Orthopädie/Unfallchirurgie (Fach) / Wirbelsäulenverletzungen (Lektion)

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3. Semester

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  • Säulenmodelle der WS 2-Säulen-Modell: ventrale (Druckbelastung) und dorsale (Zugbelastung) Säule 3-Säulen-modell: zusätzlich mittlere Säule
  • Pathophysiologie 3-Säulenmodell:  Verletzungen der vorderen Säule -> Stabilität erhalten, meist konservativ Verletzungen von 2 Säulen -> rel. Stabilität, meist operativ Verletzungen aller 3 Säulen -> Instabilität, immer operativ okzipitozervikaler, zervikothorakaler & lumbosacraler Übergang: Bereiche der max. physiolog. Beweglichkeit -> weiter Spinalkanal thorakale & spinale WS: enger Spinalkanal, kaum Ausweichmöglichkeiten -> hohes Verletzungsrisiko nervaler Strukturen
  • Diagnostik Unfallanamnese hohes Risiko für Verletzungen: Hochrasanztrauma, sturz aus großer höhe, sprung in unbekanntes, flaches Wasser, mehrfache Freakturen an Extremitäten, direktes Trauma                cave: Niedrigenergietrauma bei alten Patienten z.B. Sturz aus dem Stand, spontan ohne Trauma Anamnese Nacken-/Rückenschmerzen, signifikante Kopfverletzungen, Drogen/Medikamente/Alkohol, eingeschränkte oder veränderte Bewusstseinslage, neurolog. Symptome, Osteoporose, M. Bechterew, Kortisoneinnahme Klinische Untersuchung Patient en bloc drehen, prävertebrale Hämatome, Druck- und Klopfschmerz, rektale Untersuchung (Sphinktertonus, Reithosenanästhesie) Bildgebung Rö in min. 2 Ebenen, ggf. Spezialaufnahmen              CT              Traumaspirale im Schockraum              ggf. MRT, Gefäßdiagnostik
  • Klassifikation HWS C1: Atlas Frakturen nach Gehweiler (Typ 1-5), Sonderform Jefferson fraktur HWS C2: Densfrakturen nach Anderson/d'Alonzo (I-III) HWS C3-7: Berstungsfrakturen, Luxationsfrakturen,  BWS/LWS: nach Magerl/AO Spine (A Kompression, B Distraktion, C Torsion)          A Kompressionsverletzungen: A0 - Frakturen von Quer- u. Dornfortsatz                                                       A1 - Deckplattenimpression mit Beteiligung der vorderkante                                                      A2 - Saltbrüche unter Beteiligung beider Endplatten                                                      A3 - kraniale Berstung mit Beteiligung der Hinterkante                                                      A4 - komplette Berstung          B Distraktionsverletzungen: B1 - rein knöcherne zereißung                                                   B2 - Flexion, dorsale Zuggurtung                                                   B3 - Extension, ventrale Zuggurtung          C Tranlationsverletzung: höchstes Risiko für Querschnittverletzungen Sakrumfrakturen: nach Dennis (I transalar, II transforaminal, III zentral)                                                     
  • Querschnittsverletzung Unterbrechung der Nervenleitung im Rückenmark mit Ausfall sensibler, motor. u./o. vegetativer Funktionen unterhalb der Läsion Klassifikation komplett vs inkomplett       Höhenangabe auf letztes intaktes Dermatom bzw. letzten intakten Spinalnerv       Paraplegie: Lähmung der unteren Extremitäten       Tetraplegie: Lähmung aller 4 Extremitäten       Einteilung der ASIA Klassifikation Sonderform SCIWORA (Spinal Cord Injury Without Radiographic Abnormality)       klinisch inkomplette bis komplette Querschnittssymptomatik ohne nachweisbare knöcherne Verletzungen im Rö/CT       häufig Kontusion/Ödem im MRT       gehäuftes Auftreten bei Kindern und bei vorbestehenden degenerativen Veränderungen (z.B. Spinalkanalstenosen)
  • Therapie präklinisch HWS-Immobilisation, in-line Stabilisierung (Spineboard, Vakuummatratze), Dokumentation der Erstbefunde, schonender Transport (Luftrettung), geeignte Zielklinik konservativ weiche Zervicalorthesen (Schanz'sche Kravatte), harte Zervicalorthesen (Philadelphia), Minerva-Gips, Halo-Fixateur, Korsett operativ atlanto-okzipital - Densverschraubung, Fusion C1/C2 nach Magerl/Gallie oder Harms        HWS - ventrale oder dorsale Stabilisierung        BWS/LWS - ventrale (Platte/Cage) oder dorsale Stabilisierung, dorsale plus additive ventrale Stabilisierung        Verlegung Spinalkanal - operative Dekompression zwingend           
  • HWS Distorsion = Schleudertrauma Beschwerden nach indir. Beschleunigung des Kopfes mit Energieübertragung auf den Nacken, meist bei PKW-Auffahrunfall                      - beschwerdefreies Intervall bis zu 3d                      - meist keine Verletzungen nachweisbar                      - unspez. Beschwerden                      - meist folgenlose Ausheilung, jedoch Chronifizierung möglich Klassifikation: Quebec Task Force              0 - keine beschwerden              1 - ohne objektivierbaren Befund              2 - 1 plus Bewegungseinschränkung              3 - 1 plus neurolog. Befund              4 - Fraktur u-/o. luxation Diagnostik: Anamnese, klin. Untersuchung, radiolog. Ausschluss einer verletzung, bei Beschwerden > 4 Wochen MRT, genaue Dokumentation der Befunde Therapie: KEINE Ruhigstellung, Analgesie, ggf. Muskelrelaxation, keine Schonhaltung (Einbeziehen des Patienten), möglichst kurze Krankschreibung, Aufklärung über Harmlosigkeit und natürlichen Verlauf Versicherungsrechtl. Problematik: chron. Verläufe, kulturell, psychische, psychosoz. Komponente, fehlende Korrelation zur Unfallschwere, meist kein Nachweis einer Schädigung, unspez. Beschwerden, finanzielle Kompensation