Sozialgeographie (Fach) / VL 8 (Lektion)

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Einführung

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  • Nennen Sie die Daseinsgrundfunktionen nach der „Münchener Schule der Sozialgeographie“! Sieben Stück: Wohnen, Gemeinschaft, Arbeiten, Verkehren, Sich Erholen, Sich Bilden, Sich Versorgen
  • Was wird innerhalb der „Münchner Schule“ unter Grunddaseinsfunktionen verstanden (Definition)? Unter Grunddaseinsfunktionen werden solche grundlegenden Daseinsäußerungen, Aktivitäten und Tätigkeiten verstanden, die: - allen sozialen Schichten immanent, - massenstatisch erfassbar,- räumlich und zeitlich messbar sind und - sind raumwirksam ausprägen
  • Welches Ziel verfolgt die „Münchener Schule“? Ihr Ziel ist unter Bezugnahme auf menschliche Bedürfnisse Raumforschung und Raumplanung zu betreiben. Als geeignetes Mittel dazu wird eine funktionalistische Betrachtungsweise gesehen, die im Konzept der „Daseinsgrundgrundfunktionen“ zum Ausdruck kommt. 
  • Erläutern Sie die Gesellschafts-Raum-Konzeption der „Münchener Schule“! Die Landschaft wird als Prozessfeld verstanden. Auf diesem reproduzieren Gruppen "gewordene Strukturen", wandeln diese ab oder bringen neue hervor. Beobahtbare Kulturlandschaften werden damit als "geronnene Durchgangstadien" früher verwirklichter Daseinsentfaltung interpretiert. Raum ist somit Projektion der Gesellschaft. Gleichzeitig beeinflusst die Raumstruktur auch die gesellschaftliche Organisation. Sie beantwortet v.a. diese drei Leitfragen: Wie wirkt sich das zur Befriedigung der Daseinsgrundfunktionen notwenige Handeln menschlicher Gruppen auf die funktionale Differenzierung des Raumes aus? Welche Regelhaftigkeit der räumlich funktionalen Differenzierung lassen sich beobachten und wie sind diese zu erklären? Inwieweit beeinflussen (raum-) strukturelle Persistenzen (Bestehenbleiben)  die Veränderungen?= „time lag“zwischen sozialem und räumlichem Wandel: Veränderung wird erst nach einiger Zeit sichtbar, da die Umsetzung Zeit in Anspruch nimmt, den sog. time lag
  • Wie ist der Begriff „Landschaft“ nach der „Münchener Schule“ aufzufassen? Die Landschaft wird als Prozessfeld gesehen. Demnach ist die Kulturlandschaft als ein komplexes Gefügebild räumlicher Strukturmuster der Daseingrundfunktion zu begreifen.
  • Erläutern sie knapp, was die „Münchner Schule“ mit dem „Prinzip der Persistenz“ meint? Räumliche Strukturen weisen eine Persistenz (Bestehenbleiben) auf, weil die Schaffung von ‚funktionierenden Stätten‘ z.B. oft mit erheblichen Kosten verbunden ist (--> time lag). Dabei geht es v.a. um die Wechselwirkungen zwischen Handlung und Struktur, da Handlungen zur Befriedigung der Daseinsgrundfunktionen wichtig sind und die Struktur eine Funktionale Strukturierung des Raumes ermöglicht. Die Struktur ist dabei die Rahmenbedingung des Handelns (ermöglichend und einschränkend) und das Handeln dient als strukturbildendes Moment (Schaffung/Reproduktion/Modifikation).
  • Nennen Sie das Leitbild/Grundprinzip der Charta von Athen! Inwiefern ist dieses mit der Sozialgeographie der „Münchener Schule“ verwandt? Ziel: Umbau der mittelalterlichen Stadt und Anpassung an Erfordernisse der Moderne, dabei Orientierung an den Richtlinien und Forderungen des Funktionalen Städtebaus. Das Leitbild der Charta von Athen ist die Funktionstrennung innerhalb der Stadt. Es wird in vier Kategorien unterteilt (Wohnen, Arbeit, Erholen, Verkehr). Dieses Grundprinzip wird in den Daseinsgrundfunktionen der Münchener Schule aufgegriffen. Der Anspruch der Münchener Schule war die Werke Bobeks und Hartkes zusammenzuführen und u.a. für die Planung in „komplexen Kulturlandschaften wie etwa der Stadt“ fruchtbar zu machen. Dabei möchte sie durch eine funktionale Betrachtungsweise unter Bezugnahme auf menschliche Bedürfnisse Raumplanung und Raumforschung betreiben.
  • Welches Leitbild/Grundprinzip der räumlichen Planung der 1930er Jahre greift die „Münchener Schule“ der Sozialgeographie auf? Die Funktionstrennung ist das Grundprinzip des damaligen modernen Städtebaus. Man wollte die verschiedenen Funktionen räumlich voneinander trennen und optimal anordnen.
  • Wie ist „Sozialgeographie“ nach der „Münchener Schule“ definiert? „Wissenschaft von den räumlichen Organisationsformen und raumbildenden Prozessen der Grunddaseinsfunktionen menschlicher Gruppen und Gesellschaften.“(Ruppert/Schaffer 1969)
  • Erläutern Sie die sozialgeographische Verhaltensgruppe und die sozialgeographische Merkmalsgruppe und grenzen Sie diese Konzeptionen vom soziologischen Gruppenverständnis ab! Die sozialgeographische Verhaltensgruppe beschreibt Menschen, die sich in einer vergleichbaren sozialen Lange befinden und infolgedessen ähnliche Verhaltensweisenentwickeln, die vergleichbare Einflüsse auf räumliche Prozesse und Strukturen haben. Die Sozialgeographische Merkmalsgruppe fasst Individuen nach einem oder mehreren sozialstatistischen Merkmalenzusammen (z.B. Alter, Beruf, Einkommen, Bildungsstand). Da die Münchener Schule keinen Interaktionszusammenhang innerhalb von Gruppen voraussetzt, sieht sich diese Konzeption im Gegensatz zum Soziologischen Verständnis einer Gruppe, bei der stets ein Interaktions- bzw. Kommunikationszusammenhang vorherrscht.