Differentielle und Persönlichkeitspsychologie (Fach) / 1. Persönlichkeit im Alltag, Wissenschaftund Praxis (Lektion)

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Nach Neyer

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  • Welche Struktur weist die Alltagspsychologie nach Laucken auf? Laucken unterschied zwei Komponenten alltagspsychologischer Erklärungen: die naive Prozesstheorie, die aus Vorstellungen über aktuell ablaufende Prozesse der Informationsverarbeitung besteht (Wahrnehmungsprozesse, kognitive, motivationale und emotionale Prozesse bis hin zu Prozessen der Verhaltensaktivierung); die naive Dispositionstheorie, die aus Vorstellungen über Dispositionen besteht, d. h. überdauernden Merkmalen der Person, die für ihr Verhalten verantwortlich gemacht werden (z. B. Wissensbestände, Fähigkeiten, Temperamentsmerkmale, Interessen).
  • Was versteht man unter einer Disposition, was unter einer Dispositionshierarchie? Eine Disposition ist ein Merkmal einer Person, das eine mittelfristige zeitliche Stabilität aufweist; lässt eine Person in bestimmten Situationen ein bestimmtes Verhalten zeigen; ist nicht direkt beobachtbar, sondern nur aus den beobachtbaren Verhaltensregelmäßigkeiten einer Person erschließbar. Dispositionshirachie: Die vertikale verknüpfung davon?
  • Welche Dispositionen und körperlichen Merkmale sind aus Sicht der Alltagspsychologie keine Persönlichkeitseigenschaften? Universelle Merkmale z.B. Fähigkeit zur Sprache, Fähigkeit zur eigenständigen Lebenserhaltung, ...
  • Welchen Kriterien sollen erfahrungswissenschaftliche Paradigmen genügen? (1) Explizitheit (2) Widerspruchsfreiheit (3) Vollständigkeit (4) Sparsamkeit (5) Produktivität (6) Anwendbarkeit (7) Empirische Verankerung (8) Empirische Prüfbarkeit
  • Welchen Nutzen hat die Alltagspsychologie der Persönlichkeit im Alltag? Einfache, schnelle und robuste Anwendbarkeit auf alltäglicheProbleme der Verhaltenserklärung und -vorhersage. Die Alltagspsychologie der Persönlichkeit erlaubt es, uns auf die individuellen Besonderheiten anderer einzustellen und unseren Nutzen – oder einen gemeinsamen Nutzen – daraus zu ziehen. Sie ist intuitiv anzuwenden und enthält die detaillierte Vorstellung darüber, wie Verhaltensregelmäßigkeiten zustande kommen.
  • Warum ist die Alltagspsychologie für die Persönlichkeitspsychologie wichtig? Psychologen laufen einerseits ständig Gefahr, alltagspsychologische Konzepte mit wissenschaftlichen Begriffen zu verwechseln.
  • Welche Beziehungen bestehen nach Freud zwischen den drei psychischen Instanzen und den drei Bewusstseinsebenen? Das Seelenleben finde auf drei Ebenen psychischer Prozesse statt: unbewusste,vorbewusste, bewusste Ebene. Es gibt drei psychische Instanzen: Über-Ich, Ich und Es. Die gesamten Inhalte und Aktivitäten des Es seien unbewusst, ebenso Teile des Über-Ich und des Ich. Andere Teile des Über-Ich und Ich seien vorbewusst oder bewusst.
  • Sind Es, Ich und Über-Ich Konstrukte im erfahrungswissenschaftlichen Sinn? Eine empirische Verankerung ist nicht gegeben. Zusammen mit der Überbetonung irrationaler Prozesse ergibt sich ein verzerrtes Menschenbild, das dem heutigen Wissen über die irrationalen und rationalen Seiten menschlichen Erlebens und Verhaltens nicht entspricht.
  • Welche Beziehungen bestehen nach Freud zwischen den drei frühkindlichen Entwicklungsstufen und dem Charakter von Erwachsenen? Der Charakter (die Persönlichkeit) eines Menschen werde durch die individuelle Verarbeitung der frühkindlichen Entwicklungsphasen bestimmt. (Nennen?) Ließen die Eltern eine zu große Triebbefriedigung zu oder schränkten sie diese zu sehr ein, komme es zu einer Fixierung der frühkindlichen Triebimpulse, die den Charakter fortan bestimmten. Orale Fixierung resultiere beispielsweise in übermäßiger Abhängigkeit von anderen und übermäßigem Trinken, Essen oder Rauchen.Anale Fixierung führe zu einem zwanghaft ordentlichen, pedantischen und geizigen Charakter. Die Bedeutung der phallischen Phase liege vor allem in der Verarbeitung des Ödipuskonflikts. Bei unzureichender Lösung resultiere ein Charakter, der durch einen „Ödipuskomplex“ gekennzeichnet sei. Z.B. können „machohaftes“ Gehabe und übertriebenes Erfolgsstreben im Beruf sei eine Fortsetzung der frühen Rivalität zum Vater mit anderen Mitteln darstellen.
  • Was wehren Abwehrmechanismen wie ab? - Neurotische Angst: Bei Projektion würden die angsterregenden Impulse anderen Personen unterstellt (auf sie „projiziert“). Bei der Verschiebung würden die angsterregenden Impulse auf andere Objekte der Triebbefriedigung verschoben. Bei der Reaktionsbildung würden die angsterregenden Impulse ins Gegenteil verkehrt. - Realangst: Bei der Verleugnung würden reale Gefahren verleugnet. Bei der Rationalisierung werde inakzeptables eigenes Verhalten vor anderen oder sich selbst so umgedeutet, dass es akzeptabel erscheint. Manche Menschen reagieren bei einem Trauma mit Regression, d.h. mit Rückzug auf eine frühkindliche Entwicklungsstufe, erkennbar an entsprechend unreifem Verhalten. – Moralische Angst: Sublimierung wehrt innere Reize ab durch Befriedigung der Triebimpulse durch akzeptable Ersatzhandlungen, z.B. wenn das Ich Ansprüchen des Über-Ich nicht genügen kann.
  • Ist die klassische psychoanalytische Methodik akzeptabel als Methode der Erfahrungswissenschaft? Nein, weil psychoanalytische Konzepte häufig immun gegenüber empirischen Daten sind. Konkret bedeutet dies, dass fast alles und damit auch sein Gegenteil in einer für Analytiker und Patienten akzeptablen Weise gedeutet werden kann. Diese Immunisierung kann Analytiker in dem Glauben bestärken, recht zu haben, und verstärkt wegen ihrer Autorität als Experten suggestive* Wirkungen auf die Patienten, die sich im Laufe der Therapie dann immer konformer mit den Erwartungen der Analytiker verhalten *eine starke psychische, emotionale Wirkung ausübend; einen anderen Menschen [stark] beeinflussend
  • Welche Bedeutung hat die Psychoanalyse für die heutige empirische Persönlichkeitspsychologie? 1. Konzept unbewusster Prozesse und implizite Kognitionen: Inzwischen kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass der weitaus größte Teil der menschlichen Informationsverarbeitung faktisch unterhalb der Bewusstseinsschwelle verläuft. 2. Abwehrmechanismen: Erwachsene unterscheiden sich in ihrem Umgang mit bestimmten äußeren Bedrohungen, wobei sich die von Freud postulierten Abwehrmechanismen weitgehend wiederfinden lassen. So gibt es einige empirische Hinweise darauf, dass Abwehr innerer Bedrohungen tatsächlich stattfindet und dass sich Menschen im bevorzugten Abwehrstil inneren Bedrohungen gegenüber unterscheiden (Beispiel: Verdrängung). 3. Frühe Objektbeziehungen: Die Bedeutung früher Beziehungserfahrungen wird heute noch in der Bindungstheorie thematisiert. Sie werden als interne Arbeitsmodelle kognitiv repräsentiert und erklären individuelle Unterschiede im Bindungsverhalten.
  • Mit welchen individuellen Besonderheiten beschäftigt sich die Persönlichkeitspsychologie nicht? Geben Sie Beispiele. Instabile Merkmale, nicht verhaltensrelevante körperliche Merkmale, pathologische Merkmale (z.B. Emotionen, Körperbauformen, Persönlichkeitsstörungen).
  • Ein Wissenschaftler führt eine Studie an 100 Personen als Beleg seiner These an, dass Schönheit und IQ nicht zusammenhängen, ein Praktiker seine jahrzehntelange Erfahrung in der Personalauswahl, dass es einen positiven Zusammenhang gibt. Wer hat Recht? Urteil des Praktikers beruht auf horizontaler Koppelung von Schönheit und IQ, individuelle Erfahrung ist in empirischer Wissenschaft irrelevant. -> Der Wissenschaftler hat recht!