Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens (Fach) / Klassisches Konditionieren (Lektion)
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Was ist klassisches Konditionieren und welche Bedeutung hat es für den Unterricht?
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- Definition Behaviorismus (Zimbardo) Ein wissenschaftlicher Ansatz, der das Feld der Psychologie auf messbares und beobachtbares Verhalten reduziert.
- Definition Behavioristische Perspektive Psychologische Perspektive, die sich hauptsächlich mit beobachtbarem Verhalten, das objektiv aufgezeichnet werden kann, sowie mit der Beziehung zwischen beobachtbarem Verhalten und Umweltstimuli beschäftigt.
- Merkmale des Behaviorismus Lehre vom Verhalten, von Handlungen und Reaktionen. nur beobachtbares Verhalten (Watson: Bewusstseinszustände wie die "geistigen Phänomene" sind nicht objektiv verifizierbar und aus diesem Grund können daraus keine wissenschaftlichen Daten werden) nur äußere Bedingungen des Lernens werden beschrieben wichtige Rolle der Umwelt (als Stimuli)
- Einflüsse behavioristischer Sichtweisen in neueren Theorien Lesenlernen (LaBerge&Samuels) Schreibenlernen (Scardamalia) Erwerb motorischer Fähigkeiten (Singly&Andersen)
- Bedeutung behavioristischer Lerntheorien für den Unterricht Klassische Lerntheorien wichtig für Unterricht (klassisches Konditionern, operantes Konditionieren, Modelllernen) Lehrer nimmt Einfluss auf Einstellungen der Schüler Lehrer als Modell, der den Schülern hilft, neue Verhaltensweisen zu entwickeln und Einfluss darauf nimmt, ob Verhalten gefördert oder gehemmt wird
- Assoziatives Lernen (Verknüpfungslernen) Jede Reaktion R, die mit einem Reiz S wiederholt in Kontiguität stand, wird auch in Zukunft durch diesen Reiz ausgelöst. Aristoteles: Lernen lässt sich durch Bildung von Assoziationen erklären. Der menschliche Geist verknüpft Ereignisse, die in enger zeitlicher Abfolge auftreten. Grundlage der S-R-Theorie: Prinzip der Konitguität Klassisches und operantes Konditionieren als spezielle Form des Assoziativen Lernens.
- Kontiguität Zeitliche und räumliche Paarung von Reiz(kombination) und Reaktion
- Kontiguitätstheorie nach Edwin Guthrie (1886-1959) Ein Verhalten (eine Bewegung), das im Zusammenhang mit einer Kombination von Reizen stand, wird dann wiederholt, wenn diese Reize erneut auftreten. Das Verhalten wird unmittelbar gelernt (One-Trial Learning), Wiederholungen spielen keine Rolle, sie festigen lediglich das Gelernte durch Herausbilden von Gewohnheiten. Für das Lernen ist einzig das zeitliche Zusammentreffen von Reiz und Reaktion, (Kontiguität) von Bedeutung
- Definition Klassisches Konditionieren Eine Art des Lernens, bei der das Verhalten (konditionierte Reaktion CR) durch einen Stimulus (konditionierter Stimulus CS) hervorgerufen wird, der seine Wirkung durch eine Assoziation mit einem biologisch bedeutsamen Stimulus (unkonditionierter Stimulus) erlangte. Beschreibung einer Lernform, in der zwei Reize (NS und UCS) eine Verbdingun eingehen und als Folge davon beide in der Lage sind, eine bestimmte Reaktion (UCR bzw.CR) auszulösen.
- Unkonditionierter Stimulus (UCS) Stimulus (z.B. Futter), der natürlicherweise eine unkonditionierte Reaktion (z.B.Speichelfluss) hervorruft
- Unkonditionierte Reaktion (UCR) Reaktion, die durch einen unkonditionierten Stimulus (UCS) hervorgerufen wird, ohne, dass zuvor geübt wurde oder Lernprozesse stattgefunden haben
- Konditionierter Stimulus (CS) Ein zuvor neutraler Stimulus (NS), der nun eine konditionierte Reaktion (CR) auslöst.
- Konditionierte Reaktion (CR) Eine Reaktion (Speichelfluss), die durch einen zurvor neutralen Stimulus (Glockenton) ausgelöst wird. Sie erfolgt als Ergebnis einer Paarung des neutralen Stimulus (NS: Glockenton)) und einem unkonditionierten Stimulus (UCS:Futtergabe).
- Reflex Ungelernte Reaktion, hervorgerufen durch einen spezifischen Stimulus, der biologische Relevanz für den Organismus besitzt
- Pavlovs klassisches Konditionierungsexperiment Drei Phasen 1. Vor-Konditionierungsphase Überprüfung, ob bei Versuchstieren bestimmte Reize (S) bestimmte Reaktionen (R) zur Folge haben. Wenn die Schleimhäute eines Tieres mit Futter (S) in Berührung kommen, erfolgt eine Speichelsekretion (R). Um zum Ausdruck zu bringen, dass diese S-R-Beziehung nicht mehr gelernt (konditioniert) werden muss, werden beiden Elementen ein U (unkonditioniert/ungelernt) zugeordnet => Futter: umkonditionierter Reiz (UCS), Speichelfluss: unkonditionierte Reaktion (UCR) Hinzufügen eines Klingelzeichen: spontane Zuwendung der Aufmerksamkeit (Blick auf Klingel), aber: keine Speichelsekretion; Klingel: neutraler Reiz (NS), weil keine Aktivierung der Speicheldrüsen 2. Konditionierungsphase Darbietung des Klingelreizes (NS) und kurz darauf Futter (UCS) in mehrfacher Wiederholung (NS=>UCS=>UCR) 3. Nach-Konditionierungsphase Klingelzeichen losgelöst von Futterdarbietung: Versuchstier reagiert mit Speichelsekretion => Versuchstier hat S-R-Beziehung gelernt, die während der Vor-Kondtionierungsphase noch nicht bestanden hat => Klingelzeichen hat neue Funktion: kann Speichelsekretion auslösen (NS=>CS) => Speicheln ist zu einer gelernten Reaktion (CR) geworden Von entscheidender Bedeutung ist die Kontiguität, die räumlich-zeitliche Nähe zwischen UCS und NS. Nur wenn sie zeitlich benachbart sind, kann der Organismus diejenige Assoziation zwischen ihenen herstellen, die die Grundlage des Lernprozesses bildet.
- 4 zeitliche Strukturen zwischen der Präsentation der beiden Stimuli (Hearst) Verzögerte Konditionierung: CS vor UCS und hält mindestens solange, bis UCS einsetzt => Konditionierung am stärksten mit einem kuzen Intervall zwischen dem Start CS und dem Start UCS Spurenkonditionierung: CS wird unterbrochen oder entfernt bevor der UCS präsentiert wird Simultane Konditionierung: gleichzeitige Darbietung von CS und UCS Rückwärtskonditionierung: CS wird nach UCS präsentiert Ergebnis: Rückwärts- und Simultane Konditionierung funktionieren eher schlecht, da der CS nicht den Beginn von UCS vorhersagt.
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- Anforderungen an einen effektiven CS Kontingenz: CS muss eine zuverlässige Vorhersage für das Auftreten des UCS machen Informativität: CS muss sich deutlich von den anderen in der Umgebung vorhandenen Reizen abheben Kontiguität: UCS wird raum-zeitnah zu NS dargeboten
- Blockierung Organismus lernt einen neuen Stimulus, der einen unkonditionierten Stimulus signalisiert, nicht mehr, da der neue Stimulus gleichzeitig mit einem Stimulus präsentiert wird, der bereits als effektives Signal gilt (Ton und Lichtsignal, Leo Kamin)
- Extinktion (Löschung) CS wird nicht mehr mit UCS dargeboten => CR wird im Laufe der Zeit schwächer, bis sie schließlich ausbleibt.
- Spontane Remission Gelöschte Reaktion, die nach einer Ruhepause in schwacher Form wieder auftritt, wenn wieder nur der CS dargeboten wird. Es ist schwieriger eine konditionierte Reaktion vollständig zu löschen, als sie zu erwerben.
- Begriffe und Prozesse der klassischen Konditionierung Generalisation: Prozess, bei dem ein Organismus auch auf Reize reagiert, die dem konditionierten Reiz ähneln (Hund reagiert auch auf Gong oder Flötenton mit Speichelfluss). Je ähnlicher der neue Reiz dem ursprünglichen CS, desto stärker die Reaktion. Eine Art Sicherheitspolster: Raubtier gibt einen etwas anderen Laut von sich, aber das Beutetier kann das Raubtier immer noch erkennen und reagieren. Diskrimination: Prozess, der Generalisation entgegenwirkt: Organismus lernt, nur auf spezifische Reize zu reagieren und diese von ähnlichen zu unterscheiden (unterschiedliche Reaktion auf ähnliche Reize=> angepasste Reaktion auf eine bestimmte Situation, z.B. Maus flieht vor Katze, aber nicht vor Hund) Konditionierung höherer Ordnung: Verfahren, innerhalb dessen ein NS dadurch zum CS2 wird, indem es mit einem bereits konditionierten Stimulus CS1 gepaart eingesetzt wird. Der CS1hat durch die Konditionierung einiges von der Macht des biologisch bedeutsamen UCS übernommen, da er nun Reaktionen auslösen kann (Stellvertreter für UCS) => ein CS kann eingesetzt werden, um einen weiteren Reiz zur Auslösung der gleichen Reaktion zu konditionieren.
- Merkmale Konditionierung 2.Ordnung stärker, wenn sich die beiden konditionierten Reize ähneln (in beiden Fällen Schallreize, Farben oder Muster) gelingt am schnellsten, wenn der neue Reiz ein zuverlässiger Prädikator von CS1 ist bei verzögerter und Spuren-Konditionierung effektiver als bei simultaner und Rückwärtskonditionierung Erweiterung des Bereichs der klassischen Konditionierung, denn sie ist nun nicht mehr daran gebunden, dass ein biologisch relevanter Reiz auftritt => Verhaltensreaktionen durch ein unbegrenztes Repertoire an Reizen kontrollierbar.
- Erlernen emotionaler Reaktionen (Watson/Rayner: Können Emotionen zu konditionierten Reaktionen werden?) Little Albert (11 Monate) zeigt reflexhaft Furchtreaktionen (UCR) bei überraschend dargebotenen lauten Geräuschen (UCS). Neugieriges Interesse erweckt weiße Ratte (NS). Sobald Albert Hand nach Ratte ausstreckt: Darbietung eines lauten Geräusches => Kind reagiert mit Erschrecken. Mehrere Darbietungen von Tier (NS) und lautem Geräusch (UCS): Albert reagiert mit Furcht, sobald er das Tier erblickt (CS). Ratte als Funktion eines konditionierten Reizes. Fortan zeigt Albert auch Furcht beim Anblick anderer Tiere mit weichem Fell und Barthaaren (Reizgeneralisation). Vorkonditionierungsphase: lautes Geräusch (UCS) => Weinen (UCR), Ratte (NS) =>Freude (Orientierungsreaktion) Konditionierungsphase: Ratte (NS)+Geräusch (UCS)=>Weinen (UCR) Ratte (CS) => Weinen (CR) Generalisation: Furcht, wenn bärtiger Mann oder weißes Fell Furchtreaktionen als Ergebnis klassischer Konditionierung (in früher Kindheit) können über Jahre halten, auch wenn der ursprünglich furchtauslösender UCS nie wieder auftritt (Grund: Neigung, Situationen zu vermeiden, die Furcht auslösen) kann nur schwer gelöscht werden bei intensiver Angst reicht eine einmalige Kopplung des NS mit UCS (Autounfall während Regen=> Regen während Autofahrt=>Panik)
- Maßnahmen zum Abbau negativer Einstellungen gegenüber einem Unterrichtsfach (Karen DeBord) Beseitigung oder Verringerung negativer Bedingungen, die sich im Umfeld eines Unterrichtsfaches finden (Gegebenheiten, die Lernende erschrecken oder Stress ausüben und Fluchtverhalten, Furcht, Demütigung oder Langeweile hervorrufen können) Förderung erfolgreichen Lernens durch Einsatz verschiedener Unterrichtsstrategien, Setzen klarer Standards für das Lernen, Vermeiden von Wettbewerb zwischen den Lernenden, Unterteilung der Unterrichtsstunde in kleine Einheiten unter Nutzung von Überprüfungsverfahren, die eine schnelle Rückmeldung zulassen Sicherstellung, dass die ersten Erfahrungen mit einem neuen Fachgebiet so positiv wie möglich sind, so dass sie beim Lernenden Sicherheit, Erfolge und Interesse hervorrufen Positive Auseinandersetzung mit vorhandenen irrtümlichen Überzeugungen der Lernenden Bildung heterogener Teams, die aus Schülern negativer Lerneinstellung und enthusiastisch Lernenden bestehen (Begeisterung ist ansteckend) Systematische Förderung aller Formen von Kooperation innerhalb eines Teams zu Erreichung der Lernziele
- Erklärung Prüfungsangst 1. Klassisches Konditionieren: Angst vor einer Lehrkraft Tadel (UCS)=>Furcht (UCR), Lehrer (NS) => NR Tadel (UCS)+ Lehrer (NS) => Furcht (UCR) Lehrer (CS)=> Furcht (CR) 2. Konditionierung höherer Ordnung: Übertragung der Schulangst auf Fächer Lehrer (CS1)=> Furcht (CR) Lehrer (CS1) + Mathe (NS2)=> Furcht (CR) Mathe (CS2) => Furcht (CR) 3. Generalisation: Übertragung der Schulangst auf andere Lehrerinnen Lehrer (CS)=> Furcht (CR) alle Lehrer (CS) = Furcht (CR)
- Was kann der Lehrer gegen Schulangst tun? Lehrer sollte Klassenzimmer mit positiven Gefühlen verbinden Positives Klassenklima Schüler dürfen Misserfolge nicht auf die Schule, sondern auf eine konkrete Aufgabenstellung beziehen
- Gegenkonditionierung (Mary Cover Jones) - zum Abbau von Furcht Gebäck (UCS) => angenehme Reaktion (UCR) Kaninchen (CS) => Furcht (CR) Kaninchen (CS)+Gebäck (UCS)=> Freude am Gebäck ersetzt Angst vor Kaninchen => Die mehrfache Abfolge CS+UCS => angenehme Gefühle hat somit eine neue CS=> CR-Verbindung entstehen lassen.
- Systematische Desensibilisierung (J.Wolpe, 1958) Ziel: Ersetzung einer emotionalen Reaktion durch eine andere (z.B. Furcht durch Entspannung) Ausgangspunkt: bestimmte Reaktionen sind unvereinbar (Entspannung und Furcht) Methode: Menschen durch geeignete Übungen zur völligen Entspannung zu bringen, sie in diesem Zustand mit dem furchtauslösenden Reiz konfrontieren => Überwindung der Furcht
- Systematische Desensibilisierung am Beispiel Klassenzimmer Ausgangspunkt: Schüler hat Prüfungsangst Erstellen einer Angsthierarchie (von der am wenigsten Furcht einflößenden zur am stärksten Furcht einflößenden Situation) Erlernen einer Entspannungstechnik Durcharbeiten der Angsthierarchie auf rein mentaler Ebene; Einsatz von Entspannungstechniken, sobald ein Angstgefühl aufkommt Durcharbeiten der Angsthierarchie auf realer Ebene (wenn möglich) Erfolg der systematischen Desensibilisierung durch Extinktionsprozesse (durch Entspannungsübungen ermutigt, sich mit der gefürchteten Situtation auseinanderzusetzen; wenn nichts passiert: Verlust des angstauslösenden Charakters)