam mit dem GP elaboriert wird. 3) P. soll lernen die ,die in der Therapie erlernten, Gesten einzusetzen, um seinen Gesprächspartnern Zustimmung oder Ablehnung zu signalisieren.  
  • Folgefrage: Welchen Kriterien sollte die Materialauswahl im Rahmen eines partizipations- und alltagsorientierten Ansatzes genügen?   Das Material sollte so konzipiert sein, dass der P. einen Bezug zum Alltag herstellen kann, (Interessensgebiete, dringliche Anliegen des P.)um einen Nutzen für sein Leben außerhalb der Therapie daraus ziehen zu können.   Des Weiteren sollte er Zielstrukturen im Alltag verwenden können, damit ein hochfrequenter Gebrauch möglich wird.
  • 11)Was versteht man im Rahmen der Aphasietherapie unter Kompensatorischen Mitteln Kompensatorische Mittel können im Rahmen der Aphasietherapie je nach Ressourcen des P. beispielsweise Gestik , Schreiben oder Zeichnen sein. Die Verwendung dieser nonverbalen Mittel unterstützt die verbalen Verständigungsbemühungen des P. / bzw. ersetzt sie diese bei schweren Aphasien.  
  • 11b) Was versteht man unter adaptativen Strategien?   Unter Adaptativen Strategien versteht man Strategien, die sich Aphasiker und Gesprächspartner aneignen, um trotz der sprachlichen Beeinträchtigung eine Verständigung zu erzielen/ dem P. ermöglichen sprachlich aktiv zu sein. Hierzu werden oft die Kompensatorischen Mittel eingesetzt.  
  • 12)Wer muss kompensatorische Mittel und adaptative Strategien erlernen, wenn schwere Aphasien das Gespräch behindern?   Der aphasische Patient, sowie auch seine primären Gesprächspartner, da Gespräche immer nur in interaktionalen Rahmen stattfinden und eine Verständigung möglicherweise nur über Adaptation von P. und seinen Gesprächspartnern erzielt werden kann.
  • 13)Was versteht man unter ‚Unterstützter Kommunikation‘ und welche „Formen“ kann die Unterstützung annehmen?   Unter „Unterstützter Kommunikation“ versteht man alle Kommunikationsformen, die zur Ergänzung bzw. zur Ersetzung der beeinträchtigten Lautsprache eines Patienten dienen.
  • 13 b) Folgefrage: Nennen Sie zwei Beispiele für Unterstütze Kommunikation   Kommunikationstafel für einen P. mit schwerer Aphasie, um sich mittels Zeigen des Inhalts (z.B. Wochenplan) mitteilen zu können. PC- gestütztes Programm für einen P. mit schwerer Sprechapraxie, welches mit Auswählen von Symbolen und/oder Schriftsprache bedient wird und für den P. „spricht“.
  • 14) In den letzten Jahren orientiert sich die neurologische Rehabilitation zunehmend an einem Beschreibungsmodell für den funktionalen Gesundheitszustand. Skizzieren Sie dieses Modell. Körperstruktur Körperfunktion Aktivität Partizipation Umweltfaktoren Personelle Faktoren  
  • 14 Folgefragen: a) In welcher Komponente des ICF Modells hat der neurolinguistische Therapieansatz seinen primären Gegenstand?   Der Neurolinguistische Ansatz hat die Wiederherstellung der Körperfunktion Sprache zum Ziel.
  • 14 b) b) In welcher/n Komponente/n funktionaler Gesundheit ‚bewegt‘ sich der partizipations- und alltagsorientierte (funktional-pragmatische) Ansatz?   Der Funktional-pragmatische Ansatz beschäftigt sich vor allem mit der sprachlichen Aktivität und Partizipation des Betroffenen und nimmt zudem Einfluss auf die Interaktion mit den Angehörigen (= Umweltfaktoren).
  • 15) Welche Formen der Zusammenarbeit mit den Angehörigen eines/r Aphasiepatient/in kennen Sie?   1) Shared decision making: Angehöriger als wichtiger Teil des Alltags des P. → Experte des Alltags Th. sollte am Anfang der Therapiesequenz mit P. und A. zusammen alltagsrelevante Arbeitsbereiche und Ziele finden. ( = Shared decision making) Hierbei nimmt der Th. die Position des Experten für die Sprachtherapie ein und ist für die Umsetzung der vorher vereinbarten Ziele, sowie die Informationsvermittlung an P. und A. zuständig.   2) A. als Gesprächspartner für P.: Miteinbeziehen des A. in adaptative Strategien um ein kollaboratives Gesprächsmodell zu entwerfen, das im Alltag genutzt werden kann.  
  • 14 c) Welche Ziele werden in diesem Formen der Zusammenarbeit jeweils verfolgt? (Shared decision making und A. als GP für P)   1) Entscheidungsfindung für Inhalte und Ziele der Therapie 2) Schulung der Interaktion zwischen P. und A. hin zu einem im Alltag funktionierenden Gesprächsmodell
  • 16)Wie geht man vor, wenn man den Erfolg der Arbeit an einem bestimmten Therapieinhalt bzw. das Erreichen eines Therapiezieles ‚messen‘ bzw. ‚objektivieren‘ will?   1) Durchführung einer zielorientierten intraindividuellen Evaluation über Vergleich einer am Anfang der Therapiesequenz durchgeführten Baseline und der Wiederholung am Ende der Therapiesequenz. 2) Befragung des P./A: bezüglich der Umsetzung der Therapieziele im Alltag   Erläutern Sie anhand eines Beispiels.   Zielsetzung: Frau A. soll innerhalb von 10 Sekunden präzise Nomen, Verben und Adjektive abrufen, um in ihren Äußerungen längere Pausen zu vermeiden.   Evaluationsmethoden:   Baseline am Anfang der Therapiesequenz: Überprüfung der Wortflüssigkeit mithilfe folgender Aufgabentypen: semantisch: zu 3 semantischen Feldern Unterbegriffe finden phonologisch: a) mithilfe eines vorgegebenen Anfangslautes innerhalb von 2 Min. Wörter finden b) Antonyme finden c) Komposita bilden d) W- Fragen beantworten   Während der Durchführung wird die Zeit gemessen, die Frau A. benötigt um die Wörter zu finden und abzurufen. (10-Sekunden-Kriterium)   Vergleich zwischen Baseline am Anfang und am Ende der Therapiesequenz (Evaluationsstunde)  
  • 17)Welche Methoden kennen Sie, mit denen Sie den Therapieerfolg durch den Patienten bzw. durch seine Angehörigen evaluieren zu lassen? Erläutern Sie an folgendem Beispiel: Das Ziel der Therapie bestand darin, dass der P im häuslichen Umfeld immer   Fragebögen Erstgespräch und Abschlussgespräch mit subjektiver Einschätzung von P. und    . und A.  können in diesem Fall in der Abschlussstunde rückmelden, ob und     wie häufig die Thematisierungsversuche des P. effektiv waren.