Deutschdidaktik (Fach) / Schriftspracherwerb bis Sprachreflexion (Lektion)

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5.Schriftspracherwerb 6.Rechtschreiben 7.Texte schreiben 8.Sprachreflexion

Diese Lektion wurde von Szilagyi erstellt.

Lektion lernen

  • 5.Multiple Fähigkeiten innerhalb des Schriftspracherwerbs A.) Schreiben umfasst nicht bloß motorische/ technische FertigkeitenB.) Sondern => Schreibenlernen ist ein kognitiver und kommunikativer Lernprozess Dieser umfasst: 1.Motorische Fähigkeiten 2.sprachliche Fähigkeiten 3.Konzeptionelle Fähigkeiten 4.grammatisches/ orthografisches Lernen
  • 5.Besonderheiten der deutschen Schriftsprache A.) Die deutsche Schriftspracheist nicht das bloße Abbild der gesprochenen Sprache.-->Zwar Alphabetschrft deren zentrales Prinziep es ist, Lauten Buchstaben zuzuordnen==>aber: 1.Geschriebenes enthält Lücken (Leerstellen) zwischen Wörtern, Sätzen und Absätzen, die es im Gesprochenen nicht gibt. 2.Ein Graphem repräsentiert unter Umständen mehrere Phoneme (z.B. <e> in Decke, schlafen, Besen, etc.) 3.Ein Phonem wird durch verschiedene Grapheme, bzw. Graphemkombinationen verschriftlicht (z.B. in Wachs, Axt, Keks, Klacks)==> Keine 1:1 Zuordnung von Lauten und Buchstaben aber Graphem- Morphem- Korrespondenz
  • 5. Schulanfänger als Sprachlerner A.) Schulanfänger sind keine Lernanfänger, sondern: 1.Lernen Silben implizit über Kinderlieder und Reime 2.Lernen welche Funktionen das Schrieben erfüllt 3.Lernen formulierte Sprache und literarische Muster durch das Vorlesen kennen 4.lernen, wie man einzelne Buchstaben und Wörter schreibt 5.unterscheiden sich um 3 bis 4 Jahre in ihrer vorschulischen Schrifterfahrung
  • 5. Wie wird Schriftsprache erworben? Erwerbswege 1.Logographemische Phase 2.Alphabetische Phase 3.Orthographische Phase
  • 5. Wie wird Schriftsprache erworben? 1.Logographemische Phase 1.Kinder erkennen noch keine Laut-Buchstabenbeziehung 2.Reproduktion 'Malen' von Buchstaben ohne lautlichen Bezug 3. Kinder können Wörter 'lesen' die sie Wiedererkennenz.B. Schriftzüge von Produkten 4.Kinder können Wörter 'schreiben' deren Buchstaben sie auswendig gelernt habenz.B. eigenen Namen ==> Typische Elemente kindlicher Schreibprodukte aus dieser Phase sind Spiegelschreibungen und Kritzeltexte
  • 5. Wie wird Schriftsprache erworben? 2.Alphabetische Phase 1. Kinder entdecken Phone-Graphem korrespondenz und können auch unbekannte Wörter lesen und schreiben 2.Zunächst rudimentäre, später entfaltete Lautorientierung 3.Übergang von 1. in 2. Phase kann sehr schnell von statten gehen (November/ April Graphik 1. Schulklasse)
  • 5.Wie wird Schriftsprache erworben? 3.Orthographische Phase 1.Kinder verwenden schriftulturelle und orthographische Besonderheiten (z.B. Dehnungs- und Schärfungszeichen) 2.Schreiben und Lesen orientieren sich an orthographischen Normen
  • 5.Didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb 2(3?) Konzepte: Unterschiede Auffassungen darüber wie: 1.Das Verhältnis von Schrift und Sprache beschaffen ist 2.Was sind die zentralen Einheiten von Sprache, die in der Schrift repräsentiert werden (Laut, Silben- oder Wortorientierung) 3.In welcher Reihenfolge und Gewichtung motorische, sprachliche und konzeptuelle Komponenten des Lesen- un Schreibenlernens unterrichtet werden 4.In welchem Verhältnis eigenaktives und instruktives Lernen stehen sollen 5.Ob der Unterricht mehr durch Kind- oder durch Sachorientierung gekennzeichnet sein sollte
  • 5.Didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb Der Fibellehrgang 1. Viele verschiedene Fibeln (4 werden auf Bundesebene verwendet) 2.Kombination aus synthetischen und analythischen Methoden: a.) synthetische: Laut-oder Buchstabe als Ausgangspunkt -> durch synthetische Verbindung mit neuen, wird sich so sukzessive zum Wort vorgearbeitet b.) analytische: Ganze Wörter oder Sätze als Ausgangspunkt: Trainiert wird zumnächst das Erfassen von ganzen Wortgestalten. Späterer Übergang zu den kleineren Einheiten==> Leseprozess setzt sich aus synthetischen und analytischen Akten zusammen Fibeln vs. Spracherfahrungsansatz 1.Systematische Lehrgänge: Buchstabe/Laut -> Silbe -> Wort -> Satz 2.Reime, Liedstrophen und kleine Gedichte, bunt illustriert, seperate Schreibübugngshefte, graphomotorik wird trainiert, Anlauttabelle
  • Didaktische Konzepte für den Schriftspracherwerb Der Spracherfahrungsansatz 1. Berücksichtig Heterogenität der SuS (im Bezug auf Vorwissen) 2.Von Groß zu Klein: Text zu Buchstaben.  3.individualisiert (unsystematisch) 4.Texte in verschiedenen Funktionen, viel eigene Schriftproduktion
  • 6. Rechtschreiben Orthografisches Wissen --> Implizites und Explizites Wissen 1. Implizites Wissen:Kognitive und assoziative Schreibschemata 2.Explizites Wissen:Orthografische Regeln
  • 6. Speicherung orthografischen Wissens Kognitive Schreibschemata Assoziative Schemata Orthografische Regeln 1.Kognitive Schreibschemata:Schreiber speichern die grafische Gestalt von Wörtern, Wortteilen, etc. --> Dabei Wird von Konkretendarstellungsweisen, wie Schriftart und Schriftgröße abstrahiert 2.Assoziative Schemata: Verbinden kognitive Schemata der grafischen Wortgestalt mit schematischen laut- und silbenstrukturellen => Phonem- Graphem- Korrespondenz ---> Ermöglicht es Pseudowörter lautsprachlich umzusetzen (frullen, spehlen, etc.) 3.Ortografische Regeln:-->Rechtschreibfähigkeiten beruhen i.d.R auf implizitem Wissen --->Lehrer/innen brauchen explizites Rechtschreibwissen um Rechtschreibfähigkeiten vermitteln zu können
  • 6.Orthografische Prinzipien Das phonographische Prinzip 1.Graphische Einheiten repräsentieren lautliche Eigenschaften-->Zuordnung von Graphemen zu Phonemen z.B. <sch> zu /∫/, oder <ng> zu /n*/
  • 6. Orthographische Prinzipien Weitere Prinzipien (Zusätzlich zu den großen 4) + Fazit 5. Das ästhetische Prinzip (Nom. Pl. <Knie> nicht >Kniee) 6.Das Homonymprinzip (<Laib> und <Leib) 7.Das etymologische Prinzip (<Anästhesie)...etc. ==> Die dt. Alphabetschrift baut auf einer Phonem-Graphem-Zuordnung auf, wird aber durch zahlreiche Prinzipien modifiziert
  • 6. Reflexion gebräuchlicher Formate zur Rechtschreibdiagnose 1.Nutzung von Diktaten 2.Rolle von Fehlern 3.Art der Rückmeldung (Übungen) Diktate nich als einzige Instrumente der leistungsüberprüfungDiktate nicht optimal, in anderen Formate (Bild - Wort) kann besser sichtbar gemacht werden wo Schwierigkeiten liegen Rückmeldung nicht in Qualitätsbewertung sondern Arbeitshinweisen
  • 7.Schreibkompetenz und die zugehörigen Teilkompetenzen + Konsequenzen 1.Grammatikalische Kenntnisse 2.Lexikalische Kenntnisse 3.Textmusterkenntnisse 4.Schriftkenntnisse 5.Soziale Kgnition-->Fähigkeit zur Abstraktion, Antizipation und Perspektivübernahme1.Konsequenz: Schreibunterricht sollte alle Teilkenntnisse fördern 2.Konsequenz: Man kann diagnostisch vom Nicht-Beherrschen einzelner Teilkompetenzen nicht auf eine mangelnde Schreibkompetenz auf ganzer Linie schließen
  • 7. Verschiedene Entwicklungsstufen im Schriftspracherwerb 5-7 Jahre 7-10 Jahre 10-14 Jahre Adoleszenz 1. Erste Schreibversuche: Orthografie und Schreibmotorik erfordern bisweilen so viel Aufmerksamkeit, dass kaum Kapazität für anderes bleiben --> Schreiben bis einem nichts mehr einfällt 2. Orientierung am Erlebten: Kurze Texte geprägt durch unbewusste Muster---> Sachverhalte so wiedergeben, wie sie erlebt wurden 3. Orientierung an der Sache und am Leser: Texte mit Übergeneralisierung (z.B. Adjektivgebrauch)--> zunehmende Nutzung von Textmustern, Adressatenorientierung 4. Literale Orientierung (optionale Stufe): geplantes Schreiben; Beherrschung der Schriftlichkeit
  • 7. Funktionen des Schreibens + Beispieltextformate Kommunikative Funktion Memorativ-konservierende Funktion Epistemische Funktion (Selbst-) reflexive Funktion 1.Schreiben als Möglichkeit zu Austausch, Verständigung und Unterhaltung--> Beschreibung, Bericht, Erzählung, Anleitung 2.Schreiben als Möglichkeit, Informationen festzuhalten und zu Speichern-->Notiz, Protokoll, Skizze, Zusammenfassung 3.Schreiben als kognitives Werkzeug des Denkens und Lernens-->Zusammenfassung, Analyse, Reflexion 4.Schreiben als Unterstützung für Reflexion, Selbstausdruck und Identitätsentwicklung--> Tagebuch/Blog, Arbeitsportfolio, Lerntagebuch
  • 7. Schülerorientierter Schreibunterricht 4 Anforderungen nach Merz- Grötsch 1.Individuelle Schreibbedürfnisse und Schreibwünsche akzeptieren 2.Schreibanlässe nutzen, die sich aus dem 'Tagesgeschäft' ergeben 3.Unterschiedliche Vorgehensweisen zum Schreiben anbieten 4.Unterschiedliche Einstellungen zum Schreiben respektieren - geschlechterspezifische Zugänge ermöglichen
  • 7. Schülerorientierter Schreibunterricht Fazit 1. Schreibunterricht der sich weder an den Interessen, noch an den Bedürfnissen der Kinder orientiert, ist weder lernförderlich noch motivierend 2.Verschiedene didaktische Konzeptionen zeigen, wie vielfältig die Schreibanlässe und methodischen Schwerpunkte im Schreibunterricht gestaltet werden können - dennoch bleobt der Schreibunterricht meist einseitig 3.Schreibaufgaben bilden die Basis des Unterrichts. Ihre Gestaltung ist zentral für den Verlauf und das Ergebnis des Unterrichts.
  • 7. Problematisierung schulischer Beurteilungs- und Bewertungspraxis Text 0 --> Text 1 --> Text 2 Text im Kopf des Produzenten --> Text auf dem Papier --> Text im Kopf des Rezipienten==> Texte brauchen kooperative Leser/ Leserinnenweil: 1. Nicht immer gelingt den SuS die Umsetzung von Text 0 zu Text 1 2.Ohne aktives Bemühen des Lesers um ein Verstehen wird aus Text 1 kein Text 2--> Beurteilung eines Textes danach, wie gut oder schlecht er den Rezipienten bei der Rekonstruktion des Sinns anleitet.
  • 7. Texte schreiben Konflikte in der schulischen Praxis 1.Text arten werden deduktiv vermittelt und eingeübt --> Schreibanlässe nicht induktiv aus Schülerinteressen generiert 2.Erwartungen an Schreibprodukte werden in Form von strengen Merkmalskatalogen festgehalten 3.Nicht alle Funktionen des Schreibens werden deutlich gemacht, besonders nicht die alltagsnahen.  4. Schreiben bedeutet meist, Produkte zur Benotung zu erzeugen.
  • 8. Sprachreflexion und Merkmale 1. akzentuiert kognitive Prozesse in Form von sprachlicher Handlung (aktives Nachdenken über Sprache) 2.Kampfbegriff der 70er: Abwendung von traditionellem Grammatikunterricht mit selektiver Wort- und satzlehre 3.Hinwendung zu einer umfassenden Thematisierung von Sprache (Wörter, Sätze, Texte, Gespräche, sprachliche Normen...) 4.Alltagserfahrungen der SuS werden zum Ausgangspunkt des Unterrichts 5.Sprache und Sprachgebrauch untersuchen 
  • 8.Wann/ Wo findet Sprachreflexion statt? 1. Beim Schreiben eines Textes, allein schon wenn wir uns fragen ob etwas groß oder klein geschrieben wird  2.Wenn wir über die Angemessenheit einer Grußformel beim schreiben einer E-Mail nachdenken 3.Wenn wir uns oder andere beim sprechen verbessern 4.uvm...
  • 8. Sprachreflexion Implizite Explizite 1. Z.B. beim Abwägen von Formulierungen --> erfolgt rasch und ohne Umwege über verbale Äußerungen, ist nur partiell beobachtbarnach Sprachgefühl, ohne Regelverweis 2. z.B. Feedback zu Formulierungen -->erfolgt anhand von verbalen Äußerungen, beobachtbar, verweis auf Regel (Regel ist bewusst)
  • 8. Themenbereiche der Sprachreflexion Grammatik der gesprochenen Sprache Sprachwandelphänomene 1. -lange zeit als grammatisch defizitär oder nicht systematisch beschreibbar angesehen - aber :--> Systematik ergibt sich aber aus Bedingungen mündlicher Kommunikation -Ellipsen beispielsweise oft in Dialogen aus ökonomischen Gründen -grammatische Phänomene der gesprochenen Sprache enstprechen nicht den Regularien der Schriftsprache --> dennoch funktional ==> Konsequenz für Korrekturverhalten: mündlicher Sprache in Texten muss anders beurteilt werden als Kasus/ Numerusfehler 2.: können auch thematisiert werden meist diskutierter Fall: Dativ oder Genitiv nach 'wegen'
  • 8.Sprachreflexion - Fazit 1. Sprachreflektierende Aufgaben im Unterricht können verschiedene Ziele verfolgen: Wortschatz erweitern, Floskeln verstehen, Begründungen sprachlich formulieren,... etc. 2. Sprachliche Phänomene werden dazu isoliert und systematisch hinsichtlich ihrer Funktionen, Angemessenheit oder Richtigkeit (Achtung Sprachpflege!*?*) betrachtet. 3.Dabei ist ein Anschluss an alltagssprachliche Phänomene und Erfahrungsbereiche der SuS zentral (z.B. Chatsprache) 4.In Lerngruppen mit mehrsprachigen SuS sind Rückgriffe auf die verschiedenen Sprachen zu empfehlen (z.B. Vergleich von Redewendungen in verschiedenen Sprachen und Kulturen)
  • 5. Der Fibellehrgang -systematische Lerngänge -Gemisch synthetischer und analytischer Lehrgänge -synthetisch: vom Kleinen zum Großen -analytisch: vom Großen zum kleinen  -viele unterschiedliche Übungen -Anlauttabelle + graphomorotische Zusatzübungen
  • 5. Der Spracherfahrugnsansatz - Aus der Fibelkritik entstanden -soll Heterogenität der Lernen besser berücksichtigen -soll Lernern verschiedene Funktionen von Sprache vermitteln (nicht blop Lese/ Schreibtechniken) -Lesen und Schreiben eigener Texte im Fokus -Lesen durch Schreiben (eine von vielen Methoden) -didaktische Landkarte als Hilfsmittel für Lehrende
  • 5. Fibellehrgang & Spracherfahrungsansatz pro / contra 1. Fibellehrgang pro: Vielseitig- Lehrer können Fibel nach eigenem didaktsichen Stil auswählen - Zeitsparend in der Vorbereitung -Einheitlicher Bewertugnsmaßstab contra: Vernachlässigt Heterogenität in Vorwissen und Lernverhalten der Sus - beitet kaum Raum für horizontalen Kompetenzerwerb/ situiertes lernen, induktive Lehrmethoden 2. Spracherfahrungsansatz pro: Bestens dafür geeignet situatives Lernen und induktive Lehrmethoden zu integrieren - Berücksichtigt Heterogenität der SuS besser -vermittelt Sprache in verschiedenen Funktionen contra: Zeitintensiv in Planung und Bewerung - Erfordert hohe didkatische Kompetenz 
  • 6. Orthografische Prinzipien Das Silbische Prinzip 2.Graphische Einheiten repräsentieren silbische Einheiten z.B. /∫/ wird als s realisiert, wenn es sich um die graphische Realisierung von 'scht' und 'schp' im Anfangsrand von Silben handelt --> Stuhl, Spaß vs gehuscht, wäscht z.B. /l/ wird als <ll> realisiert, wenn es der einzige intervokalische Konsonant nach einem betonten Vokal kmit festem Vokalanschluss ist.  --> <Halle> <Wellen> aber  <halten> <Welpe>
  • 6. Orthographische Prinzipien Das morphologische Prinziep 3.Graphische Einheiten reräsentieren morphologische Eigenschaften z.B. in der Wortflexion (Auslautverhärtung <Hund>, Stammvokalprinzip <läuft>) und Wortbildung (Schreibung an Morphemgrenzen <Motorrad>, Groß und Kleinschreibung bei Affixen <Vertiefung>)
  • 6. Orthographische Prinzipien Das syntaktische Prinzip 4.Graphische Einheiten repräsentieren syntaktische Eigenschaften z.B.: Satzinitiale Großschreibung Satzinterne Großschreibung Kommasetzung (<das>, <dass>)
  • 8.Themenbereiche der Sprachreflexion Grammatische Zweifelsfälle - sollen nicht schnell als abgeurteilt, d.h. In klar wahr und klar falsch unterteilt werden --> Möglichkeit induktive Unterrichtssituation zu schaffen --> sensibilisieren für innere Strukturiertheit von Sprache, Sprachwandel u. Andere Phönomene -vermittelt: Grammatik als System basierend auf konvention