Approbationsprüfung Psychotherapie (Fach) / Herbst 2011 (Lektion)
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Herbst 2011
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- 1 Weiches faktorenanalytisch ermittelte Persönlichkeitsmerkmal aus dem Fünf- Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Big Five) bezieht sich auf interindividueile Unterschiede in der emotionalen Stabilität und der Stressreagibilität? Neurotizismus
- 2 In der Verhaitenstherapie wird eine Strategie der therapeutischen Gesprächsführung beschrieben, bei der es nach Grawe darum geht, Grundbedürfnisse des jeweiligen Patienten, weiche mit bestimmten Beziehungszielen und -wünschen in Verbindung stehen, zu bestätigen. Dazu werden die dem Patienten oft nicht bewussten Oberziele, Beziehungsschemata und Pläne, welche sich in positiven oder auch problematischen Verhaltensweisen äußern und den Therapieprozess stark behindern können, möglichst zu Beginn der Therapie vom Therapeuten erschlossen. Diese Patientenpiäne sollen mittels Umsetzung passender Therapeutenpläne berücksichtigt werden. Wie ist diese Strategie nach Grawe zu bezeichnen? komplementäre Beziehungsgestaltung
- 3 Für welche psychische Störung sind nach der ICD-10 im Zusammenhang mit einem traumatisierenden oder anderweitig belastenden Ereignis als wesentliche Merkmale ein unerwartetes, geordnetes Weggehen aus der gewohnten Umgebung und eine teilweise oder völlige, nicht somatisch bedingte Amnesie am ehesten kennzeich- nend, wobei die Patienten z. T. eine neue Identität annehmen? dissoziative Fugue
- Welche Störung im Erwachsenenalter ist mit einem starken und andauernden Gefühl des Unbehagens und der Nichtzugehörigkeit zum eigenen Geschlecht verbunden, soweit es sich dabei um eine eigenständige Störung und nicht (nur) um ein Symptom einer anderen Störung (z. B. Schizophrenie) handelt? Transsexualismus
- 5 Eine der vier Komponenten der ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfä- higkeit, Behinderung und Gesundheit) bezieht sich neben der Dimension Aktivitäten (Aktivität: Durchführung einer Aufgabe oder Handlung durch einen Menschen) auf eine weitere Dimension betreffend "das Einbezogensein in eine Lebenssituation”. Sie umfasst Lebensbereiche wie Lernen und Wissensanwendung bis hin zu Gemein- schafts-, sozialem und staatsbürgerlichem Leben. Diese Dimension des Einbezogenseins in eine Lebenssituation heißt in der ICF: Partizipation (Teilhabe)
- 6 Ein Patient kann sich nach einem Schlaganfall nur sehr mühsam und langsam artiku- lieren, seine Sprachproduktion ist undeutlich, der Wortschatz eingeschränkt. Das Sprachverständnis hingegen ist kaum beeinträchtigt. Wie bezeichnet man diese Form der Aphasie? Broca-Aphasie
- 7 Für die Psychoanalyse wird beschrieben, dass Patienten in der psychoanaiytisch- therapeutischen Situation die Übertragung entsprechend unbewusster Beziehungs- phantasien gestalten. Der Vorgang des Zurückschreitens oder Zurückgreifens auf frühere bzw. niedriger strukturierte Verarbeitungsformen, auf ein lebensgeschicht- lich früheres bzw. niedriger strukturiertes Niveau kann eine kreative Bewegung im Sinne eines therapeutischen Fortschritts hin zu einer zeitlich und strukturell reife- ren Funktionsweise ermöglichen. Umgekehrt kann ein solches Zurückschreiten aber auch zu einer starken Verschlech- terung des Zustands und der Symptomatik von Patienten innerhalb und außerhalb der Therapie führen. Ein solches Zurückschreiten auf frühere bzw. niedriger struk- turierte Verarbeitungsformen ist dann nach Balint zutreffend zu bezeichnen als: maligne Regression
- 8 In der Gesprächspsychotherapie spielt das zu realisierende Beziehungsangebot des Therapeuten gegenüber dem Klienten eine zentrale Rolle. Einer der im Beziehungs- angebot des Therapeuten bedeutsamen Aspekte besteht darin, dazu imstande zu sein, "akzeptierend auf das zu achten, was in ihm selbst vor sich geht" und es fertig zu bringen, "ohne Furcht das zu sein, was die Vielschichtigkeit seiner Gefühle aus- macht". Wie wird dieser Aspekt nach Rogers bezeichnet? Kongruenz
- 9 ln der Psychotherapieforschung ist die Sicherstellung und Überprüfung, ob eine Therapie so durchgeführt wurde, wie es intendiert war und im Behandlungsmanual oder der Therapiestudie angegeben wurde, eine zentrale Aufgabe, die zur Prozessqualität in Beziehung gesetzt werden kann. Es geht hierbei um die Sicherstellung und Überprüfung der sogenannten Behandiungsintegrität
- 10 Welche der nachfolgenden Aspekte stehen nach der Verstärkerverlusttheorie von Lewinsohn am ehesten mit der Entwicklung einer Depression in Zusammenhang? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Fehlen vertrauter Bezugspersonen (B) geringe Selbstaufmerksamkeit (C) internale Attribution (D) kognitive Fehler (E) sozialer Rückzug (A) Fehlen vertrauter Bezugspersonen(E) sozialer Rückzug Nach der Verstärker-Verlust-Theorie (auch Verstärker-Verlust-Modell[2], Verstärker-Verlust-Hypothese) ist der Verlust an positiven Verstärkern verantwortlich für die Entstehung von Depressionen. Im Englischen spricht man eher von „Lewinsohn's depression model“ oder „Lewinsohn's social reinforcement theory“. Das Modell wurde von Peter M. Lewinsohn im Jahr 1974 unter dem Titel „A Behavioral approach to Depression“ veröffentlicht. Die Theorie basiert auf Lerntheorie der operanten Konditionierung. Depressionen entstehen demnach aufgrund einer zu geringen Rate an unmittelbar mit dem Verhalten verbundener Verstärkung. Lerntheoretisch spricht man von einer Löschung des aktiven Verhaltens, durch das Ausbleiben an Verstärkern. Nach Lewinsohn hängt die Menge positiver Verstärkung von der Anzahl verstärkender Ereignisse, von der Menge verfügbarer Verstärker und von den Verhaltensmöglichkeiten einer Person ab, sich so zu verhalten, dass Verstärkung möglich ist. Laut dieser Theorie befindet sich ein depressiver Patient unter sogenannten Löschungsbedingungen. Erschwerend kann hinzu kommen, dass das depressive Verhalten durch die Zuwendung der Umwelt positiv verstärkt wird. Im weiteren Verlauf kann es zu einer Depressionsspirale kommen, wenn Betroffene sich aufgrund der Interessenlosigkeit sozial zurückziehen und der Verlust an Verstärkern wiederum zu einer weiteren Verschlechterung der Stimmung beiträgt. Dieser Entwicklung müsse dann durch Verhaltensänderungen im Sinne einer „Anti-Depressionsspirale“ entgegen gewirkt werden
- 11 Ein 36-jähriger Mann leidet seit ca. einem Jahr unter einer schweren Agoraphobie. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern zusammen. Nachdem er wegen der langen Erkrankung zunächst seine Arbeitsstelle verloren hatte, hat - er inzwischen eine Arbeit angenommen, die er überwiegend von zuhause aus erledigen kann. Die Symptomatik hatte sich entwickelt, als deutlich wurde, dass seine Frau sich von ihm trennen wollte. Um ihn wegen seiner Krankheit zu unterstützen, ist sie dann doch bei ihm geblieben. Vor allem begleitet sie ihn, wenn er es aus einem dringenden Anlass nicht vermeiden kann, das Haus zu verlassen. Sie denkt: "ich kann ihn doch nicht verlassen, wenn er so hilflos und krank ist.” Es ist anzunehmen, dass die Reaktion der Ehefrau zur Aufrechterhaltung der Symptomatik beiträgt. Welche Bedeutung hat die Reaktion der Ehefrau (keine Trennung, sondern Unterstützung) im Hinblick auf die Symptomatik? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Auslösesituation (B) negative Verstärkung (C) sekundärer Krankheitsgewinn (D) Versagungssituation (E) Versuchungssituation (F) Zwangsprozess Prüfung für Psychologis (B) negative Verstärkung(C) sekundärer Krankheitsgewinn
- 12 Welche der nachfolgenden Symptome sind für Anpassungsstörungen nach der ICD-10 am ehesten typisch? Wählen Sie 2 Antworten! (A) aggressives Verhalten (B) Intrusionen (C) regressive Phänomene (bei Kindern) (D) Wahnideen (E) Zwangsrituale (A) aggressives Verhalten(C) regressive Phänomene (bei Kindern)
- 13 Welche der folgenden Störungsbilder zählen zu den Regulationsstörungen Säuglingsalter? Wählen Sie 3 Antworten! (A) exzessive Ängste (B) exzessives Schreien (C) Fütterstörung (D) motorische Stereotypien (E) Schlafstörung (B) exzessives Schreien(C) Fütterstörung(E) Schlafstörung
- 14 Welche der folgenden Konstellationen problematischer familiärer Beziehungen sind nach Minuchin unter strukturellen Gesichtspunkten am ehesten als zentrale Störungskategorien zu bezeichnen? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Delegation (B) Kollusion (C) Loslösung (D) Negativität (E) Verstrickung (C) Loslösung(E) Verstrickung
- 15 Welche der folgenden Behandlungsmethoden kommen im Rahmen einer Verhaltenstherapie bei der hypochondrischen Störung vorrangig zu Anwendung? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Aufbau angenehmer Aktivitäten (B) Entspannungstraining (C) Methoden der kognitiven Umstrukturierung (D) Neuroleptika (E) Training sozialer Kompetenzen (F) Verhaitensexperimente (B) Entspannungstraining(C) Methoden der kognitiven Umstrukturierung(F) Verhaitensexperimente
- 16 Welche unerwünschten Reaktionen sind bei der Anwendung von Entspannungsver- fahren am ehesten typisch? Wählen Sie 3 Antworten! (A) entspannungsinduzierte Ängste (B) entspannungsinduzierter Bluthochdruck (C) entspannungsinduzierte Hypomanie (D) erhöhte Bildung von Magensäure (E) Verstärkung von Ateminsuffizienz (A) entspannungsinduzierte Ängste(D) erhöhte Bildung von Magensäure(E) Verstärkung von Ateminsuffizienz Entspannungsverfahren setzen voraus, dass der Klient in der Lage ist, seine Aufmerksamkeit auf innere Prozesse zu lenken. Mittel- bis langfristig ist die Fähigkeit gefordert, das Erlernte zu behalten und selbstständig zu üben. Das schränkt den Einsatz bei Klienten mit stärkeren kognitiven Einschränkungen bspw. im Rahmen dementieller Prozesse aber auch bei Psychosen stark ein. Bei Klienten mit Psychosen ist zusätzlich zu bedenken, dass die Fokussierung auf innere Prozesse unter anderem auch eine wahnhafte Verarbeitung bzw. paranoide Interpretation des Geschehens nach sich ziehen kann. Bei dieser Patientengruppe empfiehlt es sich, Entspannungsverfahren nur bei ausreichender psychischer Stabilität durchzuführen und dabei unbedingt auf imaginative und suggestive Elemente zu verzichten. Prinzipiell ist zu beachten, dass bei der Entspannungsübung durch die damit verbundene Abschottung von äußeren Reizen es zu einem Hyperarousal kommt. Dies kann, alleine oder in Verbindung mit der Befürchtung die „Kontrolle zu verlieren, Angst auslösen. Bei Patienten mit einer verstärkten und von Befürchtungen geleiteten Selbstbeobachtung, wie z.B. bei hypochondrisch geprägter Selbstwahrnehmung und damit verbundener Fehlinterpretation körperlicher Vorgänge, kann durch die Fokussierung auf innere Prozesse die (von Sorge geprägte) Symptomatik noch verstärkt werden. Hier können auch Depersonalisations- und Derealisationsphänomene auftreten. Aber auch körperliche Störungen sind bei der Auswahl bzw. Gestaltung des Entspannungsverfahrens zu berücksichtigen: so kann eine bestehende Ateminsuffizienz durch die Verringerung der Atemfrequenz bei Entspannung noch zusätzlich verstärkt werden, was zu dysphorischen Gefühlen bis hin zur Erstickungsangst führen kann. Ebenfalls problematisch ist die Beeinflussung der Herzfrequenz bei bestehender Herzfunktionsstörung zu werten. Das bedeutet, dass eine körperliche Erkrankung eine relative Kontraindikation für die Durchführung eines bestimmten Entspannungsverfahrens sein kann. Der Erfolg einer Entspannungsinduktion ist unter anderem davon abhängig, dass sich der Klient dem Therapeuten anvertraut. Bei problematischer Klient – Therapeut- Beziehung kann dies auch als ein „sich ausliefern“ interpretiert werden, was Angst und oder eine Verweigerung der Übung nach sich zieht.
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- 17 Der Psychotherapieforscher Luborsky hat die Methode des Zentralen Beziehungskon- fliktthemas (ZBKT) entwickelt. Bei dieser Methode werden typische Muster von Be- ziehungskonfiikten in Schilderungen des Patienten während der Psychotherapie erfasst. Auf welche der folgenden Elemente hin werden die Schilderungen mit der Methode des ZBKT untersucht? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Reaktion des Objekts (B) Reaktion des Selbst (C) Trieb (D) Über-lch-Verbot (E) Wunsch (A) Reaktion des Objekts(B) Reaktion des Selbst(E) Wunsch
- 18 Welche der folgenden Vorgehensweisen entsprechen dem Konzept der tiefenpsycho- logisch fundierten Psychotherapie? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Der Therapeut legt den Schwerpunktauf die Rekonstruktion der frühen Psycho- genese und die Persönlichkeitsveränderung des Patienten. (B) Der Therapeut nimmt seine Gegenübertragungsreaktion wahr und reflektiert sie. (C) Die Entwicklung einer Übertragungsneurose hat Vorrang vor der Fokussierung auf den aktuell wirksamen neurotischen Konflikt. (D) Regressive Wünsche des Patienten werden wahrgenommen, aber nicht geför- dert. (E) Übertragungsphänomene werden gefördert. (B) Der Therapeut nimmt seine Gegenübertragungsreaktion wahr und reflektiertsie.(D) Regressive Wünsche des Patienten werden wahrgenommen, aber nicht geför-dert.
- 19 Aufaabenfoiae "24-iähriaer Patient" -Teii 1 Einfachauswahlaufgabe Ein 24-jähriger Patient kommt auf Drängen seiner Freundin zu Ihnen. Nach anfängli- chem Zögern berichtet er, dass er merke, dass die Nachbarn sich mit ihm beschäf- tigten und ihm verstohlen nachsähen. Er habe sich jetzt lichtundurchlässige Rollos gekauft, damit man auf keinen Fall mehr in die Wohnung sehen könne. In den letz- ten Wochen tuschelten die Menschen auch in der Straßenbahn hinter seinem Rücken über ihn, so dass er sich immer mehr zuhause aufhalte und sich mit einem Messer bewaffne, wenn er einmal das Haus verlasse, um sich verteidigen zu können. Wäh- rend seiner Schilderungen mustert er sehr aufmerksam den Behandlungsraum, als suche er etwas. Für welche der folgenden Diagnosen iiegen am ehesten Hinweise vor? (A) ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung (B) emotional instabile Persönlichkeitsstörung (C) paranoide Schizophrenie (D) soziale Phobie (E) spezifische Phobie (C) paranoide Schizophrenie
- 20 Aufaabenfoiae "24-jähriger.Patient“ -Teil 2 (Ende) Einfachauswahlaufgabe Die beunruhigte Freundin des Patienten ruft Sie nach dem Gespräch an und fragt Sie nach Ihrem Eindruck und Ihrer Diagnose. Ihnen liegt keinerlei Entbindung von der Schweigepflicht durch den Patienten vor. Welche der folgenden rechtlichen Einschätzungen Ihrer Handlungsmöglichkeiten und zugehörigen Begründungen trifft zu? (A) Da der Patient auf Drängen der Freundin zu ihnen gekommen ist und sie sehr beunruhigt ist, sollten Sie sie über die Diagnose aufklären. (B) Sie dürfen die Schweigepflicht durchbrechen, wenn von dem Patienten für die Freundin oder andere eine akute Gefahr ausgeht und dies die einzige Möglich- keit ist, die Gefahr abzuwenden. (C) Sie dürfen die Diagnose nicht weitergeben, da die Freundin in keinem ver- wandtschaftlichen Verhältnis zu dem Patienten steht. (D) Sie können die Freundin über Ihren Eindruck und die Diagnose informieren, wenn der Patient Ihrer Einschätzung nach psychiatrisch evtl, wegen einer Medi- kation. mitbehandelt werden sollte. (E) Sie unterliegen gegenüber der Freundin der Schweigepflicht, können aber den Hausarzt des Patienten anrufen und von der Diagnose und Ihrer Einschätzung in Kenntnis setzen, da dieser selbst der Schweigepflicht unterliegt. (B) Sie dürfen die Schweigepflicht durchbrechen, wenn von dem Patienten für dieFreundin oder andere eine akute Gefahr ausgeht und dies die einzige Möglich-keit ist, die Gefahr abzuwenden.
- 21 Aufgabenfolge „48-jähriger Patient mit körperlichen Beschwerden" - Teil 1 Einfachauswahlaufgabe Ein 48-jähriger Patient berichtet, dass er seit dem Tod seines Vaters vor 2/2 Jahren unter wechselnden körperlichen Beschwerden leide; Häufig habe er Magendruck und Übelkeit, Kopfschmerzen, schmerzhafte Blähungen, Missempfindungen auf der Haut und Herzrasen. Obwohl bisher alle organmedizinischen Untersuchungen keine auf- fälligen Befunde erbrachten, glaube er, dass die Ärzte eine körperliche Erkrankung übersehen haben, und wisse nicht, warum man ihn zu einem Psychotherapeuten ge- schickt habe. Auf welche der folgenden Störungen weist die geschilderte Symptomatik am ehes- ten hin? (A) dissoziative Störung (B) Hypochondrie (C) posttraumatische Belastungsstörung (D) Somatisierungsstörung (E) Zwangsstörung (D) Somatisierungsstörung
- 22 Aufqabenfolae ..48-iähriaer Patient mit körperlichen Beschwerden" -Teil 2 Mehrfachauswahlaufgabe Worauf sollte bei der Exploration der Beschwerden des Patienten (vgi. Teil 1 der Aufgabenfolge) im Rahmen eines verhaltenstherapeutischen Vergehens geachtet werden? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Auf eine ausführliche Erhebung der körperlichen Symptomatik sollte verzichtet werden. (B) Die bisherigen subjektiven Erkiärungsmodelle der Beschwerden sollten explo- riert und ernst genommen werden. (C) Die subjektiven Beeinträchtigungen durch die Beschwerden in verschiedenen Lebensbereichen sollten erfasst werden. (D) Eine Fremdanamnese, am besten von einem Familienmitglied erhoben, ist un- abdingbar. (E) Krankheitsängste, Rückversicherungswünsche sowie Schon- und Vermeidungs- verhalten sollten erfasst werden. (B) Die bisherigen subjektiven Erkiärungsmodelle der Beschwerden sollten explo-riert und ernst genommen werden.(C) Die subjektiven Beeinträchtigungen durch die Beschwerden in verschiedenenLebensbereichen sollten erfasst werden.(E) Krankheitsängste, Rückversicherungswünsche sowie Schon- und Vermeidungs-verhalten sollten erfasst werden.
- 23 Aufqabenfolae ..48-iähriaer Patient mit körperlichen Beschwerden" - Teil 3 (Ende) Einfachauswahlaufgabe Welche Aussage zum Umgang mit körperlichen Symptomen in der verhaltensthera- peutischen Behandlung der geschilderten Symptomatik (s. Teil 1 der Aufgabenfolge) ist falsch? (A) Auf Entspannungsverfahren sollte verzichtet werden, da die Aufmerksamkeit zu sehr auf den Körper gelenkt wird. (B) Das Erarbeiten realistischer Ziele ist von großer Wichtigkeit. (C) Es ist häufig hilfreich, deutlich zu machen, wie durch Wahrnehmungslenkung Beschwerden entweder intensiver oder weniger intensiv wahrgenommen wer- den. (D) informationsvermittlung ist ein wichtiger Bestandteil der Therapie. (E)Mit dem Patienten sollte diskutiert werden, welche Rolle somatische Faktorenbei der Symptomatik spielen. (A) Auf Entspannungsverfahren sollte verzichtet werden, da die Aufmerksamkeit zusehr auf den Körper gelenkt wird.
- 24 Aufqabenfolge ..43-jähriger Geschäftsführer mit Angstzuständen" - Teil 1 Einfachauswahlaufgabe Ein 43-jähriger Geschäftsführer eines mittelständischen Beratungsunternehmens, verheiratet und Vaterzweier Söhne, sucht einen Psychotherapeuten auf, da er sich leer, müde, antriebslos und wertlos fühle, Zusätzlich erlebe er akute Versagens- angst und Überforderung durch berufliche Aufgaben sowie Verlassenheitsängste einhergehend mit körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen, in den letzten fünf Jahren habe er regelmäßig jährlich mindes- tens zwei Phasen mit diesen Symptomen erlebt, ohne dass er hierfür konkreten Auslöser erkennen könne. Er habe zwar wiederkehrende berufliche Stresssituationen aufgrund von Geschäftsproblemen, jedoch seien in den meisten Fällen die Sympto- me nach Urlaubsreisen aufgetreten. Er sei bisher weder in ärztlicher noch in psy- chotherapeutischer Behandlung deswegen gewesen. Welche Diagnose kommt nach der ICD-10 am ehesten in Frage? (A) Burn-out-Syndrom (B) generalisierte Angststörung (C) Panikstörung (D) rezidivierende depressive Störung (E) Somatisierungsstörung (A,D)2
- 25 Aufgabenfoige 43-jähriger Geschäftsführer mit Angstzüständen - Teil 2 Kurzantwortaufgabe Der Patient ist mit seiner jetzigen Partnerin seit 15 Jahren zusammen. Er beschreibt sie als fürsorglich, verlässlich, sie sei immer für ihn da. Es gäbe viele Gemeinsam- keiten, aber auch unterschiedliche Ansichten z. B. hinsichtlich der Kindererziehung, die ihn dann sehr belasteten; er wage es kaum, seine Sichtweisen zu äußern aus Angst, seine Partnerin könne ihn deshalb verlassen, in der Vergangenheit habe er Trennungen von Freundinnen "nicht verkraftet". Der Gedanke, der ihn in solchen Phasen bedrücke, sei; "Ich bin völlig hilflos und auf mich gestellt. Ich werde un- glücklich sein, mein ganzes Leben wird verpfuscht sein." Welche Persönlichkeitsstörung gemäß der ICD-10 könnte nach dieser Beschreibung beim Patienten am ehesten vorliegen? abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
- 26 Aufqabenfoloe ,,43-tähriqer Geschäftsführer mit Anastzuständen>’ - Teil 3 Einfachauswahlaufgabe Der Therapeut plant in der kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlung unter anderem, ein Gedankentagebuch (Spaltentechnik} zur Identifikation dysfunktionaler automatischer Gedanken .sowie Überzeugungen und Einstellungen einzusetzen. Welche der nachfolgenden Interventionen, auf die der Einsatz des Tagebuchs hin- führen könnte, zielt in der Verhaitenstherapie am ehesten auf die Veränderung der Inhalte dysfunktionaler Überzeugungen und Einstellungen ab? (A) Gedankenstopp (B) Kommunikationstraining zur Verbesserung eines spontanen Ausdrucks automati- scher Gedanken (C) Selbstkontrolle zur Reduktion von Grübeln (D) Selbstverbalisationstraining (E) sokratischer Dialog und Verhaltensexperimente (E) sokratischer Dialog und Verhaltensexperimente
- 27 Aufqabenfolge "43-iähriqer Geschäftsführer mit Anastzuständen“ -Teil 4 (Ende* Einfachauswahlaufgabe Im weiteren Therapieverlauf reduzieren sich die Symptome signifikant, so dass der Therapeut eine Beendigung der Therapie plant. Welche der nachfolgenden Maßnahmen ist bei diesem Patienten für den Therapie- abschluss im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie am ehesten vorzusehen? (A) Einleitung einer stationären Rehabilitationsbehandiung (B) Empfehlung einer medikamentösen Erhaltungstherapie (C) Erarbeitung von Strategien der Rückfaliprophylaxe (D) Verhaltens- und Bedingungsanalyse (E) Ziel-Wert-Kiärung zur Motivierung des Patienten (C) Erarbeitung von Strategien der Rückfaliprophylaxe
- 28 ln einer Untersuchung soll die Wirkung eines neuen Medikaments im Vergleich zu einem Placebo getestet werden. Dazu wird jedem Patienten sowohl das neue Medikament als auch das Placebo je eine Woche lang gegeben. Es wird ausgelost, ob erst das Placebo oder erst das Medikament gegeben wird. Zwischen beiden Behandlungen wird eine Pause von einer Woche gemacht. Am Ende jeder Behandlungswoche soll jeder Patient einen Fragebogen ausfülien, auf dessen Basis der Behandlungserfolg ausgewertet werden soll. Bei dieser Untersuchung handelt es sich um ein/eine (A) beobachtende prospektive Erhebung (B) Experiment (C) Kohortenstudie (D) Longitudinaistudie (E) retrospektive Erhebung (B) Experiment Eine prospektive Studie (lat. prospecto: ausschauen) ist die Überprüfung der Hypothese der medizinischen oder psychologischen Wirksamkeit einer Behandlungsmethode unter vorheriger Festlegung, welche Hypothese geprüft werden soll. Dabei werden insbesondere die Daten gemäß der Hypothese erhoben, im Gegensatz zur retrospektiven Auswertung bereits vorhandenen Datenmaterials. Der Begriff prospektiv wird in der Hochsprache im Sinne von „vorausschauend“, „der Möglichkeit nach“ und „die Weiterentwicklung betreffend“ verwandt Die Prospektivität einer Studie sagt etwas über den zeitlichen Ablauf der Hypothesenerstellung und Datenerfassung aus. Die Daten in einer solchen Studie werden nach der Hypothesenaufstellung eigens für die Prüfung der Hypothese gesammelt. Ein Vorteil ist, dass das Datenmaterial dann genau auf die Anforderungen der Studie zugeschnitten werden kann. In einer retrospektiven Studie hingegen kann man z. B. nach Aufstellung der Hypothese vorhandene Datenbanken durchsuchen und daraus Daten entnehmen - diese passen dann evtl. nicht genau zu den Anforderungen der Studie, andererseits ist dieses Verfahren oft weniger kosten- und zeitintensiv. Prospektive Studien lassen sich in experimentelle prospektive Studien und beobachtende prospektive Studien unterteilen. In der experimentellen Studie wird die Stärke der unabhängigen Variable und deren Zuordnung zu den einzelnen Probanden vom Untersucher in der Regel durch Randomisierung durchgeführt. In der beobachtenden Studie findet eine solche Zuteilung nicht statt. BeispielWenn man den Effekt des Rauchens auf die Entstehung von Lungenkrebs untersuchen will, ergeben sich zwei prospektive Ansätze: prospektiv beobachtend: Man fragt die Probanden, wie viel sie rauchen, ordnet sie dementsprechend in Gruppen ein und untersucht, ob sie unterschiedlich häufig einen Lungenkrebs entwickeln.prospektiv experimentell: Man nimmt eine Gruppe von Probanden, teilt sie durch Randomisierung in Untergruppen auf und sagt jeder Gruppe, wie viele Zigaretten sie pro Tag rauchen soll, und untersucht dann den Zusammenhang.Wie man sieht, ist die zweite Lösung ethisch nicht immer vertretbar, obwohl sie theoretisch die sichereren Ergebnisse erzielt, weil sie z. B. verhindert, dass es eine dritte Größe gibt, die sowohl auf die unabhängige Variable als auch die abhängige Variable wirkt.
- 29 In der Psychotherapieforschung werden die Ergebnisse in verschiedene Evidenzgrade eingestuft. Weiche der im Folgenden genannten Evidenz-Typen hat die höchste Evidenzstufe (ia gemäß Cochrane Coilaboration)? (A) Fallstudien (B) mindestens 1 Review basierend auf randomisierten, kontrollierten Studien (RCTs) (C) narrative Übersichtsarbeiten (D) nicht kontrollierte Studien (E) randomisierte, kontrollierte Studie (RCT) (B) mindestens 1 Review basierend auf randomisierten, kontrollierten Studien(RCTs)
- 30 Bei der Anwendung von Entspannungsverfahren kommt es zu psychophysiologischen Veränderungen, die sich positiv auf das körperliche und seelische Wohlbefinden auswirken können. Welche der genannten psychophysiologischen Veränderungen ist typisch für den entspannten Wachzustand bei erwachsenen Personen? (A) Abnahme des Hautwiderstands (B) Abnahme des Tonus der Skelettmuskulatur (C) Zunahme der Delta-Wellen-Aktivität im EEG (D) Zunahme der Herzfrequenz (E) Zunahme des Sauerstoffverbrauchs (B) Abnahme des Tonus der Skelettmuskulatur
- 31 Was wird mit der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) gemessen? (A) das Ausmaß ionisierender Strahlung in bestimmten zerebralen Regionen (B) die Abfolge unterschiedlicher EEG-Muster (C) die Bestimmung der Schlaftiefe (D) die Verteilung radioaktiver Substanzen im Gehirn (E) lokale Änderungen der zerebralen Biutoxygenierung (E) lokale Änderungen der zerebralen Biutoxygenierung
- 32 Zur Schätzung der Erkrankungswahrscheinlichkeit 30- bis 40-jähriger Raucher an einem malignen Tumor innerhalb eines Jahres kann die 12-Monats-Prävalenz (Jah- resprävalenz) herangezogen werden. Zu deren Berechnung wird die Anzahl der ma- lignen Tumorerkrankungen bei 30- bis 40-jährigen Rauchern innerhalb eines Jahres erhoben. Folgende Gruppe wird als der Berechnung zugrunde liegende Population definiert: (A) alle 30- bis 40-jährigen Personen in der Bevölkerung (B) alle 30- bis 40-jährigen Raucher in der Bevölkerung (C) alle innerhalb dieses Jahres versterbenden Raucher (D) alle Raucher in der Bevölkerung (E) die Gesamtbevölkerung (B) alle 30- bis 40-jährigen Raucher in der Bevölkerung
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- 33 Das relative Risiko (RR) ist ein Begriff aus der Epidemioiogie. Es hilft zur Einschät- zung des Erkrankungsrisikos von gegenüber einem bestimmten Risikofaktor expo- nierten Menschen im Vergleich zum Erkrankungsrisiko von gegenüber diesem Risikofaktor nicht exponierten Menschen. Mit welchem Wert des RR ist zu rechnen, wenn das Erkrankungsrisiko in beiden Gruppen (exponierte und nicht exponierte Menschen) gleich ist? (A) 0 (B) 1 (C) 100 (D) keine Aussage möglich, da die erhobenen Daten nicht angegeben sind (E) zwischen -1 und 1 (B) 1
- 34 Welche der folgenden Maßnahmen dient im Rahmen der lernpsychologisch begrün- deten Verhaltensmodifikation in Abgrenzung zum Verhaltensaufbau am ehesten der Stabilisierung des aufgebauten Verhaltens? (A) Chaining (B) Fading (C) Kontingenz herstellen (D) Modelllernen (E) Shaping (B) Fading
- 35 Für die Entstehung von Zwangsgedanken konnte experimentell mehrfach nachge- wiesen werden, dass Gedankenunterdrückung eher zu einer Zunahme dieser Gedan- ken führt. Welcher der nachfolgenden Begriffe trifft darauf am ehesten zu? (A) Introjektion (B) Preparedness (C) Priming (D) Rebound-Effekt (E) Sensitivierung (D) Rebound-Effekt Priming is a technique whereby exposure to one stimulus influences a response to a subsequent stimulus, without conscious guidance or intention. For example, the word NURSE is recognized more quickly following the word DOCTOR than following the word BREAD. Priming can be perceptual, semantic, or conceptual. Research, however, has yet to firmly establish the duration (a day? a week?) of priming effects. Priming works best when the two stimuli are in the same modality. For example, visual priming works best with visual cues and verbal priming works best with verbal cues. But priming also occurs between modalities, or between semantically related words such as "doctor" and "nurse". Sensitivierung (engl.: sensitization) bezeichnet die Zunahme der Stärke einer Reaktion bei wiederholter Darbietung desselben Reizes. Die Sensitivierung wurde in einer Reihe von Laboruntersuchungen belegt. Beispielsweise zeigen Katzen bei wiederholter, schneller Darbietung eines kurzen elektrischen Schock an einem ihrer Gliedmaßen eine zunehmend stärkere motorische Reaktion. Der gegenteilige Prozess einer Abnahme der Reaktionsstärke ist die Habituation.
- 36 Nach psychoanalytischer Konzeption findet sich im konversionsneurotischen Sym- ptom häufig eine äußere Übereinstimmung mit dem Beschwerdebild einer wichtigen Bezugsperson des Patienten. Psychedynamisch wird dieses Phänomen am zutreffendsten erklärt mit dem Ab- Wehrmechanismus der (A) Identifikation (B) Projektion (C) Rationalisierung (D) Spaltung (E) Verschiebung (A) Identifikation
- 37 Eine Psychotherapeutin, die sich gerade im Prozess, einer Ehescheidung befindet, findet einen jungen männlichen Patienten, der sich bei ihr in einer langfristigen psychedynamischen Behandlung befindet, außerordentlich sympathisch. Sie freut sich besonders auf die Stunden mit ihm und merkt, wie er sie zum Lachen bringt. Es heitert sie auf und lenkt sie von ihrer Traurigkeit und ihren Sorgen über den weite- ren Verlauf ihres Lebens ab, dass sie mit ihm in den Sitzungen scherzen kann. Sie freut sich über die heitere, leichte Stimmung in den Sitzungen und versteht dies als hilfreich dafür, den Patienten von seiner Angststörung zu befreien. Welche der folgenden Aussagen steht auf dem Hintergrund der Schilderung aus psy- choanalytischer Sicht im engsten Bezug zur Deutung durch die Therapeutin, die hei- tere, flirtende Stimmung sei behandlungsförderlich? (A) Die Therapeutin isoliert ihre Gedanken von ihren zärtlichen Gefühlen. (B) Die Therapeutin rationalisiert ihren scherzhaften Umgang mit dem Patienten. (C) Die Therapeutin sublimiert ihre aggressiven Strebungen. (D) Die Therapeutin verschiebt ihre Gefühle von ihrem Ehemann auf den Patienten. (E) Die Therapeutin verwendet unbewusst Reaktionsbildung, um ihre zärtlichen Ge- fühle abzuwehren. (B) Die Therapeutin rationalisiert ihren scherzhaften Umgang mit dem Patienten.
- 38 Weicher der folgenden Faktoren hat sich in Studien am ehesten ais Risikofaktor für das Auftreten einer posttraumatischen Belastungsstörung nach einem erlebten Trauma erwiesen? (A) frühere Traumatisierung in der Kindheit (B) hohes Bildungsniveau (C) keine Ärger- und Wutreaktion (über das Erlebte) (D) männliches Geschlecht (E) mittleres Lebensalter (A) frühere Traumatisierung in der Kindheit
- 39 Welche der folgenden Aussagen zum Burn-out-Syndrom (BOS) trifft am ehesten zu? (A) Beim BOS handelt es sich nicht um eine klinische Diagnose bzw. psychische Stö- rung gemäß Kapitel V (F) der ICD-10. (B) Das BOS ist ein Kriterium depressiver Episoden nach ICD-10. (C) Das BOS wird in der ICD-10 aufgrund der ausgeprägten Körpersymptome dia- gnostisch als somatoforme Störung eingeordnet. (D) Das BOS wird sowohl in der ICD-10 wie auch im DSM-IV als psychische Störungs- diagnose aufgeführt. (E) Für die Diagnose eines BOS gemäß ICD-10 müssen folgende drei Hauptsymptome vorliegen: vermehrte Müdigkeit, Schlafstörungen, Unfähigkeit zu entspannen. (A) Beim BOS handelt es sich nicht um eine klinische Diagnose bzw. psychische Stö-rung gemäß Kapitel V (F) der ICD-10.
- 40 Ein zentrales Merkmal einer Agoraphobie ohne Panikstörung ist nach der ICD-10 am ehesten: (A) die allgemeine Sorge, der Person selbst oder einem engen Angehörigen könnte ein Unglück zustoßen (B) die Angst, die gefürchtete Situation nicht verlassen zu können (C) die Angst, von wichtigen Sozialpartnern negativ bewertet zu werden (D) die Befürchtung, an einer unheilbaren Erkrankung zu leiden (E) die Sorge, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt erleiden zu kön- nen (B) die Angst, die gefürchtete Situation nicht verlassen zu können
- 41 Welches der folgenden Merkmale ist nach der ICD-10 ein wichtiges diagnostisches Kriterium für eine Bulimia nervosa? (A) Beginn vor der Pubertät (B) fehlender Leidensdruck (C) krankhafte Furcht dick zu werden (D) Übergewicht (E) Vermeidung hochkalorischer Nahrungsmittel (C) krankhafte Furcht dick zu werden
- 42 Weiche der folgenden Aussagen trifft auf die Somatisierungsstörung nach der ICD-10 am ehesten zu? (A) Bedingung für die Vergabe der Diagnose einer Somatisierungsstörung ist der Ausschluss einer somatischen Erkrankung. (B) Das Auftreten mehrerer körperlicher Symptome in verschiedenen Organsyste- men ist ein Ausschlusskriterium für diese Störung. (C) Das Symptombild ist über die häufig lange Dauer der Störung sehr stabil. (D) Ein möglicherweise feststellbarer Organbefund kann das Ausmaß der Beschwer- den nicht ausreichend erklären. (E) in der Regel lässt sich bei Patienten mit Somatisierungsstörung ein neurologi- scher Befund feststellen. (D) Ein möglicherweise feststellbarer Organbefund kann das Ausmaß der Beschwer-den nicht ausreichend erklären.
- 43 Als Reaktion auf traumatische Stressoren und Ereignisse kann eine akute Belastungs- störung (DSM-IV; ähnlich: akute Belastungsreaktion nach ICD-10) bzw. eine post- traumatische Belastungsstörung (PTBS) auftreten. Welcher Zusammenhang besteht am ehesten zwischen der akuten Belastungsstörung und der PTBS? (A) Akute Belastungsstörung und PTBS sind alternative (sich gegenseitig ausschlie- ßende) Reaktionen auf ein Trauma. (B) Die akute Belastungsstörung kann als Folge einer PTBS auftreten. (C) Eine remittierte akute Belastungsstörung stellt einen Schutzfaktor im Hinblick auf eine spätere PTBS dar. (D) Ohne vorherige akute Belastungsstörung kommt es in der Regel nicht zu einer PTBS. (E) Personen, die eine akute Belastungsstörung zeigen, haben ein höheres Risiko für eine PTBS. (E) Personen, die eine akute Belastungsstörung zeigen, haben ein höheres Risikofür eine PTBS.
- 44 Nach der ICD-10 ermöglicht folgendes Kriterium am ehesten die Abgrenzung eines Abhängigkeitssyndroms (Fix.2) von einem schädlichen Gebrauch (F1x.1): (A) fortgesetzter Substanzmissbrauch trotz ständiger oder wiederholter sozialer oder zwischenmenschlicher Probleme, die durch die Substanzwirkungen verur- sacht oder verstärkt werden (z. B. Streit mit Eltern oder Freund/ -in über die Folgen der Intoxikation) (B) fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanzen zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen (C) wiederholter Substanzgebrauch in Situationen, in denen es aufgrund des Kon- sums zu einer körperlichen Gefährdung kommen kann (z. B. Autofahren) (D) wiederholter Substanzgebrauch, der zu einem Versagen bei der Erfüllung wich- tiger Verpflichtungen bei der Arbeit, in der Schule oder zu Hause führt (z. B. Schulschwänzen) (E) wiederkehrende Probleme mit dem Gesetz im Zusammenhang mit dem Sub- stanzgebrauch (z. B. Führerscheinentzug wegen Trunkenheit am Steuer) (B) fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunstendes Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanzen zu beschaffen,zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen Diagnostische Leitlinien schädlicher Gebrauch Die Diagnose erfordert eine tatsächliche Schädigung der psychischen oder physischen Gesundheit des/der Konsumenten/in. Schädliches Konsumverhalten wird häufig von anderen kritisiert und hat auch häufig unterschiedliche negative soziale Folgen. Die Ablehnung des Konsumverhaltens oder einer bestimmten Substanz von anderen Personen oder einer ganzen Gesellschaft ist kein Beweis für den schädlichen Gebrauch, ebenso wenig wie etwaige negative soziale Folgen, z.B. Inhaftierung oder Eheprobleme. Diagnostische Leitlinien Abhängigkeit Die sichere Diagnose Abhängigkeit sollte nur gestellt werden, wenn irgendwann während des letzten Jahres drei oder mehr der folgenden Kriterien vorhanden waren: 1 Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, psychotrope Substanzen zu konsumieren. 2 Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums. 3 Ein körperliches Entzugssyndrom (siehe F1x.3 und F1x.4) bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, nachgewiesen durch die substanzspezifischen Entzugssymptome oder durch die Aufnahme der gleichen oder einer nahe verwandten Substanz, um Entzugssymptome zu mildern oder zu vermeiden. 4 Nachweis einer Toleranz. Um die ursprünglich durch niedrigere Dosen erreichten Wirkungen der psychotropen Substanz hervorzurufen, sind zunehmend höhere Dosen erforderlich (eindeutige Beispiele hierfür sind die Tagesdosen von Alkohol- und Opiatabhängigen, die bei Konsumenten/innen ohne Toleranzentwicklung zu einer schweren Beeinträchtigung oder sogar zum Tode führen würden). 5 Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums, erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu beschaffen, zu konsumieren oder sich von den Folgen zu erholen. 6 Anhaltender Substanzkonsum trotz Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen, wie z.B. Leberschädigung durch exzessives Trinken, depressive Verstimmungen infolge starken Substanzkonsums drogenbedingte Verschlechterung kognitiver Funktionen. Es sollte dabei festgestellt werden, dass der/die Konsument/in sich tatsächlich über Art und Ausmaß der schädlichen Folgen im Klaren war oder dass zumindest davon auszugehen ist. Eine akute Intoxikation (...) oder ein „Kater" (hangover) beweisen allein noch nicht den „Gesundheitsschaden", der für die Diagnose schädlicher Gebrauch erforderlich ist. Schädlicher Gebrauch ist bei einem Abhängigkeitssyndrom (F1x.2), einer psychotischen Störung (F1x.5) oder bei anderen spezifischen alkohol- oder substanzbedingten Störungen nicht zu diagnostizieren. Ausschluss: schädlicher Gebrauch von nicht abhängigkeitserzeugenden Substanzen (F55).
- 45 Mit welchem Begriff wird der schnelle Phasenwechsel bei Patienten mit der Diagno- se "bipolare Störung" bezeichnet? (A) Early Onset Disorder (B) Flashback (C) Intrusion (D) Rapid Cycling (E) Reframing (D) Rapid Cycling
- 46 Frau Schulz ist 25 Jahre alt und kommt in Begleitung ihrer Mutter zum Erstgespräch. Mutter und Tochter berichten, dass die Tochter vor 5 Jahren eine akute Episode ei- ner paranoiden Schizophrenie erlebt habe, die erfolgreich behandelt wurde und voll remittiert sei. Sie habe sich jedoch zunehmend an ihrem Arbeitsplatz überfordert gefühlt und diesen dann nach einiger Zeit gekündigt. Nun fühle sie sich seit knapp 2 Jahren deutlich niedergeschlagen und lebe inzwischen wieder im Haus ihrer Eltern. Sie habe keinen Antrieb, müsse sich zwingen aufzustehen, habe keine Interessen und verfolge von sich aus keine Aktivitäten. Die Mutter übe dann Druck aus, dass die Patientin zum Sport und Fitnesstraining geht. Hinterher fühle sie sich gut, etwas ge- tan zu haben, aber von sich aus finde sie nicht den Antrieb dazu. Welche der folgenden Diagnosen kommt nach ICD-10 am ehesten in Betracht? (A) abhängige Persönlichkeitsstörung (B) depressive Episode (C) posttraumatische Belastungsstörung (D) schizoaffektive Störung (E) spezifische Phobie (B) depressive Episode Die schizoaffektive Störung ist eine psychische Störung, die sowohl Symptome der Schizophrenie als auch der bipolaren affektiven Störung in sich vereint. Zusätzlich zu den Stimmungsbeschwerden durch eine affektiven Störung (wie Depression oder Manie) treten hier Symptome wie Wahn oder Halluzinationen aus dem schizophrenen Formenkreis auf. Dabei kann man schizomanische, schizodepressive und gemischte Formen unterscheiden. Der Verlauf kann phasisch (also in wechselnden Episoden) oder aber chronifizierend mit Residualsymptomen (also mit einer anhaltenden Beeinträchtigung) sein. Schizomanische Episoden sollen eine etwas günstigere Prognose als die schizodepressive Verlaufsform aufweisen, die offenbar häufiger zu einer Chronifizierung neigt. Es herrscht noch keine klare Übereinkunft darüber, ob dieses Krankheitssyndrom hinsichtlich der biologischen Entstehung und Behandlungsoptionen wirklich eine eigenständige Kategorie bilden sollte. Durch bildgebende Verfahren sind bisher – wie bei den meisten psychischen Krankheiten – keine Veränderungen im Gehirn der Betroffenen erkennbar. Eine schwere affektive Störung kann ebenfalls psychotische Symptome einschließen, jedoch ist dabei der auftretende Wahninhalt meist passend (synthym) zur depressiven bzw. manischen Stimmungslage. Bei einer Depression kann der Betroffene zum Beispiel an Schuldwahn leiden („ich habe irgendeine Schuld auf mich geladen, die ich niemals in Ordnung bringen kann“), an Verarmungswahn („ich werde kein Geld mehr haben und verhungern“) oder nihilistischem Wahn („es gibt mich gar nicht“). Auch Beziehungswahn, Eifersuchtswahn und Verfolgungswahn gehören noch zu einer schweren depressiven Episode mit psychotischen Symptomen (siehe ICD-10 F32.3x, Kriterium D). Bei Manie tritt oft Größenwahn auf. Um laut ICD-10 von einer schizoaffektiven Störung sprechen zu können, muss neben dem Vorliegen einer affektiven Störung eines der folgenden Kriterien während derselben Störungsepisode erfüllt sein und darf nicht durch eine organische Krankheit oder psychoaktive Substanzen (Drogen oder Medikamente) bedingt sein: Ich-Störungen, wie z. B. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug, GedankenausbreitungKontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachtenkommentierende oder dialogisierende Stimmenanhaltender, kulturell unangemessener, bizarrer und völlig unrealistischer Wahn (nicht nur Größen- oder Verfolgungswahn)Danebenreden, zerfahrene Sprache, Neologismenkatatone Symptome (Haltungsstereotypien, wächserne Biegsamkeit oder Negativismus)Die Abgrenzung zur Schizophrenie fällt oftmals schwer, da eine Schizophrenie fast immer auch mit affektiven Symptomen einhergeht. Für die Diagnosestellung ist hier sowohl der Krankheitsverlauf, als auch die Art und Schwere der Negativsymptomatik entscheidend.
- 47 Nach einer für sie kränkenden Trennung von ihrem langjährigen Freund litt eine bisher gesunde 23-jährige Floristin in der Folgezeit unter Schlafstörungen und Suizidgedanken. Bei der psychotherapeutischen Behandlung stellte sich heraus, dass die Patientin in der Kindheit mehrfach hilflos Trennungssituationen ausgesetzt war. Die "erworbene" Trennungsängstlichkeit war in der aktuellen Situation zum Tragen gekommen und konnte in der Therapie erfolgreich bearbeitet werden. Es kam innerhalb weniger Wochen zur völligen Genesung. Der behandelnde Therapeut gewann den deutlichen Eindruck, dass diese Frau wohl ohne ein schweres Lebensereignis (hier die Trennung vom langjährigen Freund) auch nicht psychisch erkrankt wäre. Welche der folgenden Diagnosen kommt nach der ICD-10 am wahrscheinlichsten in Betracht? (A) Anpassungsstörung (B) gemischte affektive Episode (C) mittelgradige rezidivierende depressive Störung (D) sonstige akute vorübergehende psychotische Störung mit akuter Belastung (E) Zyklothymia (A) Anpassungsstörung
- 48 Es können verschiedene Entwicklungsaufgaben des Kindes- und Jugendalters unter- schieden werden. Welche der folgenden Entwicklungsaufgaben ist in der Regel dem Jugendalter zuzu- rechnen? (A) Aufbau einer positiven Einstellung zu sich als einem wachsenden Organismus (B) emotionale Unabhängigkeit von den Eltern (C) Erlernen körperlicher Geschicklichkeit (D) Erwerb von konkret-operationalen Denkfähigkeiten (E) Lernen, mit Altersgenossen zurechtzukommen (B) emotionale Unabhängigkeit von den Eltern
- 49 Welches ist nach Erik Eriksons Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung der phasenspezifische Konflikt im höheren Erwachsenenalter? (A) Generativität versus Selbstabsorption (B) Identität versus Identitätsdiffusion (C) Initiative versus Schuldgefühle (D) Integrität versus Verzweiflung (E) Urvertrauen versus Misstrauen (D) Integrität versus Verzweiflung Das Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung ist ein entwicklungspsychologisches Modell des Psychoanalytikers Erik H. Erikson (1902–1994) und seiner Frau und geistigen Weggefährtin Joan Erikson. Erikson beschreibt in diesem Stufenmodell die psychosoziale Entwicklung des Menschen. Diese entfalte sich im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen und Wünschen des Kindes als Individuum und den sich im Laufe der Entwicklung permanent verändernden Anforderungen der sozialen Umwelt. Eriksons Entwicklungstheorie spricht den Beziehungen bzw. der Interaktion des Kindes mit seiner personalen (und gegenständlichen) Umwelt eine wesentliche Rolle für die psychische Entwicklung zu. Im Vergleich zu Freuds Modell gibt er dem Unbewussten der psychosexuellen Dimension weniger Raum. Erikson erweiterte damit auf der Grundlage der Freudschen Phasen infantiler Triebentwicklung die Psychoanalyse um die psychologische Dimension der Ich- und Identitätsentwicklung im gesamten Lebenslauf Die acht StadienJede der acht Stufen stellt eine Krise dar, mit der das Individuum sich aktiv auseinandersetzt. Die Stufenfolge ist für Erikson unumkehrbar. Die erfolgreiche Bewältigung einer Entwicklungsstufe liegt in der Klärung des Konflikts auf dem positiv ausgeprägten Pol. Sie ist für die Bewältigung der nächsten Phase zwar nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich. Die vorangegangenen Phasen bilden somit das Fundament für die kommenden Phasen, und angesammelte Erfahrungen werden verwendet, um die Krisen der höheren Lebensalter zu verarbeiten. Dabei wird ein Konflikt nie vollständig gelöst, sondern bleibt ein Leben lang aktuell, war aber auch schon vor dem jeweiligen Stadium als Problematik vorhanden. Für die Entwicklung ist es notwendig, dass er auf einer bestimmten Stufe ausreichend bearbeitet wird, damit man die nächste Stufe erfolgreich bewältigen kann. Stadium 1: Ur-Vertrauen vs. Ur-Misstrauen (1. Lebensjahr)„Ich bin, was man mir gibt.“ Das Gefühl des Ur-Vertrauens bezeichnet Erikson (1973) als ein „Gefühl des Sich-Verlassen-Dürfens“ Hierzu ist das Kind auf die Verlässlichkeit der Bezugspersonen angewiesen. Die Bindung zu der Mutter und die damit verbundene Nahrungsaufnahme spielt eine bedeutende Rolle, da die erste Bezugsperson die Welt repräsentiert. Werden dem Kind Forderungen nach körperlicher Nähe, Sicherheit, Geborgenheit, Nahrung etc. verweigert, entwickelt es Bedrohungsgefühle und Ängste, da eine weitgehende Erfüllung dieser Bedürfnisse lebenswichtig ist. Außerdem verinnerlicht es das Gefühl, seine Umwelt nicht beeinflussen zu können und ihr hilflos ausgeliefert zu sein. Hier entsteht die Gefahr der Etablierung eines Ur-Misstrauens. Es können infantile Ängste des „Leergelassenseins“ und „Verlassenwerdens“ entstehen (ebd.). Fixierung durch zu starke orale Frustration zeigt sich in oralen Charakterzügen wie Reizhunger, Gier, Leere-Gefühle, Depression, Ur-Misstrauen, starken Abhängigkeitswünschen. Stadium 2: Autonomie vs. Scham und Zweifel (2. bis 3. Lebensjahr)„Ich bin, was ich will.“ Erikson bezeichnet dieses Stadium als „entscheidend für das Verhältnis zwischen Liebe und Hass, Bereitwilligkeit und Trotz, freier Selbstäußerung und Gedrücktheit“. Beschrieben werden die zunehmende Autonomieentwicklung des Kindes und ihre Bedeutung für die Manifestierung eines positiven Selbstkonzeptes bzw. einer Identität. Die Bedingung für Autonomie wurzelt in einem festen Vertrauen in die Bezugspersonen und sich selbst, setzt also die Bewältigung der Phase „Vertrauen versus Misstrauen“ (vgl. Stadium 1) voraus. Das Kind muss das Gefühl haben, explorieren oder seinen Willen durchsetzen zu dürfen, ohne dass dadurch der erworbene „Schatz“ des Vertrauenkönnens und Geborgen-Seins in Gefahr gerät. Hier spielt Erikson zufolge die Emotion Scham eine wichtige Rolle. Die weitgehende oder permanente Einschränkung der explorativen Verhaltensweisen des Kindes führt dazu, dass es seine Bedürfnisse und Wünsche als schmutzig und nicht akzeptabel wahrnimmt. Was sich somit beim Kind etabliert, ist schließlich Scham und der Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Fixierungen ergeben sich durch strenge Erziehung und zeigen sich in zwanghaften Charakterzügen: kleinlich oder geizig in Bezug auf Liebe, Zeit und Geld; Betonung von Recht und Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß; perfektionistische Ansprüche; frühreifes strenges Gewissen, sehr selbstkritisch; Unsicherheit und Zweifel an sich selbst; Putzzwang oder Waschzwang. Stadium 3: Initiative vs. Schuldgefühl (4. bis 6. Lebensjahr)„Ich bin, was ich mir vorstellen kann zu werden.“ Findet das Kind mit vier oder fünf Jahren zu einer bleibenden Lösung seiner Autonomieprobleme, steht es Erikson zufolge bereits vor der nächsten Krise. Er legt hier seinen Fokus stark auf die Bewältigung oder Nichtbewältigung des „Ödipuskomplexes“. Die symbiotische Beziehung zwischen Mutter und Kind öffnet sich, und das Kind erkennt die Bedeutung anderer Personen im Leben der Mutter. Weiter geht es in erster Linie um eine gesunde Meisterung der kindlichen Moralentwicklung. Die Grundlage für die Entwicklung des Gewissens ist gelegt, das Kind fühlt sich unabhängig vom Entdeckt werden seiner „Missetaten“ beschämt und unwohl. „Aber vom Standpunkt der seelischen Gesundheit müssen wir darauf hinweisen, dass diese große Errungenschaft nicht von übereifrigen Erwachsenen überlastet werden darf; dies könnte sich sowohl für den Geist als auch für die Moral selbst übel auswirken. Denn das Gewissen des Kindes kann primitiv, grausam und starr werden, wie sich gerade am Beispiel von Kindern beobachten lässt, die sich mit einer Abschnürung ihrer Triebe durch Verbote abfinden mussten. Gegebenenfalls verinnerlicht das Kind die Überzeugung, dass es selbst und seine Bedürfnisse dem Wesen nach schlecht seien.“ Im Gegenzug dazu beschreibt Erikson das Kind, welches diese Krise bewältigen kann, als begleitet vom Gefühl „ungebrochener Initiative als Grundlage eines hochgespannten und doch realistischen Strebens nach Leistung und Unabhängigkeit“. Fixierungen können durch Angst und Schuldgefühle entstehen, die dann zu einer Selbsteinschränkung führen, gemäß den eigenen Fähigkeiten, Gefühlen, Wünschen zu leben. Es kann auch zu einer Überkompensationkommen, ständig initiativ sein zu müssen, als bestünde ihr Wert nur in der eigenen Leistung. Schuldkomplexe, Übergewissenhaftigkeit sowie hysterische Symptome können hier ebenso entstehen. Stadium 4: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühl (6. Lebensjahr bis Pubertät)„Ich bin, was ich lerne.“ Kinder in diesem Alter wollen zuschauen, mitmachen, beobachten und teilnehmen; wollen, dass man ihnen zeigt, wie sie sich mit etwas beschäftigen und mit anderen zusammenarbeiten können. Das Bedürfnis des Kindes, etwas Nützliches und Gutes zu machen, bezeichnet Erikson als Werksinn bzw. Kompetenz. Kinder wollen nicht mehr „so tun, als ob“ – jetzt spielt das Gefühl, an der Welt der Erwachsenen teilnehmen zu können, eine große Rolle. Sie wollen etwas herstellen (z. B. mit Knetmasse) und dafür Anerkennung erhalten, ebenso für ihre geleisteten kognitiven Fähigkeiten. Demgegenüber steht in dieser Phase die Entwicklung eines Gefühls der Unzulänglichkeit und Minderwertigkeit. Dieses Gefühl kann sich immer dann etablieren, wenn der Werksinn des Kindes überstrapaziert wird. Überschätzung – ob vom Kind oder von seiner Umwelt ausgehend – führt zum Scheitern, Unterschätzung zum Minderwertigkeitsgefühl. Auf beiden Seiten (Werksinn und Minderwertigkeit) können Fixierungen entstehen: Überkompensation durch Arbeit und Leistung, Anerkennung vor allem über Leistung zu holen, Arbeits- und Pflichtversessenheit, Angst vor dem Arbeiten und Leisten, Angst vor Versagen. Stadium 5: Ich-Identität vs. Ich-Identitätsdiffusion (Jugendalter)„Ich bin, was ich bin.“ Identität bedeutet, dass man weiß, wer man ist und wie man in diese Gesellschaft passt. Aufgabe des Jugendlichen ist es, all sein Wissen über sich und die Welt zusammenzufügen und ein Selbstbild zu formen, das für ihn und die Gemeinschaft gut ist. Seine soziale Rolle gilt es zu finden. Ist eine Rolle zu strikt, die Identität damit zu stark, kann das zu Intoleranz gegenüber Menschen mit anderen Gruppenneigungen führen, die dann im Grunde „eliminiert“ werden müssen, weil der Druck der eigenen Peer-Group zu groß wird und „den anderen [Fremden]“ nicht akzeptieren kann. Mit einer noch nicht gefestigten eigenen Identität kann der Jugendliche sich im seltensten Fall von der Meinung seiner Peer-Group absetzen und seine eigene Meinung bilden. Schafft der Jugendliche es nicht, seine Rolle in der Gesellschaft und seine Identität zu finden, führt das nach Erikson zu Zurückweisung. Menschen mit dieser Neigung ziehen sich von der Gesellschaft zurück und schließen sich unter Umständen Gruppen an, die ihnen eine gemeinsame Identität anbieten. Wird dieser Konflikt erfolgreich ausbalanciert, so mündet das in die Fähigkeit der Treue. Obwohl die Gesellschaft nicht perfekt ist, kann man in ihr leben und seinen Beitrag leisten, sie zu verbessern. (Das Gleiche gilt für zwischenmenschliche Beziehungen.) Fixierungen zeigen sich in unbefriedigender Identität durch Unruhe, ewige Pubertät und vorschnelle Begeisterung. Stadium 6: Intimität und Solidarität vs. Isolation (frühes Erwachsenenalter)„Wir sind, was wir lieben.“ Aufgabe dieser Entwicklungsstufe ist es, ein gewisses Maß an Intimität zu erreichen, anstatt isoliert zu bleiben. Die Identitäten sind gefestigt, und es stehen einander zwei unabhängige Egos gegenüber. Es gibt viele Dinge im modernen Leben, die dem Aufbau von Intimität entgegenstehen (z. B. Betonung der Karriere, großstädtisches Leben, die zunehmende Mobilität). Wird zu wenig Wert auf den Aufbau intimer Beziehungen (was auch Freunde etc. mit einbezieht) gelegt, kann das nach Erikson zur Exklusivität führen, was heißt, sich von Freundschaften, Liebe und Gemeinschaften zu isolieren. Wird diese Stufe erfolgreich gemeistert, ist der junge Erwachsene fähig zur Liebe. Damit meint Erikson die Fähigkeit, Unterschiede und Widersprüche in den Hintergrund treten zu lassen. Fixierungen können sich zeigen in: Selbst-Bezogenheit und sozialer Isolation; Selbstaufopferung und Verschmelzung mit anderen. Stadium 7: Generativität vs. Stagnation und Selbstabsorption (Erwachsenenalter)„Ich bin, was ich bereit bin zu geben.“ Generativität bedeutet die Liebe in die Zukunft zu tragen, sich um zukünftige Generationen zu kümmern, eigene Kinder großzuziehen. Erikson zählt dazu nicht nur eigene Kinder zu zeugen und für sie zu sorgen, er zählt dazu auch das Unterrichten, die Künste und Wissenschaften und soziales Engagement. Also alles, was für zukünftige Generationen „brauchbar“ sein könnte. Stagnation ist das Gegenteil von Generativität: sich um sich selbst kümmern und um niemanden sonst. Zu viel Generativität heißt, dass man sich selbst vernachlässigt zum Wohle anderer. Stagnation führt dazu, dass andere uns ablehnen und wir andere. Niemand ist so wichtig wie wir selbst. Wird die Phase erfolgreich abgeschlossen, hat man die Fähigkeit zur Fürsorge erlangt, ohne sich selbst dabei aus den Augen zu verlieren. Fixierungen können sich zeigen: in einer übermäßigen Bemutterung, in Leere und Langweile oder in zwischenmenschlicher Verarmung. Stadium 8: Ich-Integrität vs. Verzweiflung (reifes Erwachsenenalter)„Ich bin, was ich mir angeeignet habe.“ Der letzte Lebensabschnitt stellt den Menschen vor die Aufgabe, auf sein Leben zurückzublicken. Anzunehmen, was er getan hat und geworden ist, und den Tod als sein Ende nicht zu fürchten. Das Gefühl noch einmal leben zu müssen, vielleicht um es dann besser zu machen, Angst vor dem Tod, führt zur Verzweiflung. Setzt sich der Mensch in dieser Phase nicht mit Alter und Tod auseinander (und spürt nicht die Verzweiflung dabei), kann das zur Anmaßung und Verachtung dem Leben gegenüber führen (dem eigenen und dem aller). Wird diese Phase jedoch erfolgreich gemeistert, erlangt der Mensch das, was Erikson Weisheit nennt – dem Tod ohne Furcht entgegensehen, sein Leben annehmen und trotzdem die Fehler und das Glück darin sehen können. Fixierung zeigt sich in Abscheu vor sich und anderen Menschen, unbewusste Todesfurcht. Geschichte und RezeptionErik H. Erikson hat in seinen Arbeiten vor allem versucht, den klassischen Interpretationsrahmen der Psychoanalyse – die psychosexuelle Lebensgeschichte – um die psychosoziale und die psychohistorische Dimension zu erweitern. Diese Bemühung geschah im Rahmen der Entwicklung der psychoanalytischen Ich-Psychologie. Eriksons Phasenlehre psychosozialer Entwicklung wurde intensiv unter der Perspektive der 5. Stufe, des Konfliktes von Identität und Identitätsverwirrung, rezipiert. Besonders Pädagogik und Soziologie haben den Ansatz der Identität aufgegriffen und diskutiert. Entwicklungspsychologisch wegweisend ist die empirische Operationalisierung des eriksonschen Identitätsbegriffs durch James E. Marcia. Die Psychoanalyse hat den Ansatz Eriksons bis in die 1990er Jahre weitgehend ignoriert, sowohl aufgrund seiner Abgrenzung vom freudschen Modell als auch aufgrund der Unschärfe des Identitätsbegriffs. Erst seitdem gibt es Ansätze, Identitätsansätze, Ich- und Selbstpsychologie miteinander in Austausch zu bringen. Eine Ausnahme bildet das Werk des Psychoanalytikers Arno Gruen, der Eriksons Begriff der Autonomie seit Ende der 60er Jahre in den Mittelpunkt seiner therapeutischen und kulturkritischen Überlegungen zur Entwicklung des Selbst gerückt hat
- 50 Im Rahmen von Ticstörungen zählen Räuspern, Husten und Schnüffeln am ehesten zu den (A) einfachen motorischen Tics (B) komplexen motorischen Tics (C) einfachen vokalen Tics (D) komplexen vokalen Tics (E) kombinierten motorischen und vokalen Tics (C) einfachen vokalen Tics
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