Persönlichkeitsppsychologie WiSe17/18 (Fach) / 7. Vorlesung (Informationsverarbeitungsparadigma) (Lektion)
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7. Vorlesung (Informationsverarbeitungsparadigma)
Diese Lektion wurde von friedrich_abc erstellt.
- Informationsparadigma: Menschenbild Mensch als informationsverarbeitendes System Prozesse in der Blackbox sollen besser verstanden werden
- Klassische Modelle Reize kommen ins sensorische Register, werden gefiltert, kommen ins Kurzzeitgedächtnis (Arbeitsspeicher, kann auf sensorisches Register wirken), wenn sie eine Art Schwelle übertreten kommen sie ins Langzeitgedächtnis (Festplatte, kann auf Filter vom sensorischen Register zum Kurzzeitgedächtnis wirken), von dort aus dem Kurzzeitgedächtnis, welches Einfluss nimmt auf die motorische Steuerung worauf unser Verhalten resultiert
- Neure Modelle: Adaptive Control of Thought (ACT, Anderson) Lokal aktivierte Inhalte des Langzeitgedächtnisses üben Funktionen des Kurzzeitgedächtnisses aus Knotenaktivierung und Aktivationsausbreitung (bestimmte Inhalte können weitere Inhalte aktivieren (bspw. Weihnachten >> Essen)) Stärke der Knoten und -verknüpfung abhängig von Aktivationshäufigkeit Aber: Knoten ≠ Gehirnzellen (sondern meistens Verbände) Kritik: sequentielle Verarbeitung (in Teilschnitten)
- Neuere Modelle: Konnektionistische Modelle Verteilte Speichermodelle: Info durch komplexe Knotenmuster repräsentiert Parallele Verarbeitung (>> Verarbeitung kann auch unbewusst sein) Auch hemmende Verknüpfungen (wenn bestimmter Inhalt aktiviert ist kann anderer nicht aktivierbar sein) >> Verarbeitung kann also parallel und sequentiell sein >> Bewusstsein unterschiedlich wichtig bei den Modellen
- Modell der Informationsverarbeitung: Implizite und explizite Prozesse Bisher: Allgemeingültige Prinzipien, aber unterschiedliche Teilsysteme der Informationsverarbeitung Implizite (indirekt, automatisch) und explizite (direkt, bewusst) Prozesse Unterschiedliche Hirnstrukturen (explizit >> präfrontaler Kortex, ...) Unterschiedliche Prinzipien (Aktivität, Ressourcen, Geschwindigkeit, Bewusstsein) >> Implizit: durchgehend Aktivität, verbraucht weniger Ressourcen, schneller als explizit, eher unbewusst <> explizit Parallel ablaufend und gemeinsame Verhaltensaktivierung
- Zweiprozessmodelle Reflektierendes System Wahrgenommenes in die propositionale Kategorisierung (Dinge, die wahrgenommen werden, werden mit Label/Bezeichnung versehen), von da zum Denken und Entscheiden, von dort zur Intensionsbildung, von dort zum Verhaltensschema >> Verhalten Bewusste Verhaltensentscheidung, erfordert Energie, regelbasiertes Vorgehen, langsam, kapazitätsverbrauchend Impulsives System Wahrgenommenes tauscht sich mit assoziativem Speicher (was im Langzeitgedächtnis gespeichert und momentan aktiviert ist) aus, dieser mit dem Verhaltensschema, dieses mit dem Verhalten Assoziative Verknüpfung und motivationale Orientierung (Annäherung und Vermeidung) beeinflussen Verhaltensentscheidung, schnell und effizient (z.B. unter Zeitdruck)
- Persönlichkeitskonzept Individuelle Besonderheiten können im Prinzip beruhen auf: Parametern infomationsverarbeitender Prozesse Geschwindigkeit, Kapazität Schwellen für Wahrnehmen, Speicher, Erinnern Deklaratives ("Schulwissen", auch verbales Wissen) und prozeduales Wissen (welche Schritte muss man für was durchführen, wie kann ich meine Emotionen regulieren, ... >> Wissen über Prozesse)
- Parameter der Info-Prozesse Unterschiede in der Informationsverarbeitung (Aspekt der Intelligenz) Geschwindigkeit, z.B. Sternberg-Paradigma (Zugriffsgeschwindigkeit auf Kurzzeitspeiccher wird gemessen) Arbeitsgedächtniskapazität (wie viel kann man verarbeiten) Schwellen für Wahrnehmung, Einspeicherung, Wiedererkennen Wahrnehmung aggressionsrelevanter Reize >> letztes Semester: Temperament
- Wissen: 4 Definitionen Wissen = Information Wissen = Unterschiede im deklarativem Wissen (z.B. Einstellungen (was weiß/denke ich über Personen, Dinge, ...), Wortschatz) Wissen = Unterschiede im prozedualem Wissen (z.B. Bewältigungsstile, Handlungskontrollstile) Explizites (bewusst gespeichert) vs. implizites (unbewusst gespeichert) Wissen (z.B. explizite vs. implizite Einstellungen) >> beide an Verhaltenssteuerung beteiligt
- Behavioral Process Modell of Personality Reflektives System: Propositionale Repräsentationen des Selbst (bewusste Repräsentationen des Selbst) >> messbar durch direkte Verfahren (z.B. Fragebogen) Impulsives System: Assoziative Repräsentationen des Selbst (unbewusste Repräsentationen des Selbst; Assoziativer Speicher + Motivationale Orientierung (=Persönlichkeit?)) >> messbar ducrh indirekte Verfahren (z.B. IAT)
- Methodik Messung Prozessparameter Direkte Messung expliziten Wissens (z.B. Fragebögen, lautes Denken, ...) Indirekte Messung impliziten Wissens über Einfluss auf Informationsverarbeitung (z.B. Messung von impliziten, assoziativen Wissensstrukturen (v.a. Einstellungen, Selbstkonzept) >> Priming, Implizite Assoziationstests (IATs)
- Affektives Priming: implizite Einstellungen Block 1: bei vorgestellten Begriffen einfach nur entscheiden ob positiv oder negativ Block 2: vor jedem Entscheiden wird bspw. Bild von Mann/Frau vorgeschaltet >> wenn man bspw. Frauen positiver assoziiert Relative Verzögerung in Reaktionszeiten >> Adjektive positiv/negativ zuordnen >> z.B. Extraversions-IAT IAT-Effekt: Differenz der Reaktionszeiten kein optimales Maß, wegen unterschiedlicher Reaktionszeiten, deswegen durch die Standardabweichung teilen
- Empirische Bewährung Oft Nichtbeachtung von Stabilität (Reaktionszeiten abhängig von bspw. Tagesform) und Konsistenz (Erinnerungseffekte) >> wobei heute nicht mehr so viel Fehlende Aggregation über mehrere strukturell ähnliche Aufgaben Priming: Teilweise Konsistenz und Stabilität unzureichend Implizite Assoziationstests: Gute interne Konsistenz (.70 - .80), etwas niedrigere Stabilität (∼.50)
- Bewertung Eigenschaften eingebettet in ein Prozessmodell der Informationsverarbeitung (weil Eigenschaften hier auch ein Stück weit erklärt werden) >> Erleichtert die Suche nach eigenschaftsrelevanten Situationen und Reaktionen >> Verleiht Eigenschaften präzisere Bedeutung >> Erleichert Operationalisierung komplexer Eigenschaften Gefahr, Grundlagen des Eigenschaftskonzepts (bzw. dessen Implikationen) zu ignorieren >> Eigenschafts- und Informationsparadigma sind keine Gegensätze, sondern gut miteinander vereinbar
- Zusammenfassung Fokus auf Prozesse der Reiz-Reaktions-(Situations-Verhaltens-)Kette Oft duale Infoverarbeitung (implizit, explizit) Persönlichkeitsunterschiede in/aufgrund von... ... Prozessparametern der Geschwindigkeit oder Kapazität ... Wahrnehmungs-, Speicher-, Erinnerungsschwellen ... Wissen/Information
- Sternberg Paradigma Benennt Suche im Kurzzeitgedächtnis Reaktionszeit zählt anstatt Reproduktionsgüte Ergebnis der Experimente: Sequentieller Abruf im Kurzzeitgedächtnis (Reiz kodiert, dann seriell verglichen, dann binäre Entscheidung getroffen, dann Reaktion geplant, dann erfolgt die Reaktion selbst)
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