Klinische Psychologie II (Fach) / 3. Definition psychischer Störungen (Lektion)

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Normen und Werte

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  • Warum ist der Begriff "Störung" relativ? Weil er von den Normen und Werten einer Gesellschaft abhängig ist
  • Was ist ein formales und allgemeines Kennzeichen psychischer Störungen? Ihr Abweichen von bestimmten Erwartungswerten, sog. Sollwerten, Standards oder auch Normwerten  
  • Welche Anteile enthalten Sollwerte in der Regel? deskriptiv-statistischer Anteil, der sich auf Häufigkeit und Wahrscheinlichkeit eines Verhaltens bezieht (deskriptive Norm oder Seinsnorm) präslriptiv-wertungsbezogener Anteil, der die soziale und subjektive Bewertung von Verhaltensauffälligkeiten meint (präskriptive Norm oder Wertnorm)
  • Was ist die Grundlage einer statistischen Normdefinition? Grundlage ist die Häufigkeit oder Auftretenswahrscheinlichkeit einers Verhaltens- und Erlebensweise
  • Was wird bei einer statistischen Normdefinition als "normal" definiert? Das, was innerhalb eines bestimmten Bereichs um den Modalwert variiert, während extreme Aktivitäten als "abweichen" erscheinen. Deskriptiv-statistische Herangehensweise
  • Warum stellt der statistische Ansatz eine wichtige Basis für die Beurteilung von psychischen Auffälligkeiten dar? Extremwerte werden als außerhalb der statistischen Norm empfunden Verhaltensweisen, die "zu häufig" oder "zu selten" auftreten, werden demnach als Störungen bezeichnet (Verhaltensexzesse/   -defizite)
  • Warum ist es keineswegs ausreichend, die statistische Norm als alleiniges Kriterium für die Definition einer psychischen Störung heranzuziehen? Große Anzahl an sozial erwünschten Aktivitäten, die als positiv und nicht als psychisch abnorm bewertet werden (Talent, Kreativität usw.) Andere Verhaltensweisen sind weitverbreitet und werden trotz statistischer Häufigkeit als schädlich oder gestört definiert (Alkoholkonsum)
  • Wann kann auch normangepasstes Verhalten als störend angesehen werden? Wenn die Individualität der Person nicht mehr erkennbar ist
  • Auf was sind präskriptive Anteile von Normen zurückzuführen? Zurückzuführen auf soziale, ideale und subjektive Wertmaßstäbe und auf Bewertungen der Funktionalität des Verhaltens/Erlebens
  • Was bezeichnet man als soziale Norm? Erwartungen, die von sozialen Gruppen an das Verhalten einer bestimmten Person in einer bestimmten sozialen Rolle und Situation gerichtet sind
  • Durch was wird mitbestimmt, ob und wie soziale Normen einwirken? Wird durch die soziale Toleranz der Gesellschaft gegenüber bestimmten Formen der Abweichungen mitbestimmt
  • Was wird unter dem Begriff der Idealnorm verstanden? = erstrebenswerter Zustand der Vollkommenheit, der weder sozial noch subjektiv sehr häufig zu erreichen ist
  • Was ist kennzeichnend für den absoluten Standard (Idealnorm)? Er existiert weitgehend losgelöst von seinem realen Vorkommen und übt dadurch Druck auf Menschen aus WHO's Gesundheitsdefinition: "vollkommene physische, psychische und soziale Gesundheit"  oder Rogers "fully functioning person"
  • Von was spricht man, wenn jemand sich selbst als gestört beurteilt und die Person für sich selbst zum Problem wird? = subjektive Norm
  • Was steht bei der subjektiven Norm im Vordergrund? Selbstbewertung steht im Vordergrund
  • Durch was entsteht subjektives Leiden oder durch was wird es verstärkt? Betroffener bemerkt Veränderungen im eigenen Verhalten, in sozialen Beziehungen oder der alltäglichen Lebenssituation Person nimmt wahr, dass sie Kontrolle über Gefühle Gedanken und Verhaltensweisen verliert Verstärkt durch Befürchtung, von anderen als "gestört" wahrgenommen und gemieden zu werden
  • Wann spricht man von gesundheitsbezogenen Kognitionen und was spielt dabei ein wichtige Rolle? Person versucht, Zustand des "Gestörtfühlens" zu erklären und zu beheben. Emotionen und deren Bewertungen spielen in diesem Prozess eine wichtige Rolle
  • Was versteht man unter ich-synton bzw. ich-dyston? ich-synton = zu sich selbst gehörig ich-dyston = ich-fremd
  • Warum reichen die Wertnormen alleine als Bezugsrahmen nicht aus? Da der Geltungs- und Toleranzbereich interindividuell eine große Streuung aufweist
  • Auf was basieren funktionale Normvorstellung? Basieren auf erwarteten Regelmäßigkeiten im Hinblick auf  Leistungen Handlungen Fähigkeiten die den Ressourcen und dem jeweiligen Zustand der Person angemessen sind
  • Zwischen was wird eine Beziehung bei funktionalen Normen angenommen? Bestimmte Beziehungen zwischen dem Zustand einer Person und den von ihr gesetzten Aktivitäten (ADL = activities of daily living) werden angenommen
  • Welche Annahmen kommen kommen bei Dysfunktionalität zum Tragen? Annahmen über die Wirkung intervenierender Prozesse auf bewährte Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge kommen zum Tragen
  • Wann entstehen Dysfunktionen? Entstehen, wenn die zu erwartenden Aktivitäten aufgrund von Konflikten, Ängsten und anderen emotionalen Bewertungen be- oder verhindert werden
  • Als was wird die psychische Störung aufgrund einer Dysfunktion gesehen? Wird gesehen als, Abweichung von einer "psychischen Homöostase". Homöostaseprinzip
  • Was besagt die relativistische These? Besagt, dass psychische Störungen nur auf der Basis kulturspezifischer Werte zbd Überzeugungen zu vertstehen sind. (Kulturspezifischer Kontext)
  • Was besagt die absolutistische These? Nach dieser These treten psychische Störungen - als universales Phänomen betrachtet - in allen Kulturen in vergleichbarer Art und Weise auf
  • Was nimmt die vermittelnde These an? Nimmt an, dass verschiedene Kulturen gemeinsame Merkmale psychischer Störungen aufweisen, wobei auch kulturgebundene Auffälligkeiten existieren.
  • Was sind die 4 Komponenten der Abnormität? Devianz (Abweichung von Normen und Wertvorstellungen einer Gesellschaft) Leidensdruck (subjektives Gefühle) Beeinträchtigung (in der Bewältigung des Alltags) Gefährdung (Selbst- und/oder Fremdgefährdung)