Rechtspsychologie (Fach) / dissoziales Verhalten (Lektion)

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verschiedene Modelle dis. Verhaltens

Diese Lektion wurde von ameliekunow erstellt.

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  • Was ist dissoziales Verhalten? Definition: „Verhaltensweisen, die so ausgeprägt gegen soziale Normen verstoßen, dass sie als sozialschädlich bewertet werden“ (Bliesener, 2014; Kap. 2) ≠ delinquentes Verhalten!
  • Welche drei Unterscheidungen gibt es bei den Erklärungsmodellen dissozialen Verhaltens? 1. soziologische und sozialstrukturelle Kriminalitätstheorien (z.B. Anomietheorie) 2. psychologische Theorien zur Aggression (z.B. psychodynamisches Aggressionsmodell) 3. Risikomodelle dissozialen Verhaltens (z.B: Kumulationen bio-psycho-sozialer-Risikofaktoren)
  • Wie lautet die Anomietheorie nach Merton (1957)? Merton 1957: Anomie = KEINE Personeneigenschaft, sondern Bedingung der sozialen Umgebung  (makrosozialstruktureller Ansatz) zentrale Elemente seiner Theorie:-> kulturelle Struktur = kulturelle Ziele Satz von normativen Werten und Zielen, die von den Mitgliedern einer Gesellschaft getragen werden (z.B. Konsumgüter, die direkt oder indirekt kulturelle Teilhabe ermöglichen) -> soziale Struktur = Zugang zu legitimen Mitteln Satz von sozialen Beziehungen, in die die Mitglieder einer Gesellschaft eingebunden sind (z.B. Bildungs- und Berufschancen, geregeltes Einkommen)  Anomie entsteht, wenn die kulturellen Ziele und die sozialstrukturell bestimmte Verteilung der legitimen Mittel zur Zielerreichung auseinanderklaffen!  Die Diskrepanz zw. den angestrebten Zielen und den verfügbaren Mitteln führen beim Individuum zu einer Desorientierung, die wiederum eine Anpassungsleistung erfordert  
  • Was gibt es nach Mertons Anomietheorie (1957) für Anpassungsmöglichkeiten um die angestrebten Ziele zu erreichen? Arten der Anpassung Konformität: kulturelle Ziele + & institutionalisierte Mittel + Innovation: kulturelle Ziele + & institutionalisierte Mittel - Ritualismus: kulturelle Ziele - & institutionalisierte Mittel + Rückzug: kulturelle Ziele - & institutionalisierte Mittel - Rebellion: kulturelle Ziele (+/-) & institutionalisierte Mittel (+/-) -> dissoziales verhalten entsteht v.a., wenn das Individuum an den kulturellen Zielen festhält, die legalen Mittel ihm nicht zugänglich sind oder er diese ablehnt und stattdessen illegale Mittel wählt (Innovation)
  • Bewerten sie die Anomietheorie abschließend Pro: -Rolle der Gesellschaft und spezifisch der Konsequenzen einer Ungleichverteilung der Mittel Contra:- Anomietheorie ist rein deskriptiv und erlaubt somit kaum Vorhersagen.- die Bedingung für die Akzeptanz der Ziele und Mittel ist nicht genau definiert.- die Zugänge zu illegitimen Mitteln ist in der Gesellschaft unterschiedlich verteilt.
  • Erklären sie die Techniken zur Neutralisierung (Sykes & Matza, 1957) --> soziologische und sozialstrukturelle Kriminalitätstheorie --> Neutralisierungsthese ist ein eher mikrosozialstruktureller Ansatz --> Auf den ersten Blick reine Beschreibung des auf eine kriminelle Tat folgende (rechtfertigende) Verhalten des Täters --> denn auch delinquente Personen erleben negative Affekte nach einem Normbruch (z.B. schlechtes Gewissen) -> setzt also voraus, dass gesellschaftliche Normen gelernt und internalisiert wurden --> Gelernte kognitive Strategien, um deviante Handlungen zu rechtfertigen bzw. negative Affekte zu neutralisieren, aber auch im Voraus Neutralisierung, um den Normbruch zu erleichtern:1. Ablehnung von Verantwortung2. Verneinung des Unrechts3. Abwertung des Opfers4. Verdammung der Verdammenden5. Berufung auf höhere Instanzen6. Verteidigung der Notwendigkeit7. Euphemistischer Sprachgebrauch
  • Bewerten Sie den Ansatz Techniken zur Neutralisierung (Skyes & Matza, 1957) Pro:- Veranschaulichung oft beobachtbarer Argumentationsmuster --> Bietet Ansätze zur Prävention und Intervention Contra:-Ansatz sagt nichts darüber aus, wie die Neutralisierungstechniken gelernt und verinnerlicht werden-auch der Zsh. mit sozialstrukturellen und psychologischen Merkmalen bleibt unklar- kritisch erscheint zudem, dass sich die verschiedenen Neutralisierungstechniken bisher empirisch nicht trennen lassen, dass unklar bleibt, welche Technik in welcher Situation angewendet wird und welche Stärke Neutralisierungstechniken annehmen müssen, um internalisierte Normen zu neutralisieren- gleichwohl verdeutlicht der Ansatz typische und in der Praxis häufig beobachtbare Argumentationsmuster dissozialer Personen und weist auf einen wichtigen Ansatzpunkt für die Prävention und Intervention bei dV.