Allgemeine Psychologie II (Fach) / Mechanistische Theorien (Lektion)

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Motivation aus der Sicht der Psychodynamik, Soziobiologie, Verhaltensforschung, Motivationstheorien von Kurt Lewin & Clark Hull

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  • Instinkt vs. instinktives Verhalten -> Instinkt: spezifische motivationale Tendenz, die hinter instinktivem Verhalten steht (z.B. Überlebensinstinkt, Forschungsinstinkt) - Handlungspotenzial mit fixem Ziel, aber variablem Verhalten, dieses zu erreichen -> instinktives Verhalten: spezifisches Verhalten um Ziel des Instinktes zu sichern - wird von allen Individuen innerhalb einer Spezies gezeigt wird, die sich in selber Situation und Entwicklungsstadium befinden   - nicht erlernt, nicht änderbar - hat sich evolutionär entwickelt -> genetisch bedingt - Mensch zeigt nur wenig instinktives Verhalten, während er durchaus Instinkte hat -> in der Verhaltensforschung wird i.d.R. instinktives Verhalten gemeint, wenn von Instinkt die Rede ist
  • Lorenz' hydraulisches Instinktmodell - ethologische Motivationstheorie (Verhaltensforschung)  -> basiert auf den Schlüssel- Schloss-Prinzip (Lorenz & Tinbergen): instinktives Verhalten wird in der Regel vom Organismus blockiert, diese Blockade wird erst gelöst, wenn verhaltensspezifischer Schlüsselreiz in Umwelt auftritt:  - Organismen haben ein Instinktreservoir (Hunger, Durst, Sex) (reaktionsspezifische „Wassertanks“) - wenn ein Instinkt lange nicht erfüllt wurde wächst seine motivationale Stärke („Tank wird voller“) - i.d.R. wird Verhalten vom Organismus blockiert („Feder“) - Umweltreize können instinktives Verhalten auslösen („Gewicht an Feder, die Tank öffnen kann“)
  • Implikationen von Lorenz' hydraulischem Instinktmodell - Art und Stärke des Verhaltens hängt ab von Stärke des Umweltreizen und Zeit seitdem der Instinkt das letzte Mal erfüllt wurde -> starke Reizen lösen auch ohne Motivation Verhalten aus ("Tank wird durch Gewicht geöffnet") -> Energiereservoirs müssen sich irgendwann entleeren; starke Motivation löst auch ohne Umweltreiz Verhalten aus ("Tank läuft über": Katharsis)
  • Evaluation von Lorenz' hydraulischem Instinktmodell a) Evidenzen für instinktives Verhalten  - Vakuum- Verhalten: Wenn Verhalten lange nicht ausgeführt wurde wird es auch ausgeführt, wenn keine Aussicht auf Befriedigung des Instinktes besteht  - Übersprungshandlungen: Wenn Reaktionsmuster im Konflikt stehen "läuft das Energiereservoir über" und es werden z.T. unangemessene Handlungen gezeigt, die nichts mit dem Primärbedürfnis zu tun haben  - "Kindchen-Schema": Anblick von großen Augen löst "aww- Gefühl" aus -> evolutionär sinnvoll - Modell kann viele Verhaltensweisen im Tierreich erklären b) Einschränkungen  - keine physiologischen Analogien der Metapher verortbar - Modell kann nur wenig menschliches Verhalten erklären, vor allem nicht willentliches, intentionales Verhalten  - nicht jede Verhaltensweise kann ohne Umweltreiz gezeigt werden
  • Der Instinktbegriff in der Verhaltensforschung - Bedürfnis -> Trieb -> Verhalten - Instinkt (+ Umweltreiz) -> instinktives Verhalten  - Übergang von Trieben zu Instinkten fließend, aber Instinkte sind spezifischer  - vor Dawin : Menschen und Tiere seien klar voneinander abgetrennte Einheiten bezüglich ihrer Motivation => aus dem Verhalten von Tieren kann nicht auf das Verhalten von Menschen geschlossen werden -> Tier: Triebe und Instinkte                                                                            -> Mensch: freier Wille und Rationalität - nach Darwin: gemeinsamer evolutionärer Hintergrund erlaubt es vom Verhalten von Tieren auf Menschen zu schließen -> Instinkte als große Triebkraft des Menschen - nach und nach immer größere Bedeutungszuschreibung zu Instinkten, inflationäre Verwendung des Instinktbegriffes (z.B. durch McDougall, 1905)  - Problem aus heutiger wissenschaftstheoretischer Sicht: Ableitung des Instinkts aus dem Verhalten, Erklärung eines Verhaltens mit Instinkt (Erklärungszirkulation)  - erklärt menschliches Verhalten unzureichend, allerdings elementar für die Erklärung tierischen Verhaltens! 
  • Soziobiologische Theorien des Motivation - Teil der Verhaltensforschung, aber Fokus eher auf distale Auslöser von Verhalten (Maximierung der reproduktiven Fitness) als proximale (situative) - klassische Verhaltensforschung erklärt Verhalten als Ergebnis vorheriger evolutionärer Prozesse, Soziobiologie als Ergebnis der Antizipation zukünftiger evolutionärer Prozesse  - "Theorie der egoistischen Gene" (Dawkins): Organismen als „Überlebensmaschinen" die nur darauf bestrebt sind, individuelles Genom zu reproduzieren und nicht etwa ganze Spezies -> individualistische Sicht auf den Darwinismus, Kontrast zu diesem - neben „genes“ auch „memes“: kulturelle Ideen, Verhalten, Stile, die sich durch kulturelle Evolution selektieren und reproduzieren  
  • Geschlechterunterschiede Fortpflanzung aus soziobiologischer Sicht - Reproduktionspotenzial von Frauen kleiner als das von Männern, Risiko und Kosten höher - Männer können sich öfter reproduzieren als Frauen, da diese währrend der Schwangerschaft keine neuen Kinder zeugen können -> Frauen halten eher Ausschau nach einem Mann, der Ressourcen hat und sich um den Nachwuchs kümmert (ältere)-> Männer halten eher Ausschau nach Frauen, die sehr reproduktionsfähig sind (Jüngere) - empirische Evidenzen: 95 % aller alleinerziehende Eltern sind Frauen achten bei Partnerwahl eher Ressourcen, Fürsorge, Männer auf physische Attraktivität
  • kritische Evaluation soziobiologischer Theorien der Motivation - schwierig, empirisch zu widerlegen, sehr breit aufgestellte Theorie - empirische Evidenz, aber mittels Zusatzannahmen fast alle Outcomes erklärbar - hoher heuristischer Wert - evolutionäres Selektionsprinzip an sich fast unbestritten - reich mechanistisches Menschenbild 
  • Gefahr soziobiologischer und evolutionsbiologischer Theorien - Prinzip der natürlichen Selektion kann zur Rechtfertigung rassistischer Ideologien  benutztwerden - Bsp. Lorenz: Nobelpreisträger - bekannte sich zum Nationalsozialismus, beteiligte sich an rassistischen, bevölkerungsselektierenden Studien, die Menschen hinsichtlich ihrer „erbbiologischen Eignung“ hin sortierten -> KZ
  • Grundprinzipien psychoanalytischer/psychodynamischer Theorien (Freud) 1. Homöosthase: Streben nach einem internen Gleichgewicht  - entspricht einer Freiheit aller Energien im Energiesystem, keine Triebe  - einzige Zeitpunkte der Homöosthase sind vor Geburt (im Mutterleib) und nach Tod  2. Hedonismus: "Lust-Unlust-Prinzip" - Unlust ist Mangel, Lust ist Beseitigung des Mangels -> Mensch strebt nach Maximierung von Lust und Minimierung von Unlust  - vgl. Streben nach einer positiven Affektbilanz, Utilitarismus (Bentham, 1779) - Mangel äußert sich in Form von Trieben - 2 Triebe: Eros (Lebenstrieb) und Thannatos (Todestrieb)  - Trieb = Bindung der psychischen Energie an ein Objekt  => negatives Gefühl, welches kompensiert werden soll, um wieder Gleichgewicht herzustellen und Energie zu befreien -> Hedonismus als Nebenprodukt des Streben nach Gleichgewicht (Homöosthase)
  • Der Mensch als Energiesystem (Freud) - eine unspezifische psychische Energie, die alle Dinge antreibt - Mensch als geschlossenes Energiesystem, Energie bleibt konstant - Unterscheidung zwischen gebundener (kinetischer) und freier Energie (Kathexis) - ein Trieb ist die Bindung von psychischer Energie an ein Objekt (z.B. Essen, Objekt sexueller Begierde) - gebundene Energie macht unfrei und unglücklich  - wird Trieb befriedigt wird Energie wieder frei  - Glück ist die Freiheit aller Enegie 
  • Das ES - unbewusst - Sitz der gesamten psychischen Energie, Ort der Entstehung der Triebe (Eros und Thanatos) -> Menschen sind sich der „wahren“ Gründe ihres Verhaltens nicht bewusst - regiert nach dem Lustprinzip/ Hedonismus - Primärprozess- Denken und Reflexe, um Homöosthase wiederherzustellen -> „Primärprozess“- Denken: unlogisch, zeitlos, keine Unterscheidung von Realem und Irrealem - letzter Punkt empirisch widerlegbar (Gedanken an Essen bekämpfen kein Hunger)
  • Das ICH - bewusst (größter Teil), aber auch unbewusst & vorbewusst - handelt nach dem Realitätsprinzip - entwickelt sich im Konflikt zwischen Realität und ES - „Sekundärprozess“- Denken: Logik, Aufmerksamkeitsfokussierung, Willkürmotorik, Konzentration, Gedächtnis - springt ein, wenn Triebbefriedigung nicht unmittelbar möglich ist -> Mechanismen wie Befriedigungsaufschub, Umweghandlungen -> auch Abwehrmechanismen z.B. Sublimierung, Verdrängung, Projektion
  • Das ÜBER-ICH - überwiegend unbewusst und vorbewusst, zu kleinen Teilen bewusst - handelt nach dem Moralitätsprinzip - entwickelt sich durch Identifikation mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil - belohnt moralischen Verhalten mit Stolz, unmoralisches Verhalten mit Schuld (-> Gewissen) - Ort, an dem das „ICH- Ideal“ verankert ist
  • Bewusstsein nach Freud - Bewusstsein nur die "Spitze des Eisbergs" (-> Eisberg-Modell) - wesentlich größere Teile der menschlichen Psyche im verborgenen: Vorbewusstsein und Unbewusstsein (Bärenanteil) - Vorbewusstsein: bewusstseinsfähige Inhalte, die situationsabhängig ins Bewusstsein gerufen werden können - Unbewusstsein: i.d.R. nicht bewusstseinsfähige Inhalte, die z.B. verdrängt wurden -> können nur durch Träume, Hypnose oder psychoanalystische Therapie hervorgerufen werden  - Sitz des ES und großen Teilen des ÜBER- ICHs
  • Kritik an der Psychoanalytischen Theorie - Psychodynamischer Ansatz kann post- hoc fast jedes Verhalten erklären, nicht widerlegt werden (geringer empirischer Gehalt)  -> egal welcher Ausgang der „problematischen“ Situation, Freud hat eine Erklärung dafür: Sublimierung, Verdrängung, Projektion (Bsp.: Ödipus- Komplex) - Primärprozess-Denken im ES: vorgestellte Triebbefriedigung genauso gut wie tatsächliche -> kann widerlegt werden: Vorstellung von Essen mindert nicht Hungergefühl - Prinzip der Katharsis: „Dampf ablassen“ vermindert Aggression -> kann widerlegt werden und wurde widerlegt (aggressives Verhalten erhöht Wahrscheinlichkeit erneut aggressives Verhalten zu zeigen; Priming) - Bushman, Baumeister & Stack (1999): Probanden, die vor einer initiierten Provokation auf Sandsack einschlagen sollten bestraften Mitspieler anschließend mit höherer Lautstärke, als solche, die dies nicht taten
  • Kritische Würdigung der Psychoanalytischen Theorie - hoher heuristischer Wert - Basis für viele weitere Theorien - keine Theorie im eigentlichen Sinne, da nicht empirisch widerlegbar - basiert vor allem auf klinischen Beobachtungen, Einzelfallanalysen (z.B. "Anna O") - zu mechanistisches & zu negatives, defiziär ausgerichtetes Menschenbild - zu starker Fokus aus Triebe 
  • Grundgedanken des Behaviourismus - Ablehnung jeglicher psychologischer Konstrukten und Annahme internaler Variablen  - wissenschaftliche Psychologie solle sich auf beobachtbare Variablen beschränken (Income in Form von Stimuli und Reizen, Outcome in Form von Verhalten) -> Mensch als "Black Box" - jegliches Verhalten sei erlernt, Folge von erlernten Stimulus-Respone (klassische Konditionierung) oder Verhaltens-Response(operante Konditionierung)-Assoziationen  - Fokus auf wissenschaftliche Methoden zur Untersuchung menschlichen Verhaltens, Versuch der objektiven Quantifizierung dieses -> typische AVs sind Verhaltensfrequenz, Verhaltensintensität, Verhaltensausdauer, Lerngeschwindigkeit und Löschungsresistenz - sehr einflussreich seit Mitte des 20.Jh. - bekanntesten Vertreter: Skinner, Pawlow, Watson, Thorndike, Hull, (...)
  • klassische Konditionierung - geht zurück auf Pawlow (Pawlow'scher Hund) und Watson - Verhalten als Folge von erlernten Stimulus-Response Assoziationen - unkonditionierte Stimuli führen zu unkonditionierten Reaktionen (US -> UR) - neutrale Stimuli führen zu keinerlei Reaktion (NS -> NR) - bei mehrfacher Kopplung von neutralen und unkonditionierten Stimuli (NS + US -> UR) wird der neutrale Stimuli zunehmend mit der unkonditionierten Reaktion assoziiert (S-R-Lernen) bzw. mit dem unkonditionierten Stimulus assoziiert (S-S-Lernen)  -> auch auf neutralen Stimuli (dann: konditionierter Stimuli) alleine folgt unkonditionierte Reaktion (dann: konditionierte Reaktion) (CS -> CR) - tritt insbesondere bei der Konditionierung von affektivem Verhalten (z.B.) Angst in Kraft
  • operante Konditionierung - Vertreter waren z.B. Skinner oder Thorndike - erklärt Verhalten als Resultat von erlernten Reaktions-Konsequenz-Assoziationen (R-K-Lernen)  - spontanes Auftreten von Verhalten (sog. operantes Verhalten), wessen Auftretenswahrscheinlichkeit von der Konsequenz abhängig ist  -> "Law of effect" (Thorndike) -> Hinzufügen einer positiven Konsequenz (positive Verstärkung) oder das Ausbleiben einer negativen (negative Verstärkung) führen zu einer Erhöhung der Auftretenswahrscheinlichkeit -> Hinzufügen einer negativen Konsequenz (Bestrafung Typ 1) oder Wegnahme eines positiven Aspektes (Bestrafung Typ 2) führen zu einer Verringerung der Auftretenswahrscheinlichkeit  - untersucht mithilfe "Thorndike's Puzzle Box": hungrige Katze in Box mit Hebel, mithilfe dessen sie die Box öffnen und an Futter gelangen kann  - spielt vor allem eine Rolle bei dem erlernen von neuen und komplexen Verhaltensweisen 
  • Hull's Triebtheorie -> Clark Hull (1884-1952) - Anhänger des Behaviorismus, Theorie hat aber auch Schnittpunkte mit Psychodynamischen Theorien: Prinzip der Homöosthase und des Hedonismus, Triebbegriff - Triebkonzept nach Hull: Mangelzustand (z.B. Hunger) -> Störung des Equilibriums -> Trieb  - Trieb ("Drive") als unspezifische Kraft, die Verhalten motiviert (durch z.B. Schmerz, Deprivation, hormonelle Veränderungen, Hunger, Verletzungen, Temperaturabweichungen vom Optimum) - Stärke des Triebes hängt von Stärke des Mangelzustandes ab  - Gewohnheit ("Habit") als erlernte Assoziation, welche dem Verhalten in Reaktion auf den Trieb seine Richtung verleiht  - Habit wird durch operante Konditionierung erlernt -> Verhalten, welches zu Reduktion des Triebes führt tritt häufiger auf (Verstärkung) => Behaviour = Drive * Habit 
  • Behaviorismus und der Instinkt bzw. Triebbegriff - Ablehnung des Instinktbegriffes, stattdessen: Trieb, da dieser sich empirisch auf physiologische Parameter zurückführen lässt und manipulierbar ist (z.B. durch Stunden seit der letzen Fütterung) - Instinkt nicht empirisch nachweisbar oder manipulierbar  - Bsp. "Columbia Construction Box": hungrige Ratte sitzt in Box, muss aber elektrisches Gitter überqueren, um zu Futter zu gelangen; manipuliert werden die AVs "Zeit seit der letzten Fütterung" und "Stärke des elektrischen Stromes"  -> Sichtbarmachen des Triebes 
  • Experiment von Perin (1943) und Williams (1938): multiplikative Verknüpfung von Habit und Drive -> systematische Variierung von Habit und Drive  - Versuchsaufbau: Ratte befindet sich in Käfig, muss Hebel betätigen, um diesen zu verlassen - UV1: Stunden seit der letzten Fütterung (3 vs. 22) => Manipulation des Drives - UV2: Anzahl (zuvor) verstärkter Trials bei gleichbleibendem Drive (23 Stunden nichts gegessen; 5 - 90) => Manipulation des Habits  - AV: Löschungsresistenz des Verhaltens (Anzahl erlernter Reaktionen bis zur Extinktion)  - Resultate: -> Bei großer Triebstärke ist Löschungsresistenz höher (bis zu 60 Mal bei UV2 = 90), als bei kleiner (17/18 bei UV2 = 70)  -> die Graphen beider Triebstärken sind in Abhängigkeit des Drives negativ beschleunigt  -> multiplikative Verknüpfung von Habit und Drive   
  • Experiment von Webb (1949): unspezifischer Charakter von Trieben -> experimentelle Überprüfung des unspezifischen Charakters von Trieben: Wird ein unter Hunger erlerntes (und mit Reduktion des Hungers verstärktes) Verhalten auch unter Durst gezeigt? - Versuchsaufbau: Ratte erlernte unter 22 Stunden Futterdeprivation ein Verhalten (Öffnen der Box), wurde am Versuchstag durstig in Box gesetzt  - UV: Dauer der Wasserdeprivation - AV: Löschungsresistenz des erlernten Verhaltens  - Resultate: Je durstiger die Ratte, desto weniger löschungsresistent ist Verhalten.  => Triebe scheinen unspezifische Motivatoren zu sein  - Einschränkungen: stärkere Reaktion für das spezifische Verhalten, Hunger und Durst nicht physiologisch voneinander unabhängig  - moderneres Experiment mit Menschen: Menschen nehmen sich mehr angebotener Büroklammern mit, wenn sie hungrig sind (aber wissen, dass sie danach etwas zu essen bekommen), als wenn sie kurz zuvor gegessen haben  => Hunger treibt auch die Annahme von nicht-Essbarem an 
  • Miller- Experimente: Furcht als erlernter Trieb - Versuchsaufbau: Ratten in Box, die unter Strom gesetzt wird (weiße Box) -> Flucht in benachbarte (schwarze) Box, die durch Tor von dieser getrennt ist  - nach einigen Durchgängen fliehen Ratten in Box, bevor sie unter Strom gesetzt wurde  - Variation: Tor zwischen Boxen lässt sich nur mithilfe eines Rädchen öffnen -> Ratten lernen diese Reaktion und zeigen auch diese vor der Induktion der Stromes -> Widerspruch zu Hull's Triebtheorie, da Drive = O und Verhalten = Drive * Habit => kein Verhalten wird erwartet  - Lösung (Hull): Stimuli (situative Reize) werden über klassische Konditionierung mit Schmerz assoziiert -> erlernte Furcht   - Furcht wird zum erlernten motivierenden Trieb, alles was sie vermeidet wirkt verstärkend (sekundäre Verstärker) 
  • Experimente, die die Theorie Hull's infrage stellen - Miller (1961): Es bedarft nicht immer physiologischer Bedürfnisbefriedigung, manchmal reicht auch konsumatorische Aktivität ("Scheinfütterung") - Sheffield (1951): Süßstofflösung bei Futter verstärkender als Wasser, obwohl gleiche konsumatorische Aktivität und Nährstoffgehalt  - weiteres Experiment: männliche Ratten, die nach Durchlaufen eines Labyrinths Paarungsakt mit Weibchen vollziehen, der aber vor dem Samenerguss abgebrochen wird, durchlaufen dieses nach mehreren Lerntagen schneller als Kontrollgruppe, bei der keine Unterbrechung des Paarungsaktes vollzogen wird => Triebsteigerung kann auch verstärkend wirken - Hirnreizungsforschung: wenn Ratten elektrisch das Lustzentrum ihres Gehirns stimulieren können tun sie dies bis zur Erschöpfung, auch wenn gar keine physiologische Bedürfnisbefriedigung stattgefunden hat oder in Aussicht ist
  • Experiment von Crespi (1942) - Versuchsaufbau: hungrige Ratten durchlaufen einfaches Labyrinth, am Ende werden sie mit Futterkugeln belohnt  - UV: "Upward"-(1 zu 4 oder 4 zu 16) vs. "Downward"- (256 zu 64 oder 64 zu 16) Belohnung; KG: konstant 16 - AV: Laufgeschwindigkeit  - Resultate: In den Upward-Gruppen wird Laufgeschwindigkeit konstant schneller, schneller als in KG (auch bei 4 Kugeln am Ende); In den Downward-Gruppen wird Laufgeschwindikgkeit konstant langsamer, langsamer als in KG (auch bei 16 Kugeln am Ende)   -> sich veränderndes Verhalten ist Widerspruch zu Hull, da sowohl Drive, als auch Habit sich nicht verändern 
  • Modifikation der Theorie Hull's auf Basis der Experiment von Crespi -> Erweiterung der Theorie um die multiplikative Komponente "Incentives" (Anreize): Behaviour = Incentives * Habit * Drive - Incentive: situativer Anreiz der Umwelt (vgl. Trieb = motivationaler Anreiz innerhalb der Person)  -> nah an modernen Theorien: Motivation als Wechselwirkung zwischen motiviertem Subjekt und motivierender Umwelt (Graumann) 
  • Evaluation der Theorie Hull's - empirische Belege für: Trieb als Motivator von Verhalten, multiplikative Verknüpfung von Trieb und Verhalten, Unspezifität von Trieben  - erlaubt präzise, starke Vorhersagen, die sich gut empirisch testen lassen - Vorläufer moderner Motivationstheorien - Einschränkungen durch empirische Experimente von Miller, Sheffield, Studien zu Triebsteigerung und Hirnreizungsforschung - stark behavioristisch geprägt (zu deterministisch?) - stark mechanistisches Menschenbild - Rattenpsychologie !! (Übertragbarkeit auf den Menschen?)
  • Grundannahmen Feldtheorie (Kurt Lewin, 1890-1945) -> auch: Vektorpsychologie, topologische Psychologie - ganzheitlicherer Ansatz als Triebtheorien (-> Lewin war Anhänger der Gestaltpsychologie: "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"), Anerkennung der psychologischen Realität  - Verhalten als Funktion von Person und Umwelt: B = f (P x E) - Betrachtung des Menschen in einem Kräftefeld, indem situative Kräfte (sowohl der psychologischen als auch der physikalischen Realität) auf ihn einwirken - Kräftefeld beschreibt alle verhaltenswirksamen Kräfte und setzt sie miteinander in Beziehung  - 2 Konzeptionen des Kräftefeldes: Personenmodell und Umweltmodell, welche miteinander interagieren 
  • Das Personenmodell nach Lewin - repräsentiert inneres Spannungsfeld eines Individuums  -> Individuum strebt nach Equilibrium, ausgeglichenem Spannungszustand   - verschiedene Bereiche des Feldes repräsentieren verschiedene Ziele des Individuums, unterscheiden sich in den Punkten Nähe, Zentralität, Spannung, Durchlässigkeit der Grenzen und Nähe zur sensomotorischen Exekutive  -> Nähe zueinander repräsentiert ihre Ähnlichkeit  -> Zentralität repräsentiert die Relevanz der Ziele für das Individuum  -> unterschiedlich starke Spannung haben repräsentiert Dringlichkeit eines Handlungsziels  -> unterschiedliche Durchlässigkeit der Bereichsgrenzen bestimmt ob Spannung übertragbar ist -> Ersatzhandlungen - Müdigkeit oder Emotionalität führt zu erhöhter Durchlässigkeit  -> Grenzzone (sog. Sensomotorische Exekutive), die zwischen Subjekt und Umwelt vermittelt, kann Bereiche mit direktem Zugang entspannen  - bei unvollendeten Aufgaben besteht Restspannung, die dem Individuum hilft, sich an diese zu erinnern  - Objekte und Ereignisse, die der Zielerreichung und demnach der Reduktion der Spannung dienen bekommen Valenz
  • Das Umweltmodell Lewins - psychologischer Raum, indem sich eine Person befindet  - Bereiche repräsentieren Objekte oder Ereignisse  - Bereiche können positive oder negative Valenz haben, je nachdem wie sehr sie zu der Erreichung eines persönlichen Ziels beitragen (-> Personenmodell)  - manche Bereiche auch nur "Mittel zum Zweck", Mittel-Zweck-Beziehungen zwischen Ereignissen bestimmen Handlungspfad  - Bereiche mit Valenz üben Kraft auf das Individuum auf; je höher Valenz, desto stärker Kraft  - Person bevorzugt Bereiche mit geringer psychologischer Distanz - Kraft = Valenz * Wahrscheinlichkeit des Eintreffens / psychologische Nähe zum Ziel - Handlungskonflikt entsteht, wenn gleichstarke Kräfte sich entgegenwirken 
  • Integration von Umwelt- und Personenmodell Lewins 1. In der Person entsteht Spannung, welche auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet ist (Personenmodell) 2. Ereignisse oder Objekte der Umwelt, die diesem dienen erhalten Valenz (Umweltmodell) 3. positive Valenz erzeugt Kraft, die das Individuum zu diesem Ereignissen oder Dingen zieht 4. Mittel-Zweck-Beziehungen zwischen den Ereignissen bestimmten Handlungspfad, den Individuum durchlaufen muss, um Ziel zu gelangen  5. Ist Ziel erreicht entspannt sich dessen Bereich im Personenmodell und die Kraft im Umweltmodell verschwindet => Equilibrium 
  • Evaluation der Theorie Lewins - sehr generelle Theorie, schwer zu testen - empirische Belege im Einzelnen immer auch alternativ zu Erklären  - erste Schritte zur „menschlichen Psychologie“, allerdings immernoch mechanistisches Weltbild - Rückgriff auf Konzepte der Physik, Versuch der Integration von Wissenschaft, dadurch aber weniger intuitiv (vor allem physikalische Metaphern im Personenmodell) - eher Beschreibung, als Erklärung von Verhalten - hoher Anwendungswert auch auf komplexe Theorien - hoher heuristischer Wert für die empirische Psychologie (hoher Umweltbezug, Interaktion von Person und Umwelt)
  • Gemeinsamkeiten mechanistischer Theorien - Annahme der psychischen Energie - fixe Input- Output- Schemata - Struktur der "Maschine" bestimmt ihre Funktion - keine willentliche Kontrolle des Verhaltens, kein bewusster Zugriff auf Verhaltensmotive - unter mechanistsiche Theorien fallen Biologische Theorien, Psychodynamische Theorien, Triebtheorien und behavioristische Theorien 
  • Unterschiede zwischen Hull und Freud a) Freud:  - Geschlossenes Energiesystem im ES verankert - Daten aus Therapiesitzungen - Psychologische Konstrukte als Erklärung (ICH, ES, ÜBER- ICH) b) Hull:  - Energie kann beliebig ansteigen - Triebstärke ist nicht begrenzt (Energie = Trieb) - Daten aus hochkontrollierten Laborexperimenten (Rattenexperimente) - nur beobachtbare Bedürfnisse als Erklärungen, keine psychologischen Konstrukte 
  • Das Konzept der Einsicht: Schimpanse "Sultan" -> Wolfgang Köhler: Anhänger der Gestaltpsychologie - Arbeit mit Schimpansen auf Teneriffa (1910-1920) - Schimpanse „Sultan“ war in einem Käfig, lange nichts mehr gefressen - an der Decke des Käfig hingen Bananen außer Reichweite - auf dem Boden standen Holzkiste, die -wenn sie aufgestapelt werden- groß genug wären, um an Bananen zu gelangen - Sultan (ohne vorherige Lernerfahrung!) betrachtet die Kisten und stapelt diese direkt beim ersten Versuch, um die Bananen zu gelangen -> „Einsicht“: ohne Lernerfahrung können Probleme gelöst werden => Kontrast zur behavioristischen Position 
  • verschiedene Arten des Verhaltens im Umweltmodell Lewins - Konsumverhalten: A -> A - Fluchtverhalten: A -> weg von A - instrumentelles Verhalten: A -> B - Vermeidungsverhalten: A -> nicht zu B
  • klassische Liebestheorien (Behaviourismus & Psychodynamik) -“erste Liebe” sei Liebe des Kindes zu seiner Mutter - Liebe entstehe im Lernprozess, entstehe durch die Befriedigung der Basisbedürfnisse (Essen, Trinken, Nähe etc.) durch die Mutter, was verstärkend wirke  - alle anderen Formen der Liebe sind Generalisierungen der „ursprünglichen“ Liebe zwischen Mutter und Kind, entstehen aus ihr - problematisch diese Liebe zu erforschen, da Neugeborene kaum Verhalten zeigen                -> Harlow: Forschung anhand Makakenaffen: Wärme und Komfort für Entwicklung einer emotionalern Bindung wichtiger als Nahrungsgabe
  • Bei welcher Mutter verbringen Makakenaffen mehr Zeit/ suchen Schutz vor Bedrohung? - UV: Drahtmutter vs. Stoffmutter hält Milchflasche in der Hand (-> befriedigt Grundbedürfnisse der Affenkinder)  -> Drahtmutter: Puppe aus Draht -> Stoffmutter: Drahtpuppe, die mit Stoff bezogen wurde mit Glühbirne hinter dem Gesicht, welche Wärme ausstrahlt - AV 1: Stunden, die Affen bei beiden Müttern verbrachten - Resultat 1: Unabhängig von Mutter, die Milchflasche hat, verbringen Affen immer mehr Zeit mit der Stoffmutter -> Komfort und Wärme scheint für Jungaffen eine größere Rolle zu spielen (zumindest in Bezug auf die emotionale Bindung) als Versorgung der Grundbedürfnisse wie Hunger und Durst - AV 2: Wo geht Affe hin, wenn bedrohende Situation simuliert wird (Bärenpuppe) - Resultat 2: Unabhängig von Mutter, die Milchflasche hat, suchen Affen immer eher die Stoffmutter auf, diese Tendenz wird immer stärker mit wachsendem Alter (7-62 Tage) -> auch in bedrohlichen Situationen suchen die Affen die Nähe der Wärme spendenden, weichen Mutter
  • "emotionality displays" bei Makakenaffen - Versuchsaufbau: Affe in Raum, in dem sich entweder Drahtmutter/Stoffmutter oder keine Mutter befand + andere Gegenstände - UV: Erziehung durch Stoffmutter (Experimentalgruppe) vs. keine Mutter (Kontrollgruppe) - AV: „emotionality displays“ (emotionale Stressreaktion) - Resultate: Kontrollgruppe zeigte unabängig davon ob bzw. welche Mutter sich im Raum befand hohe emotionale Stressreaktionen, Experimentalgruppe zeigte verringerte Stressreaktion wenn Stoffmutter sich in Raum befand
  • Interesse von Makakenaffen and Drahtmutter/Stoffmutter/Affe Versuchsaufbau: Affe in Käfig mit kleinem Fenster, welches er mit einem Schalter öffnen kann - UV 1: auf der anderen Seite des Käfigs ist anderer Affe vs. die Stoffmutter vs. die Drahtmutter vs. gar nichts  - UV 2: ohne Mutter, von beiden Muttern, von Stoffmutter aufgezogen - AV: Anzahl der Hebelbetätigungen (Wie oft wollen Affen Sache hinter Fenster sehen?) - Resultate: - Affen, die mit Stoffmutter oder beiden Müttern aufgewachsen sind interessieren sich gleichermaßen für Stoffmutter und Affen, weniger für Drahtmutter/ keinem Affen - Affen, die ohne Mutter aufgewachsen sind (Kontrollgruppe) reagieren wesentlich stärker auf anderen Affen, differenzieren nicht zwischen Stoffmutter, Drahtmutter und keinem Affen - auch bis 185 Tage später wird Bevorzugung der Stoffmutter gegenüber der Drahtmutter nicht verlernt - gleiche Reaktion zeigt sich für Affen, die erst 250 Tage nach Geburt von echter Mutter getrennt wurden