Sozialgeographie (Fach) / VL 2 (Lektion)
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Einführung
Diese Lektion wurde von brixle02 erstellt.
- Welche vier „Raumkonzepte“ unterscheidet Wardenga (2002)? - Räume als Container- Räume als Systeme von Lagebeziehungen materieller Objekte- Räume als Kategorie der Sinneswahrnehmung- Räume werden konstruiert („gemacht“)
- Beschreiben Sie knapp die vier Raumkonzepte nach Wardenga! Räume als Container: In diesen „Behältern“ befinden sich sowohl bestimmte Sachverhalte der physisch- materiellen Welt als auch Werke (Bauten) des Menschen. Räume als Systeme von Lagebeziehungen materieller Objekte: In dieser Raumabgrenzung geht es v.a. um die Bedeutung von Standorten, Lage-Relationen und Distanzen und deren Bedeutung für die gesellschaftliche Wirklichkeit. Räume als Kategorie der Sinneswahrnehmung: Bewertung und Einordnung der Wahrnehmung von Individuen, Gruppen oder Institutionen zur räumlichen Differenzierung von Handlungen. Räume werden konstruiert („gemacht“): Räume sind Artefakte von gesellschaftlichen Konstruktionsprozessen und untersuchen damit die Prozesse von raumbezogener Sprache.
- Wie ist die Sozialgeographie innerhalb des „Systems der Geographie“ verortet? Erläutern Sie die beiden unterschiedlichen „Verständnisse“ der Verortung. Nach dem alten Verständnis wird die Sozialgeographie als separater Teilbereich der Humangeographie oder als sog. „Bindestrichgeographie“ gesehen. In diesem Verständnis ist die Sozialgeographie auf gleicher Ebene mit der Stadtgeographie oder auch der Wirtschaftsgeographie. Nach dem modernen Verständnis gilt die Sozialgeographie als Querschnittsperspektive und betrachtet die Mensch – Umwelt – Beziehungen in der Humangeographie durch eine integrierende Betrachtungsweise.
- Welche Dimensionen des Zusammenhangs zwischen sozialen Phänomenen und „Raumstruktur“ nennt Peter Weichhart? - Funktionalität- Status, Sozialer Rang; Macht, Herrschaft und Kontrolle- Handlungserwartung/Verhaltensnormierung- Symbolfunktion und Repräsentationsfunktion
- Beschreiben Sie vier Dimensionen des Zusammenhangs zwischen sozialen Phänomenen und „Raumstruktur“ (nach Weichhart 2008)? Funktionalität:Zwischen sozialer Interaktion und der räumlichen Anordnung von Gegenständen in einem Raum besteht ein klar erkennbarer wichtiger Zusammenhang (z.B. Hörsaal àviele Menschen hören einem Dozenten zu und schreiben mit) Statuspositionen und Machtstrukturen:Räume/Orte und die Rationalität ihrer physisch-materiellen Ausstattung können Ausdruck und Medium dessen sein. Es besteht ein Zusammenhang zwischen räumlicher und sozialer Position (Studenten vs. Dozent vorne zentriert) Handlungserwartung/Verhaltensnormierung: Räume/Orte definieren Gültigkeitsbereiche von Normen (meist durch Sozialisation erlernt àStudenten hören zu und schreiben mit und der Dozent präsentiert) Symbolfunktion und Repräsentationsfunktion: Bestimmt aufgebaute Räume werden als spezifische ‚Zeichen‘ verstanden die als Projektionsflächen personaler und sozialer Identität gelten (z.B. Büro des Chefs)
- Was meint Peter Weichhart (2008) mit der „‚Räumlichkeit‘ sozialer Phänomene und der sozialen Dimensionen der ‚Räumlichkeit? - Das Soziale ist „raumwirksam“, wodurch das Räumliche zur Ausdrucksform wird.- Das Räumliche ist „sozialwirksam“, in dem das Räumliche ein Medium darstellt.
- Woraus erklärt sich die „Vielfalt der Perspektiven“ in der Sozialgeographie? Es gibt keine „letzte Gewissheit“ oder absolut gesichertes Wissen, denn vermeintliches Wissen ist immer Vermutungswissen. Durch verschiedene spezifische fachtheoretische Perspektiven, kann man einfacher bestimmte Problemfelder durchdringen und schärft die Analyse/das Ergebnis.
- Warum ist die Vielfalt der Perspektiven „notwendig“, „hilfreich“ und „angemessen“? Durch gegenseitige Herausforderung unterschiedlicher Positionen/Perspektiven (Paradigmen) wird die Schärfe der Analyse gefördert und da jede Perspektive „spezifische Sehschärfen, aber auch tote Winkel“ hat, können mit einer großen Anzahl an Perspektiven bessere/klarere Ergebnisse erzielt werden.
- Warum bedeutet Vielfalt der Perspektiven nicht Beliebigkeit? Welche Anforderungen sind an die Forschungsperspektiven in der Sozialgeographie? Vielperspektivität bedeutet nicht Beliebigkeit, sondern eine gesichertere Erkenntnis aufgrund der Anforderung der theoretisch-konzeptionellen Kohärenz und der angemessenen empirischen Operationalisierung innerhalb verschiedener Ansätze. (aber nicht für gesellschaftliche Zusammenhänge) Jeder Forschungsansatz ist auf seine Leistungsfähigkeit, d.h. dem „Aufklärungspotenzial unter aktuellen Lebensbedingungen zu beurteilen“. Auch jede Veränderung gesellschaftlicher Zusammenhänge erfordert eine Anpassung der Theorien und Konzepte.