Testverfahren (Fach) / Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2 (MMPI-2) (Lektion)

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Minnesota Multiphasic Personality Inventory-2 (MMPI-2) Von S.R. Hathaway und J.C. McKinley Rolf R. Engel (Hrsg. der deutschen Adaptation, 2000)

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  • Einordnung und Klassifikation • Persönlichkeitstest • Altersbereich: 18-70 Jahre • Durchführung: • Papier und Bleistift oder computergestützt • Einzel- oder Gruppentestung
  • Was misst der MMPI-2? Der MMPI-2 ist ein Breitbandverfahren zur Beschreibung wichtiger Persönlichkeitseigenschaften und psychischer Störungen. Die Persönlichkeitseigenschaften werden mit Hilfe der Basisskalen erfasst. Durch die Anwendung der Zusatz- und Inhaltsskalen können verschiedene psychische Störungen diagnostiziert werden.
  • Historische Einordnung: Ab 1930: Sammlung von Items, Befragung von Patienten und      Kontrollgruppe, Aufbau eines Pools von über 1200 Items 1940: Erste Publikation von McKinley & Hathaway, Hypochondrie-Skala 1942: Veröffentlichung des MMPI, Skalen für Psychasthenie und            depressive Reaktion 1944: Skalen für Konversionshysterie, Psychopathie und bipolare            Störung in der manischen Phase 1946/48: Skala soziale Introversion durch Drake & Thiede hinzugefügt 1951:  Publikation des vollständigen MMPI 1956:  Skala für männliche/weibliche Interessenrichtung 1960:  Veröffentlichung der deutschen Version MMPI-Saarbrücken 60er Jahre: Anfang der Forschung zur Revision 1990: Veröffentlichung des MMPI-2 Ab dieser Zeit Arbeit an deutscher        Fassung 2000: Veröffentlichung der deutschen Fassung des MMPI-2
  • Theoretische Grundlagen: • Basiert auf MMPI von 1951 • MMPI ursprünglich als Breitbandtest für Anwendung in klinischem       Setting entwickelt • Ziel: Abbilden eines klinischen Interviews in Testform • Klinische Patienten wurden mit Items aus einem Pool befragt und mit       Antworten normaler Population verglichen (kriteriumsorientierte     Skalenkonstruktion) • Auffällige Items wurden zur Skala zusammengestellt und mit weiteren       klinischen Patienten kreuzvalidiert
  • Konstruktion des Tests • Basisskalen durch Vergleiche von klinischen Populationen mit normaler     Population in Bezug auf Antworten auf Items aus einem Pool entwickelt • Signifikant unterschiedlich beantwortete Items an weiterer klinischer         Stichprobe kreuzvalidiert • Zusatzskalen anhand faktoranalytischer Itemanalyse entwickelt
  • Testaufbau Validitätsskalen des MMPI-2 ?- (oder „weiß nicht“) Rohwert: Anzahl der nicht beantworteten Items L- (Lügen) Skala: Prüft auf systematisches Vorspielen einer „idealen            Persönlichkeit“ F- (Seltenheit) Skala: Prüft auf zufällige Beantwortung K- (Korrektur) Skala:  Prüft auf subtile Tendenzen zu positiver          Selbstdarstellung, wird als Korrekturwert für einige      Basisskalen (Skalen 1, 4, 7, 8, 9) verrechnet Neue Validitätsskalen im MMPI-2: F-Back Skala: Prüft auf zufällige Beantwortung der Items für die     Zusatzskalen TRIN (True Response Inconsistency) Skala: Prüft auf Akquieszenz oder     Nonakquieszenz VRIN (Variable Response Inconsistency) Skala: Prüft ebenfalls auf    zufällige Beantwortung
  • Basisskalen des MMPI-2 Skala 1 (Hd: Hypochondrie), 32 Items, Allgemeine Besorgtheit um     Körperfunktionen, Besondere Beschäftigung mit sich selbst Skala 2 (D: Depression) , 57 Items Mutlosigkeit, Pessimismus,                       Hoffnungslosigkeit, Überverantwortlichkeit, hohe persönliche             Ansprüche Skala 3 (Hy: Hysterie, Konversionsstörung) , 60 Items Entwicklung: Personen mit sensorischen oder motorischen Störungen        ohne organische Grundlage Abwehrmechanismen: Leugnen von Problemen, Fehlen, sozialer Angst Skala 4 (Pp: Psychopathie) ,50 Items Eingeständnis von Schwierigkeiten mit dem Gesetz, Mangelndes Interesse an den meisten sozialen und moralischen Verhaltensregeln Skala 5 (Mf: männliche vs weibliche Interessen) , 56 Items (veraltet) Skala 6 (Pa: Paranoia) , 40 Items Zwischenmenschliche           Überempfindlichkeit, Habituelle Tendenz, Motive / Absichten   anderer falsch zu interpretieren, Selbstbezogenheit, Unsicherheit Skala 7 (Pt: Psychasthenie) ,48 Items Angst, Verzweiflung, Hoher               moralischer Anspruch, Selbstbeschuldigungen für Misserfolge,        harte Bemühungen um Impulskontrolle Skala 8 (Sc: Schizophrenie) , 78 Items Charakteristisches, breites            Spektrum: Ungewöhnliche Erlebnisse / Erfahrungen                     Merkwürdige Ideen, besondere Gefühle Skala 9 (Ma: Hypomanie) ,46 Items Merkmale manischer und                  hypomanischer Zustände, z.B. Extraversion, Extremer Anspruch Skala 0 („null“, Si: soziale Introversion), 69 Items Soziale Schüchternheit, Eigenbrötelei, Mangel an sozialer Durchsetzungsfähigkeit versus Aktive Teilnahme am Gesellschaftsleben, soziales Geschick
  • Zusatzskalen 15 Skalen zur Erfassung spezifischer psychischer Problematiken Traditionelle Zusatzskalen: A- (Angst) Skala, 39 Items        R-(Repression) Skala, Verdrängung, 37 Items        ES- (Ego Strength) Skala, Ich-Stärke 52Items        MAC-R revidierte MacAndrew Alkoholismus-        Skala 49 Items  zusätzliche Skalen: O-H- (Overcontrolled Hostility) Skala, überkontrollierte Feindseligkeit, 28 Items Do- (Dominanz) Skala, 28 Items Re- (Social Responsibility) Skala, soziale Verantwortung, 30 Items Mt- (College Maladjustment) Skala, psychische Probleme von Studierenden, 41 Items Gm- und Gf- Skalen, Nachfolgeskalen der klassischen Mf Skala, 47 (Gm) bzw. 46 (Gf) Items Ps- und Pk- Skalen, posttraumatische Belastungsstörung MDS (Marital Distress Scale), Eheproblem-Skala, 14 Items APS (Addiction Potential Scale), Suchtpotential, 39 Items AAS (Addiction Acknowledgement Scale), Suchteingeständnis, 13 Items
  • Inhaltsskalen 15 inhaltlich sehr homogene Skalen, die (teilweise mit Subskalen)  bestimmte Bereiche psychischer Probleme erfassen ANX (Anxiety), Angst FRS (Fears), Phobien, 2 Subskalen OBS (Obsessiveness), Zwanghaftigkeit DEP Depression, 4 Subskalen HEA (Health Concerns), Körperbeschwerden, 3 Subskalen BIZ (Bizarre Mentation), bizarre Angaben, 2 Subskalen ANG (Anger), Ärger, 2 Subskalen CYN (Cynicism), Zynismus, 2 Subskalen ASP (Antisocial Practices), antisoziales Verhalten, 2 Subskalen TPA Typ A, 2 Subskalen LSE (Low Self Esteem), negatives Selbstwertgefühl, 2 Subskalen SOD (Social Discomfort), soziales Unbehagen, 2 Subskalen FAM (Family Problems), familiäre Probleme, 2 Subskalen WRK (Work Interference), berufliche Probleme TRT (Negative Treatment Indicators), negative Behandlungsindikatoren, 2 Subskalen
  • Harris Lingoes Subskalen Subskalen für die klassischen Skalen, einige dieser Subskalen basieren nur auf wenigen Items 2 (Depression, 5 Subskalen), 3 (Hysterie, 5 Subskalen), 4 (Psychopathie, 5 Subskalen), 6 (Paranoia, 3 Subskalen), 8 (Schizophrenie, 6 Subskalen), 9 (Hypomanie, 4 Subskalen)
  • Testmaterial • Manual • Testheft • Antwortbogen • Profilbogen • Auswertungsbogen • Schablonen
  • Durchführung • Umfassende Richtlinien zur Vorgabe • Anleitung zum Vorgehen bei Gruppentestung • Beantwortung der Items im Testheft erfolgt auf gesondertem         Antwortbogen • Dauer: ca. 40-60 Minuten • Siehe auch unter „Einordnung und Klassifikation“
  • Auswertung Handauswertung mit Schablone: • 13 Basisskalen • 15 Inhaltsskalen • 7 wichtige Zusatzskalen Maschinelle Auswertung, incl. weiterer Skalen und computergenerierter Interpretation: • PC (Hogrefe-Testsystem) • Fax ► Individuelle klinische Anwendung Prozedere: • Ausgelassene / doppelt markierte Items markieren und zählen ► „?“- /   „Weiß nicht“-Rohwert • Rohwerte der Validitäts- und klinischen Skalen mittels Schablone           ermitteln, auf Antwortblatt übertragen • Werte auf das Profilblatt übertragen • K-Korrektur durchführen • Ablesen von T-Werten anhand der Profildarstellung • Codierung des Basisprofils
  • Interpretation Wenige Angaben im Manual, Verweis auf Sekundärliteratur • Zunächst Interpretation der Validitätsskalen, erst danach Interpretation der   Basis- und Inhaltsskalen • Tabellarische Interpretationshilfen für Basisskalen vorhanden • Computergestützte Interpretation durch Fax-Dienst oder Computertestung    möglich • Keine Angaben zur Interpretation von Profilen und Konfigurationen
  • Geltungsbereich nach Normstichprobe Die deutsche Normstichprobe umfasst 958 Personen (500 Frauen, 458 Männer) im Alter von 18 bis 70 Jahren (1996). Die Auswahl ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung hinsichtlich, Alterszusammensetzung, Geschlechterverteilung und Region.
  • Objektivität • Durchführungs- und Auswertungsobjektivität gegeben • Interpretationsobjektivität: Wenig Interpretationshinweise im Manual,    aber umfangreiches Angebot an Sekundärliteratur
  • Reliabilität Retestreliabilität (10 Tage) rtt • Basisskalen: rtt zwischen .62 und .91 (mittlere Retestreliabilität = .83,        n = 105, 10 Tage, Deutschland) • Zusatzskalen: rtt zwischen .25 und .91 Interne Konsistenz (Cronbachs α) • Für Basisskalen zwischen .45 und .88 (mittlere Konsistenz .75, n = 958,       dt. Normierungsstichprobe) • Für Zusatzskalen zwischen .34 und .91 • Für Inhaltsskalen zwischen .69 und .85
  • Validität • Interne Kontrollmechanismen vorhanden (Validitätsindikatoren) • Items der klassischen klinischen Skalen durch Kreuzvalidierung geprüft • Validierung hauptsächlich in Bezug auf die erste Fassung des MMPI
  • Weitere Gütekriterien Ökonomie • Bearbeitungsdauer (60 min) für Patienten vertretbar • Automatische Auswertung und Interpretation für Anwender gut   Fairness • Unter Beachtung der Hinweise zur Testfähigkeit der Probanden fair   Akzeptanz • Sehr gut akzeptiertes Verfahren (wenig Itemauslassungen) • Kritische Items durch Revision verbessert    Vergleichbarkeit • Durch Nutzung von T-Werten gegeben
  • Bewertung Positiv: • Gut erforschtes Verfahren • Aktuelle Form, incl. repräsentativer Norm • Erfasst Persönlichkeitseigenschaften + psychische Störungsbilder • Auswertung per Fax / PC möglich • Validitätsindikatoren Negativ: • Veraltete diagnostische Kriterien • Manual: keine Angaben zur Profilreliabilität • Manual: Wenig Validitätsangaben • Schlechte statistische Kennwerte für Basisskalen • Umstrittene Konstruktion der Basisskalen • Keine klaren Interpretationsregeln