Pädagogische Psychologie (Subject) / Erziehungsziele – Erziehungsstile – Spielräume für Veränderungen (Lesson)
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- Erziehung Definition Soziale Interaktion eines Erwachsenen, der zielgerichtet und planvoll versucht, bei einem Kind erwünschtes Verhalten zu verstärken, zu entfalten und negative zu verhindern (Preiser)
- Erziehungsziele vs Erziehungsideale Erziehungsziele = prinzipiell erreichbare Zustände Erziehungsideale = anzustrebende Zustände, die realistischerweise nicht vollständig erreicht werden können Ziele werden zur Begründung von Maßnahmen im Rahmen der politischen Steuerung des Bildungssystems herangezogen werden
- Erziehungsziele von Eltern vs Lehrern Hofer 1986: Sichtung von 21 deutsch- und englischsprachigen Untersuchungen über Beschreibungen von Zielpräferenzen von Lehrern Eltern: Individualität, soziale Kompetenz, Konformität; Lehrende: Selbstständigkeit, soziale Kompetenz, Leistungsmotiviertheit bei schulrelevanten Zielen Übereinstimmung von .77 bis .93 zwischen Grundschule und weiterführender Schule verschieben sich Prioritäten von sozialen Kompetenzen zu kompetenzbezogenen Zielen Diskussion: - geteilte Werte oder Stereotype? -> ungeklärte Streuungen, abhänig von SItuation und Perspektive -> sozial erwünschte Antworten?
- Unterrichtsziele Funktion: - liefern Grundlage für Unterrichtsplanung, von der Auswahl von Medien und Mitteln abhängt - handlungsleitende Funktion für Lehrende: Ziel erreicht? Unterrichtseinheit erfolgreich? - Strukturierung des Unerrichts für SuS - Ziele als Ideale
- Taxonomien - um praxisrelevant zu sein, müssen Ziele so formuliert sein, dass ihr Erreichen/Verfehlen beobachtbar ist -> Operationalisierung - Taxonomien sollen allgemein anwendbar sein -> fächerübergreifend - Taxonomie = hierarchisch, von einfachen zu komplexen Zielen; Erreichung der einfachen notwendig für Fortschreiten zu komplexeren (Wissen -> Verstehen -> Anwendung -> Analyse -> Synthese -> Evaluation) - Analyse von Curricula und Prüfungsaufgaben: Wissen in Form von Wiedererkennen und Abrufen, aber komplexere Ziele sollten dominieren ->Bildungsreformen aber: aufwändigerer Entwurf von Prüfungsaufgaben und geringerer Konsens bei der Bewertung
- Pro/contra Zieltaxonomien + nützliches Instrument für Unterrichtsplanung: Lehrende befassen sich oft hauptsächlich mit Inhalt der Unterrichtseinheit, nicht so sehr mit Kompetenzen und Verhaltensweisen, die SuS dadurch erhalten sollen + Verhaltens - Inhalts- Matrix - guter Unterricht braucht keine expliziten Ziele, sehr hoher Zeitaufwand (aber: guter Unterricht kann noch verbessert werden) - Freiraum der SuS wird eingeengt - Tendenz nur für Test zu lernen steigt
- Wissensarten - Faktenwissen - Konzeptuelles Wissen: Beziehungen zwischen Sachverhalten, Theorien, Prinzipien... - Prozedurales Wissen: know-how: Fertigkeiten, Techniken, Algorithmen - Metakognitives Wissen: Wissen über Kognitionen im Allgemeinen und Wissen über Merkmale der eigenen Kognition; Strategien, Aufgabenbezogenes Wissen, selbstbezogenes Wissen
- Einfluss der Familie auf Entwicklung der Kinder durch... ...Familienstruktur ...Persönlichkeit der Familienmitglieder ...Erziehungsstil
- Erziehungswissen vs. Erziehungspraktiken Erziehungswissen: alltagspsychologisch fundierte Einstellungen, Ziele und instrumentelle Überzeugungen zur Erziehung Erziehungspraktiken: spezifische kindbezogene Verhaltensweisen, die Eltern in erziehungsthematischen Situationen äußern -> Erziehungsstile sind interindividuell variable, aber intraindividuell vergleichsweise stabile Tendenzen von Eltern, bestimmte Erziehungspraktiken zu manifestieren (Krohne & Hock 1994)
- Dimensionen der Erziehung nach Baumrind (60er) Autonomie vs Kontrolle: Förderung bzw. Hemmung der kindlichen Selbstverwirklichung, Ermutigung zur Selbstständigkeit vs In-Abhängigkeit-halten Zuwenung vs Zurückweisung: Wärme, Responsivität vs Abwertung und Zurückweisung permissiv: schlechtere Schulleistung, übernehmen selten Verantwortung autoritativ: assoziiert mit hohen intellektuellen und sozialen Kompetenzen, selbständig autoritär: neigen zum sozialen Rückzug, Mangel an soz. Komp., schlechtes Selbstwertgefühl indifferent: häufig schlechtere Bindung und Beziehung zu Gleichaltrigen, impulsiv & aggressiv, Schulleistung deutlich schlechter als andere Gruppen Problem induktiver Strategien: · Es wird kein Versuch gemacht Aussagen über die Strukturierung des Erziehungsverhaltens und dessen Wirkung auf das Kind im Rahmen einer einheitlichen Theorie zu begründen · Interpretationen gefundener Zusammenhänge beziehen sich eklektisch auf unterschiedliche (teilweise kaum zueinander kompatible) Rahmenvorstellungen · Konsequenz: die empirischen Ergebnisse besitzen kaum Folgen für die Konzeptualisierung der Erziehung und ihrer Effekte
- Zweiprozess-Modell elterlicher Erziehung (Krohne & Hock 1996) - Basis: sozial-kognitive Lerntheorien (Bandura, Mischel) - Teilbereichsmodell: Analyse der Auswirkung des Erziehungsverhaltens auf Ängstlichkeit, Bewältigungsstrategien & Kompetenzen -> genauere Analyse möglich als in globalem Modell - Annahmen fußen auf Forschungsergebnissen zu Bestrafungseffekten, Angst und Angstbewältigung Grundannahmen (Ängstlichkeit) - Längerfristige Konfrontation mit Umweltmerkmalen, die auch kurzfristig Angst auslösen - Bedrohlichkeit (Anwesenheit von Gefahrensignalen) - Mehrdeutigkeit der Situation (Unsicherheit über Entwicklung) - Fehlen von Kontrollmöglichkeiten (eigene Bewältigungskompetenzen werden gering eingestuft) - führt bei Kind zu relativ stabilen Erwartungen und Kompetenzdefiziten, die zu Ängstlichkeit führen Erwartungen: Kompetenz vs Konsequenz (bei Ängstlichen: verstärkte Erwartung aversiver Ereignisse & Unsicherheit darüber, wann sie eintreten -> erschwert Aufbau protektiver VHW; geringe Kompetenzerwartung -> Verhaltensdefizite, da problemlösendes Verhalten gar nicht erst initiiert oder zu früh abgebrochen wird, geringe Problemlösekompetenz Strukturierung von Erziehungs-VH: durchführungsorientiert (manifestieren sich während Bearbeitung eines Problems oder Bewältigung aversiver Episode -> Aufbau von Kompetenzerwartungen und Kompetenzen) vs ergebnisorientiert (bewerten vorliegendes Verhalten oder Verhaltensresultat -> Aufbau von Konsequenzerwartungen) durchführungsorientierte Praktiken vor allem bei explorierendem VH, Vorbereitungsverhalten, Bewältigungsverhalten ergebnisorientierte Praktiken: Lob/Tadel (Häufigkeit, Intensität, Inkonsistenz) Begünstigung der Entwicklung von Ängstlichkeit durch: hohe Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten, wenig Unterstützung, viel Tadel, intensive Strafen (Bedrohlichkeit), Inkonsistente Rückmeldungen Leistungsvariablen besonders gut durch elterliche Unterstützung bzw Einschränkung vorhersagbar
- Diagnostik des Erziehungsverhaltens Familiendiagnostisches Testsystem FDTS (Schneewind et al 1985) - familiäre Beziehungsaspekte (Eltern-Kind, Paarbeziehung..) werden aus Sicht der Familienmitglieder bestimmt; besonders differenziert: Eltern-Kind-Ebene Erziehungsstil-Inventar ESI (Krohne & Pulsack 1995) - deutschsprachiger Fragebogen zur Erfassung der elterlichen Erziehung aus Sicht des Kindes, seperat für Mutter/Vater - beruht auf Zwei-Prozess-Modell, 6 Skalen: Lob, Tadel, Inkonsequenz, Unterstützung, Einschränkung, Strafintensität
- Bedeutsamkeit der Erziehung - früh einsetzender und lange anhaltender Umwelteinfluss - aber Harris (1995) argumentiert, EVH habe kaum längerfristige Auswirkung auf Persönlichkeit, peers wichtiger; Identifikation mit peers und Übernahme der Wertvorstellungen; Erziehungswirkungen seien auf häuslichen Kontext beschränkt und kaum auf andere Bereiche generalisierbar -> Thesen strittig, aber es werden prospektive Studien gefordert, die interaktiven Charakter der Erziehung ernst nehmen und objektive Indikatoren der Erziehung und ihre Effekte einbeziehen
- Spielräume für Veränderungen - Rahmenvorstellung 1. Nativismus (Galton): Persönlichkeitsentwicklung weitestgehend genetisch determiniert; begrenzte und zeitlich befristete Effekte durch Umwelt, außer bei Umweltfaktoren, die weit außerhalb der Norm liegen 2. Empirismus (Watson): Trennung zwischen körperlicher und psychosozialer Entwicklung; Persönlichkeitsentwicklung weitgehend von Erfahrungen abhängig, besondere Bedeutung der sozialen Umwelt 3. Kodetermination: Umwelteinflüsse beeinflussen die Persönlichkeitsentwicklung innerhalb eines genetisch determinierten Variationsspielraums - Haupteffektmodell: additive Effekte; günstige und ungünstige Faktoren betreffen alle auf dieselbe Art und Weise - Interaktionsmodelle: Genetische und Umweltfaktoren beeinflussen Merkmale, aber auch Interaktion zwischen Gen und Umwelt; Caspi et al (2002): Untersuchung Anti-Soziales Verhalten bei Männern 26 Jahre; Einflussfaktoren MAOA-Genaktivität (niedrig = aggressiv, Tierversuche), erfahrene Kindesmisshandlung; -> Haupteffekt für MAOA, Interaktionseffekt für MAOA + Misshandlung -> gemeinsames Auftreten von gen. Risiken und Umweltfaktoren entscheidend für antisoziales Verhalten; an sich genetische Faktoren nur geringes Risiko, erhöhen aber Vulnerabilität 4. Dynamische Interaktion: reziproke Wirkrelation zwischen Person, Umwelt und Verhalten -> Person hat auch Einfluss auf Merkmale der Umwelt durch Auswahl; Sameroff et al (1993): Mutter-Kind-Paare im Abstand von 9 Jahren; IQ mit .53 relativ stabil, .31 moderater Beitrag des frühen Umweltrisikos zur späteren Intelligenz; wesentlich wäre Aufklärung des substanziellen Zsh .61 zwischen frühem Risiko und Intelligenz -> frühere Erhebung, Einbezug weiterer Variablen (genetische Ausstattung der Eltern); umfassendes Modell langfristiger Wechselwirkungen zwischen Person und Umwelt, Offenheit für Einflusspfade, nur Teilaspekte dynamischer Interaktion prüfbar
- Befunde zur Verhaltensgenetik - Grundlagen Verhaltensgenetik wendet Methoden und Ergebnisse der Genetik auf Erforschung von Verhalten an Molekulare Verhaltensgenetik identifiziert Gene, die Erbeinflüssen zugrunde liegen Quantitative Verhaltensgenetik: Abschätzung der relativen Bedeutung von Anlage- und Umweltfaktoren für interindividuelle Differenzen; Phänotypische Varianz = Gen. V. + Umwelt V. + Fehler V. Heritabilität: relativer Anteil von Anlageeinfluss an interindividuellen Unterschieden in einem phänotypischen Merkmal; Genotypische Varianz/phänotypische Varianz = h²
- Untersuchungsansätze Heritabilität 1. Zwillingsstudien - getrennt aufgewachsene EZ: EZ, die früh von ihren leiblichen Eltern getrennt wurden und getrennt aufgewachsen sind -> ermöglicht "direkte" Schätzung der Heritabilität eines Merkmals, z.B .74 für Intelligenz; aber: man bräuchte gänzlich getrennte Umwelten (pränatale Einflüsse); Adoptivfamilien nicht zufällig, meist obere Mittelschicht -> .74 als Obergrenze 2. Adoptionsstudien: Kinder, die früh von leiblichen Eltern getrennt wurden und bei Adoptivfamilien aufgewachsen sind; Korrelationen zwischen Kind und leiblichen/Adoptiveltern werden untersucht; Intelligenz .20 (Horn); aber: Umweltvarianz der Adoptivfamilie dürfte geringer sein als Populationsvarianz -> Überschätzung genetischer Faktoren, siehe Zwillingsstudien
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- Umwelt- und Alterseffekte Intelligenz - Bedeutung der genetischen Faktoren nimmt mit dem Alter zu - auch Umweltfaktoren wichtig, besonders der der nicht-geteilten Umwelt - Schätzungen des Beitrags genetischer Faktoren zu interindividuellen Unterschieden -> Aussagen auf individuelle Ebene nicht übertragbar - Korrelativer Ansatz: erlaubt keine Aussagen über Veränderbarkeit von Merkmalen durch Umwelteinflüsse (Interventionen) - Beitrag genetischer Faktoren ist umweltabhängig: in homogenen Umwelten ist genetischer Einfluss größer Zusammenwirken Genom-Umwelt: Genom-Umwelt-Interaktion (Synergieeffekte zwischen genetischen und Umweltfaktoren) Genom-Umwelt-Kovariation ( Genome verteilen sich nicht zufällig, sondern finden sich gehäuft in bestimmten Umwelten): passiv (Elternmerkmale: Eltern schaffen für sich und damit für ihre Kinder anregende Umwelt), reaktiv (Reaktionen der Eltern auf Kind: Reaktion auf wahrgenommene Entwicklungspotentiale) aktiv (Verhalten des Kindes: intelligente Kinder suchen sich stimulierende Umwelt) passive Form wird im Laufe des Lebens abnehmen, reaktive wird sich eher auf Peers verlagern und zusammen mit aktiver Form zunehmen; wenn Effekte sich als deutlich erweisen, sind Haupteffektmodelle unsinnig -> interessant ist gerade die Interaktion der Effekte