NdL (Fach) / Grundbegriffe der Erzähltextanalyse (Lektion)
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2. Semester
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- Histoire / Discours histoire (Geschichte): das Erzählte, erzählter Ereignisablauf (was?), andere zeitliche Relationen als discours: Erzählverlauf, sprachliche Darstellung (wie?): --> Erzählung (récit): Das erzählte Ereignis in der Reihenfolge seiner Darstellung im Text --> Erzählen (narration): Der Erzählakt, d.h. die Art und Weise der narrativen Präsentation
- Erzähler narrative Instanz, Aussagesubjekt einer Erzählrede (nicht faktischer Urheber/Autor) 1. heterodiegetischer Erzähler: unbeteiligter E., keine Figur der erzählten Welt) 2. homodiegetischer Erzähler: E. ist Figur der erzählten Welt 3. autodiegetoscher Erzähler: E. ist Hauptfigur der Erzählung
- Erzählebenen =Ort - extradiegetische Ebene, 1.Ebene: Erzähler erzählt dem Leser - intradiegetische Ebene, 2.Ebene: Fiktive Figur erzählt einer anderen fiktiven Figur (Binnenerzählung) - metadiegetische Ebene, 3.Ebene: erzähltes erzähltes Erzählen
- Ordnung Verhältnis zwischen Anordnung der Ereignisse in der erzählerischen Darstellung und ihrer realen Chronologie - chronologisches Erzählen - achronologisches Erzählen (gegen die Ordnung der Ereignisse) - achronisches Erzählen (Ereignisse lassen sich überhaupt nicht zeitlich ordnen)
- Analepse Rückwendung. Unterbrechung der fiktiv-gegenwärtigen Handlungsfolge und Einschub von Ereignissen, die schon vorher stattgefunden haben. Späterer Zeitpunkt des Erzählens (Regelfall)
- Prolepse Vorausdeutung. Sie nimmt einen späteren Punkt innerhalb der erzählerischen Chronologie vorweg oder greift über deren Endpunkt hinaus. - zukunftsgewiss - zukunftsungewiss Früherer Zeitpunkt des Erzählens (Bsp. Vorhersage)
- Dauer Erzählgeschwindigkeit. Verhältnis von Erzählzeit und erzählter Zeit. - Erzählzeit: Zeitspanne der sprachlichen Realisierung (Anzahl Seiten) - Erzählte Zeit: innere Zeiterstreckung des Erzählgeschehens, die Zeitdauer, die das erzählte Geschehen in Wirklichkeit ausfüllen würde 5 Grundformen: - Szene: beide gleich lang - Raffung: Erzählzeit kürzer - Dehnung: Erzählzeit länger - Ellipse: Aussparung/Auslassung; Zeitsprung auf der Ebene der erzählten Zeit - Pause: Unterbrechung der Darstellung des Geschehens durch Reflexionen, Beschreibungen oder Kommentare, nach denen der Erzählfaden an derselben Stelle wieder aufgenommen wird (Digression=Abschweifung)
- Frequenz - singulatives Erzählen: erzählt einmal, was geschehen ist - repetitives Erzählen: erzählt mehrmals, was sich einmal ereignet hat - iteratives Erzählen: erzählt einmal, was sich mehrmals ereignet hat
- Fokalisierung Frage nach dem Standpunkt, von dem aus das Erzählte gesehen und vermittelt wird, Perspektivierung des Erzählten - Nullfokalisierung: (uneingeschränkte) Übersicht - der Erzählter weiß mehr, als die Figuren (allwissender, auktorialer Erzähler) - Interne Fokalisierung: (eingeschränkte) Mitsicht - der Erzähler weiß/sagt genau so viel, wie die Figur weiß. Kein Hinweis auf das Äußere der Figur (fixierte interne F. = eine Figurenperspektive, variable interne F. = Wechsel zwischen mehrere Figurenperspektiven, multiple interne F. = dasselbe Geschehen aus mehreren Perspektiven) - Externe Fokalisierung: (sehr eingeschränkte) Außensicht - Erzähler sagt weniger, als die Figur weiß (Figuren sind undurchsichtig) - Polymodalität: Kein dominanter Fokalisierungstyp
- Personenrede - indirekte Rede - direkte Rede
- Gedankenzitat gibt unausgesprochene Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen wieder, abgefasst in der 1.Person
- Bewusstseinsbericht Darstellung von Figurenbewusstsein im Sinne von Vorgängen, die sich jenseits von klar formulierten Vorgängen bewegen, abgefasst in der 3.Person Präteritum (er dachte)
- Erlebte Rede Gedanken, Gefühle oder Wahrnehmungen einer Figur werden in der 3.Person Präteritum wiedergegeben, grammatikalisch also kein Unterschied zwischen Erzählbericht und Figurenrede. Stilistische Merkmale sind jene der Figur
- Innerer Monolog direkte Wiedergabe von Gedanken und Gefühlen einer Figur, grammatische Kennzeichen sind die Ich-Rede und Präsens oder Perfekt als Redetempus
- Erzähltypen 1. Extradiegetisch - heterodiegetisch: Erzähler 1.Ebene, unbeteiligt 2. Extradiegetisch - homodiegetisch: Erzähler 1.Ebene, beteiligt 3. Intradiegetisch - heterodiegetisch: Erzähler 2.Ebene, unbeteiligt 4. Intradiegetisch - homodiegetisch: Erzähler 2.Ebene, beteiligt
- Faktuale Erzählung Erhebt den Anspruch, eine Wirklichkeit wahrheitsgetreu wiederzugeben Kommunikation 1.Stufe nicht-dichterische Rede --> Lüge, Geschichtswerk, Zeitungsartikel
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- Fiktionales Erzählen Erhebt den Anspruch, eine Wirklichkeit zu erfinden und ist deshalb von einer Lüge zu unterscheiden --> Lüge gibt vor etwas Wahres zu erzählen, tut es aber nicht Kommunikation 2.Stufe (komplexer): literarische Texte--> inszenierte Kommunikation (Problem: Literarische Texte, in denen das Erzählte einer realen Begebenheit entspricht [realistischer Roman]) äußert Fiktionalität durch "Fiktionssignale" (paratextuelle Markierungen, textinterne Funktionssignale) dichterische Rede
- Erzähltextanalyse Aufbau Ordnung: chronologisch, achronologisch, achronisch Dauer: zeitdeckend, zeitdehnend, zeitraffend Frequenz: singulativ, repetitiv, iterativ Distanz: dramatischer Modus Figurenrede: zitierte Figurenrede Gedankenwiedergabe: (autonomer) innerer Monolog Fokalisierung: intern, extern Zeitpunkt des Erzählens: gleichzeitig Ort des Erzählens: extradiegetisch, intradiegetisch, metadiegetisch Stellung des Erzählers zum Geschehen: heterodiegetisch, homodiegetisch, autodiegetisch Subjekt und Adressat des Erzählens: extradiegetisch