PR (Fach) / Feminisierung (Lektion)

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  • Frauenanteil in der PR im Vergleich (international) Internationale Frauenanteile in der PR (Durchschnitt aller PR- Berufsbranchen): - GB: 63% (2011)- USA: 59% (2010)- Australien: 75% (2008)- Finnland: 70% (2008)- Irland: 69% (2008)- Italien: 57% (2010)- Deutschland: 53% (2003) Entwicklung der PR-Frauenanteile ist einzigartig ähnliche Tendenzen in verwandten Berufsfeldern − allerdings deutlich schwächer ausgeprägt
  • Frauenanteil in der PR im Vergleich (Deutschland) Frauenanteil im Journalismus in Deutschland: - Anfang 1980er Jahre: Journalismus 17% / PR 16%  - Anfang 1990er Jahre: Journalismus 25% / PR 41%  2005: Journalismus 37% / PR 53%  Fazit: Die Entwicklung der PR-Frauenanteile ist einzigartig
  • Definition Feminisierung: Quantitativ Entwicklung einer überdurchschnittlich starken quantitativen Zunahme weiblicher Berufstätiger (in keinem anderen Berufsfeld hat sich in den letzten 30 Jahren der Anteil weiblicher Beschäftigter so rapide entwickelt wie in PR).  „feminisiertes Berufsfeld“: In einem vormals männlich dominierten Berufsfeld ist nunmehr die Mehrheit der Beschäftigten weiblich.
  • Definition Feminisierung: Qualitativ Entwicklungen und Phänomene, die sich als Folge quantitativer Feminisierung unter inhaltlichen, handwerklichen oder berufsständischen Aspekten zeigen oder ergeben.
  • Gender Switch Zeitpunkt, zu dem ein Frauenanteil erstmals über 50% liegt (USA: 1980er Jahre; D: 2003 erstmals nachgewiesen)
  • Glass-Ceiling-Effekt: im Laufe ihres Berufslebens stoßen Frauen an eine Art unsichtbare oder durchsichtigeDecke (‚Glas‘), noch bevor sie erreichbare Spitzenposition auch wirklich erreicht haben. „Trotz entsprechender Qualifikation und Leistung geht es dann aber auf der weiblichen Karriereleiter nicht weiter nach oben, die Grenze erscheint als überwindbar (vgl. auch Toth 2001: 242ff.). Damit wird direkt die vertikale Segmentation begründet; für die horizontale ist der Glass-Ceilling-Effekt eine indirekte Ursache: (...)“ Indirekte Wirkung des ‚Glass-Ceiling-Effekts‘ auf die geschlechtsspezifische horizontale Arbeitsmarktsegmentation Karriere-Entscheidungen ausgebremster Frauen ► Ausweichen auf Bereiche des Berufsfeldes, in denen ihnen Aufstieg einfacher erscheint ► Ausweichen auf Bereiche des Berufsfeldes, in denen sie weniger diskriminierende Strukturen vermute Folge solcher ‚Ausweichmanöver‘ von Frauen -> geschlechtsspezifische strukturelle Verwerfungen und Auffälligkeiten im Berufsfeld* (z.B. im Segment der selbstständigen PR-Berater oder in PR-Agenturen ist der Frauenanteil überdurchschnittlich hoch (= horizontale Segmentation).
  • Vertikale (Arbeitsmarkt)Segmentation Je höher die hierarchische Ebene, desto geringer der Frauenanteil
  • Horizontale (Arbeitsmarkt)Segmentation: Frauen arbeiten überwiegend in schlechter bezahlten, sozial schlechter abgesicherten, sozial weniger anerkannten, weniger prestigeträchtigen usw. Teil-Segmenten eines Berufsfelds
  • Quantitative Berufsfeldforschung: US Studien US-amerikanische Studien (pessimistische Perspektive) - Vertikale Segmentation des amerikanischen PR-Arbeitsmarktes (Broom 1982)- Velvet-Ghetto-Studie (Cline et al. 1986)- Beyond the Vevet Ghetto (Toth & Cline 1989)- Glass-Ceiling-Studie (Wright et al. 1991) -> Gehaltsunterschiede „[...] a million-dollar penalty for being a woman.“ -> Weibliche Berufsrolle: PR-Techniker, männliche Berufsrolle: PR-Manager -> Bedrohungsszenario: Die Entwicklung der PR zum Frauenberuf bedeutet Prestigeverlust; Einkommen entwickeln sich tendenziell nach unten
  • Quantitative Berufsfeldforschung: Deutsche Studien Studien im deutschsprachigen Raum: - Gender Switch fand vermutlich um die Millenniumswende statt Statistiken der Berufsverbände im deutschsprachigen Raum: Frauenanteil - Deutschland 53% - Schweiz 60% - Österreich 64% Hohe Frauenanteile bei PR-Studiengängen: vermutlich 70-80% Horizontale Segmentation sehr ausgeprägt: - Frauen vorwiegend in PR- Agenturen und als selbststände Beraterinnen tätig - weniger in Behörden/öffentlichem Dienst, Unternehmen, Verbänden, Vereinen und Parteien
  • PR-Feminisierungsforschung: horizontale Segmentation Ausgewählte Befunde der quantitativen geschlechtersensiblen PR- Berufsfeldforschung zur horizontale Segmentation des Berufsfelds in Deutschland (Fröhlich 2005) ► Frauenanteil in PR-Agenturen: 69% (mindestens; Stand 2005) ► Frauenanteil unter selbständigen PR-(Einzel)BeraterInnen: 63% ► PR-Frauenanteil öffentl. Dienst: 38% ► Frauenanteil PR-Abteilungen Unternehmen: 41%
  • PR-Feminisierungsforschung:vertikale Segmentation Ausgewählte Befunde der quantitativen geschlechtersensiblen PR-Berufsfeldforschung zur vertikalen Segmentation des Berufsfelds in Deutschland (Fröhlich 2005) ► Unter € 4.500 brutto/Monat: 64% der PR-Frauen ► Über € 4.500 brutto/Monat: 52% der PR-Männer ► Über € 6.500 brutto/Monat: 25% der PR-Männer vs. 12% der PR-Frauen ► 61% der PR-Männer und 42% der PR-Frauen auf Führungspositionen verdienen über € 6.500 brutto/Monat ► 26% der PR-Frauen aber nur 11% der PR-Männer auf Führungspositionen verdienen unter € 3.500 brutto/Monat
  • Befunde zur Feminisierung der PR: Quantitative PR-Berufsfeldforschung -> Übliche Interpretation horizontal/vertikal Übliche Interpretation der Befunde zur horizontalen und vertikalen Segmentation: - Frauen sind mit 35,8 Jahren im Schnitt 6 Jahre jünger als ihre männlichen Kollegen - in höheren Altersklassen sind Frauen signifikant seltener vertreten - Frauenanteil sinkt mit Jahren der Berufszugehörigkeit („women drain“) - In höheren Alters- und Berufszugehörigkeitsgruppen wird der extrem niedrige Frauenanteil durch den angeblich noch neuen Feminisierungstrend erklärt. Einkommensunterschiede zwischen PR-Frauen und -Männern erklären sich über die Variablen ‚hierarchische Position‘ und ‚Alter‘. ABER  Variable Geschlecht hat einen signifikanten Einfluss auf die Höhe des Gehalts hat, denn: (1)  der statistische Zusammenhang zwischen ‚Höhe des Gehalts‘ und ‚Alter‘ ist bei Frauenausgeprägter als bei Männern = das bedeutet: ‚junge Männer und hohes Gehalt‘ kommt signifikant häufiger vor als ‚junge Frauen und hohes Gehalt‘ (2)  der statistische Zusammenhang zwischen ‚Höhe des Gehalts‘ und ‚Tätigkeitsrolle‘(Techniker oder Manager) ist bei Frauen schwächer als bei Männern = das bedeutet: ‚PR-Managerin und niedriges Gehalt‘ kommt signifikant häufiger vor als ‚PR-Manager und niedriges Gehalt‘ SOWIE AUCH ‚PR-Technikerin und hohes Gehalt‘ kommt signifikant seltener vor als ‚PR-Techniker und hohes Gehalt‘
  • Übliche Interpretation: „women drain“ KLASSIKER:(1) Familiengründungsphase(2) Danach: anhaltende Doppelbelastung (‚Work-Life Balance‘) ABER: 82% der PR-Frauen haben gar keine Kinder! Generelles wissenschaftliches Problem: Keine Forschung zu tatsächlichenGründen für „women drain“, v. a. weil „Aussteiger“ aus einem Berufsfeld nur sehr schwer erfasst werden können.
  • Befunde zur Feminisierung der PR: Quantitative PR-Berufsfeldforschung NICHT überprüfte Erklärungen für Einkommensunterschiede - Teilzeitquote = bei Frauen höher als bei Männern - Frauen arbeiten auf niedrigeren Positionen als Männer - Frauen verfügen über kürzere Berufszugehörigkeitszeiten - Berufskarrieren von Frauen weisen häufiger Brüche auf
  • Qualitativ-explorative PR-Berufsfeldforschung: Ursachen und Hintergründe von Feminisierung PR • Modell der weiblichen Überlegenheit (optimistische Perspektive) • Ende der 90er Jahre in den USA entwickelt: Modell der weiblichen Überlegenheit (Aldoory und Toth) ist verantwortlich für starken Boom weiblicher PR-Beschäftigter • Behauptung: PR ist eine Profession, in der (vermeintlich) typisch weibliche Charakteristika zur Berufsausübung notwendig sind. • (vermeintlich) typisch weibliche Charakteristika (Emotionalität, Fürsorglichkeit, Konsensorientierung/Ausgleich, kooperativer Umgang mit Menschen, Teamfähigkeit etc.) bringen Qualifikationsvorteile für PR im Vergleich zu vermeintlich typischen männlichen Charakteristika (Rationalität, Wettbewerbsorientierung, Aggression und Individualismus)
  • Qualitativ-explorative Berufsfeldforschung: Modell der weiblichen Überlegenheit Vertreter des Modells der weiblichen Überlegenheit fordern stärkere Berücksichtigung und Wertschätzung dieser (vermeintlich) weiblichen Qualifikationen und Fähigkeiten gerade auf PR-Managementebene Annahme/These: Quantitative Feminisierung der PR führt zu ... ... qualitativer Verbesserung von PR-Leistungen ... Professionalisierung der PR
  • Qualitativ-explorative Berufsfeldforschung: Ursachen und Hintergründe von Diskriminierung Bestehende soziale und/oder organisationale Strukturen -> strukturzentrierter Erklärungsansatz Mangelnde Karrierelust der Frauen, falsche oder wenig ernsthafte Karriereplanung, Mutterschaft usw.-> akteurszentrierte Erklärungsansätze (Prinzip des Blaming-the-Victim) -> Blaming-the-Victim-Prinzip wird in Feminierungsforschung kritisch gesehen
  • Qualitativ-explorative Berufsfeldforschung: Kritik an der These zur weiblichen Überlegenheit nach Fröhlich (2002) Die These bietet neues Diskriminierungspotenzial (blaming the victim) & Ablenkung von zielführender Karriereplanung für Frauen Berufseinstieg: Frauen können Erwartungen an ihre (vermeintlich) typisch weibliche Kommunikationsfähigkeit nur anfangs (Berufseinstieg) gerechtwerden, denn: - im weiteren Karriereverlauf wird weibliches Verhalten als ‚Konfliktscheue‘, ‚mangelnde Durchsetzungsfähigkeit‘, ‚(zu viel) Emotionalität/zu wenig Rationalität‘, ‚fehlende Führungskompetenz‘ etc. umgedeutet Problem: - Stereotyp ‚weiblichen Überlegenheit‘ zementiert gesellschaftl. & berufl. Rollenerwartungen; - Folge: Abweichungen vom Stereotyp werden sanktioniert. Problem der These ‚weiblichen Überlegenheit‘ für berufstätige PR- Frauen: - angenehmes/schmeichelhaftes Stereotyp, das man erfüllen will & kann und das überwiegend auch der eigenen Wahrnehmung entspricht. Fröhlich (2002): These der ‚weiblichen Überlegenheit‘ = eine ‚Falle‘ ́, in die weibliche PR-Tätige tappen Fröhlichs These der„Freundlichkeitsfalle“ in den PR (empirische Überprüfung steht noch aus)