Entwicklungspsychologie (Fach) / WiSe 19/20 (Lektion)

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Renkl

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  • Stufen nach Piaget + Alter - Sensomotorische Phase (0-2J) - Präoperationale Phase (2-7J) - Phase der konkreten Operationen (7-11J) - Phase der formalen Operationen (ab 11J)
  • Sensomotorische Phase 1 - 2 Jahre Objekte Wahrgenommen und etwas mit ihnen gemachtHandelnde Schemata -> Intelligenz ist HandlungsgebundenAngeborene Reflexe (saugen, greifen)Primäre Kreisreaktionen (wiederholte Handlung)Sekundäre Kreisreaktionen (Mittel & Zweck, Strampeln weil Glöckchen klingelt)Tertiäre Kreisreaktionen (kleine Experimente, mehr Kraft -> fliegt weiter) Meilensteine: ObjektpermanenzVerzögertes Nachamungsverhaltensymbolisches Spiel ("so tun als ob)Erste Wörter
  • Präoperationale Phase 2-7 Jahre Kann sich Objekte vorstellenKonkrete Abläufe aber keine logischen Operationen (Umschüttaufgabe)Denken ist anschauungsgebundenEgozentrismus -> Kein PerspektivwechselTeleologisches Denken (animistisch, artifizial) -> vom Zweck her gedachtKein mechanistisches Kausalschema
  • Phase der konkreten Operationen 7-11 Jahre Logische Operationen mit mit (vorgestellten) ObjektenKonkret nicht abstrakt- Reversibilität (Umschüttaufgabe, Addition & Subtraktion)- Dezentrierung (mehrere Aspekte wahrgenommen -> Stäbchenaufgabe)- mechanistisches Kausalschema- Klasseninklusion (Mehr Pudel oder mehr Hunde)
  • Phase der formalen Operationen Abstrakte / Hypothetische Objekte vorstellbar Systematisches Deklinieren Hypothetisches Denken Theoretisches Denken Verständnis von Proportionen Wissenschaftliches Experimentieren (Pendelversuch) Reflektion über Moral, Überzeugungen und Erkenntnisprozess VOTAT - Strategie
  • Merkmale der Entwicklung nach Piaget Wenige Strkturmerkmale Universell Obligatorisch (keine Phase kann übersprungen werden) Tempo variiert Qualitative Entwicklung
  • Konstruktivistische Epistemologie Wahrnehmung mehr als reine Kopie Interpretation des Wahrgenommenen aufgrund bekannter Schemata -> Man kann nur erkennen was an kennt Wissen um zu bewältigen (->Landkarte)
  • Organsation Mensch versucht integrierte Systeme herzustellen
  • Schema Art und Weise Umweltgegebenheiten handzuhaben
  • Mentales Schema Verinnerlichte Handlung
  • Adaption Anpassung an die Umwelt
  • Assimilation Anpassung der Erfahrung an mein Schema -> Wahrnehmung so, dass es ins Schema passt - reproduktive Assimilation (wiedererkennen) - generalisierende Assimilation (Person im Wohnheim -> Student) - Reziproke Assimilation (Verknüpfung von Schemata)
  • Akkomodation Anpassung von Schema an die Umwelt
  • Kognitiver Konflikt (Auslöser) Direktes Fehlschlagen einer Assimilation -> Ungleichgewicht Konflikt zwischen zwei Assimilationsschemata (Höhe und Breite bei Umschüttversuch widersprechen sich) Empirisches Widerlegen eines Urteils ("kleine Gegenstände schwimmen, große gehen unter") Ungleichgewicht durch Problemstellungen und Fragen (aufdecken von widersprüchen) Soziokognitiver Konflikt (Umgang mit Peers)
  • Äquilibration Streben nach Gleichgewicht -> Äquilibrationsprozess bei Ungleichgewicht zwischen Umwelt und Organismus - Ausdifferenzierung bestehender Schemate - Aufbau neuer Schemata -> Treibende Kraft für die kognitive Entwicklung
  • Marxistische Ideen Vygotsky Das Sein bestimmmt das Bewusstsein Verpflichtung geistifes Gut mit Kindern zu teilen Dialektik (wissen + wissen der Muttek -> neues Wissen)
  • Soziale Interaktion (wer und was?) Vygotsky Lernen und Entwickeln hat Ursprung in sozialer Interaktion-> hängt fundamental vom sozialen Kontext ab Sozialkonstruktivismus -> nicht rein individuell sondern kulturell geprägt Lernen von kompetenteren Menschen
  • Internalisierung Einfügen von Wissen in eigene kognitive Struktur Intermentale Kategorie -> Intramentale Kategorie Verschiedene mentale Prozesse je nach intermentalem Kontext (Eltern-Kind vs Schüler-Lehrer) Keine 1:1 Kopie sondern Transformation Intramentales (Denkprozesse, Denkstrukturen) unterschiedlich je nach Kultur
  • Psychologische Werkzeuge Vygotsky Sprache -> Steuert verhalten, beeinflusst Denken Mathematische Systeme Denkweisen Vorgestellte Graphische Darstellungsformen => Kommen durch soziale Interaktion
  • Zone der Proximalen Entwicklung Funktion, die noch nicht herangereift ist, es aber noch kann -> Was kann ein Kind wenn ich es unterstütze -Viel Hilfe -> Wenig Hilfe -> Keine Hilfe - Wirkung von Training auf Professorenkind und vernachlässigtes Kind (gleich Intelligent)
  • Soziales, Privates und Inneres Sprechen (+wer?) "Du brauchst etwas zum kühlen" -> "Ich brauche etwas zum kühlen" -> nur Gedanke Vygotsky
  • Wichtige Konzepte Vygotsky Internalisierung Transformation Psychologische Werkzeuge Zone der Proximalen Entwicklung Soziales, Privates und Inneres Sprechen Mikrogenetische Methode
  • Mikrogenetische Methode (+wer?) Erfassung des "Moments der Entwicklung" Untersuchung der Entwicklung mit einer Vielzahl an Aufgaben. VL: Wann wird die Strategie (Fingerrechnen) umgestellt? Spontan? Sperrige Aufgaben? Hilfe? Vygotsky
  • Pädagogische Ableitungen Piaget Lernen ist nur in aktiver auseinandersetzung möglich-> Lehrer soll helfen, nicht Lösung vorgeben Schülerfragen wichtiger als Lehrerfragen Beschränkung des Denkens muss beachtet werden-> aufgaben an kognitives Level anpassen-> Methode der optimalen Diskrepanz Kooperatives Lernen mit Peers-> kognitive Konflikte auslösen Externe Beschleunigung und frühe anspruchsvolle Fertigkeiten nicht unbedingt hilfreich-> Piaget als Pädagogischer Pessimist Training bereichsübergreifender Strukturen Induktion kognitiver Konflikte
  • EIS - Prinzip Enaktiv - Handeln am konkreten Objekt Ikonisch - Sachverhalte im Bild darstellen Symbolisch - Arbeiten auf abstrakter Ebene
  • Variablenkontrolle / VOTAT - Strategie In der Phase der formalen Operationen Eine Variable isolieren (Pendel -> Gewicht ODER Länge verändern)
  • Kritik an Piaget + Sehr sparsame Theorie + Ökologische Validität (Realitätsnah) + Viel Forschung angeregt -> Neo-Piagetsche Theorien + Interessante Phänomene + Extrem Einflussreich + Bewährte pädagogische Ableitungen - Beschränkung auf frühe Entwicklung - Unterschätzung kleiner Kinder (Objektpermanenz) - Überschätzung älterer Kinder (alle Dreisatz mit 13) - Mangelnde Erklärung der inhomogenität von Denkleistungen auf bestimmten Stufen - Mangelnde Beachtung von Inhaltswissen - Überbetonung mathematischer und logischer Strukturen (v.A. in späterem Leben) - Mangelnde Beachtung kultureller Einflüsse
  • Pädagogische Implikationen vygotsky Leistungstest: Messung - Training - Messung -> sozial Gerechter Interaktion mit kompetenteren Partnern Direkte Vermittlung wissenschaftlicher Konzepte Reciprocal Teaching (Ein Schüler wird zum Lehrer über einen Textabschnitt, stellt Fragen und fasst ihn kurz zusammen, Unklarheiten werden geklärt, dann kommt der nächste 'Lehrer'; auch Vorhersagen über weitere Texte können getroffen werden)
  • Kritik Vygotsky + Einbezug der Kultur + Einbezug sozialer Perspektive + Betonung der dynamik von Entwicklung -> Vieles was bei Piaget ausgelassen wurde + sehr Einflussreich - Vage Definitionen - Vage Prozessbeschreibungen (z.B. wie kommt es zu Transformation) - Keine Angaben zu interessanten Entwicklungsphänomenen
  • Grundannahmen Informationsverarbeitungsansatz Computer Metapher (Bessere Leistung durch bessere Hardware und Software, begrenzte Kapazität Arbeitsgedächtnis (-> Prozessor)  Entwicklung als Selbstmodifikation Altersbezogene Unterschiede- Knowing- Knowing about knowing (Metakognition)- Knowing how to know (Strategien) -> Motoren der Entwicklung
  • Drei - Speicher Modell (wer?) Sensorischer Speicher (milisekunden)-> Erster Filter, dass meiste wird ausgeblendet Kurzzeitgedächtnis / Arbeitsgedächtnis (Sekunden)-> Wie viele Infos auf einmal, Infos verarbeiten Langzeitgedächtnis (Minuten bis Leben)-> Theoretisch unbegrenzte Kapazität, Grundlage für neues Wissen, Beeinflusst Wahrnehmung Slavin
  • Deklaratives & Prozedurales Wissen Deklarativ -> Faktenwissen (z.B. Hauptstädte) Prozedural -> Können (z.B. Skifahren)
  • Gedächtnisentwicklung allgemeines Kapazität des Kurzzeitspeichers (eigentlich nur bis ca. 5J) -> Problem bei Aufgabenlösung (vgl. Piaget -> Zentrierung) Wissen -> Mehr vorwissen -> Neues weniger ressourcenintensiv (12Jähriger Schachspieler vs. 20 Jähriger Nichtschachspieler) -> wichtiger als Kapazität des Kurzzeitspeichers Gedächtnisstrategien Metagedächtnis (z.B. Wissen, dass schweres Wortpaar mehr Lernzeit erfordert
  • Typische Defizite beim Strategieeinsatz Mediationsdefizit / Repertoiredefizit (-> ist die Strategie im Repertoire?) - nicht spontan- (induziert)- kein nutzen Produktionsdefizit / Anwendungsdefizit (Wird die Strategie angewendet?) - nicht spontan- induziert- nutzen Nutzendefizit (Bringt die Strategie etwas, v.A. bei neuen Strategien) - spontan- induziert- kein nutzen
  • Problemlösen Balkenwaage + Implikationen Vor 3J nur geraten, 3-5 J annäherungen an Regeln Regel 1: Arm mit mehr Gewicht senkt sich (5-6 Jahre) Regel 2 Regel 1 + Abstand bei gleichem Gewicht (8-9 J [teils noch eins teils schon 3]) Regel 3 Gewichte + Abstand, raten bei Konflikt (13 - 17 J) Regel 4 Multiplikativ verknüpft (Erwachsene, aber selten) -> Personen können so klassifiziert werde => Lernen an aktuelles Level anpassen
  • Siglers Theorie der Strategieentwicklung Modell überlappender Wellen - Intra und Interindividuelle Unterschiede - Konkurrierende Strategien über längeren Zeitraum - Neue Strategien lösen alte nicht unmittelbar ab - Langfristig bessere Strategien beibehalten, alte als Back up / Grundlage für neue Strategien
  • Aktienindexmodell Renkl Variabilität in der Entwicklung kommt vor, kein Messfehler Teilweise Rückgang, insgesamt aber steigend
  • Kritik Informationsverarbeitungsansatz - Computermetapher nur eingeschränkt - Oft nur kalte Kognition - Vernachlässigung des sozialen Kontexts + Differenzierte Analysen + Sophistizierte Methodik + Instruktionale und förderungsbezogene Relevanz + Einbezug vielfältiger Entwicklungsprozesse + Vereinbar mit anderer psychologischer Forschung
  • Theorie Theorie Grundannahmen Kinder entwickeln Theorien üer bestimmte Dinge, diese entwickeln sich weiter Intuitive Theorien zu grundlegenden Domänen (Physik, Biologie, Chemie) Grundlegende Prinzipien angeboren (ontologische Unterscheidungen, Kontinuitätsprinzip) Kohärente, Konsistente und teils abstrakte WissenssysIteme-> teilweise spezifische Prinzipien Interpretation, Erklärung & Vorhersagen von Ereignissen Theoriewandel -> qualitativTheorieerweiterung -> quantitativ Wissensparadoxon (Baut Wissen auf Wissen auf muss Wissen angeboren sein)
  • Theory of Mind (+wer?) Annahmen über Zustände des Geistes, selbst und Andere -> Wille, Überzeugungen -> Verhalten vorhersagen Premack and Woodruff (Chimpanse)
  • Repräsentationsverständnis (+wer?) primäre Repräsentation -> im Augenblick wahrgenommen -> Säuglingsalter sekundäre Repräsentation -> lösung von momentaner Wahrnehmung, auch Vergangene und hypothetische Situationen (ca. 18 Monate) Metarepräsentation -> mentale Inhalte sind kein konkretes Abbild der Realität, kann sich ändern und falsch sein, Repräsentation über Repräsentationen -> ab 4. Lebensjahr Perner
  • Grundlegende Entwicklungen Theory of Mind 2 Ebenen der Perspektivübernahme (Flavell) - wenn ich das Bild sehe siehst du es nicht (2,5 J) - Das siehst du aus deiner Perspektive (4 J) Wellman: Desire psychologie (2 J)  - äußern von Wünschen (verbal) - Verstehen, dass Wünsche das Handeln beeinflussen Desire - belief psychologie (3 J)  - Wünsche und Überzeugung anerkannt aber nicht angemessen berücksichtigt -> Wo ist die Schokolade? Belief - desire psychologie (4 J) Überzeugung & Wünsche handlungsleitend
  • Errungenschaften Theory of Mind Falsche Überzeugungen Repräsentationswechsel Schein - Realitätsunterscheidung Lüge und Täuschung von Kindern (erfordert Metarepräsentation)
  • Implizites Verständnis (theory of mind) Problem oft Verbalisierung (v.A. vor 4 J) -> Kuscheltier in iste-> 18 Monate altes Kind zeigt Verständnis von falschen Überzeugungen
  • Konzeptwechsel / Perspektivwechsel (+ Lösungsstrategien) So genannt wenn er schwer fällt (Erde rund) Fehlkonzepte oft eingebettet (Luft ist nichts, Gamblers Fallacy) Nicht eingebettete Theorie (knowledge in pieces) -> leichter zu beheben Alltagsfunktionalität (Stahl kälter als Kork) Lösungen - Ausklammerungsstrategie (oft Schule, richtiges wird präsentiert)-> oft altes Konzept beibehalten, kompromiss - Ersetzungsstrategie (richtiges wird präsentiert, falsches beschrieben und widerlegt, refutation text) - Integrationsstrategie (v.A. bei alltagsfunktionalität und intuitiven Konzepten, einordnung was in welchem Kontext richtig ist)
  • Kritik Theorie - Theorie + Bereichsspezifität + frühe Kompetenzen beachtet + Pädagogische & instruktionale Relevanz - unökonmisch - denken Kinder theorieartig?
  • Epistemische Überzeugungen Prsönliche Annahmen / Überzeugungen über Wissen und Erkenntnis
  • Perry (1970) Entwicklung College - Zeit Dualismus - wir - richtig - gut vs. die - falsch - schlecht Multiplismus - richtig, falsch und noch nicht bekannt / nie zu klären - do your own thing / anything goes -> jeder hat das Recht auf seine Meinung (kontextueller) Relativismus - Man selbst als aktiver Bezieher von Positionen, Wissen ist das Einnehmen von Positionen Bekenntnis im Relativismus Bewusster Bezug von Positionen im Umfeld legitimer Alternativen
  • Deanna Kuhn + ihre Dimensionen Argumentatives Denken Auf sozialer und individueller Ebene relevant, denken als argumentieren (z.B. individuell: abwägen als innerer Dialog, sozial: rückfälligkeit von Straftätern) Schöffenurteile -> satisficing (plausible Geschichte) vs Theorie - Evidenz - Koordinationvgl. Handy kauf: weder jedes Detail recherchiert noch das erstbeste Dimensionen Realist - Behauptung = Kopie externer Realität- Realität = direkt erkennbar- Wissen = von außerhalb und sicher- kritisches Denken = überflüssig Absolutist - Behauptung = richtig oder falsch- Realität = direkt erkennbar- Wissen = von außerhalb und sicher- kritisches Denken = Behauptung & realität Vergleichen -> richtig oder falsch Multiplist - Behauptung = Meinung- Realität = nicht direkt erkennbar- Wissen = vom Menschen und nicht sicher- kritisches Denken = irrelevant Evaluatist - Behauptung = Urteil, dass bewertet und verglichen werden kann- Realität = nicht direkt erkennbar- Wissen = vom Menschen und nicht sicher- kritisches Denken = hilft beim Verstehen und beim bilden solider Behauptungen
  • Schommer Mehrdimensional keine lineare Entwicklung Fragebogen -> Faktorenanalyse: - fixed ability (Talent oder erlernbar) - Quick learning (lernen als langsamer Prozess vs schnell oder garnicht) - Simple knowledge (Müssen dinge etwas klares / eindeutiges haben) - certain knowledge (gibt es sicheres Wissen, "the only thing certain is uncertainty itself") -> unabängige Entwicklung