Approbationsprüfung Psychotherapie (Fach) / Frühjahr 2016 (Lektion)
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Frühjahr 2016
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- 1 In der Psychotherapieforschung werden unterschiedliche Maße zur Bestimmung der Wirksamkeit psychotherapeutischer Interventionen herangezogen. Wie ist der allgemeine Begriff für das Maß, das z. B. mit Cohens d nach folgender Formel berechnet werden kann? Pi = Mittelwert Gruppe A, p2 = Mittelwert Gruppe B a = gepoolte Standardabweichung Effektstärke
- 2 In Anlehnung an die Ergebnisse der Forschung zur Theory of Mind wurde von Fonagy et al. die Fähigkeit beschrieben, innere psychische Prozesse, Gedanken und Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und den Zusammenhang dieser Prozesse, Gedanken und Gefühle zur äußeren Realität sowie zum eigenen Verhalten wie auch zum Ver- halten des Gegenübers zu begreifen. Dieser Fähigkeit liegen nach dieser Konzeption Prozesse der Reflektion zugrunde (reflective function). Wie wird die beschriebene Fähigkeit gemäß Fonagy et al. bezeichnet? Mentalisierungsfahigkeit
- 3 In der psychoanalytischen Theoriebildung wird ein Vorgang beschrieben, bei dem motorische oder sensorische Ausfälle oder körperliche Missempfindungen durch kör- perlichen Ausdruck unbewusster Konflikte, Bedürfnisse, Affekte und Phantasien ent- stehen. Von Freud wurde für diesen Vorgang ein Begriff eingeführt, um diesen „Sprung vom Psychischen in die somatische Innervation“ zu erklären. Wie lautet dieser von Freud eingeführte Begriff? Konversion
- 4 Aufgrund von sozialer Angst, z. B. einer sozialen Phobie, kann es zu einer Störung der Blasenentleerung beim Besuch öffentlicher Toiletten kommen. Dabei bleibt psy- chisch bedingt eine Entspannung des Sphinkters (Blasenschließmuskel) aus, im Ex- tremfall vollständig. Gelegentlich wird diese Störung auch als Angst vor der Unfähigkeit, auf öffentlichen Toiletten zu urinieren, beschrieben. Wie bezeichnet man diese psychisch bedingte Störung der Blasenentleerung am zu- treffendsten? Paruresis
- 5 Um welche Störung der Sexualpräferenz nach ICD-10 handelt es sich, wenn eine betroffene Person ihre sexuelle Erregung hauptsächlich aus der heimlichen Beo- bachtung anderer bei sexuellen Handlungen zieht? Voyeurismus
- 6 Wie nennt man das im Jahr 2013 in Kraft getretene Gesetz, welches eine Vielzahl von schon bisher vorhandenen Gesetzen und Regelungen, u. a. im Fünften Buch So- zialgesetzbuch (SGB V) und dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB), zusammenfassend ändert bzw. ergänzt und sich u. a. mit Aufklärungs- und Informationspflichten im Rahmen von (psychotherapeutischen) Behandlungen befasst? Patientenrechtegesetz
- 7 Für die Heilkunde haben Beauchamp 6t Childress insgesamt 4 ethische Prinzipien formuliert (principles of biomedical ethics). Welches dieser vier Prinzipien zielt am ehesten zentral darauf ab, dass nur solche therapeutischen Techniken angewendet werden, aus denen sich keine negativen Folgen für den Patienten ergeben? Schadensvermeidung
- 8 Welche der nachfolgenden Symptome liegen nach ICD-10 am ehesten bei Patienten mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typus (F60.31) vor? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Ausbrüche von Wut oder Gewalt (B) sozialer Rückzug (C) Selbstbeschädigung (D) chronisches Gefühl der Leere (E) Rededrang (F) exzessives Leistungsverhalten (A) Ausbrüche von Wut oder Gewalt(C) Selbstbeschädigung(D) chronisches Gefühl der Leere
- 9 Ein depressiver Patient reagiert nicht auf Ansprache, hat eine starre Körperhaltung und bewegt sich nicht. Wie lässt sich im Folgenden diese Symptomatik in der ICD-10 am zutreffendsten ein- ordnen? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Angst und depressive Störung, gemischt (B) schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen (C) depressiver Stupor (D) depressive Neurose (E) Zyklothymia (B) schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen(C) depressiver Stupor
- 10 Welche der folgenden Aussagen zur Binge-Eating-Störung und ihrer Diagnostik sind richtig? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Binge-Eating-Störung bezeichnet ein Syndrom übermäßigen Essens als Reaktion auf außergewöhnliche, belastende Ereignisse wie Trauerfälle, Unfälle oder Ge- burt. (B) Binge-Eating-Störung ist eine alternative Bezeichnung für leichtgradige Adiposi- tas. (C) Die Binge-Eating-Störung ist u. a. durch Essattacken/-anfälle mit subjektivem Kontrollverlust bezüglich der Beendigung des Essens gekennzeichnet. (D) In der ICD-10 ist die Binge-Eating-Störung nicht ausdrücklich genannt. (E) Nach den Essanfällen besteht regelmäßig der unwiderstehliche Drang, die Nah- rung zu erbrechen. (F) Die Binge-Eating-Störung ist im DSM-5 als Störungsdiagnose aufgeführt. (C) Die Binge-Eating-Störung ist u. a. durch Essattacken/-anfälle mit subjektivemKontrollverlust bezüglich der Beendigung des Essens gekennzeichnet.(D) In der ICD-10 ist die Binge-Eating-Störung nicht ausdrücklich genannt.(F) Die Binge-Eating-Störung ist im DSM-5 als Störungsdiagnose aufgeführt.
- 11 Bei der Behandlung von Patienten mit der tiefenpsychologisch fundierten Psycho- therapie (TfP) wird zumeist ein Fokus formuliert und bearbeitet. Welche der folgenden diagnostischen Methoden oder Konzepte eignen sich am ehes- ten zur Identifizierung eines Behandlungsfokus und zur Operationalisierung des Übertragungsbegriffs? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (DIPS) (B) Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen des Kindes- und Ju- gendalters nach ICD-10 der WHO (AAAS) (C) Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-2) (D) Skala dysfunktionaler Einstellungen (Dysfunctional Attitudes Scale, DAS) (E) Zentrales Beziehungskonfliktthema (ZBKT) (F) Zyklisch maladaptives Muster (CMP) (C) Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-2)(E) Zentrales Beziehungskonfliktthema (ZBKT) (F) Zyklisch maladaptives Muster (CMP) Unter zyklisch maladaptiven Mustern, auch zyklisch maladaptiver Beziehungszirkel (engl. cyclic maladaptice pattern CMP) genannt, versteht man ein psychodynamisches Modell, mit dem die Beziehung zu anderen und zu sich selbst erklärt werden soll. Das Modell stammt von Hans Strupp und Jeffrey L. Binder aus den Jahren 1984[3], 1993. Auf Anregung von Lorna Smith Benjamin wurde das Modell von W. P. Henry und W. Tress um die biografischen Primärerfahrungen ergänzt. Die Minimalstruktur umfasst dabei vier Aspekte Erwartungen des Patienten an das Verhalten anderer PersonenVerhalten des Patienten gegenüber anderen PersonenVerhalten anderer Personen dem Patienten gegenüberUmgang des Patienten mit sich selbst (maladaptives Introjekt)Diese vier Aspekte ergeben eine sich selbst verstärkende Schleife.[5] Das Modell der zyklischen maladaptiven Muster hatte Einfluss auf die Erstellung der Achse II in der operationalisierten psychodynamischen Diagnostik (OPD II
- 12 Welche der folgenden Begriffe bezeichnen am ehesten die drei Basisvariablen der Gesprächspsychotherapie? Wählen Sie 3 Antworten! (A) Selbstkonzept (B) Selbstaktualisierungstendenz (C) Empathie (D) unbedingte Wertschätzung (E) Kongruenz (F) Abstinenz (C) Empathie(D) unbedingte Wertschätzung(E) Kongruenz
- 13 Zur Einschätzung des Gefährdungspotenzials bei Suizidalität gibt es eine Reihe be- kannter Risikofaktoren. Welche der nachfolgenden Kennzeichen gelten als Risikofaktoren für einen vollzo- genen Suizid? Wählen Sie 3 Antworten! (A) weibliches Geschlecht (B) Depression (C) akute manische Phase einer bipolaren Störung (D) Tod des Partners (E) vorausgegangener Suizidversuch (B) Depression(D) Tod des Partners(E) vorausgegangener Suizidversuch
- 14 Von welchen der folgenden Institutionen werden die Mitglieder des „Wissenschaftli- chen Beirats Psychotherapie“ (WBP) bestimmt? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Bundespsychotherapeutenkammer (B) Wissenschaftsministerium (C) Bundesärztekammer (D) Gesundheitsministerium (E) Kassenärztliche Bundesvereinigung 14 Von welchen der folgenden Institutionen werden die Mitglieder des „Wissenschaftli-chen Beirats Psychotherapie“ (WBP) bestimmt?Wählen Sie 2 Antworten!(A) Bundespsychotherapeutenkammer(C) Bundesärztekammer
- 15 Aufgabenfolge „51-jährige, niedergeschlagene Frau“ - Teil 1 Einfachauswahlaufgabe Im Erstgespräch berichtet eine 51-jährige Frau von ausgeprägter Niedergeschlagen- heit. Auch würden ihr die üblichen Tätigkeiten einen deutlich stärkeren Kraftauf- wand, mehr Mühe und Anstrengung als bis vor einigen Monaten abverlangen. Sie versuche, sich dagegen zu wehren und „es“ zu überwinden. Sie äußert Pläne z. ß. wieder als Bürokraft im Betrieb ihres Mannes arbeiten zu wollen, könne sie aber nicht umsetzen. Den letzten Versuch, zunächst einmal die Ablage des vergangenen Monats zu Hause zu erledigen, habe sie abbrechen müssen. Sie will es demnächst wieder versuchen, aber sie habe einfach das Gefühl, sie könne nicht. Sie sitze oft auf dem Sofa und sage zu sich „nun mach doch wenigstens irgendwas!“, aber das Gefühl des Nichtkönnens sei übermächtig. Welcher psychopathologische Begriff gemäß dem AMDP-System trifft auf dieses Er- leben der Patientin zu, dass ihre Energie und Initiative blockiert sind? (A) ambivalent (B) antriebsgehemmt (C) Insuffizienzgefühle (D) Parakinesen (E) Verarmungsgefühle (B) antriebsgehemmt
- 16 Aufgabenfolge „51-jährige, niedergeschlagene Frau“ - Teil 2 Kurzantwortaufgabe Im weiteren Gespräch wird das ausgeprägte Gefühl der Patientin von Sinn- und Hoffnungslosigkeit bezogen auf sich selbst und die Welt durch ihre Äußerung noch verdeutlicht, sie sei irgendwie ganz klein, völlig unbedeutend, irgendwie gar nicht mehr vorhanden. Manchmal frage sie sich, ob sie überhaupt existiere. Je nach Schwere dieser inhaltlichen Denkstörung ist bei der Äußerung der Patientin an einen spezifischen Wahn zu denken, welcher gemäß den diagnostischen Kriterien der ICD-10 bei schweren depressiven Episoden auftreten kann. Wie wird dieser spezifische Wahn am zutreffendsten bezeichnet? nihilistischer Wahn
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- 17 Aufgabenfolge ..51-jährige, niedergeschlagene Frau“ - Teil 3 Mehrfachauswahlaufgabe Die Patientin klagt über eine Reihe weiterer Symptome, darunter ein gemindertes Interesse an ihrer Umwelt. Sie spricht mit ausdruckslosem Gesicht und wirkt im Denken und in ihrer Gestik verlangsamt. Sie berichtet, sie sei seit einem Jahr ar- beitsunfähig, den Haushalt mache auch ihr Mann. Der Therapeut vermutet aufgrund der Informationen ein schweres depressives Syndrom. Welche der folgenden diagnostisch relevanten Sachverhalte sind (u. a. nach der ak- tuellen Leitlinie für unipolare Depressionen) aufgrund der vorliegenden Informatio- nen in den bisherigen Teilen der Aufgabenfolge am ehesten zu erheben? Wählen Sie 4 Antworten! (A) Kinder der Patientin (B) kritische Auslöser in der Kindheit und Jugend (C) mögliche organische Ursachen (D) Partnerschaftsqualität (E) Suizidalität (F) Verlauf der Erkrankung (G) Verursachung durch psychotrope Substanzen (C) mögliche organische Ursachen(E) Suizidalität(F) Verlauf der Erkrankung(G) Verursachung durch psychotrope Substanzen
- 18 Aufgabenfolge „51-jährige, niedergeschlagene Frau“ - Teil 4 (Ende) Mehrfachauswahlaufgabe Die Patientin berichtet auf Nachfragen, bisher sei noch keine Therapie der geschil- derten Symptomatik erfolgt - mit Ausnahme einer Selbstmedikation mit Johannis- kraut. Welche der nachfolgenden Behandlungen sollten ihr laut aktueller Leitlinie am ehesten vorgeschlagen werden? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Elektrokrampftherapie (B) Lichttherapie (C) Medikation mit einem Antidepressivum (D) Psychotherapie (E) Schlafentzugstherapie (C) Medikation mit einem Antidepressivum(D) Psychotherapie
- 19 Aufgabenfolge „43-jähriger Sachbearbeiter“ - Teil 1 Kurzantwortaufgabe Ein 43-jähriger Sachbearbeiter, der seit einiger Zeit verstärkt Kundenkontakte hat, kommt zum psychotherapeutischen Erstgespräch und berichtet, ihm falle es schwer Menschen anzusprechen, er habe besonders Schwierigkeiten mit Kundengesprächen und möchte ihnen am liebsten aus dem Weg gehen. Er könne kaum mit den Kunden Augenkontakt halten und habe starke Angst davor zu erröten. Nur mit Mühe könne er sein Tagespensum schaffen. Welche Diagnose nach ICD-10 kommt am ehesten in Frage? Soziale Angststörung
- 20 Aufgabenfolge „43-iähriger Sachbearbeiter“ - Teil 2 Mehrfachauswahlaufgabe Der Patient berichtet erst bei der letzten probatorischen Sitzung, dass er seit meh- reren Monaten vor Beginn seiner Tätigkeit regelmäßig Alkohol (Wodka) konsumiere, um „entspannter“ mit den Kundenkontakten umgehen zu können. Welche der folgenden Kriterien nennt die ICD-10 für die Alkoholabhängigkeit? Wählen Sie 2 Antworten! (A) Alkoholabhängigkeit findet sich auch in der Familie. (B) Es besteht ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren. (C) Es lassen sich Störungen des Kurzzeitgedächtnisses nachweisen. (D) Es besteht eine fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Inte- ressen zugunsten des Alkoholkonsums. (E) Ursache ist eine Angststörung. (B) Es besteht ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren.(D) Es besteht eine fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Inte-ressen zugunsten des Alkoholkonsums.
- 21 Aufgabenfolge „43-jähriger Sachbearbeiter“ - Teil 3 (Ende) Einfachauswahlaufgabe Bei Vorliegen einer Alkoholabhängigkeit gilt bei der Beantragung von Psychothera- pie im Rahmen der Psychotherapie-Richtlinie Folgendes: (A) Das Vorliegen einer Abhängigkeit schließt die Durchführung einer Psychothera- pie in jedem Fall aus. (B) Alkoholabhängigkeit ist eine Indikation für eine Suchttherapie, nicht für eine Psychotherapie. (C) Wenn die Erfassung der Psychodynamik oder die Verhaltensanalyse klar die Rol- le des Alkoholmissbrauchs im Störungsmodell der Abhängigkeit benennen kann, ist die Durchführung von Psychotherapie uneingeschränkt möglich. (D) Bei Alkoholabhängigkeit kann eine ambulante Psychotherapie durchgeführt werden, wenn bis zum Ende von maximal 10 Stunden Abstinenz erreicht werden kann. (E) Voraussetzung für die Durchführung einer Psychotherapie ist die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. (D) Bei Alkoholabhängigkeit kann eine ambulante Psychotherapie durchgeführtwerden, wenn bis zum Ende von maximal 10 Stunden Abstinenz erreicht werdenkann.
- 22 Eysenck stellte 1952 eine provokante Behauptung auf, die die Psychotherapiefor- schung stark beeinflusste. Eysencks Provokation bestand im Wesentlichen in der Behauptung, (A) Psychotherapeuten seien psychisch gestörter als ihre Patienten (B) Psychotherapie sei nicht wirksamer als keine Behandlung (C) Psychotherapie sei reine „Scharlatanerie“ und schädige die Patienten nachhal- tig (D) Psychotherapie sei nur bei Patienten aus der Oberschicht indiziert (E) die meisten Psychotherapiepatienten hätten gar keine psychische Störung und eine „Behandlung“ sei daher sinnlos (B) Psychotherapie sei nicht wirksamer als keine Behandlung Meyer beschrieb 1990 drei Phasen der Psychotherapieforschung: Die Klassische Phase begann 1895 mit den Einzelfallstudien von Freud und Breuer ("Studien zur Hysterie"), die methodisch auf dem intra-individuellen Vor-Nach-Vergleich beruhen.Die Rechtfertigungs-Phase begann 1952 mit der provokativen These von Hans Jürgen Eysenck, dass Psychotherapie nicht besser wirke als keine oder eine unspezifische Behandlung (s. u.).Die Differentielle Psychotherapie-Effizienz-Forschung behandelt nicht mehr die Frage, ob Psychotherapie wirkt, sondern "welche Behandlungsmaßnahme durch wen, in welchem Zeitpunkt, [...] bei diesem Individuum mit diesem spezifischen Problem unter welchen Bedingungen zu welchem Ergebnis in welchem Zeitpunkt" führt.Darauf aufbauend postulierte Klaus Grawe (1992, 1997) folgende vier Phasen der Psychotherapieforschung: Legitimationsphase (engl. legitimation phase): Frage nach der Wirksamkeit ("Ist Psychotherapie effektiv?")Wettbewerbsphase (engl. competition phase): Frage nach der vergleichenden Wirkung ("Welche Form der Psychotherapie ist besser oder am besten?")Verschreibungsphase (engl. prescriptive phase): Frage nach der differentiellen Indikation ("Welche Form der Psychotherapie ist bei wem indiziert?")Prozessforschungsphase (engl. process-research phase): Frage nach der Wirkungsweise ("Auf welche Weise wirkt Psychotherapie?") Es kann dabei unterschieden werden zwischen Efficacy-Studien (Wirksamkeit von Psychotherapie unter Idealbedingungen) und Effectiveness-Studien (Wirksamkeit von Psychotherapie unter Realbedingungen).[2] Die Standardmethode bei Efficacy-Studien ist das randomisiert-kontrollierte Studiendesign (RCT) mit dem Ziel einer möglichst hohen internen Validität. Die Frage der Effectiveness wird am besten durch systematische naturalistische Studien (quasi-experimentelles Design ohne Randomisierung) beantwortet, mit dem Ziel möglichst hoher externer Validität und Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf andere Therapeuten, Patienten und klinische Settings[3].
- 23 Welche der folgenden Bezeichnungen trifft für jenen Teil des Gedächtnissystems am ehesten zu, in dem visuelle Informationen ultrakurzzeitig und unbewusst für die Weiterverarbeitung im Arbeitsgedächtnis zwischengespeichert werden? (A) semantisches Gedächtnis (B) explizites Gedächtnis (C) ikonisches Gedächtnis (D) implizites Gedächtnis (E) prozedurales Gedächtnis (C) ikonisches Gedächtnis Das ikonische Gedächtnis (Ikonischer sensorischer Speicher) ist eine Modellvorstellung aus der Gedächtnispsychologie. Es bezeichnet den Teil des sensorischen Gedächtnisses (auch sensorisches Register oder Ultrakurzzeitspeicher), der für visuelle Wahrnehmungen zuständig ist. Das ikonische Gedächtnis speichert alle ankommenden visuellen Informationen zwischen und macht sie für die weitere Verarbeitung zugänglich. Dieser Prozess der präattentiven Wahrnehmung läuft unbewusst ab. Als frühe Untersuchung wird oft ein Experiment von Johann Andreas von Segner (1740) zitiert: eine an einem Rad montierte glühende Kohle wird in einem dunklen Raum immer schneller rotiert, bis der Beobachter eine durchgehende Spur ohne Lücke, also ein stetiges Bild, sieht. Die geschätzte Persistenzdauer lag bei ca. 100 ms (Dauer einer Umdrehung, um den visuellen Reiz zu erneuern). Das ikonische Gedächtnis hat eine weitaus größere Kapazität als das Kurzzeitgedächtnis, was mit der Teilbericht-Methode nach George Sperling (1960) gezeigt werden konnte. Sie wird mit 12 (7-17) Chunksangegeben. Das visuelle sensorische Gedächtnis zerfällt jedoch sehr schnell. So zerfallen die ersten Gedächtnisspuren schon nach weniger als 200-400 ms.
- 24 Welches der folgenden bildgebenden Verfahren ist am besten geeignet, Stoffwech- selprozesse im Gehirn darzustellen? (A) Positronenemissionstomographie (B) Polysomnographie (C) Elektroenzephalogramm (D) Magnetresonanztomographie (E) Computertomographie (A,D)2
- 25 Bei welchem der folgenden Studientypen spielen in der Epidemiologie Follow-up- Untersuchungen der einzelnen Studienteilnehmer eine zentrale Rolle? (A) Metaanalyse (B) Fall-Kontroll-Studie (C) Kohortenstudie (D) ökologische Studie (E) Querschnittsstudie (C) Kohortenstudie Eine Ökologische Studie ist eine spezielle epidemiologische Studie, die einen oder mehrere Risikofaktoren in einem Gebiet untersucht und diese zum Beispiel mit der Erkrankungshäufigkeit der Bevölkerungsgruppe in diesem Gebiet in Beziehung setzt.
- 26 Kern der kognitiven Therapie von A. T. Beck ist die kognitive Triade. Worauf bezieht sich die kognitive Triade nach Beck am ehesten? (A) Wahrnehmung, Sprache, Überzeugung (B) Es, Ich, Über-Ich (C) Motivation, Information, Emotion (D) Umwelt, Selbst, Zukunft (E) Neurotizismus, Extraversion, Psychotizismus (D) Umwelt, Selbst, Zukunft
- 27 In der Control-mastery-Theorie und in der Schematherapie wird die Übertragung bzw. die Therapeut-Patient-Interaktion in der Therapie auf eine bestimmte Weise thematisiert: Beim Patienten werden während der Therapie frühere Erfahrungen aktualisiert, so dass Erwartungen und Befürchtungen bzgl. des Therapeutenverhaltens wirksam werden. In der Folge gestaltet der Patient die Interaktion gemäß diesen früheren Erfahrungen und überprüft unbewusst den Therapeuten, ob er entsprechend den negativen Erwartungen und Befürchtungen agiert. Welcher der folgenden Begriffe trifft auf die beschriebene Form der Interaktions- gestaltung durch den Patienten am ehesten zu? (A) korrektives Verhalten (B) Beziehungstest (C) Rollenumkehr (D) Arbeitsbeziehung (E) komplementäre Beziehungsgestaltung (B) Beziehungstest
- 28 Welcher unter den aufgeführten Abwehrmechanismen ist nach der psychoanalyti- schen Systematisierung von den unreifsten zu den reifsten Abwehrmechanismen am ehesten als unreifer Abwehrmechanismus zu bezeichnen? (A) Intellektualisierung (B) Projektion (C) Sublimierung (D) Ungeschehenmachen (E) Verdrängung (B) Projektion
- 29 Nach psychodynamischen Vorstellungen kann einem histrionischen Bewältigungs- muster bzw. einer histrionischen Persönlichkeitsstörung eine strukturelle Störung der Regulation des Selbstwertgefühls zugrunde liegen. Durch welches der folgenden Merkmale ist ein solches histrionisches Bewältigungs- muster am ehesten gekennzeichnet? (A) Dramatisierung und Übertreibung (B) emotionaler Rückzug und Vermeidung (C) Entwertung und emotionale Kühle (D) Selbstverletzung und innere Leere (E) übermäßiger Zweifel und Vorsicht (A) Dramatisierung und Übertreibung
- 30 Eines der psychoanalytisch orientierten Modelle zur Beschreibung so genannter struktureller Störungen ist Otto Kernbergs Konzept der Persönlichkeitsorganisation bzw. der Niveaus der Persönlichkeitsorganisation (normal vs. neurotisch vs. Border- line vs. psychotisch). Welche drei Funktionsbereiche finden sich am ehesten in diesem Konzept zur Be- stimmung des Niveaus der Persönlichkeitsorganisation, z. B. im Strukturierten Inter- view zur Persönlichkeitsorganisation, STIPO? (1 Antwort!) (A) Selbstwahrnehmung, Affekttoleranz, Bindungsfähigkeit (B) Steuerungsfähigkeit, Empathiefähigkeit, Bindungsfähigkeit (C) Mentalisierung, Objektivierung, Rationalisierung (D) Identität, Abwehrmechanismen, Realitätsprüfung (E) Triebkontrolle, Affektkontrolle, Selbstwert (D) Identität, Abwehrmechanismen, Realitätsprüfung Dimensions of Personality Measured in the STIPOIdentity. Identity is a descriptor of both the organization and the contents of thesubject’s inner world. An integrated and stable inner experience of self and others is responsible for the subjective sense of a cohesive self and also corresponds to the construct of identity, along with its behavioral correlates such as a capacity for investment in work and in stable, intimate relationships. Similarly, an unintegrated and unstable experience of self and others is responsible for the subjective sense of not having a cohesive self and also corresponds to the construct of identity diffusion, along with its behavioral correlates. Thus, a consolidated identitycorresponds to an inner world in which experiences of self and others are well integrated andhave depth and subtlety, i.e., have the qualities of “whole objects” and are relatively stable over time. Identity diffusion corresponds to an inner world in which experiences of the self andothers are polarized, contradictory and superficial, i.e., have the quality of “part objects” and are unstable.Identity is assessed in the STIPO by examination of the individual’s capacity to invest inwork or studies and free time activities, and the degree of integration and stability of sense ofself, including the stability and general valence of self-esteem. Identity is also assessed byexamination of the subject’s sense of others, the degree of integration and stability in theexperience of others, along with the capacity to evaluate others in depth, beyond their transitory, experienced behaviors, and to accurately perceive what others are feeling and thinking. The presence of a poorly consolidated identity distinguishes the borderline level of organization from the neurotic level of organization.Quality of object relations. Quality of object relations refers both to the quality of thesubject’s interpersonal relationships and to the nature of the subject’s inner experience of selfand others in interaction. Intrapsychically, quality of object relations is described in terms of thestability, degree of integration and depth of the subject’s inner experience of self and others ininteraction and in terms of the capacity for investment in relationships. Quality of objectrelations is assessed in the STIPO by examining the nature and stability of interpersonal andintimate relations, ability to combine tenderness with erotism, tendency to view relationships interms of need fulfillment, empathy and capacity to maintain a commitment to others over time.Primitive Defenses. Primitive defenses, such as splitting, idealization/devaluation,primitive denial, projective identification, somatization and fantasy are characteristic ofindividuals with borderline personality organization. The STIPO assesses primitive defenses by inquiring about the conscious, subjective affective, cognitive and behavioral correlates of the use of primitive defensive operations.Coping and Rigidity. Defenses are the habitual reactions that the subject uses to wardoff anxiety. The STIPO assesses the use of both advanced and primitive defenses. Advanceddefenses, such as suppression and anticipation, and neurotic defenses, such as repression,intellectualization, reaction formation and displacement, are the predominant defenses used by individuals in the normal-neurotic range. Normals rely predominantly on advanced defenses, which are both flexible and adaptive. Neurotics rely predominantly on neurotic defenses, which are rigid, often cause psychological distress and are less adaptive than advanced defenses.Coping refers to the individual’s capacity to flexibly and adaptively respond to situationsthat are potentially stressful. An adaptive response, reflecting successful coping, will minimizepsychological distress while responding appropriately and constructively to externalcircumstances. Rigidity refers to the chronic tendency to respond to potentially stressfulsituations in an automatic and stereotyped way that is to some degree maladaptive. Amaladaptive response, reflecting character rigidity, causes psychological distress and does notnecessarily lead to an optimal response to external circumstances. The STIPO assesses copingand rigidity by assessing how the individual anticipates and responds to stressful, challengingand disappointing situations, as well as the degree to which the individual is able to toleratebeing in situations that are outside of his control.Aggression. Quality of aggression refers to the extent to which the subject’s inner lifeand external behavior are dominated by aggression and defenses against aggression. Aggressionis assessed in the STIPO by examining destructive and self-destructive behavior, sadism,omnipotent control of others and hatred. It is predicted that the predominance of aggression willcorrelate with primitive defenses and poor quality of object relations.Moral Values. Moral values refers to the extent to which the subject has internalizedstable values and morals that affect his inner experience and guide his behavior. Morality andvalues are assessed in the STIPO by examining the subject’s behavior in relation to moraldecision-making and the capacity for guilt.
- 31 Der Gebrauch psychotroper Substanzen kann zu psychischen und Verhaltensstörun- gen führen. Bei welcher der folgenden Substanzen bzw. Substanzklassen ist Substitution am ehesten eine übliche Therapiemethode? (A) Inhalantien/Klebstoffe (B) Heroin (C) Cannabis (D) Halluzinogene (E) Alkohol (B,E)2
- 32 Für die klinisch-psychologische Diagnostik ist es wichtig, unterschiedliche Informa- tionsquellen und verschiedene Verfahren zu nutzen. Welches der nachfolgenden Beispiele für Erhebungsmethoden entspricht den soge- nannten „objektiven“ Tests nach Cattell (T-Daten, engl, test data)? (A) physiologische Messung (B) Fremdbericht (C) Selbstbericht (D) Interview (E) Tagebuch (A) physiologische Messung
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- 33 Wie wird in der allgemeinen Psychopathologie die verminderte Beherrschung der Affekte mit inadäquaten Affektäußerungen bereits bei geringen Auslösern genannt? (A) Affektarmut (B) Parathymie (C) Dysphorie (D) Affektinkontinenz (E) Affektstarre (D) Affektinkontinenz
- 34 Welches der folgenden diagnostischen Instrumente dient insbesondere bei der gene- ralisierten Angststörung am ehesten der Erfassung der Symptombelastung durch den speziellen Aspekt der Sorgen (auch: pathologische Besorgnis)? (A) Beck Angst-Inventar (BAI) (B) Hamilton Angst Skala (HAMA) (C) Penn State Worry Questionnaire (PSWQ) (D) Leipziger Ereignis- und Belastungsinventar (LEBI) (E) Beck Inventar für kognitive Schemata (B-IKS) (C) Penn State Worry Questionnaire (PSWQ)
- 35 Welche Aussage bezüglich der atmungsassoziierten Hypersomnie ist am ehesten zutreffend? (A) Atmungsassoziierte Hypersomnien sind mit nächtlichen Bewegungen der Beine verknüpft. (B) Bei atmungsassoziierter Hypersomnie treten Apnoen auf, die oft mit Mikro- weckreaktionen verbunden sind, die den Schlaf erheblich stören können. (C) Ein Patient mit atmungsassoziierter Hypersomnie verlässt aus dem Non-REM- Schlaf heraus das Bett und ist schwer erweckbar. (D) Ein typisches Beispiel für die Gruppe der atmungsassoziierten Hypersomnien ist die Narkolepsie. (E) Eine atmungsassoziierte Hypersomnie beginnt regelhaft mit Panikschrei und gleichzeitigem Aufsetzen im Bett. (B) Bei atmungsassoziierter Hypersomnie treten Apnoen auf, die oft mit Mikro-weckreaktionen verbunden sind, die den Schlaf erheblich stören können
- 36 Crystal Meth gilt im Allgemeinen als sehr gefährliche Droge, die zunehmend auch in Deutschland konsumiert wird. Welches ist der Hauptwirkstoff von Crystal Meth? (A) Methylalkohol (B) Methylamphetamin (C) Methylen (D) Methylphenidat (E) Methylsalicylat (B) Methylamphetamin
- 37 Haschisch und Marihuana sind Bezeichnungen für psychoaktive Drogen aus der Hanf-pflanze. Welches ist die zentrale Wirkstoff gruppe dieser pflanzlichen Drogen? (A) Amphetamine (B) Cannabinoide (C) Lysergsäuren (D) Opioide (E) Serotonin (B) Cannabinoide
- 38 Welche der folgenden Bezeichnungen ist für Brandstifter, die ihre Taten im Rahmen einer psychischen Störung verüben, am zutreffendsten? (A) Kleptomanen (B) Pyromanen (C) Petrophile (D) Trichotillomanen (E) Podophile (B) Pyromanen Foot fetishism, foot partialism, foot worship or podophilia is a pronounced sexual interest in feet. It is the most common form of sexual fetishism for otherwise non-sexual objects or body parts and is more prevalent in men than women
- 39 Für eine Untergruppe der spezifischen Persönlichkeitsstörungen (F60) wird in der ICD-10 das Merkmal „andauernde und umfassende Gefühle von Anspannung und Be- sorgtheit“ genannt. Auch eine Überempfindlichkeit gegenüber Ablehnung und Kritik kann bei dieser Persönlichkeitsstörung auftreten. Für welche der folgenden Persönlichkeitsstörungen ist dies nach der ICD-10 am ehesten typisch? (A) anankastische Persönlichkeitsstörung (B) ängstliche Persönlichkeitsstörung (C) emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ (D) histrionische Persönlichkeitsstörung (E) schizoide Persönlichkeitsstörung (B) ängstliche Persönlichkeitsstörung
- 40 Die Pädophilie zählt z. B. nach der ICD-10 zu den Störungen der Sexualpräferenz (auch: Paraphilien, paraphile Störungen). Welche der folgenden Differenzialdiagnosen ist, z. B. nach dem DSM-5, bei einer Person am ehesten in Betracht zu ziehen, die befürchtet, Kinder sexuell zu miss- brauchen, und der sich solche ihr fremde Ideen aufdrängen, ohne dass sie ein sol- ches Verhalten jemals gezeigt hat? (A) depressive Störung (B) Hypomanie (C) Störung der Geschlechtsidentität (D) Ticstörung (E) Zwangsstörung, vorwiegend Zwangsgedanken (E) Zwangsstörung, vorwiegend Zwangsgedanken
- 41 Zu einer bestimmten psychischen Störung gehört nach ICD-10 u. a. das folgende Kriterium: „Das Traumerleben selbst und die Störung des Schlafes, die durch das Aufwachen zusammen mit den Episoden resultiert, verursachen bei den Betroffenen einen deutlichen Leidensdruck.“ Für welche der folgenden Störungen ist dieses Kriterium nach ICD-10 am ehesten charakteristisch? (A) Entzugssyndrom mit Delir (B) Pavor nocturnus (C) depressive Episode (D) Albträume (E) posttraumatische Belastungsstörung (D) Albträume
- 42 Welche ist nach der Theorie des Entwicklungspsychologen Kohlberg die höchste Ebene der Moralentwicklung? (A) familienorientierte Ebene (B) gehorsamsorientierte Ebene (C) gesetzeskonforme Ebene (D) interessengeleitete Ebene (E) postkonventionelle Ebene (E) postkonventionelle Ebene Drei Ebenen mit je zwei UnterstufenKohlberg unterscheidet drei Hauptniveaus des moralischen Urteilens, die jeweils aus zwei Unterstufen bestehen: Präkonventionelle EbeneDiese Ebene entspricht dem Niveau der meisten Kinder bis zum neunten Lebensjahr, einiger Jugendlicher und vieler jugendlicher und erwachsener Straftäter. Auf dieser Ebene erlebt das Kind zum ersten Mal, dass es auch andere Sichtweisen neben der eigenen geben kann, die Autoritätspersonen sind jedoch weiterhin die Vorbilder. 1. Stufe – Die Orientierung an Strafe und Gehorsam: In der ersten Stufe orientieren sich diese nicht an moralischen Ansprüchen, sondern im Wesentlichen an wahrgenommenen Machtpotenzialen. Die von Autoritätengesetzten Regeln werden befolgt, um Strafe zu vermeiden. 2. Stufe – Die instrumentell-relativistische Orientierung: In der zweiten Stufe erkennen Kinder die Gegenseitigkeit menschlichen Verhaltens. Rechthandeln besteht darin, die eigenen Bedürfnisse und gelegentlich die von anderen als Mittel (instrumentell) zu befriedigen. Menschliche Beziehungen werden vergleichbar mit der Austauschbeziehung des Marktes verstanden. Sie orientieren ihr Verhalten an dieser Gegenseitigkeit, reagieren also kooperativ auf kooperatives Verhalten, und üben Rache für ihnen zugefügtes Leid (tit for tat/do ut des – „ich gebe, damit du gibst“; "Wie du mir so ich dir"). Konventionelle EbeneDieser Ebene sind der Großteil der Jugendlichen und Erwachsenen zuzuordnen. 3. Stufe – Die interpersonale Konkordanz- oder „good boy/nice girl“-Orientierung: Moralische Erwartungen Anderer werden erkannt. Den Erwartungen der Bezugspersonen und Autoritäten möchte der Proband entsprechen (good boy/nice girl), nicht nur aus Angst vor Strafe. Wird er den Erwartungen nicht gerecht, empfindet er auch Schuldgefühle. Korrespondierend dazu richtet er ebenfalls moralische Erwartungen an das Verhalten anderer. Es wird darüber hinaus häufig aufgrund der zugehörigen Intention argumentiert („Er hat es doch gut gemeint“). 4. Stufe – Die Orientierung an Gesetz und Ordnung: Über die dritte Stufe hinaus erkennt der Proband die Bedeutung moralischer Normen für das Funktionieren der Gesellschaft. Auch die nicht von Bezugspersonen an das Kind gerichteten Erwartungen werden erkannt (allgemeine moralische Regeln der Gesellschaft) und befolgt, da sie für das Aufrechterhalten der sozialen Ordnung erforderlich sind (law and order). Zwischen- bzw. Übergangsstufe4 1/2. Stufe: Bei der Auswertung einer Längsschnittstudie wurde festgestellt, dass High-School-Absolventen wieder moralische Urteile entsprechend der Stufe 2 fällten. Daraufhin wurde die Zwischenstufe nachträglich in die Theorie integriert. In der Übergangszeit zum Erwachsenwerden befinden sich Jugendliche typischerweise in einer Übergangsphase. Um sich vom konventionellen Niveau des Moralbewusstseins zu lösen, ist es wichtig, moralische Normen zu hinterfragen und nicht blind Autoritäten zu folgen. In der Übergangsphase gelingt es dem Menschen noch nicht, die Begründung von Normen auf ein neues, intersubjektives Fundament zu stellen, er ist moralisch orientierungslos. Menschen dieser Stufe verhalten sich nach ihren persönlichen Ansichten und Emotionen. Ihre Moral ist eher willkürlich, Begriffe wie „moralisch richtig“ oder „Pflicht“ halten sie für relativ. Im günstigen Fall gelingt ihnen die Entwicklung zur 5. Stufe des Moralbewusstseins, es kann aber auch sein, dass sie in der Übergangsstufe verbleiben oder zur 4. Stufe zurückfallen. Die Zwischenstufe wird als postkonventionell angesehen, obwohl moralische Urteile auf dieser Stufe noch nicht prinzipiengesteuert sind. Postkonventionelle EbeneNur eine Minderheit von Erwachsenen erreicht diese Ebene, meistens erst nach dem 20. Lebensjahr. 5. Stufe – Die legalistische Orientierung am Sozialvertrag: Moralische Normen werden jetzt hinterfragt und nur noch als verbindlich angesehen, wenn sie gut begründet sind. In der fünften Stufe orientiert sich der Mensch an der Idee eines Gesellschaftsvertrags. Aus Gedanken der Gerechtigkeit oder der Nützlichkeit für alle werden bestimmte Normen akzeptiert. Nur etwa ein Viertel aller Menschen erreicht diese Stufe. 6. Stufe – Die Orientierung am universalen ethischen Prinzip: Die sechste Stufe wird schließlich nur noch von weniger als 5 % der Menschen erreicht. Hierbei wird die noch diffuse Begründung von Normen der fünften Stufe verlassen. Die Moralbegründung orientiert sich jetzt am Prinzip der zwischenmenschlichen Achtung, dem Vernunftstandpunkt der Moral. Das richtige Handeln wird mit selbstgewählten ethischen Prinzipien, die sich auf Universalität und Widerspruchslosigkeit berufen, in Einklang gebracht, wobei es sich also nicht mehr um konkrete moralische Regeln, sondern um abstrakte Prinzipien handelt (kategorischer Imperativ). Konflikte sollen argumentativ unter (zumindest gedanklicher) Einbeziehung aller Beteiligten gelöst werden. Diese Stufe ähnelt der Normbegründungsform der Diskursethik. Eine Stufe 7?7. Stufe: Das eigentliche Stufenmodell Kohlbergs geht bis zur 6. Stufe. Kohlberg hat später Vermutungen geäußert, es könne eine 7. Stufe geben, in der moralische Urteile transzendental begründet werden. Systematisch ausgebaut wurde dieser Aspekt von Kohlberg nicht. Nur sehr wenige Menschen schaffen es bis dahin. Das Individuum der Stufe 7 ist erfüllt von universeller Liebe, Mitleid oder Heiligkeit. Kohlberg zitiert nur einige wenige Beispiele: Jesus, Buddha, Gandhi.
- 43 In welcher Kategorie wird in der ICD-10 die stereotype Bewegungsstörung verschlüs- selt? (A) Tic-Störungen (B) hyperkinetische Störungen (C) Zwangsstörungen (D) andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (E) andere neurotische Störungen (D) andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit undJugend F98.4Stereotype Bewegungsstörungen Info:Willkürliche, wiederholte, stereotype, nicht funktionale und oft rhythmische Bewegungen, die nicht Teil einer anderen psychischen oder neurologischen Krankheit sind. Wenn solche Bewegungen als Symptome einer anderen Störung vorkommen, soll nur die übergreifende Störung kodiert werden. Nichtselbstbeschädigende Bewegungen sind z.B.: Körperschaukeln, Kopfschaukeln, Haarezupfen, Haaredrehen, Fingerschnipsgewohnheiten und Händeklatschen. Stereotype Selbstbeschädigungen sind z.B.: Wiederholtes Kopfanschlagen, Ins-Gesicht-schlagen, In-die-Augen-bohren und Beißen in Hände, Lippen oder andere Körperpartien. Alle stereotypen Bewegungsstörungen treten am häufigsten in Verbindung mit Intelligenzminderung auf; wenn dies der Fall ist, sind beide Störungen zu kodieren. Wenn das Bohren in den Augen bei einem Kind mit visueller Behinderung auftritt, soll beides kodiert werden: das Bohren in den Augen mit F98.4 und die Sehstörung mit der Kodierung der entsprechenden somatischen Störung. Inkl.:Stereotypie/abnorme Gewohnheit Exkl.:Abnorme unwillkürliche Bewegungen (R25.-)Bewegungsstörungen organischer Ursache (G20-G25)Daumenlutschen (F98.8)Nägelbeißen (F98.8)Nasebohren (F98.8)Stereotypien als Teil einer umfassenderen psychischen Störung (F00-F95)Ticstörungen (F95.-)Trichotillomanie (F63.3)
- 44 Zum Verständnis von Scheidungen existieren mehrere Erklärungsmodelle. Welches der folgenden Modelle beruht am deutlichsten auf der Annahme, dass bei- de Partner eines Paares konstant die Kosten und den Nutzen ihrer Paarbeziehung evaluieren und eine positive Gesamtbilanz von Geben und Nehmen anstreben? (A) kognitiv-lerntheoretisches Scheidungsmodell (B) stresstheoretisches Scheidungsmodell (C) Vulnerabilitäts-Stress-Adaptationsmodell (D) austauschtheoretisches Scheidungsmodell (E) sozialphysiologisches Scheidungsmodell (D) austauschtheoretisches Scheidungsmodell
- 45 Aspekte der Beziehungsgestaltung, des Bindungsverhaltens oder des interpersonel- len Verhaltens lassen sich diagnostisch mittels Selbstbeurteilungsverfahren (durch die Patienten) oder Fremdbeurteilungsverfahren (z. B. durch die Therapeuten) er- fassen. Welches der folgenden Verfahren liegt diesbezüglich ausschließlich als Selbstbeur- teilungsverfahren vor? (A) Adult Attachment Interview (AAI) (B) Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme (IIP-D) (C) Methode des Zentralen Beziehungskonflikt-Themas (ZBKT) (D) Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD-2) (E) Strukturale Analyse sozialen Verhaltens (SASB) (B) Inventar zur Erfassung interpersonaler Probleme (IIP-D)
- 46 Was hat J. Willi mit dem Begriff Kollusion im paartherapeutischen Ansatz ursprüng- lich am ehesten gemeint? (A) die Parallelität der Übertragungsmuster beider Partner auf den Paartherapeu- ten (B) das unbewusste Zusammenspiel von Partnern, um z. B. unbewusste Ängste zu bewältigen (C) der Austausch geheimer Botschaften unter den Partnern unter Umgehung des Paartherapeuten (D) die Vermeidung angstbesetzter Themen im Paargespräch durch beide Partner (E) die starke emotionale Abgrenzung der Partner voneinander (B) das unbewusste Zusammenspiel von Partnern, um z. B. unbewusste Ängste zubewältigen
- 47 Welches der nachfolgenden Interviews ist am ehesten dazu geeignet, die Bezie- hungsqualität von Paaren zu erfassen und zum Motivationsaufbau für die Therapie beizutragen? (A) Composite International Diagnostic Interview (CIDI) (B) Diagnostisches Interview für psychische Störungen (DIPS) (C) Oral History Interview (OHI) (D) Strukturiertes Interview zur Persönlichkeitsorganisation (STIPO) (E) Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV (SKID) (C) Oral History Interview (OHI) In 1992, Dr. Gottman and two of his colleagues, Kim Buehlman and Lynn Katz, conducted a clinical research study which was to astonish the world of relationship psychology. Interviewing 52 married couples about the history of their relationships allowed the researchers predict which couples would separate or stay together 3 years later with over 94% accuracy. So, how were they able to do this? In the interviews, the couples described their first meetings, courtship, decision to get married, the good and bad times, their philosophy of what makes marriage work, and the way that their marriage has changed over the years. Afterwards, they made a brief visit to the lab, to have a 15-minute discussion about an area of conflict in their marriage, so that the researchers could see an example of the couple’s conflict style. The researchers focused on a particular a set of 7 variables in this study, to determine which were predictive of the success or failure of the relationships they observed. These variables were: 1. Expression of fondness/affection2. Expression of negativity towards spouse3. Expressiveness vs. withdrawal4. We-ness vs. Seperateness (how much they identify as part of the couple)5. Level of traditionality regarding gender roles6. How couple reported dealing with conflict: Volatility, Chaos, or Glorifying the Struggle7. Marital Disappointment or Disillusionment Variables increasing likelihood of a couple staying together: A husband’s expression of fondness towards his wifeBoth the husband’s and the wife’s expression of we-nessExpression of positivity or happiness in their marriage, especially on the part of the husbandThe single most powerful predictor of divorce in this study was the husband’s disappointment with the marriage, which, at the time of their interview, was significantly correlated with both his own and his wife’s marital unhappiness, his belligerence towards his wife, and his wife’s contempt and anger towards him. The husband’s disappointment in the marriage was also correlated to his wife’s faster heart rate during the marital interaction (increasing the likelihood of flooding). Couples who score high in the Chaos dimension may end up divorcing because of their approach to the continual unforeseen circumstances they find themselves in. Couples who score high on this dimension feel out of control of external events and usually do not know how to problem solve or get back on their feet. Instead, they just accept that life is hard and they continue to struggle to survive instead of growing closer or learning new ways to deal with life’s problems. Unfortunately, the philosophy of passive endurance, that life is hard and there is nothing a person can do about it, does not help their marriage survive. On the other hand, couples who Glorify the Struggle have a better chance at staying together than couples who do not. These couples may be in the same turmoil as the couples who score high in chaos, but the difference is their perception of the hardships. Quotes like “Marriage is the hardest job in the world, but it is well worth it” demonstrate the couples’ feelings of hopefulness and togetherness (“we-ness” in Gottman-speak). Glorifiers go on to tell in detail how certain traumas and intense experiences made them feel closer to one another. Hence marriages with this outlook on hardships grow stronger and get better as time goes on. Glorifying the Struggle correlates negatively with divorce because hope and commitment towards the other is stressed.
- 48 Welchem Bereich der Prävention ist das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden am ehesten zuzurechnen? (A) Gesundheitsbildung (B) Krisenintervention (C) Tertiärprävention (D) Verhaltensprävention (E) Verhältnisprävention (E) Verhältnisprävention
- 49 Ziele eines Trainingsprogramms für Eltern (SAFE®) sind u. a. die Förderung der psychischen Gesundheit von Eltern und Kind, die Entwicklung von sicherem Bindungs- verhalten sowie die Einübung von feinfühligem Interaktionsverhalten. Welcher Form der Prävention ist dieses Programm bezüglich des Kindes am ehesten zuzuordnen? (A) indizierte Prävention (B) primäre Prävention (C) sekundäre Prävention (D) selektive Prävention (E) tertiäre Prävention (B) primäre Prävention
- 50 Welche der folgenden Aussagen zur Wirkung des Parasympathikus ist am ehesten zutreffend? (A) Motilitätssteigerung im Magen-Darm-Trakt (B) Erhöhung der Herzfrequenz (C) Erweiterung der Bronchialmuskulatur (D) Verringerung der serösen Speicheldrüsensekretion (E) Pupillenerweiterung (A) Motilitätssteigerung im Magen-Darm-Trakt
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