Differentielle Psychologie (Fach) / 6.1 Geschlechtsunterschiede -> Persönliche Umwelt und Beziehungen (Lektion)

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Diese Lektion wurde von SarahMeissner erstellt.

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  • Geschlechtsstereotyp !  Emotional und ideologisch besetztes Thema !  Geschlecht ist biologisch definiert (= sex) und !  im Geschlechtsstereotyp einer Kultur oder eines Individuums sozial verankert !  Darauf basieren kulturspezifische Erwartungen in Form von Geschlechtsrollen (= gender), !  die in Form von Geschlechtsstereotypen kognitiv repräsentiert sind !  Geschlechtsstereotypen sind selten völlig falsch, aber unzulässig verallgemeinert oder übertrieben wahrgenommen. => !  Geschlechtsstereotypen sind selten völlig falsch, aber unzulässig verallgemeinert oder übertrieben wahrgenommen => !  Geschlechtsstereotypen sind Wissensbestände auf der Ebene kognitiver Repräsentation.  
  • Vier Ebenen der Geschlechtsunterschiede Genetisches / chromosomales Geschlecht !  Das SRY-Gen (= sex determining region Y) bestimmt das genetische Geschlecht. Es liegt auf dem Y-Chromosom !  Damit ist das genetische Geschlecht festgelegt: SRY-Gen vorhanden oder nicht (seltene Fälle von „Translokation).!  Normalerweise ist ein väterliches Geschlechtschromosom (Y oder X) mit einem mütterlichen Geschlechtschromosom (X X) gepaart. !  väterliches Geschlechtschromosom X è chromosomal weiblicher Typ XX !  väterliches Geschlechtschromosom Y è chromosomal männlicher Typ XY !  Mindestens ein X Chromosom ist notwendig für die fetale Entwicklung. !  Ist mindestens ein Y Chromosom vorhanden, wird sie in die männliche Richtung gelenkt Hormonelles Geschlecht ! Weibliche Feten produzieren mehr Östrogene und Progesteron als männliche Feten !  Männliche Feten produzieren mehr Androgene als weibliche Feten !  Dieser Unterschied definiert das hormonelle Geschlecht !  Wirkung von hormonellen Wehen-Hemmern belegt einen Einfluss des hormonellen Geschlechts auf das psychologische Geschlecht: weibliche Feten, die synthetischem Progesteron, das aus männlichen Geschlechtshormonen synthetisiert worden war, ausgesetzt waren, zeigten später „vermännlichtes“ Spielverhalten: größeres Interesse an männlichem Spielzeug, männlichen Spielpartnern, Herumtoben im Freien und mehr physische Aggression (bei männlichen Feten waren die Wirkungen weniger klar) !  Auch kognitive „Verweiblichung“, da so behandelte männliche Feten schlechteres räumliches Vorstellungsvermögen hatten.  Neuronales Geschlecht !  Hormone beeinflussen die Gehirnentwicklung (neuronales Geschlecht) und damit das Verhalten - auch noch in der Pubertät, Schwangerschaft und Menopause !  Aus neuronalen Geschlechtsunterschieden, d.h. geschlechtsspezifischen Unterschieden bei bestimmten Gehirnstrukturen, kann nicht auf eine hormonelle Verursachung geschlossen werden !  Neuronale Geschlechtsunterschiede können auch durch Geschlechtsunterschiede im Verhalten oder der Umwelt bedingt sein (z.B. Erziehung, Erfahrungen). !  Neuronale Plastizität: Das Gehirn ändert sich mit seiner Nutzung Psychologisches Geschlecht !  Das psychologische Geschlecht wird durch die Kultur beeinflusst Kultur kann nach der Deutschen UNESCO-Kommission (1983) „als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schließt nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen.“ (Deutsche UNESCO-Kommission, 1983) !  Biologisches Geschlecht, psychologisches Geschlecht und Geschlechtsstereotyp stehen in Wechselwirkung miteinander !  Bis Ende der Vorschulzeit erwerben Kinder ein rigides Geschlechtsstereotyp, das im Verlauf der Grundschulzeit flexibler wird: durch die Entwicklung der Geschlechtskonstanz (= Geschlecht ist ein konstantes Merkmal unabhängig vom Verhalten und unveränderbar) kann ein differenzierteres Bild von den Handlungsmöglichkeiten beider Geschlechter entstehen.
  • Geschlechtsentwicklung Entwicklung vom genetischen zum psychologischen Geschlecht: !  durch das biologische Geschlecht (genetisches, hormonelles, neuronales Geschlecht) kann die psychologische Geschlechtsentwicklung bis zur Geburt erklärt werden !  spätestens nach der Geburt wird das psychologische Geschlecht wesentlich vom Geschlechtsstereotyp der jeweiligen Kultur beeinflusst ➔ Verstärkung / Verminderung / Erzeugung von vorhandenen Geschlechtsunterschieden
  • Immunität geschlechtstypischen Verhaltens gegenüber Einflussnahme In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in der Kinderladenbewegung Versuche, Kindergartenkinder „geschlechtsneutral“ zu erziehen, indem geschlechtsuntypische Einstellungen und Verhaltensmuster gezielt gefördert wurden !  Zum Beispiel wurden Jungen zum spielerischen Kochen angehalten, Mädchen zum Spielen mit Rennwagen !  Diese Bemühungen scheiterten durchweg; Die Jungen benutzten Kochlöffel als Revolver, die Mädchen wiegten Rennwagen in den Armen wie Babys !  In antiautoritären Kinderläden, in denen man versuchte, sich möglichst jeder Einflussnahme zu enthalten, dominierten die Jungen die Mädchen stärker als in traditionellen, weil die Erzieher dagegen nicht einschritten
  • Die Größe psychologischer Geschlechtsunterschiede in... ... verbalen Fähigkeiten ... mathematischen Fähigkeiten Geschlechtsunterschiede in verbalen Fähigkeiten (Nach Hyde & Linn, 1988): !  wirklich klare Unterschiede gibt es nur im unteren Extrembereich ! starke Legasthenie und Leseschwierigkeiten kommen etwa 5mal häufiger bei Jungen vor als bei Mädchen !  Streben nach ausgleichender Gerechtigkeit als Ursache für vermeintliche Unterschiede? Geschlechtsunterschiede in mathematischen Fähigkeiten. (Nach Hyde et al., 1990): !  keine männliche Überlegenheit !  Geschlechtsunterschiede nur in den Extrembereichen der mathematischen Begabung: es gibt besonders viele männliche Hochbegabte und Versager !  Hinweis auf größere Variabilität der Leistung beim männlichen Geschlecht
  • Geschlecht und Aggressivität !  Männer neigen mehr als Frauen zu offener physischer und verbaler Aggression !  Mädchen zeigen mehr Beziehungsaggression (indirekte Aggression: Beziehungsschädigung durch Gerüchte) als Jungen !  Werden beide Aggressionsarten berücksichtigt, gibt es ähnlich viele hochaggressive Mädchen und Jungen, möglicherweise auch Frauen und Männer !  Bei Konflikten in der Partnerschaft greifen Frauen nicht seltener zu Gewalt als Männer, erleiden aber häufiger Verletzungen.
  • Metastudien zu Geschlechtsunterschieden .. Sexualität und Partnerwahl Sexualität und Partnerwahl Geschlechtsunterschiede in sexuellem Verhalten und Einstellungen zu Sexualität ! die Größe der Geschlechtsunterschiede nahm in der letzten Zeit ab !  Ursache: veränderte soziale Erwünschtheit des erfragten Verhaltens? (Problem bei Befragungen)  Geschlechtsunterschiede in der Partnerwahl – kulturelle Unterschiede im Kulturvergleich. (Nach Feingold, 1992b) !  Hoher sozialer Status des Partners (Frage nach dem hohen Einkommen) wird in allen Kulturen von Frauen für wichtiger gehalten als von Männern !  Gutes Aussehen wird in allen Kulturen von Männern für wichtiger gehalten als von Frauen
  • Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede | 2 es gibt 3 Erklärungsansätze: Lerntheoretische Ansätze: !  Lernen durch Bekräftigung und Nachahmung kann für Geschlechtsunterschiede verantwortlich sein !  Geschlechtstypisches Verhalten wird belohnt – geschlechtsuntypisches Verhalten wird ignoriert oder bestraft !  Die differentielle Bekräftigung geschlechtstypischen kindlichen Verhaltens ist gut belegt !  Eltern verhalten sich Jungen und Mädchen gegenüber unterschiedlich (entsprechend dem Geschlechtsstereotyp) !  Es ist unklar, wie stark die differentielle Bekräftigung durch die Kinder selbst verursacht ist. Evolutionspsychologische Ansätze: !  Ausgangspunkt: genetisch prädisponierte geschlechtstypische Präferenzen und Verhaltensweisen !  Evolutionspsychologische Ansätze fragen dann, ob geschlechtstypische Präferenzen und Verhaltensweisen durch natürliche Selektionseffekte in unserer evolutionären Vergangenheit bedingt wurden !  Erklärungen basieren auf einer Asymmetrie der Geschlechter im möglichen Fortpflanzungserfolg (Ein Mann kann theoretisch mehr Kinder zeugen, als eine Frau gebären kann). Kulturpsychologische Ansätze: !  Kulturpsychologische Ansätze versuchen, Ursachen von Geschlechtsunterschieden durch Kulturmerkmale zu erklären !  Kulturelle Gemeinsamkeiten sind z. B. körperliche Geschlechtsunterschiede (größere Kraft und Schnelligkeit von Männern, Einschränkung der Leistungsfähigkeit von Frauen während Schwangerschaft und Stillperiode) !  Geschlechtsunterschiede führen zu Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau !  Hat nichts mit Geschlechtsstereotypen zu tun „Frauen gehören an den Herd“ !  Nicht alle Geschlechtsunterschiede sind durch Arbeitsteilung erklärbar. 
  • Erklärungsansätze für Geschlechtsunterschiede | 1 Evolutionspsychologische Ansätze: weitgehend bestätigte Hypothesen !  Männer sollten weniger wählerisch bei der Geschlechtspartnerin sein und schneller bereit sein, mit ihr ins Bett zu gehen, als Frauen bei einem Geschlechtspartner !  Männer sollten bei Geschlechtspartnerinnen mehr Wert auf Jugend und gutes Aussehen als Indikator von Fruchtbarkeit und Gesundheit legen – Frauen sollten höher gewichten, ob der Partner Ressourcen für die Kinder bietet (Jäger/Fischer, viel Land, sozialer Status …) !  Polygynie (Mann hat mehrere Frauen) sollte verbreiteter sein als Polyandrie (Frau hat mehrere Männer) !  Männer sollten sich weniger als Frauen an der Kindererziehung beteiligen !  Frauen sollten eifersüchtiger reagieren, wenn der Partner eine enge emotionale, nichtsexuelle Beziehung zu anderen Frau unterhält (emotionale Eifersucht). Männer sollten eifersüchtiger als Frauen auf sexuelle Seitensprünge reagieren (sexuelle Eifersucht). Diese Hypothese wird sehr kontrovers diskutiert, da die Ergebnisse methodenabhängig kontrovers sind.