Entscheidungstheorie (Subject) / Kapitel I: Worum es geht (Lesson)

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Worum es geht

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  • zwei Teildisziplinen Entscheidungstheorie umfasst zwei Teildisziplinen deskriptive ET: beschreibt und erklärt tatsächliches menschliches Entscheidungsverhalten präskriptive ET: unterstützt Menschen bei komplizierten Entscheidungen (englische Bezeichnung: Decision Analysis) im Rahmen dieser Veranstaltung wird (fast) nur präskriptive ET behandelt
  • Entscheidungen Menschen haben Schwierigkeiten mit neuartigen, komplexen Entscheidungen Was macht Entschiedungen komplex? - Unsicherheit - Mehrere Ziele - Zu wenige oder zu viele Alternativen Erwartungen und Ziele des Menschen sind häufig unklar, unbewusst und widersprüchlich Informationen werden nicht konsistent verarbeitet
  • Definition ET ET liefert ein Instrumentarium, das Menschen bei solchen komplexen Entscheidungen unterstützt dabei handelt es sich um formalisierte Regeln und Prozeduren diese Erhöhen die Transparenz von Entscheidungen folglich wird ET von Keeney definiert als „formalization of common sense for decision problems which are too complex for informal use of common sense“ (Keeney 1982)
  • Rationalität Abgrenzung von Rationalität ist schwierig: keine objektive, beweisbare Eigenschaft  es gibt kein rational oder irrational, nur ein mehr oder weniger rational Rational bedeutet nicht erfolgreich:   Rationalität erhöht den durchschnittlichen Erfolg aber: dies ist nicht allgemein beweisbar Definition Rationalität: Anforderungen an Entscheidungen stellen, die den meisten Menschen vernünftig erscheinen, insb.: 1. Prozedurale Rationalität 2. Konsistenz der Entscheidungsgrundlagen
  • Prozedurale Rationalität Prozedur, die zur Entscheidung führt, kann mehr oder weniger rational sein Wichtige Fragen dabei:     Löst man das richtige Problem? Ist der Informationsaufwand angemessen? Beruhen die Erwartungen über die Zukunft auf objektiven Daten? Ist man sich über die eigenen Ziele (Präferenzen) im Klaren?
  • Konsistenz der Entscheidungsgrundlagen Prämissen von Entscheidungen dürfen sich nicht widersprechen wichtige Rationalitätspostulate: Beachtung der Grundsätze der Stochastik Zukunftsorientierung (keine Projektfortsetzung nur wegen bereits hoher getätigter Kosten "sunk costs") Transitivität (Wenn Entscheider a gegenüber b vorzieht und b gegenüber c, so sollte er auch a gegenüber c vorziehen.) Invarianz von der Darstellung der Entscheidung (Impfen: 99,5% überleben → Eltern impfen, 0,5% sterben → ?) Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen (Ob Entscheider a gegenüber b vorzieht, sollte nicht davon abhängen, ob eine dritte Alternative c existiert.) ⇒ Diese Anforderungen wirken banal, in der Praxis wird aber meistens dagegen verstoßen
  • Dekomposition der Entscheidung grundlegende Annahme der ET: komplexe Probleme lassen sich besser lösen, wenn man sie in einzelne Komponenten zerlegt Zerlegung des Problems in vier Komponenten (Dekomposition), nämlich   1) Alternativen 2) Ziele / Präferenzen 3) Umwelteinflüsse 4) Konsequenzen dient der Reduktion der Komplexität in der Praxis hat häufig schon die Dekomposition einen hohen Nutzen für die Entscheider die vier Komponenten werden getrennt modelliert durch Zusammenfassung der Teilmodelle erhält man ein Gesamtmodell der Entscheidung
  • Subjektivität Erwartungen und Ziele sind grundsätzlich subjektiv ET enthält keine Vorschriften über die Inhalte von Zielen und Erwartungen Folge: unterschiedliche Entscheider können zu verschiedenen rationalen Entscheidungen kommen Ermittlung der eigenen Ziele kann extrem schwierig sein wichtige Problembereiche:   häufig sind lange Zeiträume betroffen abwägen von kurz- und langfristigen Zielen
  • unvollständiges Wissen wir müssen Existenz von Unsicherheit anerkennen daher müssen optimale Entscheidungen auf ihre Stabilität hin untersucht werden ET bietet hierfür Instrumente an außerdem reichen oft unvollständige Informationen über Wahrscheinlichkeiten oder Ziele aus, um eine optimale Alternative zu identifizieren man spricht in diesem Zusammenhang von Dominanz einer Alternative
  • Dominanzkonzepte Absolute Dominanz unter Sicherheit: Eine Alternative dominiert eine andere absolut, wenn sie in keinem Attribut schlechter ist als jene, aber in mind. einem Attribut besser.   Zustandsdominanz: Eine Alternative a dominiert eine Alternative b bzgl. gegebener Zustände, wenn die Konsequenzen von a bei jedem Zustand mind. gleich und bei mind. einem Zustand besser als die von b sind. Absolute Dominanz unter Unsicherheit: Bei absoluter Dominanz ist die schlechtestmögliche Ausprägung der dominierenden Alternative besser als die bestmögliche Ausprägung der dominierten Alternative
  • Grundprinzipien der ET Prozedurale Rationalität Konsistenz (Rationalitätspostulate) Dekomposition Subjektivität Unvollständiges Wissen / Dominanzkonzepte ⇒ Rationalität: Oberstes Prinzip
  • Praxisrelevanz ET ist hochgradig praxisrelevant  Wichtige Entscheidungen von Politikern, Richtern, Managern etc. werden häufig intuitiv, ohne systematische Analyse getroffen  Unterstützung von alltäglichen Entscheidungen z. B. in Stiftung Warentest, Focus Money, Auto Bild, Guter Rat Unterstützung von unternehmerischen Entscheidungen