Sozialgeographie (Fach) / VL 6 (Lektion)
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Einführung
Diese Lektion wurde von brixle02 erstellt.
- Welchen kritischen Beitrag zur Geographischen Landschaftskunde leistete der Osnabrücker Geograph Gerhard Hard mit seiner Habilitationsschrift von 1970? Mit seiner Habilitationsschrift „Die ‘Landschaft’ der Sprache und die ‘Landschaft’ der Geographen“ kritisierte er die geographische Landschaftskunde. In einer semantischen Analyse des Begriffs 'Landschaft' konnte Gerhard Hard zeigen, dass dieser für die deutsche Geographie zentrale Begriff, der der Malerei und der ästhetischen Betrachtung eines Raumausschnitts entsprungen ist, weiterhin vielfältige ästhetische Konnotationen trägt, die sich auch auf die geographische Landschaftsbetrachtung auswirkten. Mit dem Nachweis, dass diese die wissenschaftliche Arbeit vieler Geographen durchzieht, gilt Gerhard Hard bei vielen deutschen Geographen seither als enfant terribleder Profession.
- Welchen wesentlichen Beitrag hat Alfred Hettner für die Entwicklung der deutschsprachigen Geographie geleistet? Er wollte die Landschaftskunde von der rein morphologischen zu einer umfassenderen Betrachtungsweise der Landschaft führen, indem er sie um die Querverbindungen zur Orographie, Geologie, Geomorphologie und Klimakunde sowie Pflanzen- und Tierwelt ergänzte. Er plädierte für eine chorografische Sicht der Landschaft: sie entspreche einer Stufenleiter von Individualräumen, welche die verschiedenen Erdräume nach Größe einteilt in Erdteil, Land, Landschaft und schließlich Örtlichkeit als kleinste Einheit der Größengliederung (à„Hettner’sches Schichtenmodell“). Dieses konzipierte „länderkundliche Schema“ diente zur Vereinheitlichung des Aufbaus einer Länderkunde seit dem 19. Jahrhundert.
- Was bedeutet „Landschaftskundliches Paradoxon“? Erläutern Sie knapp. Problem der Objektivierung Landschaft als Ergebnis und Gegenstand geographischer Forschung = wissenschaftlicher Firlefanz! Die geographische Landschaft ist der eigentliche zentrale Forschungsgegenstand der Geographie.“ (Wernli 1958) -> Landschaft als Gegenstand „Die Landschaft bildet die Synthese aller geographischen Elemente, die Krone der Geographischen Schilderung.“ (Banse 1923:10)-> Landschaft als Ergebnis In der Landschaftsforschung wird ein subjektiver Eindruck (des/der GeographIn) als Grundlage für die Bestimmung eines objektiven Forschungsgegenstandes nimmt!
- Wie konzipierte Alfred Hettner die geographische Länderkunde? Ihm ging es stark um eine Synthese von Human- und Physiogeographie, bei der Länderkunde zum einen als Ziel und zum anderen als genuines Forschungsfeld für das Fach Geographie diente. Jeweils spezifische Landschaften bildeten den Forschungsgegenstand der Länderkunde. Länder sind quasihomogene und natürliche Einheiten von Landschaften, sprich Staaten sind keine politische Konstruktion, sondern eine natürliche Einheiten von Volk, Kultur und Raum. Dies basiert auf dem Geodeterminismus.
- Erläutern Sie knapp das „Länderkundliche Schema“ nach Hettner (1932)! Das Ziel war die übersichtliche Darstellung komplexer, geographischer Sachverhalte unter der Annahme, dass ein Landsich mosaikhaft aus einer Mehrzahl von Landschaftenzu einem homogenen Ganzen zusammensetzt. Es war der Versuch einer integrativen, synthetisierenden Betrachtung durch Kompilation der Geofaktoren unter rein additiver Betrachtung vermeintlich kausal aufeinander bezogene Inhalte in bestimmter Abfolge.
- Nennen Sie (mind.) sechs Adjektive, mit denen man knapp die Kritik am Länderkundlichen Schema umreißen kann. enzyklopädisch, additiv, statisch, idiographisch, deskriptiv, ahistorisch, apolitisch, atheoretisch, nicht problemorientiert
- Welches disziplinhistorische Ereignis verbindet man in Kiel 1969? Aufstand der Studierenden am Kieler Geographentag
- Nennen sie drei wesentliche Kritikpunkte, welche die Studierenden beim 37. Deutschen Geographentag in Kiel an der geographischen Landschaftskunde formulierten und erläutern sie diese knapp. Kein ErkenntnisgegenstandFeld zu großPseudowissenschaft, da die Landschaft allein nicht reicht àQuantitativ
- Grundannahme der Lanschaftsforschung Dem Landschaftsbild mit der räumlichen Koinzidenz aller seiner Teilmomente entspricht - ein innerer Zusammenhang, d.h., hinter dem bloßen Landschaftsbild steht eine totale Komplexität aller natur- und menschbestimmten Elemente. (Ausgangspunkt: geographische Tradition der unmittelbaren Geländebeobachtung) - Landschaft als vereinender Gegenstand (-> deutscher Versuch einer Überbrückung des Dualismus von Physischer Geographie und Humangeographie mit Hilfe des Landschaftsgedankens vor dem Hintergrund des regionalistischen Konzepts) - Geographie zuständig für die „große Synthese“ (-> Überlegitimation der Geographie)