Medizinische Psychologie (Subject) / Psychotherapeutische Verfahren (Lesson)

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Psychotherapeutische Verfahren

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  • Psychodynamisch orientierte Psychotherapien Psychodynamische Modelle gehen davon aus, dass Beziehungsmuster aus der Kindheit die Art und Weise prägen, wie Menschen spätere Beziehungen gestalten (Objektbeziehungstheorie), und die Ursache psychischer Erkrankungen in unbewussten, verdrängten Konflikten aus der Vergangenheit liegt. Zentraler Bestandteil psychodynamisch orientierter Therapien ist die Therapeut-Patient-Interaktion, die dem Patienten ermöglicht, diese Konflikte erneut zu durchleben und zu bearbeiten.
  • Klassische Psychoanalyse nach Freud Ziel: Aufdeckung unbewusster Konflikte, PersönlichkeitsveränderungDauer: 2-3× pro Woche über mehrere JahreSitzposition: Der Patient liegt auf der Couch, der Therapeut sitzt hinter dem Patienten und hat keinen Blickkontakt zu ihm
  • Techniken der Psychoanalyse Freies Assoziieren als psychoanalytische Grundregel Der Patient soll alles, was ihm gerade in den Sinn kommt, aussprechen. Dadurch soll ein Zugang zum verdrängten Unbewussten geschaffen werden.
  • Techniken der Psychoanalyse Traumdeutung In der Traumdeutung sieht Freud den idealen Weg zum Unbewussten und zu unterdrückten Wünschen und Trieben.
  • Techniken der Psychoanalyse Deutung des Widerstands Der Patient reagiert auf das Erkennen unbewusster Konflikte häufig mit Widerstand. Aufgabe des Therapeuten ist es, diesen Widerstand zu erkennen und den Ursprung auszumachen.
  • Techniken der Psychoanalyse Deutung von Übertragung und Gegenübertragung Der Patient geht, geprägt durch (Beziehungs‑)Erfahrungen aus der Vergangenheit, mit bestimmten Erwartungen und Gefühlen in die Beziehung zu seinem Therapeuten und überträgt diese unbewusst auf die neue Beziehung. Als Antwort auf dieses Übertragungsphänomen projiziert auch der Therapeut seine Gefühle auf den Patienten (Gegenübertragung). Dadurch können frühere Beziehungen, Gefühle und Konflikte wiederholt und gedeutet werden und der Patient kann neue Beziehungserfahrungen machen.
  • Techniken der Psychoanalyse Förderung von Regression Unter Regression versteht man das Zurückverfallen in frühere Entwicklungsstadien (z.B. kindliches Verhalten, Ablehnung von Verantwortlichkeit, Weinerlichkeit). Die Förderung von Regression dient der Erkennung und Bearbeitung frühkindlicher Konflikte.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie Weiterentwicklung der klassischen Psychoanalyse nach Freud Ziel: Fokussierung auf zentrale Konflikte und deren Lösung Dauer: 1× pro Woche über 1–1,5 Jahre Sitzposition: Patient und Therapeut sitzen sich gegenüber Techniken: Verwendung der Techniken der klassischen Psychoanalyse
  • „Projektiver Test“ Die sog. projektive Tests beruhen auf tiefenpsychologischen Verfahren. Hierbei werden dem Patienten mehrdeutige Bilder (bspw. ein Farbklecks) gezeigt, die er beschreiben soll. Die Grundannahme bei diesen Tests ist, dass viele Emotionen und Bedürfnisse sich nur unbewusst und indirekt äußern. Projektive Tests sollen diese unbewussten Prozesse aufdecken und so eine Überwindung dieser Abwehrmchanismen ermöglichen. Bekannte Beispiele für projektive Tests sind der thematische Apperzeptionstest (Bildtafeln, die Menschen in alltäglichen Situationen zeigen) und der Rorschach-Test (Bildtafeln mit Tintenklecksen).
  • Verhaltenstherapie und kognitive Verhaltensmodifikation Als verhaltenstherapeutische (kognitiv-behaviorale) Verfahren werden alle Formen der Psychotherapie bezeichnet, die die kognitiven Fähigkeiten des Patienten nutzen, um erlernte Verhaltensweisen, die zu einer Störung geführt haben, zu verändern. Grundannahme der Verhaltenstherapie ist dementsprechend, dass 'ungesundes' Verhalten genauso wie 'gesundes' Verhalten auf lerntheoretischen Regeln basiert und erlernt, aber auch wieder verlernt werden kann.
  • Problem- und Verhaltensanalyse SORKC-Modells Zum verhaltenstherapeutischen Vorgehen gehört zunächst das Erstellen einer individuellen Verhaltensanalyse (z.B. mit Hilfe des SORKC-Modells), die entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist. SORKC-Modell nach Kanfer S = Stimulus: Äußere oder innere Reizsituation, Bedingung für das ausgelöste Verhalten Leitfrage: In welcher Situation tritt das Verhalten auf?O = Organismus: Individuelle Ausgangsbedingungen, Persönlichkeitsstrukturen und Charakteristika der Person bezüglich der Reaktion auf einen Stimulus                               Leitfrage: Was ist die Person für ein Persönlichkeitstyp?R = Reaktion: Problemverhalten                                                                                           Leitfrage: Wie ist die Reaktion auf motorischer, emotionaler, kognitiver und physiologischer Ebene?K = Kontingenz: Häufigkeit, mit der auf eine Reaktion oder ein Verhalten eine Konsequenz folgt                                                                                                                                     Leitfrage: Hat die gleiche Reaktion stets die gleiche Konsequenz zur Folge? Ist der zeitliche Abstand immer gleich?C = Konsequenz: Verstärkung oder Bestrafung als Folge der Reaktion                                       Leitfrage: Was folgt der Reaktion? Dabei sind sowohl die unmittelbaren Konsequenzen im Sinne der operanten Konditionierung als auch die langfristigen gemeint.
  • Konfrontationsverfahren (Expositionstraining) Indikation: Vor allem bei Angst- und ZwangsstörungenGrundlage: Es wird angenommen, dass eine erlernte Dysfunktion durch die Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz auch wieder verlernt werden kann.Prinzip: Der Patient wird mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert, um eine Löschung bzw. Gegenkonditionierung des erlernten dysfunktionalen Verhaltens zu bewirken oder eine Habituation (Gewöhnung) zu erreichen.
  • Exposition in sensu vs in vivo Nachbildung von angstauslösenden Situationen; der Angststimulus liegt in der gedanklichen Vorstellung des Patienten. Exposition in vivo: Tatsächliche Konfrontation
  • Flooding (= Reizüberflutung) Beim Flooding wird der Patient mit dem angstauslösenden Reiz "überflutet", indem er (nach ausführlicher Vorbereitung) der Situation nicht schrittweise, sondern direkt in vollem Ausmaß ausgesetzt wird.
  • Implosion Konfrontation in höchster Stufe in der gedanklichen Vorstellung des Patienten (in sensu), dabei kann in der Vorstellung die Intensität ins Unrealistische gesteigert werden
  • Graduierte Konfrontation Im Gegensatz zum Flooding wird der Patient schrittweise an die angstauslösende Situation herangeführt. Dabei wird eine Reizhierarchie aufgestellt und der Patient zunächst mit Objekten/Situationen konfrontiert, die er in begrenztem Maße mit der Phobie assoziiert. Dadurch kann eine systematische Desensibilisierung erreicht werden.
  • Kognitive Verfahren Bei kognitiven Verfahren liegt der Schwerpunkt nicht auf einer alleinigen Verhaltensmodulation. Das Ziel ist, dem Patienten die Existenz automatisierter Gedanken, ihre Verzerrungen und ihre Auswirkungen auf das Verhalten bewusst zu machen. Indikation: Diverse psychische Störungen, insb. Panikattacken, Depressionen und PhobienPrinzip: Durch die Analyse und den Austausch mit dem Therapeuten soll ein Verständnis der Krankheitszusammenhänge erreicht und dysfunktionale Kognitionen aufgedeckt werden. Diese können durch "Umdenken" aus der subjektiven Sicht des Patienten modifiziert werden. Technik: Nach Analyse potentiell negativer Denkschemata (z.B.: "Ich bin immer schuld") wird schrittweise versucht, eine Veränderung der Denkschemata zu erreichen (z.B.: "Nein, das letzte Mal war ich schuld, dieses Mal liegt es nicht an mir!").
  • Dysfunktionale Kognitionen (kognitive Verzerrungen) Sich selbst verstärkende Denkfehler und irrationale Beurteilungen von Situationen und Erfahrungen, die sich negativ auf die Psyche auswirken: Übergeneralisierung, Katastrophisierung Dichotomes Denken ("Schwarz-Weiß-Sehen") Willkürliche Schlussfolgerungen
  • Kognitive Triade nach Aaron T. Beck Die Gedankeninhalte sind gegenüber dem Selbst, der (Um‑)Welt und der Zukunft negativ ausgerichtet "Ich bin nichts wert, alle finden mich schrecklich und in der Zukunft wird alles noch schlimmer." (Zitat nach Aaron T. Beck)
  • Sokratischer Dialog Im Rahmen des sokratischen Dialogs stellt der Therapeut dem Patienten Fragen, die ihn realisieren lassen, dass es auch andere, realistischere Möglichkeiten gibt, eine Situation gedanklich zu bewerten.
  • Stimuluskontrolle Der Begriff Stimuluskontrolle beschreibt eine verhaltenstherapeutische Technik, bei der durch geplantes Vermeiden und Verändern von Reizbedingungen die Konfrontation mit dem Stimulus reduziert wird
  • Aversionstherapie Ein bestimmter angenehmer Reiz (z.B. suchtauslösende Substanz) wird mit einem negativen Reiz (z.B. Elektroschocks) gekoppelt, sodass nach wiederholter gemeinsamer Anwendung bereits der angenehme Reiz zu der unangenehmen Wirkung führt und dadurch der ehemals angenehme Reiz gemieden wird.
  • Time-Out-Verfahren Das Time-Out-Verfahren wird bei Kindern und Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens und ADHS angewandt (was aber umstritten ist!). Bei nicht zu unterbrechenden aggressiven Unruhezuständen wird das Kind dabei in einem reizarmen Raum (Time-Out-Raum) für einige Zeit isoliert. Dabei werden zwei Prinzipien genutzt: Die reizarme Umgebung soll den Unruhezustand reduzieren. Das Isolieren als Konsequenz bei unerwünschtem Verhalten kann einen Lerneffekt im Sinne der operanten Konditionierung bewirken.
  • Paradoxe Intervention nach Frankl Die paradoxe Intervention ist eine Methode aus der Psychotherapie, bei der das als problematisch betrachtete Verhalten bewusst gefördert wird. Insbesondere in zweipolaren Kommunikationsbeziehungen (z.B. Paare, Vorgesetzter-Angestellter) kann eine solche Intervention ein Abhängigkeitsproblem aufzeigen und ggf. auflösen. Auch bei Einschlafstörungen wird die Therapie erfolgreich eingesetzt
  • Operante Verstärkungsprogramme Verstärker im Sinne der operanten Konditionierung werden im Rahmen von verhaltenstherapeutischen Verfahren regelmäßig eingesetztSpezielle operante Verstärkungsprogramme, sogenannte Token-Programme werden vor allem in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eingesetzt Belohnung bei Ausführen des erwünschten Verhaltens durch einen Token
  • Modelllernprogramme Menschen erlernen Verhaltensweisen, indem sie diese an anderen Menschen beobachten Der Patient erlernt durch Beobachten des Verhaltens seines Therapeuten oder anderer Patienten z.B. im Rahmen von Rollenspielen das erwünschte Verhalten
  • Selbstaktualisierungstendenz Der Mensch bewertet zu jeder Zeit seine eigenen Erfahrungen. Dabei strebt er danach, sich zu erhalten, sich ständig zu verbessern und zu verwirklichen. Eine mangelnde Selbstaktualisierung kann psychische Probleme nach sich ziehen.
  • Reframing Umdeuten eines Ereignisses, in dem man es aus einem anderen Blickwinkel heraus betrachtet. Durch diese neue Sichtweise kann ein anderer Zugangsweg zu dem Ereignis geschaffen werden und es eröffnen sich mitunter neue Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten.