Sozialgeographie (Fach) / VL 7 (Lektion)

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Einführung

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  • Grenzen Sie knapp H. Bobeks Konzept des „Mensch/Natur“ – Verhältnis von demjenigen der traditionellen Geographie ab! Im Gegensatz zur traditionellen Landschaftsgeographie sollen die Ursachen zur Erklärung der Landschaftsforme nicht vorrangig in der physischen Welt (Natur) gesucht werden, sondern in der sozialen Welt. Da Kulturlandschaften von Menschen gemacht sind, bedarf es sozialer Erklärungen für die landschaftlichen Erscheinungen.
  • Nennen Sie die „menschlichen Funktionen“, die nach Bobek „landschaftsprägende Kräfte“ sind und erläutern Sie diese! FUNKTIONSART                            BESCHREIBUNG Bisoziale Funktionen        Fortpflanzung und Aufzucht zwecks „Erhaltung der Art“ (Reproduktion) Oikosoziale Funktionen    Wirtschaftsbedarfsdeckung und Reichtumsbildung (ökonom. Aktivitä) Politische Funktionen       Behauptung und Durchsetzung der eigenen Geltung (polit. Aktivitäten          .                                    und Organisation)Toposoziale Funktionen    Siedlungs-Ordnung des bewohnten und genutzten Landes (Wohnen, .           .                                    Siedlungsweise, -planung)Migrosoziale Funktionen   Wanderung, Standortsänderungen (räumliche Mobilität) Kulturfunktionen              Religiöse Aktivitäten, Bräuche, Sitten etc. (soweit landschafts- oder .   .                                     länderkundlich belangreich)
  • Wer sind nach H. Bobek die Träger der „landschaftsprägenden Funktionen“? Nicht der Mensch an sich, sondern sog. Lebensformgruppen sind Träger landschaftsprägender Funktionen. Das Zusammenspiel mehrerer Gruppen (Gesellschaften/Sozialkomplexe) prägt einen „konkreten Raum“. Es gibt primäre, sekundäre und tertiäre Lebensformen.
  • Wie entsteht eine „Sozialbrache“ (nach Hartke)? Eine Sozialbrache ist ein soziales Phänomen und entsteht beim Übertritt eines Bauern in eine nichtagrarische Sozialgruppe und der damit verbundenen Aufgabe der landschaftlichen Nutzfläche. Mit dem sozialen Wandel ergibt sich ein neues Wertesystem, bei dem naturräumliche Faktoren wie Bodenfruchtbarkeit ihre Bedeutung (Erklärungsgehalt) verlieren. Sozialbrache als Indikator für gesellschaftlichen Wandel von Agrar- zur Industriegesellschaft
  • Was ist nach W. Harkte unter der „Kulturlandschaft als Registrierplatte“ zu verstehen? Nennen Sie ein Beispiel und erläutern Sie es! W. Hartke sieht die Kulturlandschaft als „Registrierplatte“, auf welcher Spuren menschlicher Tätigkeiten abgebildet sind. Diese interpretiert er als Indikatoren für soziale Prozesse (àBsp. Sozialbrache + Erklärung s.o.).  Ein Beispiel sind die leerstehende Zechenanlagen im Ruhrgebiet. Hier wurde die Landschaft zunächst durch den Kohleabbau extrem geprägt, bis dieser eingestellt wurde und viele Regionen sich selbst überlassen wurden. Heutzutage werden einige Zechen als Museum oder Parkanlage wieder kulturlanschaftlich genutzt.
  • Worin bestehen die entscheidenden Unterschiede zwischen den Theorien von H. Bobek und W. Hartke? H. Bobek war der Begründer einer sozialgeographischen Landschaftssforschung während W. Hartke als Begründer der geographischen Gesellschaftsforschung gilt. Grundsätzlich unterscheiden sich beide in ihrem Erklärungsansatz. Bobek will die Landschaft erklären (Rekonstruktion der landschaftsprägenden Kräfte zur Erklärung der landschaftlichen Erscheinungsform) wohingegen Hartke die Gesellschaft erklären will (Erforschung der Kulturlandschaft zur Erklärung der Gesellschaft und der menschlichen Tätigkeiten im Raum). Bobek: aus Beobachtungen der Gesellschaft etwas Landschaftliches erklärenHartke: aus Beobachtungen der Landschaft etwas Gesellschaftliches erklären
  • Grenzen Sie den Ansatz von W. Hartke von den Ansätzen der „traditionellen Geographie“ ab! W. Hartke vollzieht Wendung in Richtung sozialwissenschaftlicher Geographie: Er lenkt die Aufmerksamkeit vom Forschungsgegenstand ‚Landschaft‘ auf menschliche Aktivitäten und ihre sozio-kulturellen Hintergründe. Traditionelle Geographie: GeodeterminismusHartke: Abkehr des Geodeterminismus und größere Bedeutung der Sozialwissenschaft
  • Welche Implikationen/ Bedeutung hatten die Erkenntnisse aus den Sozialbrache-Studien von W. Hartke für die Geographie? Implikationen: - Geodeterminismus wird unhaltbar! - Distanz als Erklärungsfakto                                                                                                                    - wird in Frage gestellt                                                                                                                     .        - Einfacher Zusammenhang von Bevölkerungswachstum und Flächenverbrauc wird widerl.  Konsequenzen: -   Mensch-Umwelt-Verhältnis: Sozialgeographische Theorie der Ökologie-   „Geographie-Machen“als Gegenstand sozialgeographischer Forschung -   Angewandte Forschung: Handlungsgrundlage für politische Entscheidungen