Diagnostik (Fach) / Entwicklungslinien (Lektion)

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  • 1. Frühe Ansätze China (300 v.Chr.bis 1905): Testprogramm zur Aufnahme in den öffentlichen Dienst und regelmäßige Leistungskontrollen Schriftlicher Teil (Recht, Militär, Rechnen, Literatur, Geo, Landwirtschaft) Verhaltensstichproben (Reiten, Bogenschießen, Musizieren) →keine erbliche Führungsschicht (wie z.B. England) →Politische Stabilität durch administrativen Apparat →umfassende Vorbereitung, aber Wissen zu der Zeit noch nicht sehr umfänglich
  • Frühe Ansätze- Standardisierung 7. Jh. bis Neuzeit insb. China: Standardisiertes Selektionsprogramm (mehrstufig, landesweit) lokale Testzentren 4% der Besten in Provinzhauptstädte mit höherer Schwierigkeitsstufe 5% der Besten in Hauptstadt nochmals getestet →3% Zulassung zu öffentlichen Dienst →Kopien von 2 unabhängigen Beurteilern bewertet Verwendung: von Engländern für die Mitarbeiterausahl der East Indian Company (19Jh.) Kompetatives Prüfungssystem für öffentlichen Dienst in GB (1855) System als Vorbild für deutsche, Franzosen, Amerikaner
  • Frühe Ansätze- Bibel und griechische Antike Altes Testament: Auswahl geeigneter Krieger aus goßer Anzahl von Rekruten Selbsteinschätzung Intelligenz und Tapferkeit anschließene Kandidaten Verhaltensbeobachtung (Eigenschaften wie Selbstbeherrschung, Aufmerksamkeit, die der militären Eignung zuträglich) →diagnostische Situation≠mit Bewährungssituation identisch Antikes Griechenland (Plato): Beobachtungsverfahren zur Passung beruflicher Anforderungen und Eigenschaften Selektive Zuweisung zu verschiedenen Funktionen →Verhaltensbeobachtung kritischer Situationen Beobachtung von Merkmalen für bestimmte Funktionen (Wächter Mut, Selbstdisziplin..)
  • Allgemeine Psychologie Anfang der Diagnostik (Fechner): Generelle Messung psychischer Merkmale≠interindividueller Differenzen (allg. Gesetzmäßigkeiten) Fechner (Psychophysik 1860)- Messung seelischer Größen, Verhalten psychischer zu physikalischen Größen →S=k*logR (Sinnesempfindung(S) = logarithmische Funktion der Reizstärke(R)) d.h.nimmt die Reizstärke linear zu, so steigt die Empfindung nur analog zumLogarithmus der Reizstärke →Paradigmenwechsel/ Widerlegung als wesentliche Errungenschaft des 19Jh.: Psychologie niemals Wissenschaft werden könne, daWissenschaft Experiment und Messung erfordere, psychische Vorgänge aber nicht quantifizierbar seien (Kant, 1786/1963). zunächst mit sehr einfachen Untersuchungsparadigmen (einfach strukturierteWahrnehmungs- und Reaktionszeitaufgaben)
  • 1. Periode Francis Galton Beginn der Erforschung interindividueller Unterschiede: Francis Galton (1822-1911) = Verwandter Darwins (zentrale Idee Unterschiede zwischen Individuen- Überleben der Angepasstesten) →entsprechend biologische Orientierung Erfassung der Fähigkeiten Intelligenz ist vererbt, favorisiert das Konzept Intelligenz als kognitive Fähigkeit, die den Erfolg eines Indididuums bei nahezu jeder Art kognitiver Aufgaben mitbestimmt Grundidee stammt aus dem Philosophischen Bereich: "Alles Wissenreflektiert Erfahrung; die wiederum ist Funktion unseres Wahrnehmungsapparats" ↵dementsprechend: wenn Wissen letztlich auf Wahrnehmung basiert, ist eine gute Funktionsweise des Wahrnehmungsapparats, Grundlage für die Manifestierung intellektueller Fähigkeiten →Begründer der britischen Tradition der Intelligenzforschung: einheitlicher und weiter Intelligenzbegriff (Intelligenz reflektiert wesentlich die Geschwindigkeit und Effizienz der neuronalen Reizverarbeitung und ist weitegehend genetisch determiniert) →Klärung der Gesetzmäßigkeiten der Vererbung benötigt Methoden zur Erfassung von Unterschieden Entwickelte Vielzahl psychometrischer Verfahren (Galton Pfeife-hohe Frequenzbereiche hören; Einzigartigkeit des Fingerabdrucks) Elementare Maße zur Bestimmung der Intelligenz →Reaktionszeitmessung, Schärfe und Unterscheidungsfähigkeit der Sinne  Farbsehen (Feststellung der Diskriminationsfähigkeit im visuellen,akustischen und kinästhetischen Bereich) Gedächtnistraining und Fragebögen (Messung individueller  Ausprägungen von Vorstellungsbildern) Index of correlation (Ergebnisverarbeitung- Grundlage für Korralationskoeffizienten und Rgressionsanalyse)
  • 1. Periode- Cattell, Wissler James McKeen Cattel: →psychologischer Testverfahren Einführung “Mental Test” zur Prüfung höherer geistiger Fähigkeiten (z.B.Größenbeurteilung, Reaktionszeiten (Farben benennen), Konzentrationsleistungen (a’s durchstreichen), Gedächtnisspanne Entwicklung von Testbatterien zur Erfassungpsychologischer Eigenschaften (10 Einzeltests ) "Physical tests" zu Prüfung einfacher Funktionen ( z.B. physische Kraft, Schmerzsensitivität) → Überlegungen zur Standardisierung (Objektivität, Vergleichbarkeit sicherstellen) Wissler (1901): Untersuchte Leistungen von Studierenden in Cattells Tests und korrelierte die Testergebnisse mit relevanten Außenkriterien (Noten, Beurteilungen von Studienleistungen)→Resultate: Scores aus “mental tests” korrelierenweder untereinander, noch mit Kriterien Aus heutiger Sicht: Methodische Mängel Selektivität der Stichprobe (nur 2,3 Proben) Unreliabilität der Testscores Folge: Abruptes Ende der ersten Periode
  • Erträge der Ersten Periode →Empirisches Vorgehen: Beobachtung und Messung ergänzt/ersetzt Introspektion und philosophische Spekulation →Tests selbst wurden nicht voll entwickelt, lieferten aber z.T. Vorbilder für spätere Verfahren→Anstöße zur Entwicklung statistischer Methoden (“index of co-relation”)→Bedeutung der Normalverteilung als Modell für interindividuelle Unterschiede
  • 2. Periode- Abgrenzung zu 1. Periode 1. Periode:  sehr stark laborexperimentellorientiert weit weg von Anwendungsfragen. 2. Periode: praktischenProblemstellungen aus  Fragen der Psychiatrie undder Pädagogik
  • 2. Periode- Esquirol, Ebbinghaus Esquirol (1828):  frühe Meilensteine: →Differenzierung intellektueller Minderleistung in angeborene Idiotie und erworbene Demenz →Postulat gradueller Unterschiede in der Intelligenzausprägung →Manifestierung in Sprache Ebbinghaus (1850-1909): Gedächtnisuntersuchung (Lückentest) →Auftrag der Prüfung von Auswirkungen des Vor-/Nachmitteagstests auf Ermüdung (1897) Gruppenintelligenzuntersuchungen (Sexta bisUnterprima): →Rechenmethode →Gedächtnismethode (Zahlen reproduzieren) →Kombinationsmethode (Lückentest) Ergebnisse →Deutliche altersbezogene Veränderungen →Positive Zusammenhänge zwischen Test- und Schulleistung
  • 2. Periode - Binnet Alfred Binet (1857-1911): Betonung von Umwelteinfüssen Komplexere kognitive Vorgänge müssen einbezogenwerden Unterschiedliche Verhaltensbereiche müssen geprüftwerden Intelligenzdefinition: →Binet & Simon... zeigt sich in der Qualität der Bewältigung vonProblemlagen ... gut urteilen, gut verstehen, gutdenken ... →WechslerZusammengesetzte oder globale Fähigkeit,zweckvoll zu handeln, vernünftig zu denken, undsich mit seiner Umwelt wirkungsvollauseinanderzusetzen. ↵entscheidende geistige Prozesse zur Problemlösung im Alltag spielen sich auf einem höheren komplexitätslevel ab als sensorische Funktionen 2. Intelligenztestung nach Binet: Auswahlmethode: Trennung langsamer, nicht-lernender Schüler (geringe Leistungsfähigkeit, keine Schulfähigkeit) zur Einrichtung von Sonderschulen Präzise Klassifikation der Intelligenz →Greift Ebbinghaus Ergebnisse auf und geht davon aus, dass mit zunehmenden Alter, schwierigere Aufgaben zu lösen und so zunehmendes Wissen erlangt wird. Testkonstruktion: ■ Unterschiedliche kognitive Leistungen werdenabgedeckt■ Betonung komplexerer mentaler Prozesse■ Anordnung der Aufgaben nach Schwierigkeiten,die im Verlauf der Testkonstruktion empirischbestimmt werden■ Leistung wird im Rahmen einer relativ kurzenSitzung geprüft■ Durchführung und Auswertung des Tests iststandardisiert■ Verfahren ist in Kernpunkten wie heutige Testsangelegt ■ Konstruktion altersadäquater Aufgaben■ Kriterium: Aufgabe wird von Mehrheit der Kindereiner gegebenen Altersgruppe (50-75%) gelöst(aber nur selten von jüngeren Kindern) Intelligenzalter Grundalter (alle Aufgaben gelöst) +1/5 der weiteren gelösten Aufgaben +0.5Hier also: 7 + 0.4 + 0.5 = 7.9 Jahre →überdurchschnittlich intelligent
  • 2. Periode- Verdienste Binets ■ Konstruktion eines objektiven Messinstruments,das lange Zeit Vorbild für weitere Entwicklungenwar ■ Abkehr von den Annahmen Galtons: →Nicht sensomotorische Vorgänge, sondern komplexe kognitive Prozesse bilden den Kern der Intelligenz ■ Lokalisierung der Leistung relativ zurBezugsgruppe als Grundlage der Messung undSkalenkonstruktion